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Review: Predator Hunting Grounds

Wenn es blutet, können wir es töten!

Wenig Umfang. Eine in die Jahre gekommene Lizenz. Offenbar kein AAA-Budget. Wer wartet 2020 auf solch ein Spiel? Auf den ersten Blick wohl keiner, aber dann überrascht das neue Predator Hunting Grounds mit ein paar coolen Ideen und verdient sich somit doch seinen Platz in den aktuellen Release-Listen. Zumindest für Fans der Materie.

Shooter gibt es gerade zuhauf auf dem Markt. Speziell wenn es um kompetitive Shooter geht. Predator Hunting Grounds wirft eine bekannte Lizenz in den Ring und geht den asymmetrischen Weg, wie es zuvor etwa “Evolve” oder “Freitag der 13.” vorgemacht haben. Das heißt im Klartext, bis zu vier Soldaten versuchen sich im Dschungel an bis zu 15 Minuten dauernden Mini-Missionen, die an einem Abholpunkt (“Get to the choppaaa!”) enden sollen. Der fünfte Spieler übernimmt den Predator, der in dieser Zeit das Team auf den nicht allzu großen Maps finden und erledigen muss.

Jede Runde bringt Erfahrungspunkte, die in neues Equipment gesteckt werden können. So können Soldaten neue Waffen freischalten und dann mit z.B. größeren Magazinen verbessern. Der Predator hingegen setzt auf Schulterlaser bzw. Nahkampfklingen, die im späteren Verlauf gegen die berühmte Disc oder einen tödlichen Speer getauscht werden können. Drei Perks dürfen ebenfalls auf beiden Seiten ausgerüstet werden. Menschen freuen sich über erhöhte Lebensenergie, tragbare Munitionskisten oder mehr Ausdauer. Der Predator kann zum Beispiel seine Tarnung verlängern oder seinen Nahkampfschaden verstärken. Für die im Spiel verdiente Ingame-Währung können zudem Lootboxen mit diversen Skins gekauft werden. So lassen sich Soldaten, Predator und Waffen an den persönlichen Geschmack besser anpassen. Echtgeld-Ingame-Käufe gibt es keine.

Ich habe keine Zeit zu bluten

Beim Modi-Umfang haben die Entwickler leider gespart. Tatsächlich gibt es nur einen Spielmodus und lediglich drei Karten, die sich dazu auch noch ähnlich “anfühlen”, da alle das Dschungel-Setting nutzen und eine ähnliche Größe aufweisen. Damit sind wir auch schon beim größten Kritikpunkt des Spiels – der fehlenden Abwechslung. Es macht Spaß die oben genannten, neuen Fähigkeiten freizuspielen und damit herumzuexperimentieren, allerdings ist das Ablaufen der ewig gleichen Camps mit den unendlich dummen KI-Gegnern darin schon nach wenigen Runden mehr Routine als pures Adrenalin. Warum nicht auch eine größere Map ins Repertoire aufnehmen? Einen Spielmodus ohne Camps, dafür mit z.B. einer Lagerverteidigung gegen den Predator? Es hätte sicher Möglichkeiten gegeben, ein breiteres Spektrum zu bieten.

So läuft das Soldaten-Team in der Regel die vorgegebenen Missions-Punkte ab, erledigt die simpel gehaltenen Aufgaben, wie etwa das Zerstören von Fässern oder das Töten einer Zielperson und hetzt danach zum Abholpunkt. Nur wenn der Predator früh seine Beute findet und den Einsatz seiner Waffen gut plant, kann es zu spannenden Duellen zwischen den Spielern kommen. Hauptverantwortlich für den Spielspaß ist in diesem Fall der Predator, da er das Tempo und damit auch die Spannung der Runde bestimmt. Rennt er blindlings in die Soldaten und lässt sich beim ersten Kontakt erledigen, ist das Spiel schnell zu Ende.

Was zum Teufel bist du?

Bei Hunting Grounds macht es tatsächlich nur Spaß einen Sieg einzufahren, wenn er sich verdient anfühlt. Aktuell gewinnen meist die Soldaten, weil sie als Team weit mehr Feuerkraft haben als der Predator und den meisten Predator-Spielern aktuell noch gute Taktiken fehlen das auszugleichen. Hier werden die nächsten Wochen erst zeigen können, wie motiviert die Predator-Spieler langfristig sind und ob das Balancing auch von Entwickler-Seite noch nachjustiert wird.

Nervig für Predator-Spieler ist neben den wenigen Erfolgen auch die Wartezeit zwischen den Runden. Bis zu 10 Minuten Wartezeit müsst ihr auf den meisten Plattformen schon einrechnen, um als Predator spielen zu können. Hier könnte wohl nur eine größere Playerbase Abhilfe schaffen, die gefühlt auf sich warten lassen wird.

Du bist so unglaublich hässlich

Um noch einen weiteren Kritikpunkt anzubringen, reden wir doch über die technische Seite des Spiels. So hübsch das Spiel auf starken PCs aussieht, so mittelmäßig gibt sich das Spiel auf Konsole. Die Testversion wurde auf einer PS4 Pro gespielt. Eine wenig stabile Framerate und gelegentliches Flackern des Waldes sind offenbar die Kompromisse, die man bereit war mit dem Spiel zu machen. Diese Tatsachen, kombiniert mit dem etwas hektischen Bewegungstempo der Akteure, lassen oftmals genaues Zielen nicht zu. Kein Pluspunkt bei einem Shooter.

So sehr man die genannten Dinge in Frage stellen kann, die Sounduntermalung macht vieles wieder wett. Die Waffen klingen satt, die Umgebungsgeräusche inklusive der Predator-Sounds, die ihr nur hört wenn er in eurer Umgebung ist, ergeben mit der bombastischen Musik ein nahezu perfektes Erlebnis für Fans der (ersten beiden) Filme. Leider kam es in unseren Sessions auch hier zu gelegentlichen “Sound-Hängern”, die in einem fertigen Spiel eigentlich nicht passieren sollten. Hier wird aber ziemlich sicher nachgepached.

Fazit

Wertung - 6

6

Den größten Vorwurf, den man Hunting Grounds machen muss ist, dass es so viel besser hätte sein können. Das oft hektische Gameplay ist den zu kleinen Maps geschuldet, die technischen Mängel und der fehlende Umfang wohl das Ergebnis des zu geringen Budgets. Das schmerzt doppelt, weil speziell zusammen mit Freunden richtig viel Spaß aufkommen kann. Wenn man sich in einer Runde als letzter Soldat nur noch mit Messer bewaffnet zum Abholort schleicht oder als Predator einen Gegenspieler nach dem anderen erledigt, dann kann man das Potenzial der Materie erahnen. Aktuell handelt es sich um kein vollwertiges Spiel für Jedermann. Fans der Materie werden dennoch ihren Spaß mit dem Game haben und vielleicht lassen sich Publisher und Entwickler ja bei einer nicht zu kleinen Fanbase in ein paar Monaten zu dem ein oder anderen dickeren (gratis) DLC-Paket überreden, dass das Spielgeschehen abwechslungsreicher und damit langlebiger gestaltet.

Genre: Shooter
Entwickler: IllFonic
System: PlayStation 4, PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 40 Euro

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Alexander Amon

Alexander Amon war jahrelang Chefredakteur beim Gaming-Magazin consol.AT, ist noch immer leidenschaftlicher Gamer und außerdem Ressortleiter bei Red Bull Games. Neben dieser Kolumne ist er hier auf SHOCK2 auch regelmäßig als einer der beiden Gameminds im gleichnamigen Podcast zu hören.

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