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Review-Special: Vision

Mit den Arbeiten an den Comic-Serien zu Batman und Mister Miracle (beide Teil der DC Rebirth-Initiative) ist Tom King im Comic-Olymp angekommen. Dies war jedoch nicht immer so, sah es doch gerade zu Beginn seiner Comic-Karriere gar nicht danach aus. King arbeitete zwar bereits in frühen Jahren sowohl für Marvel als auch DC, konnte dort aber nicht aus der Masse an Autoren herausstechen. Der Terroranschlag am 11. September 2001 in New York veränderte schließlich sein Leben. Nach diesem Ereignis sah er sich berufen, seinem Land zu dienen und legte folglich seine Comic-Karriere auf Eis. So wurde aus dem aktuellen Batman-Autoren zunächst ein Mitglied der CIA.

Sieben Jahre später quittierte er aber wegen der Geburt seines ersten Kindes den Dienst. So widmete er sich wieder vermehrt der Comic-Branche und zeichnete sich (zusammen mit Tim Seeley) verantwortlich für Grayson, einen Comic-Run über den titelgebenden Dick Grayson alias Nightwing. Zusätzlich verarbeitete Tom King seine Erlebnisse bei der CIA in seinem viel beachteten Werk Sheriff of Babylon, das er zusammen mit dem Künstler Mitch Gerads umsetzte und im DC-Imprint-Verlag Vertigo veröffentlichte.

Für Marvel hatte er jedoch auch einen Story-Pitch parat: Ein Android, der sich nichts sehnlicher wünscht als eine eigene (Vorstadt-)Familie. Das „Haus der Ideen“ war begeistert und so erschuf King zusammen mit dem spanischen Comic-Künstler Gabriel Hernandez Walta die zwölfteilige Comic-Serie Vision.

Was bedeutet es, normal zu sein?

In Vision geht es um den aus dem Marvel Cinematic Universe bekannten androiden Avenger. Dieser fühlt sich nach seiner Trennung von Scarlet Witch einsam und allein. Er will nicht mehr ein Außenseiter sein, möchte irgendwo dazu gehören, normal sein – aber was ist schon normal?

Vision beantwortet diese Frage für sich mit einer (Vorstadt-)Familie. Eine Familie ist für ihn der Inbegriff von Normalität. Deshalb erschafft er seine Ehefrau Virginia mitsamt den Kindern Viv und Vin. Ein Hund darf für das Familienidyll natürlich auch nicht fehlen.

Zu Beginn läuft alles nach Plan für die Familie Vision. Sie lassen sich in einem amerikanischen Vorort nieder und geben ihr Bestes, um sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Sie essen sogar zu Abend und gehen, wie Menschen, nachts zu Bett – das alles, obwohl sie weder essen noch schlafen müssten. Was tut man nicht alles, um normal zu sein. Als jedoch ein Mord in der Nachbarschaft begangen wird, nehmen die Ereignisse ihren Lauf und aus der glücklichen Familiengeschichte entwickelt sich ein handfestes Drama, das die Leser bis zum Ende fesselt.

In Vision gelingt es Tom King den Charakteren nie für möglich gehaltenen Tiefgang zu verleihen. Der Leser fühlt mit den Figuren mit und kann jede einzelne Handlung dieser nachvollziehen. Hierbei unterstützen ihn auf großartige Weise die Zeichnungen von Gabriel Hernandez Walta, einen Comic-Künstler, von dem künftig noch viel zu hören sein wird – insbesondere, nachdem er vor kurzem seinen Exklusiv-Vertrag mit Marvel nicht mehr verlängert und ein eigenes Projekt angekündigt hat. In Vision ergänzen sich diese beiden Ausnahmekönner perfekt und liefern ein Drama ab, das komplett ohne Vorwissen zu anderen Marvel-Serien genossen werden kann.

Die Comic-Serie besteht aus zwölf US-Heften, die auf deutsch in zwei Sammelbänden im Panini Verlag erschienen sind.

Fazit

Vision ist kein gewöhnliches Superhelden-Epos. Es ist viel mehr! Hier wird eine kurze Geschichte erzählt, die ob ihrer Wirkung mehr Gewicht entwickeln kann als so manche Blockbuster-Events in zig Heften. Es muss nicht immer die Welt oder gar das ganze Universum gerettet werden. Manchmal genügt es, eine durchdachte Geschichte von Anfang bis Ende konsequent zu erzählen. Das wird hier gemacht. Schluss der schönen Worte: Es gibt eigentlich keine Ausreden, diese Comic-Serie nicht zu lesen – Vision ist ein Hit!

Seiten: 140 pro Band
Preis: ca. 17 € pro Band
Autor: Tom King
Zeichner: Gabriel Hernandez Walta
Verlag: Panini

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