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Review: Sifu (Switch)

Rache ist ein Gericht, dass am besten kalt serviert wird

Als der Kung-Fu-Titel Sifu im Februar 2022 für PS4, PS5 und PC erschien, staubte er nicht nur durch die Bank gute Wertungen ein, es überraschte auch mit einem frischen Ansatz für derlei Spiele. Als der Titel etwas später für die Switch angekündigt wurde, war die Überraschung groß und man fragte sich zurecht, ob Nintendos Konsole mit der Leistung der PlayStation mithalten und das schnelle Gameplay ebenso flüssig präsentieren könne. Darauf können wir euch, nach vielen Spielstunden auf der Switch, nun die Antwort geben.

Rache

Sifu beginnt, wie so viele Rachegeschichten, mit einem Mord.
Der ansässige Sifu wird, in einem hervorragenden Prolog, von seinem als verschwunden geglaubten Schüler zu einem Duell herausgefordert und getötet. Hier kommen wir ins Spiel: Wir spielen den Sohn oder die Tochter (frei wählbar) des eben getöteten Sifu und haben das grässliche Schauspiel durch den Spalt einer Schranktür beobachtet. (Anmerkung: Wir haben uns in diesem Fall für den Charakter des Sohnes entscheiden, weshalb im Verlauf von einem männlichen Protagonisten die Rede sein wird.)

Das Versteck fliegt aber bald auf: Wir werden von einem Schergen des Mörders erwischt, dabei schwer verwundet und zum Sterben allein im Haus des Sifu zurückgelassen – wäre da nicht die magische Kette des Verstorbenen. Mithilfe dieser überleben wir das blutige Schauspiel und sinnen nach Rache. Acht Jahre des beinharten Trainings später sind wir bereit und darauf aus, die fünf Beteiligten am Mord unseres Vaters zur Strecke zu bringen.

Fotomodus: Auch auf der Switch ein Hingucker

Easy to learn, hard to master

Nach dem wunderbar atmosphärischen Prolog, geht es an die Planung und Ausführung der Rache. Es wurden fünf Beteiligte an dem Mord des Vaters ausgemacht, weshalb sich das Spiel auch in fünf Kapiteln, an deren Ende jeweils einer der Mörder*innen steht, erzählt. Grundsätzlich ist es damit ein recht kurzes Abenteuer – wäre da nicht das extrem fordernde Gameplay. Um Rache zu üben, ist es nötig dieses völlig verinnerlicht zu haben. Es muss jeder Block und jeder Schlag perfekt getimed sein, sodass die Kämpfe oftmals wie ein verdammt brutaler Tanz daherkommen, bei dem jeder Schritt präzise durchgeführt werden muss. Uns stehen hierfür bereits zu Beginn der Handlung alle Kampfbewegungen und -Fähigkeiten zur Verfügung. Es ist jedoch ratsam diese (Tastenkombinationen) immer und immer wieder zu üben. Andernfalls wird das Spiel nicht oder nur kaum bewältigbar sein – und auch mit der vielen Ãœbung kann Sifu seine Spieler*innen frustrieren.

Ist das wirklich die Switch?

Das Alter kommt mit dem Tod

Denn neben dem harten Kampfsystem weist Sifu ein weiteres Merkmal auf. Stirbt der Protagonist, endet die Mission nicht. Vielmehr wird dieser an derselben Stelle, wo er soeben im Kampf gefallen ist, ins Leben zurückgebracht – aber mit einem Kniff. Er altert dadurch. Beim ersten Mal altert der Charakter um ein Jahr, beim zweiten Tod um zwei Jahre, dann um drei und so weiter. Durch jedes Lebensjahr, das der Held dazugewinnt, verliert dieser an Lebensenergie und Geschicklichkeit. Hier „bestraft“ das Spiel seine Spieler*innen explizit dafür, die Kampfchoreografie mitsamt der Levelstruktur noch nicht ausführlich genug gelernt zu haben (dafür erhöht sich jedoch im Alter die allgemeine Kampfstärke des Charakters ein wenig). Und ist der Charakter erstmal in seinen Siebzigern – das geht schneller als man glauben würde – bedeutet der nächste Tod, das endgültige Aus. Game Over.

Kleinere grafische Schwächen wenn mal mehr los ist.

Hart, aber fair

Und dennoch muss festgehalten werden, dass Sifu – so paradox es nach den oben geschriebenen Zeilen klingen mag – niemals unfair ist. Es möchte einfach, dass sich seine Spieler*innen mit dem Gebotenen auseinandersetzen und sich zu diesem commiten. Denn Sifu einfach nebenbei, vielleicht neben zwei, drei anderen Videospielen, zu spielen, ist kaum möglich. Dafür ist es zu komplex. Die Tode des namenlosen Heldes werden nämlich nicht nach jedem abgeschlossenen Kapitel zurückgesetzt. Nein, vielmehr merkt sich das Spiel in welchem Alter der Charakter war, als er den zurückliegenden Akt abgeschlossen hat. Habt ihr beispielsweise das erste Kapitel nur mit viel Mühe und Not gemeistert und seid ihr bei Beendigung bereits in einem hohen Alter, ist es nur sehr unwahrscheinlich, dass ihr die Kampagne erfolgreich abschließen werdet. Demnach solltet ihr versuchen, das erste Kapitel – um beim Beispiel zu bleiben – möglichst unbeschadet und ohne zu sterben durchzuspielen. Das gilt aber auch für die anderen Kapitel gleichermaßen.

Was bei jedem Tod (und einem etwaigen Game Over) aber erhalten bleibt, sind die Dinge, die ihr auf eurer Reise gefunden habt. So sammelt ihr haufenweise Hinweise über die Mörder*innen eures Vaters und schaltet Abkürzungen (beispielsweise mittels gefundener Schlüssel) frei, die euch das Leben erleichtern können.

Grundsätzlich befindet sich die Kamera direkt hinter dem Protagonisten. Gelegentlich wird die Perspektive (wie hier) zu Gunsten der Inszenierung verändert.

Immersiv

Unser namenlose Held wird aus der 3rd Person-Perspektive gesteuert, wobei die Kamera immer wieder andere Blickwinkel wählt, um einem möglichst cineastischen Anspruch gerecht zu werden. Grundsätzlich sind die meisten Kämpfe großartig inszeniert und erinnern teilweise an berühmte Film- und TV-Vorlagen (Eine Kampfsequenz im ersten Kapitel erinnert beispielsweise an die großartige Szene aus der ersten Staffel von Marvel’s Daredevil, auch wenn die Kameraperspektive im Spiel eine andere ist). Versüßen wird euch in diesem Zusammenhang auch die wunderschöne Aquarelloptik des Spiels.

In Bewegung sieht die Grafik auf der Switch einwandfrei und flüssig aus, das Spiel hält bis auf einige Szenen recht stabile 30 FPS. Teilweise wirken die Charaktere etwas kantig, was aber während des Spielens so gut wie keine Rolle spielt. Wie schon bei vielen anderen Spielen zuvor, wirkt Sifu im Handheld-Modus noch ein wenig hübscher und auch flüssiger, wobei ja im stationären Betrieb etwas mehr Leistung zur Verfügung stehen sollte. Auch etwas störend fiel im TV-Modus ein etwas verwaschenes Bild auf, wie ein Filter aus einem japanischen Horrorfilm.

Auch wenn die Steuerung per Joycons wunderbar funktioniert, auch bei mir mit größeren Händen, der zu 90% im Handheld-Modus spielt, bevorzugte ich bei Sifu ganz klar das Spielen mit dem Pro-Controller. Gerade bei den schnellen Kombos und Reaktionen sind die größeren Knöpfe und die Lage dieser auf dem Controller sicher kein Nachteil.

Begleitet wird die Optik von einem eindringlichen Sound, der am besten mit Kopfhörern zu tragen kommt.

Nur bei genauem Hinsehen erkennt man die etwas klobigeren 3D-Modelle.

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Sifu verlangt Spieler*innen viel ab. Das Spiel erwartet Commitment, Leidensfähigkeit und viel Training. Wenn man dies aber mitbringt, belohnt es einem mit einem großartigen Flow während der zahlreichen Kämpfe, unterstreicht dies mit einem eindrucksvollen Soundtrack und präsentiert sich dabei in einer wunderschönen Aquarell-Grafik. Dabei darf auf die Handlung schon gelegentlich mal vergessen werden. Geht es doch vielmehr darum die Herausforderung, die Sifu darstellt, anzunehmen und zu meistern - auch, wenn auf dem Weg dorthin ein bis zwei Controller das Zeitliche segnen könnten. Und auch der Transfer auf die vermeintlich schwächere Switch ist wunderbar gelungen, in Bewegung wirken die Kämpfe genauso imposant wie auf der PlayStation. Die kleineren grafischen Schwächen werden nur bei ganz genauem Hinsehen sichtbar, auch die Bildrate ist mit 30 FPS meist stabil.

Genre: Action, Kung-Fu
Entwickler: Sloclap
System: Switch, PlayStation 5, PlayStation 4 und PC (Epic Games Store)
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 40 Euro

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