Review: Split Fiction
Bereits mit A Way Out zeigten die Hazelight Studios, dass sie ganz gut verstanden hatten, wie Koop-Spiele funktionieren können. Mit It Takes Two legten sie noch einmal ordentlich nach und holten auch Spieler*innen an die Geräte, die sonst wenig mit Videospielen anfangen konnten, die Thematik des Spiels, die kreativen Ideen und vor allem das zugängliche und lustige Gameplay halfen da ordentlich nach. Mit Split Fiction wird nun der eingeschlagene Weg konsequent fortgesetzt, der Koop-Gedanke steht wieder ganz oben, nur die Themen haben sich geändert. Besteht Split Fiction den Kurl-Family-Check? In drei Minuten Lebens- und Lesezeit wisst ihr mehr.
Zoe und Mio, die beiden Protagonistinnen, sind Kreative, die sich zu einem Termin bei Rader, einem eher zwielichtigen Konzern, treffen, da dort eine neue Technologie getestet werden soll. Jedoch geht gleich in den ersten Minuten einiges schief und so landen die beiden in einer digitalen Welt, die aus ihren eigenen ausgedachten Storys zusammengewürfelt wurde. Mio steht dabei total auf Science Fiction und Zoe bevorzugt Fantasy, einige in der Redaktion würden das sogar knallhart als Elfi-Belfi bezeichnen, buuuh!
Da die beiden durch einen Fehler in der neuen Technologie in der Misere gelandet sind, im Spiel wird der einfach „der Glitch“ genannt, sind sie nun von Abschnitt zu Abschnitt auf der Jagd nach diesem Portal, in der Hoffnung so nun wieder aus ihren Fantasien in die reale Welt zurückzukehren.
Die Level sind dabei wunderschöne und sehr dynamische Science Fiction und Fantasywelten, in denen vom großen industriellen Megagebäude, über die mittelalterliche Stadt, den schwebenden Zukunftshighway oder die Wüstenwelt alles dabei ist, was man aus beiden Genres kennt. Dabei wechseln sich die Themen immer wieder mal ab, sodass partout keine Langeweile aufkommt.
Gameplay-technisch bedient sich Hazelight schamlos aber sehr gekonnt bei allem was Rang und Namen ab. Jump ‚N‘ Run Abschnitte, Bullet-Hell-Spielen, Actionkämpfe, Flug- und Reitpassagen auf einer Vielzahl an Geviech und Gerät (Sandwurm, Drache, Fluganzug,…) wechseln sich ab mit kleinen Rätseln oder packenden Bosskämpfen. Dabei ist das Zusammenspiel der beiden immer wichtig, da diese über verschiedene Fähigkeiten verfügen und die Level zu 100 % Kooperation verlangen. Da gilt es schon mal mit einer Energiepeitsche eine Metallkugel aufzufangen, die die Kollegin zuvor geworfen hat, um damit den Weg freizuräumen. Selbst die Gravitation bleibt nicht unberührt, muss man dich Mario Kart artig an Wänden herumlaufen um gewisse Abschnitte zu erreichen. Einzelne Genres wiederholen sich zwar im Spiel, die Art wie Koop eingesetzt wird, ist jedoch immer anders und immer sehr originell.
Innerhalb der acht Kapitel, die immer einer gewissen Story folgen, treffen Mio und Zoe auch auf sogenannt Nebenstränge, die man aber nicht machen muss. Einer dieser Nebenstränge ist etwa das Level aus dem Trailer, in dem die beiden als Schweine durchs Level rannten. Auch in anderen Nebensträngen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, ein anderes Mal müssen die beiden in einer Spielshow aus der Zukunft gegen eine böse KI antreten, wobei sich die beiden Bomben zuwerfen und dabei teils knackige Parcours bewältigen müssen.
Im Spiel selbst kommt natürlich mit der Zeit auch einiges über das Privatleben und deren Motivation ihre Welten so zu gestalten, wie sie eben sind. Nicht immer nur fröhlich und kunterbunt, da geht es auch schon mal um Verlust und andere Traumata aus der Kindheit. Wobei das ganze aber immer noch recht erträglich bleibt und nie allzu sehr in die Tiefe geht.
Das Spiel hat eine USK 12 Freigabe, wobei ich mit dem 13- wie auch kurz dem 9-jährigen Sohn gespielt habe. Es wird ab und an ein wenig geflucht, aber nichts, was man in Wien nicht eh an jeder Ecke hört. Gewaltdarstellung ist vorhanden, aber comichaft und auf keinen Fall überzogen. Woran jüngere Spieler eher kiefeln werden, ist wohl der Schwierigkeitsgrad, da manche Passagen für ungeübte Spieler*innen doch recht knackig sein können.
Grafisch ist Split Fiction recht schön, aber vor allem zweckmäßig. Auf der PS5 Pro lief alles immer sehr flüssig, was bei einem flotten Spiel wie diesem ein absolutes Muss ist. Musik, Sprachausgabe und Effekte machen Spaß, bieten aber Standardkost.
Vorbildlich: Wollt ihr Split Fiction mit Freund*innen spielen, geht das nicht nur per Couch-Koop, es kann auch ein gekauftes Exemplar per Friend’s Pass geteilt werden, wodurch das Spiel nur einmal gekauft werden muss. Das ist auch dringend nötig, denn das Spiel setzt zwei Spieler*innen voraus, Bots für Einzelgänger*innen gibt es nicht.
Pros and Cons
+ sehr dynamischer und kreativer Gameplay-Mix
+ Koop macht nicht nur Spaß, es geht gar nicht ohne
+ Story wird sehr nett erzählt, geht aber nicht sehr tief
+ Friend‘s Pass zum Teilen des Spiels ist sehr toll
– kein Bot verfügbar, falls man alleine ist
Fazit
Wertung - 8
8
Habe ich It Takes Two noch verschmäht, konnte ich den Test von Split Fiction dank Drängens meiner Jungs nicht mehr ablehnen, wobei mich die Trailer zuerst nicht überzeugten. Wie falsch konnte ich nur liegen. Das Spiel bietet hochdynamische Koop-Action, bei der Koop nicht nur auf der Packungsrückseite steht, sondern Programm ist. Die Level sind superkreativ gestaltet, abwechslungsreich und motivieren stets einen weitern Abschnitt zu probieren. Nach 15h ist man zwar durch, wobei ein zweiter Durchlauf mit der anderen Dame durchaus auch Spaß macht, da sich die Wege doch ziemlich unterscheiden. Mögt ihr schnelle Action, Koop und einen kreativen Genre-Mix, dann schlagt ruhig zu.
Entwickler: Hazelight Studios
System: PS5, Xbox Series X/S, PC
getestet auf: PlayStation 5 Pro
Erscheint: bereits erschienen
Preis: ca. 40 Euro