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Review: Sifu

Rache ist ein Gericht, dass am besten kalt serviert wird

Im Februar des vergangenen Jahres haben nicht wenige gestaunt, als mit Sifu wie aus dem Nichts ein Kung-Fu-Titel der Indie-Entwickler*innen von Sloclap exklusiv für Sonys Heimkonsolen PlayStation 5 und PlayStation 4 sowie für den PC (Epic Games Store) angekündigt wurde. Aber wird der Titel in einem Monat mit anderen Kapazundern wie Horizon: Forbidden West oder Elden Ring untergehen oder kann es den Kampf für sich entscheiden?

Rache

Sifu beginnt, wie so viele Rachegeschichten, mit einem Mord.
Der ansässige Sifu wird, in einem hervorragenden Prolog, von seinem als verschwunden geglaubten Schüler zu einem Duell herausgefordert und getötet. Hier kommen wir ins Spiel: Wir spielen den Sohn oder die Tochter (frei wählbar) des eben getöteten Sifu und haben das grässliche Schauspiel durch den Spalt einer Schranktür beobachtet. (Anmerkung: Wir haben uns in diesem Fall für den Charakter des Sohnes entscheiden, weshalb im Verlauf von einem männlichen Protagonisten die Rede sein wird.)

Das Versteck fliegt aber bald auf: Wir werden von einem Schergen des Mörders erwischt, dabei schwer verwundet und zum Sterben allein im Haus des Sifu zurückgelassen – wäre da nicht die magische Kette des Verstorbenen. Mithilfe dieser überleben wir das blutige Schauspiel und sinnen nach Rache. Acht Jahre des beinharten Trainings später sind wir bereit und darauf aus, die fünf Beteiligten am Mord unseres Vaters zur Strecke zu bringen.

Scheinbar niemand kann den Mörder des alten Sifu aufhalten

Easy to learn, hard to master

Nach dem wunderbar atmosphärischen Prolog, geht es an die Planung und Ausführung der Rache. Es wurden fünf Beteiligte an dem Mord des Vaters ausgemacht, weshalb sich das Spiel auch in fünf Kapiteln, an deren Ende jeweils einer der Mörder*innen steht, erzählt. Grundsätzlich ist es damit ein recht kurzes Abenteuer – wäre da nicht das extrem fordernde Gameplay. Um Rache zu üben, ist es nötig dieses völlig verinnerlicht zu haben. Es muss jeder Block und jeder Schlag perfekt getimed sein, sodass die Kämpfe oftmals wie ein verdammt brutaler Tanz daherkommen, bei dem jeder Schritt präzise durchgeführt werden muss. Uns stehen hierfür bereits zu Beginn der Handlung alle Kampfbewegungen und -Fähigkeiten zur Verfügung. Es ist jedoch ratsam diese (Tastenkombinationen) immer und immer wieder zu üben. Andernfalls wird das Spiel nicht oder nur kaum bewältigbar sein – und auch mit der vielen Übung kann Sifu seine Spieler*innen frustrieren.

Training ist das A und O des Gameplays in Sifu

Das Alter kommt mit dem Tod

Denn neben dem harten Kampfsystem weist Sifu ein weiteres Merkmal auf. Stirbt der Protagonist, endet die Mission nicht. Vielmehr wird dieser an derselben Stelle, wo er soeben im Kampf gefallen ist, ins Leben zurückgebracht – aber mit einem Kniff. Er altert dadurch. Beim ersten Mal altert der Charakter um ein Jahr, beim zweiten Tod um zwei Jahre, dann um drei und so weiter. Durch jedes Lebensjahr, das der Held dazugewinnt, verliert dieser an Lebensenergie und Geschicklichkeit. Hier „bestraft“ das Spiel seine Spieler*innen explizit dafür, die Kampfchoreografie mitsamt der Levelstruktur noch nicht ausführlich genug gelernt zu haben (dafür erhöht sich jedoch im Alter die allgemeine Kampfstärke des Charakters ein wenig). Und ist der Charakter erstmal in seinen Siebzigern – das geht schneller als man glauben würde – bedeutet der nächste Tod, das endgültige Aus. Game Over.

Als gealterter Charakter wird es immer unwahrscheinlicher die Level abzuschließen

Hart, aber fair

Und dennoch muss festgehalten werden, dass Sifu – so paradox es nach den oben geschriebenen Zeilen klingen mag – niemals unfair ist. Es möchte einfach, dass sich seine Spieler*innen mit dem Gebotenen auseinandersetzen und sich zu diesem commiten. Denn Sifu einfach nebenbei, vielleicht neben zwei, drei anderen Videospielen, zu spielen, ist kaum möglich. Dafür ist es zu komplex. Die Tode des namenlosen Heldes werden nämlich nicht nach jedem abgeschlossenen Kapitel zurückgesetzt. Nein, vielmehr merkt sich das Spiel in welchem Alter der Charakter war, als er den zurückliegenden Akt abgeschlossen hat. Habt ihr beispielsweise das erste Kapitel nur mit viel Mühe und Not gemeistert und seid ihr bei Beendigung bereits in einem hohen Alter, ist es nur sehr unwahrscheinlich, dass ihr die Kampagne erfolgreich abschließen werdet. Demnach solltet ihr versuchen, das erste Kapitel – um beim Beispiel zu bleiben – möglichst unbeschadet und ohne zu sterben durchzuspielen. Das gilt aber auch für die anderen Kapiteln gleichermaßen.

Was bei jedem Tod (und einem etwaigen Game Over) aber erhalten bleibt, sind die Dinge, die ihr auf eurer Reise gefunden habt. So sammelt ihr haufenweise Hinweise über die Mörder*innen eures Vaters und schaltet Abkürzungen (beispielsweise mittels gefundener Schlüssel) frei, die euch das Leben erleichtern können.

Grundsätzlich befindet sich die Kamera direkt hinter dem Protagonisten. Gelegentlich wird die Perspektive (wie hier) zu Gunsten der Inszenierung verändert.

Immersiv

Unser namenlose Held wird aus der 3rd Person-Perspektive gesteuert, wobei die Kamera immer wieder andere Blickwinkel wählt, um einem möglichst cineastischen Anspruch gerecht zu werden. Grundsätzlich sind die meisten Kämpfe großartig inszeniert und erinnern teilweise an berühmte Film- und TV-Vorlagen (Eine Kampfsequenz im ersten Kapitel erinnert beispielsweise an die großartige Szene aus der ersten Staffel von Marvel’s Daredevil, auch wenn die Kameraperspektive im Spiel eine andere ist). Versüßen wird euch in diesem Zusammenhang auch die wunderschöne Aquarelloptik des Spiels. Diese vermag es zwar nicht, die Grafikpower und Leistung der PlayStation 5 auszureizen, passt aber ideal zu der Thematik und der Atmosphäre des Spiels. Begleitet wird die Optik von einem eindringlichen Sound, der am besten mit Kopfhörern zu tragen kommt. Auf der PS5 (worauf Sifu getestet wurde) wird die Immersion zusätzlich durch nette DualSense-Features befeuert. So spüren wir jeden Regentropfen oder wie eine Glasflasche an uns zersplittert.

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Fazit

Wertung - 9

9

Sifu verlangt Spieler*innen viel ab. Das Spiel erwartet Commitment, Leidensfähigkeit und viel Training. Wenn man dies aber mitbringt, belohnt es einem mit einem großartigen Flow während der zahlreichen Kämpfe, unterstreicht dies mit einem eindrucksvollen Soundtrack und präsentiert sich dabei in einer wunderschönen Aquarell-Grafik. Dabei darf auf die Handlung schon gelegentlich mal vergessen werden. Geht es doch vielmehr darum die Herausforderung, die Sifu darstellt, anzunehmen und zu meistern - auch, wenn auf dem Weg dorthin ein bis zwei Controller das Zeitliche segnen könnten.

Genre: Action, Kung-Fu
Entwickler: Sloclap
System: PlayStation 5, PlayStation 4 und PC (Epic Games Store)
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 40 Euro

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