Review: Silent Hill 2 Remake
Mit Silent Hill 2 erschien 2001 ein Meilenstein des Psycho-Horror-Genres, der Spieler weltweit mit seiner beklemmenden Atmosphäre, der vielschichtigen Story und den verstörenden Kreaturen fesselte. Über zwei Jahrzehnte später kehrt James Sunderland zurück nach Silent Hill – in einem Remake, das dem Original treu bleibt und es zugleich für eine neue Generation aufbereitet.
Für alle, die das Original noch nie gespielt haben oder deren letzte Begegnung schon länger zurückliegt, eine kleine Auffrischung: Wie der Titel vermuten lässt, ist Silent Hill 2 der zweite Teil von Konamis legendärer Horror-Reihe. Im Gegensatz zu den miteinander verbundenen Teilen 1 und 3 steht Silent Hill 2 im Wesentlichen für sich alleine. Man schlüpft in die Rolle von James Sunderland, einem emotional gezeichneten Protagonisten, der immer noch mit dem Tod seiner vor drei Jahren verstorbenen Frau Mary zu kämpfen hat. Aus heiterem Himmel erhält er einen Brief von Mary, in dem sie ihn einlädt, sie in Silent Hill zu besuchen, dem Ferienort am See, wo sie einst glücklich waren.
Ein Genre-Kult-Klassiker?
Silent Hill 2, ursprünglich im Jahr 2001 für PlayStation 2 veröffentlicht, setzte sich durch seinen psychologischen Horror und den Themen Trauer, Schuld, Sexualität und Unterbewusstsein von anderen Genrevertretern wie Capcoms Resident Evil-Reihe ab. Obwohl der Anteil der Kämpfe mit Teil 2 anstieg, lag der Fokus klar auf der Erkundung der alptraumhaften Spielwelt, dem Lösen von bizarren Rätseln und der fesselnden und mysteriösen Geschichte. Mit den Kreaturen, Umgebungen und Charakteren von Silent Hill gelang Art Director Masahiro Ito eine metaphorische Visualisierung, die nicht nur gruselig, sondern auch verstörend und beunruhigend war.
Neben der visuellen Gestaltung trägt Akira Yamaokas Musik und Sounddesign maßgeblich zur Atmosphäre von Silent Hill 2 bei. Die minimalistische Musik mit disharmonischen Klängen und industriellen Geräuschen und die meisterhaft eingesetzten Soundeffekte erschufen eine beklemmende und realistische Klangkulisse. Mit seiner innovativen Herangehensweise an den psychologischen Horror beeinflusste Silent Hill 2 zahlreiche andere Spiele und Filme und gilt bis heute als Meilenstein des Genres.
Anfängliche Zweifel am Remake
Als Konami und Bloober Team im Oktober 2022 das Remake ankündigten, gab es vielerorts kritische Stimmen, die dem Studio dieses Projekt nicht zutrauten oder lieber einen anderen Entwickler damit beauftragt gesehen hätten – mich eingeschlossen. Bloober Teams Silent Hill 2 Remake ist jedoch nicht nur eine einfache Neuauflage, von der viele leidenschaftliche Fans lange geträumt haben, sondern lässt sich mit den von Kritikern gefeierten Remakes der Resident Evil-Reihe von Capcom gleichsetzen.
Eine vertraute neue Welt
Bloober Team hat die bedrückende Atmosphäre von Silent Hill 2 mithilfe der Unreal Engine 5 eindrucksvoll zu neuem Leben erweckt. Der dichte Nebel, der die Straßen der verlassenen Stadt verhüllt, die verfallenen Gebäude mit ihren rostigen Gittern und blutverschmierten Wänden, die grotesken Gestalten, die aus dem Schatten lauern – all das wurde mit einer Detailverliebtheit umgesetzt, die das markante Design des Originals in ein neues, unheimliches Licht taucht. Die Geschichte wird – wie in der Vorlage – durch Zwischensequenzen, Notizen und Umgebungsdetails erzählt und zieht den Spieler immer tiefer in einen Strudel aus Schuld, Trauer und Wahnsinn.
Obwohl viele Dialoge wortwörtlich aus dem Original übernommen wurden, hat Bloober Team neue Zwischensequenzen hinzugefügt. Durch neue Motion-Capture-Aufnahmen werden die Figuren von Silent Hill 2 gekonnt in Szene gesetzt. Jedem Charakter wird eine neue Tiefe und Nuance verliehen, die die emotionale Wirkung der Geschichte weiter verstärkt. Auch die Spielwelt wurde für das Remake überarbeitet und erweitert bekannte Umgebungen wie Blue Creek und Brookhaven. Dabei hat Bloober Team darauf geachtet, alle bekannten narrativen Elemente beizubehalten. Die bekannten Schauplätze fühlen sich vertraut an, bieten aber selbst Kennern einige neue Elemente. So können wir beispielsweise Geschäfte und Gebäude besuchen, die im Original nicht zugänglich waren.
Die erweiterten Schauplätze und der verstärkte Fokus auf die Erkundung tragen dazu bei, dass das Remake eine längere Spieldauer als das Original hat. Die Version von 2001 dauerte etwa mindestens 8 Stunden, während das Remake Spieler etwa 16 Stunden beschäftigen wird. Glücklicherweise behält das Remake trotz seiner längeren Spieldauer das straff getaktete Tempo des Originals bei und keine Sequenz fühlt sich unnötig in die Länge gezogen an.
Gameplay-Verbesserungen
Die auffälligste Änderung ist der Wechsel der Kameraperspektive. Während das Original noch eine feste Kameraperspektive nutzte, bietet das Remake eine moderne Schulterperspektive, wie man sie auch aus den Resident Evil-Remakes kennt. Auch wenn die festen Kamerawinkel der Vorlage auch heute noch ihren Reiz haben, schließlich werden so wichtige Momente der Geschichte hervorgehoben, finden wir uns heute mit dem neuen Kamerasystem weitaus besser zurecht. Der neue Winkel ermöglicht ein besseres Erkunden der Spielwelt und lässt uns die anhaltende Bedrohung noch intensiver erleben.
Das Move-Repertoire wurde ebenfalls erweitert: James kann jetzt gegnerischen Angriffen ausweichen, und die Nahkampfattacken fühlen sich wirkungsvoller und befriedigender an. Nicht nur einmal ertappen wir uns dabei, etwas häufiger als nötig auf ein bereits besiegtes Monster einzutreten. Der Einsatz der Schusswaffen wirkt dagegen eher durchschnittlich und vermittelt nicht ganz die gewünschte Wirkung. Generell sind die Kämpfe im Remake etwas fordernder geworden, aber James bleibt glücklicherweise ein Jedermann und mutiert im Remake nicht zum Actionheld. Auch muss jeder Schlag mit dem Stahlrohr, jeder Schuss mit der Pistole wohlüberlegt sein, da Munition und Heilmittel auch im Remake knapp sind.
Neue Rätsel und Bosskämpfe
Auch die Bosskämpfe wurden angepasst und stellen nun eine Verbesserung gegenüber den geradlinigen Kämpfen des Originals dar. Sie beinhalten jetzt sogar einen Schuss Strategie. Im Original beschränkte man sich in den Bosskämpfen darauf, in einem viel zu kleinen Raum herumzulaufen und auf den Boss zu schießen, wann immer es möglich war.
Die berühmt-berüchtigten Rätsel wurden ebenfalls erneuert und sind nach wie vor ein Highlight des Spiels. Bloober Team blieb auch hier der Vorlage treu und bereicherte bekannte Rätsel um neue Elemente und erschuf gänzlich neue Herausforderungen, die sich nahtlos in die bekannte Silent Hill-Rätselformel eingliedern. Obwohl die Rätsel im Remake mehr Hirnschmalz erfordern als beispielsweise in einem Resident Evil, bleiben sie insgesamt lösbarer als im Original. Alternativ lässt sich der Schwierigkeitsgrad der Rätsel und Kämpfe im Spielmenü anpassen.
Ein Fest für die Sinne
Silent Hill 2 Remake besticht durch seine Optik, seinen Sound und die subtile Art, wie es seine Geschichte erzählt. Es verzichtet größtenteils auf billige Jumpscares oder die übermäßige Darstellung von Gewalt und setzt stattdessen erneut auf eine stimmungsvolle Atmosphäre. Die grotesken Kreaturen von Masahiro Ito und das Sounddesign von Akira Yamaoka sind so beunruhigend wie eh und je. Viele der alten Tracks wurden neu gemastert oder neu abgemischt und um neue Stücke erweitert. Gleiches gilt für das unheimlich stimmige Sounddesign, das besonders mit Kopfhörern für die richtige Gänsehautatmosphäre sorgt.
Auch der Einsatz des DualSense-Controllers trägt in der PS5-Version zum immersiven Erlebnis bei. Wer nicht über Kopfhörer spielt, hört das unheilvolle Rauschen des Radios aus dem Controller-Lautsprecher, sobald Monster in der Nähe sind. Die taktile Wahrnehmung wird durch haptisches Feedback getriggert, nicht nur wenn James einen Schlag einsteckt oder seine Waffe abfeuert, sondern beispielsweise auch wenn sich unheilvolle Dinge aus der Ferne ankündigen.
Silent Hill 2 Remake auf der PS5 bietet zwei Grafikmodi: Qualität und Leistung. Der Qualitätsmodus erhöht die visuelle Wiedergabetreue und lässt das Spiel mit 30 Bildern pro Sekunde laufen. Wir haben den Großteil des Spiels im Performance-Modus laufen lassen, der zwar aufgrund einer nicht gänzlich konsistenten Framerate und einiger Schimmer-Effekte, wie sie oft in UE5-Titeln auf PS5 vorkommen, nicht immer ganz rund läuft, aber aufgrund der höheren Framerate ein weitaus besseres Spielgefühl bietet
Fazit
Wertung - 9
9
Bloober Team ist es gelungen, Silent Hill 2 mit einer Mischung aus gelungener Neuinterpretation und akribischer Originaltreue in ein modernes und eigenständiges Horror-Erlebnis zu verwandeln, das Fans des Originals und Neueinsteiger gleichermaßen begeistern wird. Dank der Grafikpower der UE5, gelungenen Erweiterungen, der dichten Atmosphäre und der emotional packenden Story setzt das Remake für mich neue Maßstäbe für das Genre und beweist, dass Silent Hill auch nach über 20 Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat. Nach den hervorragend umgesetzten Remakes von Capcoms Resident Evil Reihe haben es nun auch Konami und Bloober Team geschafft, einen der Kult-Klassiker des Survival-Horror-Genres ins Heute zu transportieren. Für Fans und alle Liebhaber des Genres eine glatte Kaufempfehlung, denn das Silent Hill 2 Remake bietet Horror vom Feinsten.
Entwickler: Bloober Team
System: PS5/PC
Erscheint: Bereits erhältlich
Preis: ca. 70 Euro
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