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Review: Resident Evil 7: Biohazard

Seit dem Ende der Umbrella Corporation und der Neuausrichtung des Gameplays mit Resident Evil 4 habe ich ein wenig mit der Serie gehadert. Die Hintergrundeschichte erschien mir weniger rund als noch in den ersten Teilen und der Shooter-Schwerpunkt war zwar unterhaltsam, entfernte sich jedoch recht stark von den Survival-Horror-Wurzeln der Serie. Anders als in den Vorgängern verkörpert ihr diesmal keine schlagfertige Gesetzeshüterin oder das Mitglied einer kampferprobten Spezialeinheit. Ihr schlüpft in die Rolle von Ethan Winters, dessen Frau vor drei Jahren spurlos verschwand. Als Ethan den Posteingang seines eMail-Accounts öffnet und eine Nachricht von seiner Frau vorfindet, die eine Adresse in Louisiana enthält, die zum verfallenen Anwesen der Familie Baker führt, nimmt das Grauen seinen Lauf.

Alles Neu?
Nach Resident Evil 4 wagt Capcom mit dem neuen Teil wieder einen Schnitt. Nach dem bedauerlichen Ende des neuen Silent Hill-Projekts und den ersten Trailern und Infos zu Resident Evil 7 lag die Vermutung nahe, dass Capcom vielleicht in Richtung des “Übersinlichen”- oder Psycho-Horror-Genres abdriften könnte. Auch der Wechsel von der Third-Person- in die Ego-Perspektive erinnerte stark an die P.T.-Demo von Konami. Die von Camcom veröffentlichte RE7-Demo The Beginning Hour zeigte zwar die neue Richtung vor, richtig schlau wurde man daraus allerdings auch nicht. Die Story von Resident Evil 7 dreht sich hauptsächlich um die Geschichte der Familie Baker und die Hintergründen zu den Geschehnissen. Anfangs erinnert das Ganze an eine Kopie des Texas Chainsaw Massacre, erlangt im Lauf des Spiels aber eine Vielschichtigkeit und Tiefe, die auch Freunde des Serie befriedigen wird.

Eines gleich vorweg: Was die Steuerung betrifft ist die Serie an ihrem Bestimmungsort angekommen. Die für damalige Verhältnisse bahnbrechenden Survival-Horror-Spiele mit fixer Kamera und mühseliger „Panzersteuerung“ gehören schon länger der Vergangenheit an. Weitaus besser (aber noch immer nicht optimal) war die mit mit Resident Evil 4 eingeführte fixe Schulter-Kamera. Die neue Ego-Perspektive passt aber perfekt, denn durch das neue Blickfeld ist man dem Grauen nun näher als je zuvor. Allerdings wollte Capcom dem Spiel nicht die selbe Dynamik verpassen wie sie etwa bei Ego-Shootern die Norm ist. So besitzt die Steuerung eine angenehme Trägheit, die sich perfekt in die Serie eingliedert und weitaus weniger befremdlich erscheint als angenommen. Auf einen Koop-Modus hat Capcom verzichtet, das Spiel bietet ausschließlich ein Einzelspieler-Erlebnis.

Die Biohazard-DNA
Von den in Teil 4 aufgekommenen Gegnerhorden hat sich Capcom distanziert. Neben den Mitgliedern der Baker-Familie, die gleichzeitig die Position von Endgegnern einnehmen, gibt es noch eine weitere Gegnerart, die in vier unterschiedlichen Formen auftreten kann. Mehr als drei oder vier gleichzeitig werdet ihr allerdings nicht entgegentreten müssen, hier besinnt sich das Spiel auf die Wurzeln der Serie. Die Bakers allerdings haben es in sich. Ihr werdet nämlich ziemlich bald feststellen, dass es sich bei dieser Familie nicht nur um “normale” Psychopaten handelt. Habt ihr eines der Familienmitglieder niedergestreckt, könnt ihr davon ausgehen, dass dies nicht das Ende war. Jeder Baker hält sich in einem bestimmten Gebiet des Anwesens auf. Habt ihr einen von ihnen endgültig erledigt, kommt ihr meist auch in ein neues Gebiet. Doch bevor es soweit ist könnt ihr euch schon mal auf ein paar der intensivsten Bosskämpfe der Serie freuen.

Viele Elemente der Spielmechanik sind auch im neuen Teil vertreten. Zwar hat etwa die alte Schreibmaschine ausgedient, dafür wird nun auf einem Kassettenrekorder gespeichert. In den ersten beiden Schwierigkeitsgraden könnt ihr hier jederzeit und so oft ihr wollt speichern. Nach erstmaligem Durchspielen schaltet ihr einen noch schwierigeren Spielmodus frei, in dem ihr für das Speichern zunächst Kassetten finden müsst. Je nach Schwierigkeitsgrad speichert das Spiel auch an bestimmten Schlüsselstellen automatisch.

Andere bekannte Items wie die Heilkräuter lassen sich ebenfalls wieder finden und zu Arzneimitteln aufwerten. Hierfür benötigt ihr Chemikalien, die sich auf und um das Anwesen finden lassen. Mit den Chemikalien lassen sich auch unterschiedliche Arten von Munition herstellen. Serientypisch erhaltet ihr im Lauf des Spiel wieder jede Menge unterschiedlicher Waffen, deren Munitionsvorrat natürlich von eurem Finderglück und dem gewählten Schwierigkeitsgrad abhängt. Um auf dem Anwesen voran zu kommen, müsst ihr wieder Schlüssel oder bestimmte Objekte finden und diese an ihrem Bestimmungsort entsprechend einsetzten. Ebenfalls wieder häufiger anzutreffen sind die bekannten Rätsel der ersten Teile. Diese sind zwar selten wirklich fordernd, haben aber einen sehr guten Unterhaltungswert und lockern das beklemmende Setting gekonnt auf. Generell muss man sagen, das Capcom die altbekannte und in der Vergangenheit auch oft altbacken wirkende Spielmechanik ausgebaut und stark verbessert hat. Natürlich müsst ihr euch auch im siebenten Teil wieder mit einem zu knapp bemessenen Inventar arrangieren und mit den unterschiedlichen Items haushalten. Allerdings wurde hier die Balance stark verbessert. So findet ihr beispielsweise an jener Stelle im Spiel, kurz bevor das knapp bemessene Inventar zu nerven beginnt, eine Erweiterung für selbiges. Auch das Backtracking hält sich diesmal sehr in Grenzen.

Horror in der virtuellen Realität
Schockresistente Horror-Fans, die PlayStation VR ihr Eigen nennen, werden es bestimmt schon wissen: Resident Evil 7 lässt sich auch komplett in VR erleben. Das Erlebnis ist weitaus heftiger in der virtuellen Realität und sicher nichts für Zartbesaitete. Das Mittendringefühl ist sehr stark und die Grafik vor allem in den Innenräumen sogar recht ansehnlich. Grafisch fühlt man sich hier an die Zeiten von Resident Evil 4 (GameCube, PS2) zurück erinnert. Wobei die Auflösung aufgrund der Technologie hier noch etwas grobkörniger erscheint. Auf der PlayStation Pro scheint die Framerate in VR etwas höher und die Lichteffekte sind um einen Tick besser, sonst fallen aber keine Unterschiede auf. Wie anfällig für die virtuelle Motion-Sickness ist, bekommt doch hier dann und wann ein flaues Gefühl in der Magengegend. Vor allem dann, wenn ihr die Fortbewegungsgeschwindigkeit auf normal und die Drehung um die eigene Achse auf flüssig stellt. Dem „magenfreundlichen“ aber langsameren Setup fehlt etwas die Dynamik und die zweckmäßige Joypad-Steuerung ist zwar gut gelöst, aber nicht besonders immersiv. Weitaus besser und schneller funktioniert das Zielen per Kopf, hier ist Joystick eindeutig im Nachteil. Der Horror ist in VR natürlich weitaus realistischer und durchaus empfehlenswert. Die Möglichkeit jedes Detail aus der Nähe zu betrachten oder wirklich um die Ecke blicken zu können ist genial. Capcom zeigt mit dem VR-Modus sehr gute Ansätze, perfekt gelöst ist das Ganze jedoch noch nicht.

Auf dem TV-Gerät wirkt der Horror sehr beeindruckend. Die detailreichen Texturen und stimmungsvollen Lichteffekte sind sehr schön anzusehen, besonders auf der PlayStation Pro samt zugehörigem 4K-TV. Das Sounddesign ist exzellent und trägt erheblich zur Horrorstimmung bei. Ständig knarrt und poltert es um euch herum und ihr werdet des Öfteren innehalten, um ein weiteres Mal hin zu hören – besonders in VR. Schließlich kann man nie wissen ob die Geräusche von einem nahenden Gegner oder den mehr als baufälligen Gebäuden kommt. Die dynamische Musikuntermalung und der famose Soundtrack tragen erheblich zur Stimmung bei und erinnern dabei oftmals an Musikstücke aus den vorangegangenen Resident Evil-Teilen.

Review Overview

Wertung - 9

9

Capcoms erneuter Schnitt durch das beliebte Franchises ist ein voller Erfolg. Hinter der anfangs etwas befremdlich wirkenden Neuausrichtung lässt sich deutlich die bekannte Biohazard-DNA erkennen. Die Weiterentwicklung bekannter Mechaniken, die Detailverliebtheit und eine große Portion Feinschliff sorgen für ein neues Horror-Meisterwerk. Für Liebhaber des Genres und Fans der Originalteile ein Muss.

Genre: Survival-Horror
Entwickler: Capcom
Erscheint: 24. Januar 2017
Preis: 60 Euro
System: PS4, Xbox One, PC

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