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Review: Resident Evil 2

Die Rückkehr des Survival-Horrors

Für viele Survival-Horror-Fans ist Resident Evil 2 einer der besten, wenn nicht sogar der beste Teil von Capcoms Spieleserie. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an das Remake. Doch Capcom gelang es nicht nur diese zu erfüllen, sondern sogar zu übertreffen.

Resident Evil ist eines der wenigen Franchise, das sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder neu erfand. Vom klassischen Survival-Horror-Spiel hin zum actionlastigen Shooter und wieder zurück – und nicht jede Änderung wurde wohlwollend aufgenommen. Die letzte große Neuausrichtung, die exakt vor zwei Jahren mit Resident Evil 7: Biohazard vollzogen wurde, ist bei vielen Fans ebenfalls umstritten. Mit Resident Evil 2 verfolgt Capcom nun erneut einen neuen Ansatz und vereint die größten Stärken des Franchise in einer fantastischen Neuinterpretation.

Willkommen in Raccoon City

Auch im Remake könnt ihr die Geschichte wahlweise aus dem Blickwinkel von Claire Redfield oder Leon S. Kennedy erleben. Während sich Leon auf dem Weg nach Raccoon City befindet, um seinen Job bei der hiesigen Polizei aufzunehmen, ist Claire auf der Suche nach ihrem verschollenen Bruder Chris, der ebenfalls als Polizist im Raccoon City Police Department seinen Dienst versieht. Bereits in der Introsequenz machen sich erste Änderungen bemerkbar. Eure Ankunft in Raccoon City ist zwar an jene des Originals angelehnt, es wurden jedoch einige Elemente hinzugefügt, abgeändert oder entfernt. Diese Formel wurde auf das ganze Spiel angewandt und gelegentlich fühlt sich RE2 sogar wie ein komplett neuer Teil an. Allerdings haben die Entwickler darauf geachtet, nicht zu sehr abzuweichen.

Die größte Änderung betrifft die neue Perspektive. Anders als im Original mit seiner fixer Kameraperspektive und der behäbigen Panzersteuerung schaut ihr eurem Charakter nun über die Schulter. Das ist für die Serie nicht neu und kam bereits bei RE4 das erste Mal zum Einsatz. Allerdings könnt ihr euch jetzt beim Zielen bewegen, was aber die Genauigkeit eurer Waffe beeinflusst und mit einem Aufblühen des Fadenkreuzes verdeutlicht wird. Bewegt ihr euch sehr langsam oder steht ihr still, zieht sich das Fadenkreuz zusammen und ihr könnt einen genauen Treffer landen.

Ich schau’ dir über die Schulter

Dieser Perspektivwechsel war sicher auch ausschlaggebend für das weitere Spieldesign von RE2. Schließlich mussten die Entwickler alles an die neue Sicht anpassen. Dass das Remake weitaus düsterer daherkommt, ist somit kein Zufall. Viele der klaustrophobischen Gänge und Räume verfügen über sehr wenig Licht, oft erhellt allein der Schein eurer Taschenlampe die nähere Umgebung. Dinge in weiter Ferne lassen sich somit meist nur erahnen.

Seht ihr einen oder mehrere Schatten gleichzeitig auf euch zuwanken, schnellt euer Puls in Höhe. Dazu gesellen sich noch berstende Fensterscheiben, dumpfes Stöhnen oder unmenschliche Schreie. Durch die Point-and-Shoot Mechanik gelingt es den Entwicklern, das langsame und methodische Schießen des Originals beizubehalten. Das Verlangen, einen Zombies auf Abstand zu halten und gleichzeitig ruhig zu bleiben, um den Schaden zu maximieren, treibt die Spannung jedes Mal aufs Neue in die Höhe.

Gelegentlich auffindbare Holzbretter solltet ihr auch entsprechend einsetzen. Denn ein ausgesperrter Zombie ist eine potenzielle Gefahr weniger.

Dabei halten die Untoten niemals still und ein Weitschuss geht schon allein aufgrund der unkontrollierten Bewegungen der Untoten oft ins Leere. Wer wirklich jeden Zombie im Spiel killen möchte, ohne ständig am Munitionslimit zu kratzen, muss schon äußerst geschickt mit den Waffen umgehen können.

Wie bereits in der Vorlage unterscheidet sich die Bewaffnung der beiden Protagonisten. Neben Pistole oder Revolver als Standardwaffen findet ihr im ersten Spielabschnitt eine Shotgun. Weitere Waffen wie Desert Eagle, Granatwerfer oder Flammenwerfer sind für jeweils einen der Charaktere reserviert. Natürlich liegen all die Waffen sowie eine Vielzahl anderer nützlicher Gegenständen nicht irgendwo in der Gegend herum.

Viel zu tun

Um an die begehrten und meist lebenswichtigen Gegenstände zu kommen, müsst ihr auch im Remake eine Vielzahl an Rätsel lösen. Diese wurden allesamt überarbeitet, um auch Veteranen vor neue Herausforderungen zu stellen. Die Puzzles sind wieder eng mit dem Leveldesign und dem Erkunden der Gebiete verbunden und ihr müsst die verschiedenen Bereiche des Spiels mehrmals besuchen. Ihr durchkämmt also die Umgebungen, bis ihr einen Gegenstand findet, den ihr für die Lösung eines Rätsels benötigt. Gelegentlich schaltet ihr so eine Abkürzung frei, was euer Voran- und Zurückkommen beschleunigt.

Generell solltet ihr stets eure Augen offen halten und mit Bedacht vorgehen, denn geschenkt wird euch bereits im normalen Schwierigkeitsmodus nichts. Schon das Verschwenden von Heilgegenständen oder Munition ist eine vieler Möglichkeiten, bereits an der nächsten Ecke umgebracht zu werden. Doch auch wenn die Ressourcen nicht im Überfluss vorhanden sind, unfair oder zu streng verteilt sind sie in der Regel nicht.

Neben stark verbesserten und situationsabhängigen Bewegungsabläufen scheinen die Zombies nun mit ein paar zusätzlichen Gehirnzellen in der Matschbirne ausgestattet zu sein. Die Untoten können durch Fenster eindringen, Türen öffnen und euch in den nächsten Raum folgen. Allgemein wurde die Anzahl an unerwarteten Attacken und Situationen stark in die Höhe geschraubt. So könnt ihr nie sicher sein, ob einer eingeschlossenen Zombiegruppe nicht doch die Flucht gelingt oder ein bereits gesäubertes Gebiet auch für immer leer bleibt. Das Ausbluten, im Original ein sicheres Indiz für das endgültige Ableben eines Zombies, gibt es nicht mehr. Zwar lernt man mit der Zeit bestimmte Animationen und Laute zu deuten, richtig sicher fühlt man sich jedoch nie.

Ein Fest für die Sinne

Resident Evil 2 sieht fantastisch aus. Capcoms hauseigene Engine trägt enorm zur unglaublich bedrückenden Horror-Atmosphäre bei und die wandelnden Toten haben noch nie so erschreckend realistisch ausgesehen wie in dieser Neuauflage.

Die oft nur durch den Lichtkegel der Taschenlampe erhellte und äußerst detaillierte Spielwelt besticht durch zahlreiche Licht- und Material-Effekte, die Charaktermodelle und Gesichtsanimationen gehören zu den Besten dieser Konsolengeneration.  

Herausragend ist auch das unglaubliche Audiodesign des Spiels, das enorm zur Stimmung und dem Gefühl ständiger Angst beiträgt. In den verwüsteten, engen Räumen klingen die Schritte gefährlich laut, während sie von knarrenden Holzdielen oder dem Ächzen von Türscharnieren begleitet werden. Fernes Stöhnen von Gegnern lässt euch angespannt weiterschreiten, bis euch das Bersten von Glas oder das Aufbrechen einer Tür zusammenzucken lässt.

Die dumpfen und unüberhörbaren Schritte des Tyrant, der im späteren Spielverlauf auf der Suche nach euch durch die Korridore stapft, ist sowieso eines der atmosphärischen Highlights. Musikuntermalung wird im Gegensatz nur sehr sporadisch eingesetzt. Wenn Klänge ertönten, dann meist, wenn die Kacke bereits am Dampfen ist.

Das Remake bietet auch eine Menge Wiederspielwert. Um Claires und Leons Kampagnen hintereinander durchzuspielen, benötigt ihr insgesamt rund 15 Stunden. Je nachdem, welche Kampagne ihr zuerst beendet, ändert sich die Geschichte für den zweiten Charakter. Spielt ihr die beiden Kampagnen erneut in umgekehrter Reihenfolge, gibt es wieder ein paar Abweichungen. Wer also sämtliche Situationen, Interaktionen in alternative Szenarien sehen möchte, hat einiges zu tun. Zudem bietet euch das Spiel mit dem 4th-Survivor- und Tofu Survivor-Modus zwei zusätzliche kurzweilig und actiongeladene Kampagnen. Die Story mit B-Movie-Charakter ist zwar weit von einem Oscar entfernt, bietet aber durch großartig geschriebene und klar definierte Charaktere sowie zahlreiche Neuerungen.

Fazit

Wertung - 9.5

9.5

Willkommen zuhause

Für einen Resident Evil-Fan der ersten Stunde, wie ich einer bin, fühlt es sich ein wenig an wie nach Hause kommen. Man kann wieder in die Haut von Claire und Leon schlüpfen, dem Raccoon City Police Departement einen Besuch abstatten, jene Menge Rätsel lösen und das Allerwichtigste: Zombies die Birne wegpusten. Die Entwickler begnügen sich nicht mit einem optisch imposanten Remaster. Auch wenn die Neuauflage zahlreiche Parallelen zum Original aufweist, ist sie im Grunde ein neues Spiel. Zahlreiche Bereiche, Charaktere, Rätsel und Story-Elemente wurden überarbeitet oder gänzlich neu designt. Die neue Perspektive verändert das Gameplay grundlegend, bewahrt jedoch die Seele des Originals. Die weiterentwickelte RE-Engine bietet eine gleichermaßen opulente wie schaurige Horror-Atmosphäre, die nicht zuletzt aufgrund des hervorragenden und markerschütternden Sounddesigns diese Survival-Horror-Perle zurück ins Jahr 2019 holt.

Genre: Survival-Horror
Entwickler: Capcom
System: PS4, Xbox One, PC
Erscheint: 25. Jänner 2019
Preis: ca. 60 Euro

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