Review: skate. (Early Access)
Fünfzehn Jahre sind es her, seitdem wir in Skate 3 durch Port Carverton skaten durften, um dort unsere eigene Skatefirma zu etablieren und auch sonst alles zu genießen, was Skateboard-Fans lieben. Teil 3 war zwar schon ein wenig arcadiger, Teil 1+2 lagen in der Gunst der Spieler*innen immer noch etwas höher. Anders als in der Tony Hawks Reihe, war der Zugang von Skate, zumindest bei der Steuerung, von Beginn an ein etwas realistischerer Touch, da die Sprünge und Flicks direkt mit den Analog Sticks gesteuert wurden und nicht gar so krasse Aktionen oder Kombos wie grinden auf Stromkabeln durch die ganze Stadt , wie bei Tony Hawk üblich, möglich waren.
Und so erschienen in den letzten Jahren auch immer wieder Spiele von Mitbewerbern, die ebenso den realistischeren, weniger arcadigen Weg wählten. Auch wenn einige dieser Spiele mal mehr und mal weniger gut ankamen, der Ruf nach Skate 4 verstummte viele Jahre nicht, bis die Fans dann doch irgendwann aufgaben. Umso lauter war dann der Aufschrei, als vor einigen Jahren ein neues Skate angekündigt wurde, welches aber von Anfang an nicht als Teil 4, Remake oder Remaster, sondern ein ganz eigenes Skate bezeichnet wurde, das jedoch als Free-2-Play erscheinen sollte… Empörung, Sorge, Enttäuschung, minimal Vorfreude, da einer der wichtigsten Mitarbeiter der alten Trilogie, Chris Perry, an Bord war. Aber lasst uns mal gemeinsam erforschen, ob man skate., das seit 16.09. in einer Vorabversion für alle spielbar ist, nicht vielleicht doch eine Chance geben sollte, zumindest eine ganz kleine.
Das Um und Auf
Um eines von Beginn an klarzustellen, das Gameplay an skate. ist ganz wunderbar gelungen. Die Flick-it Steuerung (kurz gesagt: linker Stick steuert die Richtung des Charakters, rechter Stick das Brett) mit den Analog Sticks funktioniert wunderbar und super flüssig. Auch Grabs, Grinds, Manuals und diverse Unterarten gehen ganz herrlich von der Hand, wobei man sich in den Einstellungen auch einiges leichter oder schwieriger konfigurieren kann, es soll ja auch Spaß machen und nicht nur frustrieren. Für richtig gute Lines braucht es zwar ein wenig Übung, aber das ist schon schaffbar und so brettert man schon nach kurzer Zeit durch die Stadt und genießt den Flow und die Möglichkeiten die die Steuerung der Skate Reihe schon immer ausmachte.

Das Spiel nimmt Profis wie Neulinge von Beginn an gut an die Hand und erklärt anhand von Missionen, eigentlich ein riesiges Tutorial, jede einzelne Technik. Zwischen den Missionen wagt man sich an erste Challenges, fährt Lines nach, schlägt Highscores in bestimmten Gebieten, macht spezielle Tricks oder riskiert Kopf und Kragen bei wagemutigen Stunts. Sind genug Challenges gelöst, kann die nächste Mission angegangen werden, das Tutorial geht somit weiter. Und das war es aktuell auch, das ist im Grunde der Gameplayloop in skate. nach aktuellem Stand, eine Challenge nach der anderen, ohne auch nur ein einziges übergeordnetes Ziel. Es können zwar auch kleine Battles gegen andere Spieler*innen gefahren werden oder einfach zum Spaß alleine oder mit Freunden herumgefahren und Tricks gemacht werden, das war es dann aber wirklich.
Beliebte Modi wie S.K.A.T.E., die ikonisch brutale Hall of Meat, eine Kampagne oder gar Story, ein Parkbuilder, das alles gibt es derzeit nicht. Es ist zwar einiges geplant, wobei sich in der Roadmap bis Ende 2025 aktuell nur neue Tricks, neue Gebiete, Co-Op Modi und saisonale Events finden. Ein Parkbuilder oder gar Ranglisten folgen erst danach und aktuell noch ohne Termin. Zur Zeit spielt man wirklich nur aus Spaß an der Freud und vielleicht um sich neu einzukleiden, aus Sicht der Entwickler*innen sicher die bevorzugte Variante, man will oder muss durch (Mikro)Transaktionen, die gar nicht so mikro sind, auch ein bisschen was verdienen.

Good cop, bad cop
Doch kommen wir wieder mal zu etwas Positivem, zu den Schattenseiten kehren wir wieder früh genug zurück. Die Stadt in der wir in skate. herumbrettern böte nämlich teilweise wirklich feineSpots, in etwa ein Parkhaus, eine ausgebaute Kirche, viele tolle Skateparks, riesige Rampen auf Hochhäusern und vielem mehr. Dabei lädt die Welt durch die Missionen und Challenges auch zum Erkunden und Finden neuer Orte und Plätze für wahnwitzige Lines ein. Das wird auch dadurch begünstigt, dass man nun auf sehr viele Gebäude klettern und dort ebenso tolle Spots finden kann. Das Problem dabei ist leider, die Welt wirkt total steril, ist bis auf die paar anderen Skater, dank Online-Zwang und geteilter Karte, und ein paar Autos komplett leer und fühlt sich größtenteils tot an.
In den Vorgängern gab es zumindest Passanten und selbst die lästigen Securitys aus Skate 2 wären mir in dem Zusammenhang lieber als diese komplett leer geräumte und auf’s Skaten getrimmte Stadt, in der man vom Boden essen könnte. Und nicht nur, dass alles so geleckt sauber wirkt, der Grafik Stil erinnert auch wesentlich mehr an Sims und Fortnite als an ein Skateboard Spiel. Die Charaktere wirken übertrieben comic-haft, da gibt es nix cooles oder schmutziges, wie beim skaten nach einem bösen Sturz oder einem langen Tag im Skatepark. Ein Indiz dafür, dass man sich bei Texturen ein wenig zurückgehalten hat ist auch, dass der Titel in Zukunft auch auf Smartphones und Tablets zur Verfügung gestellt werden soll, was die Grafikleistung natürlich ebenso einschränken könnte.

Das wichtigste fehlt, das Herz!
Was Skate damals so einzigartig machte, war auch der extreme Bezug zur Skater-Szene. Es gab in jedem Teil reale Skate-Stars, mit denen man interagierte, einen wirklich tollen Soundtrack, jede Menge Items bekannter Skate Marken und Modi, die einfach wie die Faust aufs Auge passten. In skate. gibt es, bis auf einige kostenpflichtige Cosmetics davon so gut wie nichts. Der Soundtrack ist unauffällig bis fad, Stars aus der Skate-Szene sucht man vergeblich, die Charaktere, die einen durchs Spiel begleiten, sind eher lästig oder peinlich, und von den Modi habe ich schon berichtet.
Lootboxen vor Charme
Was es jedoch neben dem sehr eintönigen Gameplayloop und Dauergrinden gibt, ist der Shop, in dem man sich zwar sehr viel erspielen kann, aber bei weitem nicht alles, was gefallen könnte. Durch Lösen von Challenges und dem Steigern des Levels in den aktuell drei Gebieten werden immer wieder verschiedene Boxen freigeschaltet, die man sich dann für eine der zwei Ingame-Währungen kaufen kann. Man kann zwar immer nur 11 Stück einer jeweiligen Box kaufen und sieht auch was drin sein kann, jedoch sind je nach Typ meist nur 1-2 interessante Items, wie Kleidung, Skateboards oder Sticker enthalten. Somit heißt es wieder grinden.

Möchte man aber das wirklich coole Markenzeug haben, egal ob Kleidung, Skateboards, Achsen und mehr, muss man tief in die Echtgeld-Tasche greifen. Da kommt ein virtuelles Brett oder Schuhe schon mal auf 5 Euro, eine Mütze kostet 3, der Shop ist bereits jetzt sehr gut gefüllt. Auch ist bereits jetzt ein Skatepass angekündigt, wobei noch nicht klar ist, was dieser genau enthalten wird.

Pros and Cons
+ Skaten selbst macht großen Spaß
+ Parkour-System ist eine nette Neuerung
+ San Vansterdam bietet jetzt schon viele coole Spots
+ Missionen und Progress System holen vor allem Neulinge gut ab
– bis auf die Steuerung fehlt nahezu jeder Bezug zur Skate Reihe und der Skater Szene an sich
– viele wichtige Modi wie eine Story, S.K.A.T.E., Skatepark bauen oder Hall of Meat fehlen komplett
– Markenklamotten oder sehr verrückte Teile müssen großteils mit Echtgeld gekauft werden
– die Langzeitmotivation geht durch ewig gleiche Challenges gegen Null
– der comichafte Look gefällt nicht allen
Fazit
Wertung - 6
6
skate. hätte wirklich Potential, das Gameplay macht wirklich Spaß und geht super flüssig von der Hand, jedoch fehlt es aktuell an allen Ecken und Enden, vor allem an motivierenden Modi und viel schlimmer, der Seele der Skate Reihe. Der Skate-Vibe vergangener Tage und darüber hinaus ist einem Einheitsbrei eines Free-2-Play Spiels gewichen, dass möglichst viele Spieler*inne erreichen will, aber nicht bereit ist dafür etwas abseits von ewig gleichen Aufgaben, Lootboxen und einem generischen Look zu tun. Es hieß man höre auf die Wünsche der Fans, geblieben ist davon jedoch so gut wie nichts, wobei das Gameplay hier immer noch lobend erwähnt werden muss. Das ist auch der Punkt, der mich so lang bei der Stange gehalten hat, einzelne Sessions in denen ich besonders coole Tricks an speziellen Spots machen wollte gehen immer. Die Entwickler*innen haben sich zwar immer sehr motiviert gezeigt und versprechen laufend Neues, wobei mich EAs Ruf und deren Zug zum Geld eher skeptisch hinterlassen. Ich will wirklich an skate. glauben, werde auch weiterhin Sessions einlegen und schöne Lines skaten, aber irgendwie hab ich nur wenig Hoffnung, dass skate. auch nur annähernd an den Appeal der alten Skate-Reihe herankommen wird. Das Spiel befindet sich zwar noch in einem frühem Stadium und die nächsten Monate werden zeigen, was in dem Titel steckt und was man gewillt ist dafür zu tun. Nachdem EA jedoch schon fleissig Geld einnehmen möchte, muss es sich auch eventuell negativen Bewertungen in dieser frühen Phase stellen. Deswegen, einfach mal Probe spielen und selber überzeugen!
Entwickler: Full Circle
System: PS4, PS5, Xbox One Xbox Series ,PC
getestet auf: Xbox Series X
Erscheint: erschienen
Preis: Free 2 Play + (Mikro)transaktionen



