Review: Quantum Break

Zeit. Eines jener Konzepte, ohne denen das menschliche Zusammenleben nicht funktionieren würde. Irreversibel, gnadenlos fortlaufend und unaufhaltbar. Nicht so in Quantum Break, Remedy Entertainments erstem Spiel seit Alan Wake und dem Spinoff Alan Wake’s American Nightmare. Was zunächst wie ein nach altbekannten Prinzipien funktionierender Deckungsshooter wirkt, bietet tatsächlich viel mehr und ist dank filmreifer Inszenierung, einer integrierten TV-Serie und Superhelden-Fähigkeiten bereits jetzt ein Highlight des noch jungen Jahres 2016.

Zeitreisen = Kopfschmerzen?
Zeitreise-Plots sind in den meisten Fällen verwirrend. Egal ob in Terminator oder Zurück in die Zukunft inklusive Fortsetzungen, die Thematik geht fast immer mit Paradoxen und Logiklöchern einher. Mit denselben Schwierigkeiten hat Quantum Break zu kämpfen, strickt aber ein ausreichend spannendes Narrativ, dass man am Ende trotzdem befriedigt entlassen wird. Die Geschichte steht klar im Mittelpunkt, weshalb mit Shawn Ashmore (Iceman in den X-Men-Kinofilmen) als Protagonist Jack Joyce und „Littlefinger“ Aidan Gillen als Gegenspieler Paul Serene bekannte Darsteller aus Film und Fernsehen verpflichtet wurden. Die fehlgeschlagene Inbetriebnahme einer Zeitmaschine verleiht Jack und Paul besondere Fähigkeiten, mit denen sie die Zeit manipulieren können. Diese Kräfte sind auch bitter nötig, denn das Ende der Zeit selbst steht bevor. Dabei gibt Gillen keinen Schnurrbart zwirbelnden Antagonisten, der die Welt brennen sehen will, sondern einen Geschäftsmann an der Spitze eines großen Unternehmens Monarch Solutions (das praktischerweise Gegner liefert, die Jack abknallen kann), der einen eigenen Lösungsansatz für die nahende Katastrophe verfolgt.

Das Ende der Zeit
Die Zeit gerät aus den Fugen und verhält sich unvorhersehbar. Sie stoppt plötzlich, spult zurück, stottert und macht gelegentlich längst geschehene Ereignisse sichtbar. Das hat mehrere Auswirkungen auf das Spielgeschehen. Wenn die Zeit in (geskripteten) Passagen stillsteht, sind Gegner ohne passende Schutzanzüge eingefroren und können gefahrlos passiert werden. Dessen ist sich auch Monarch Solutions bewusst und schickt speziell ausgerüstete Einsatztruppen ins Feld, die sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit durch zeitleere Areale bewegen. Anders als Jack sind sie auf ihre Ausrüstung angewiesen und verfügen nicht über die Macht, die Zeit in kleinen Gebieten stillstehen zu lassen, Explosionen auszulösen oder Kugeln mit einem Schild abzuwehren. Mit diesen Fähigkeiten und einem überschaubaren Arsenal aus Pistolen, Maschinengewehren und Schrotflinten ausgerüstet zieht Jack als Ein-Mann-Armee gegen die Monarch-Truppen in den Kampf.

Kampfsequenzen basieren grundsätzlich auf der Deckungsshooter-Blaupause und werden sowohl durch die flinken Gegner als auch Jacks „Superhelden“-Kräfte aufgelockert. Mit geübter Handhabe der Fähigkeiten kann man ständig auf den Beinen bleiben, dem Kugelhagel mittels eines übermenschlichen Sprints ausweichen, bis zu drei Gegner einfrieren und in Schach halten, während man ihre Kollegen mit Explosionen und Blei auseinandernimmt. Hinzu kommen speziell ausgerüstete Soldaten, die etwa massiv gepanzert sind und nur durch gezielte Schüsse in den Rücken ausgeschaltet werden können.

Verschnaufpause
Bei all der explosiven Action legt Remedy großen Wert auf die Erzählung einer Geschichte, die sich sowohl im Spiel als auch der integrierten TV-Serie entfaltet. Die fünf Akte werden von vier Episoden der Serie getrennt, die sich zum Großteil auf die andere Seite der Münze konzentriert und die Angestellten von Monarch Solutions sowie Paul Serene in den Mittelpunkt rückt. Das Produktionsniveau ist mit Ausnahme der billig wirkenden Spezialeffekte hoch, die Drehbücher kompetent geschrieben und ausgeführt, was die Episoden auf das Niveau einer mittelmäßigen Serie im „echten“ Fernsehen bringt. Die Verbindung mit dem Spiel (oder vielmehr die Neuartigkeit dieses Konzepts) lässt aber über Schwächen wie einen klischeehaft geschriebenen Nerd hinwegsehen. Wohl auch, weil die Handlung zumindest in einem geringen Maß von Entscheidungen im Spiel beeinflusst wird. Vor jeder Episode schlüpft man für eine kurze Zeit in die Haut von Paul und muss sich zwischen zwei möglichen Pfaden entscheiden – zum Beispiel die öffentliche Meinung mit Waffengewalt zu unterdrücken oder eine PR-Kampagne zu starten. Die getroffene Wahl hat in weiterer Folge Einfluss auf gewisse Szenen in der Serie und auch das Spiel selbst.

Visuell und auditiv brillant
Mit beeindruckenden Partikeleffekten, realistischen Gesichtsanimationen, detaillierten Charaktere, die genau wie ihre Pendants in der Realität aussehen und einer filmreifen Inszenierung präsentiert Remedy eine mit viel Feinschliff versehene Demonstration der Fähigkeiten der Xbox One. Hardwarebedingt müssen Einbußen vor allem bei der Schattenqualität hingenommen werden, die in turbulenten Actionsequenzen ohnehin nicht auffallen. Der Sound passt sich dem Geschehen dynamisch an, wird also gedämpft, wenn man sich inmitten einer schützenden Kuppel befindet und schneller, wenn man in Windeseile zur Seite hechtet, um einer Granate auszuweichen.

Quantum Break bei Amazon kaufen und SHOCK2 direkt unterstützen! [amazonjs asin=“B00CUI2AOY“ locale=“DE“ title=“Quantum Break – Xbox One“][amazonjs asin=“B01BGY72FO“ locale=“DE“ title=“Quantum Break Steelbook Edition – Xbox One“][amazonjs asin=“B01BLDLM24″ locale=“DE“ title=“Xbox One 500GB Konsole – Bundle inkl. Quantum Break und Alan Wake Special Edition (weiß)“]