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Review: South of Midnight

Klassische Action-Adventures wie die ersten Teile von God of War, das von Comics inspirierte Darksiders oder EA’s Dante’s Inferno waren in der Videospiel-Geschichte lange ein dominierendes Genre mit sehr ähnlichem Gameplay: Man hatte einen Helden oder eine Heldin, löste Sprung und Rätselpassagen, wurde durch Kämpfe am Vorankommen in den recht linearen Levels gehindert, baute seine Kampf- und Bewegungskünste aus – und folgte einer mal mehr mal weniger guten Story. Durch das Hervortreten moderner Genres oder Subgenres im letzten Jahrzehnt sind solche Titel heutzutage jedoch nur noch selten anzutreffen. Umso mehr erfreut es das Oldschool-Gamer-Herz, wenn mit South of Midnight nun wieder genau solch ein Spiel für Xbox und Windows erscheint, welches mit gewohnten Gameplay-Tugenden und einem unverbrauchten Setting lockt. Wir haben uns die Testversion für Xbox Series für euch angeschaut.

Tief in der Südstaaten-Folklore

Die um keinen schnippischen Spruch verlegene Hazel wird bei einem Hurrikan von ihrer Mutter getrennt und findet sich plötzlich in einer verschrobenen Realität wieder, in der mystische Figuren der Sagen der amerikanischen Südstaaten zum Leben erwacht sind. Diese sind teilweise recht hilfreich wie z.B. ein gigantischer, bunter Wels, aber zum Teil auch recht fies wie ein monströser Alligator, der schon mal eine ganze Schweine-Farm auffrisst. Und so entspinnt sich nach und nach eine atmosphärische Reise durch – vielen von uns vermutlich unbekannte – Gothic-Legenden.

Auch die Fortbewegung durch die Levels und die Kämpfe profitieren durch die Story. So hat Hazel bei ihrem Abenteuer neben den üblichen Spring-, Doppelsprung- und Kletter-Fähigkeiten auch eine Art magisches Garn auf einer Spindel, mit dem sie sich z.B. über Abgründe ziehen, Hindernisse bewegen, durch die Lüfte gleiten oder sogar Gegner einwickeln kann. Letzteres hilft vor allem in den Duellen gegen Monster-Grüppchen, die zwischen den Jump-n-Run-Passagen anstehen.

Hasel vs. das Unheil

Um der Folklore-Welt wieder Frieden zu bringen, Geheimnisse der Story aufzudecken und – vor allem – voranzukommen, muss Hazel magische Knoten und ihre dornigen Auswüchse vernichten. Diese Gewächse werden – wie es sich für ein Action-Adventure gehört – in kleinen Arenen von einer überschaubar diversen Monster-Riege bewacht. Manche der finsteren Gesellen schlagen nur wild um sich, andere spucken Geschosse, und ganz unliebsame Vertreter schützen vorübergehend ihre Fiesling-Freunde. Zum Glück lassen sich die eigenen Kampfeskünste nach und nach mit in den Levels „versteckten“ blauen Objekten namens „Flausche“ aufrüsten und die anfangs manchmal chaotischen Kämpfe werden nach und nach um eine Spur Taktik bereichert.

In späteren Kapiteln, wird man dann schon gekonnt den einen Gegner einweben, den anderen kurzzeitig auf die eigene Seite ziehen und für einen kämpfen lassen und dazwischen die anderen Zauber-Fähigkeiten mit ihren Abklingzeiten einsetzen. So unterhaltsam wie das Erkunden der Spielwelt werden diese teils konfusen Kämpfe zwar nie, aber je stärker man wird, desto schneller weicht der initiale Frust dem Spaß. Ähnliches gilt für die Boss-Fights, die nach den einzelnen Kapiteln des Spiels anstehen.

Riesen-Reptilien & melancholische Geschichten

Die Duelle mit den Kapitel-Bossen sind groß und ein wenig hektisch inszeniert, spielerisch jedoch einfach zu handeln, sobald man den Dreh raus hat. Ähnlich wie bei The Legend of Zelda haben die übergroßen Fieslinge zumeist leuchtende Schwachstellen, die man – nachdem man mehrere Angriffswellen durch Ausweichen überstanden hat – beharken muss. Keine Sorge: Falls Hazel eine Offensive der Monster einmal nicht überstehen sollte, respawnt man praktischerweise zusammen mit aufsammelbaren Energiespendern, sodass es beim nächsten Versuch eine Spur einfacher wird.

Zwischenspeicher-Punkte, sobald man einen gewissen Teil der gegnerischen Lebensleiste geleert hat, beugen überdies Frust vor. Und das ist gut, weil die Boss-Fights vor allem in späteren Abschnitten des Games nicht vollständig gepolisht wirken und ohne diese Hilfen Potential zum Ärgernis hätten. Angenehmer und stimmungsvoller gestaltet sich dafür das Erkunden der zauberhaften Südstaaten-Regionen.

Durch Wiesen, Höhlen, Wälder und Gebirge

An Abwechslung in puncto Setting wird bei South of Midnight nicht gespart. Man erkundet idyllische Wiesen, auf denen Schmetterlinge auf bunten Blumen landen, gruselige Höhlen, überschwemmte Dörfer, düstere Sümpfe und mehr. Hazel deckt dabei die tragischen Schicksale von dort ansässigen Personen in Form von Erinnerungsfetzen auf und macht sich daran, den geschundenen Seelen wieder Trost zu bringen; immer im Hinterkopf, dass sie auch noch ihre eigene verschollene Mutter wiederfinden will.

Da die Monster nur in eigenen erkennbaren Bereichen auf Hazel warten, kann man sich beim Erkunden ganz ungestresst durch die malerischen Areale bewegen, Upgrades suchen und einfach gestrickte Rätsel lösen. Besonders witzig sind dabei kurze Passagen, in denen die Spielenden die Kontrolle über die zum Leben erwachte Stoffpuppe Crouton übernehmen, die sich in kleine Gänge pressen kann, um dort Schalter umzulegen oder Geheimnisse zu finden.

Auch sehr praktisch beim Erforschen der Levels: Da man auf Druck des rechten Sticks kurzzeitig eine Lichtspur aktivieren kann, die einen den Weg zum nächsten Ziel weist, weiß man immer, in welche Richtung man gehen sollte, um Geheimnisse zu finden (nämlich in die entgegengesetzte!). Dadurch ist der Spielverlauf enorm komfortabel und man ist immer mit ausreichend Punkten zum Verbessern von Hazels Fähigkeiten versorgt. Die Steuerung der Heldin geht ebenso intuitiv und geschmeidig von der Hand – auch wenn es  während des Tests sehr vereinzelt Probleme gab, wenn Hazel einen Ankerpunkt für ihr Garn partout nicht erfassen wollte oder einen Vorsprung nicht ergriff. Die förmlich alle zwei Meter platzierten Rücksetzpunkte verzeihen aber jeden Schnitzer.

Top-Präsentation

In puncto Optik haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen. Das Design der Figuren ist grandios sowie in sich stimmig und auch die Umgebungen machen visuell große Freude. Dichte Wiesen im sanften Sonnenlicht gefallen ebenso wie atmosphärische Sümpfe, die ins blaue Licht der Nacht getaucht sind und nur von einzelnen Glühwürmchen erhellt werden. Die Levels sind dadurch nicht bloß Mittel zum Jump’n’Run-Zweck, sondern lassen einen auch die Stimmung genießen. Ein interessanter Move von Compulsion Games war die Entscheidung, das Spiel mit einem Stop-Motion-Effekt zu versehen. Durch diese leicht abgehakte Art der Animation wirkt das unverbrauchte Setting von South of Midnight noch runder und interessanter.

Personen, die das Erlebnis ohne dieses Stilmittel genießen wollen, können den Effekt in den Einstellungen für das Gameplay abstellen; die Zwischen-Sequenzen bleiben allerdings im Stop-Motion-Look. Wir empfehlen jedoch, South of Midnight so zu spielen, wie es von den Entwicklern vorgesehen ist, damit es seinen Charme vollends entfalten kann. Und charmant gestaltet sich auch die auditive Seite: Hier können sich die Spielenden auf sehr gute englische Voice Actors (keine deutsche Tonspur, aber deutsche Untertitel) und einen abwechslungsreichen Soundtrack einstellen. Von instrumentaler Musik bis zu gesungenen Tracks, die die spannende und mitreißende Reise von Hazel gekonnt untermalen, ist alles auf hohem Niveau.

Genre: Action-Adventure
Entwickler:  Compulsion Games
System:  Xbox Series, PC
Erscheint: 8. April
Preis: ca. 50 Euro/Game Pass

Fazit

Wertung - 8

8

Als Freund klassischer Action-Adventures habe ich South of Midnight enorm genossen. Schöne Welten, die zwar Geheimnisse bergen, aber nicht zu ausufernd gestaltet sind, eine dichte Geschichte mit spannenden und lustigen Charakteren, auflevelbare Fähigkeiten, eingestreute Rätsel – dieses Spiel hat alles, was mir persönlich sehr gefällt – und das in einer guten Mischung. Für arg ambitionierte Gamer und Gamerinnen könnten alle die einzelnen Spielelemente eventuell zu simpel geraten sein. Kämpfe und Geschicklichkeitspassagen sind auf dem normalen Schwierigkeitsgrad keine große Herausforderung und durch das (optionale) Navigationssystem hat man viele Secrets rasch gefunden und den überschaubaren Fähigkeiten-Baum flugs ausgebaut. Für mich als Genuss-Gamer war das Gesamtpaket aber ein Highlight. Die frische Story sowie die enorm schöne Präsentation von South of Midnight beweisen, dass das Genre der guten alten Action-Adventures auch heute noch sehr amüsant sein kann. (HPG)

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