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Review: Pokémon Karmesin und Purpur

Es ist nicht mal ein Jahr vergangen, seit Pokémon-Legenden: Arceus erschien, schon läutet GAMEFREAK mit Pokémon Karmesin und Purpur die neunte Generation der weltweit beliebten Franchise ein. Bereits kurz nach dem Release vermeldete Nintendo sogar, dass der Titel den Rekord für das bestverkaufte Spiel in den ersten drei Tagen auf allen Nintendo-Konsolen mit 10 Mio. Stück bereits gebrochen hat (SHOCK2 berichtete). Bei diesem Erfolg muss man sich trotzdem fragen, ob wirklich alles Gold ist was glänzt oder man sich vielleicht etwas mehr Zeit hätte nehmen sollen. Und genau dieser Frage ist die Shock2-Redaktion, mit tatkräftiger Unterstützung zweier Shock2-Kids, nachgegangen.

Ja, da würde ich auch leben wollen.

Eines vorweg, auch in der 9. Generation ändert sich an der Grundstruktur des Spiels relativ wenig. Man übernimmt wie eh und je die Rolle eines jungen Menschen, genauer gesagt einer Schüler*in der Orangen- oder Trauben-Akademie, je nachdem ob man die Edition Karmesin oder Purpur hat, entscheidet sich zunächst für eines der drei Starterpokémon und wird zunächst in die Grundprinzipien des Spiels eingeführt – sammeln, kämpfen, erkunden. Bei den Startern handelt es sich um das Pflanzenpokémon Felori, Krokel vom Typ Feuer sowie das Wasserpokémon Kwaks. Wie üblich entscheidet sich die Hauptkonkurrentin des Spiels, Nemali ist Schulsprecherin der Akademie und bereits Champ, für das Pokémon, das gegen die Wahl des Spielenden im Nachteil ist.

Wer die Wahl hat, hat bald eines der neuen drei Starter.

Nach einem Kurztrip in die Akademie, die zwar wie ein Hub wirkt, jedoch im Großen und Ganzen nur ein Platz für einige Tutorials ist, wird man vom Spiel ins eigentliche Abenteuer, die sogenannte Schatzsuche geschickt. Dabei handelt es sich um ein Projekt, bei dem die Student*innen der Akademie durch die Region wandern um ihren ganz persönlichen Schatz zu finden, der für jeden etwas anderes sein kann. Um doch nicht ganz ziellos umherstreifen zu müssen, eröffnen sich jedoch sehr bald drei Storystränge: In der Straße der Sterne gilt es die Camps der „bösen“ Gruppierung Team Star auszuheben, der Weg des Champs führt uns wie üblich zu acht Arenen um den Rang eines Champs zu erlangen, der Pfad der Legenden lässt uns gegen sogenannte Herrscher-Pokémon antreten um ganz besondere Gewürze zu erlangen.

Die Arenen passen optisch nicht wirklich in die Paldea Region.

Erstmals wird man dabei durch eine komplett begehbare, wenn auch sehr triste Open-World geschickt, in der man sich nach Lust und Laune Aufgaben der drei Storylines suchen kann. Die Pokémon-Spiele waren zwar nie für ihre Grafikpracht bekannt, durch die Open World stechen grafische Schwächen scheinbar noch mehr hervor. Wie üblich skaliert der Schwierigkeitsgrad auch hier nicht, es kann somit passieren, dass man beim freien Erkunden auf Pokémon trifft, gegen die man keinen Hauch einer Chance hat. Umso schöner ist es dann, wenn man ein Pokémon fängt, dass 10 und mehr Level über den eigenen ist.

Dazwischen sammelt man viele bekannte, aber auch mehr als 20 neue bzw. um neue Entwicklungen erweiterte Pokémon, der Paldea Pokédex umfasst 400 Pokémon, oder tritt gegen Trainer*innen an. Um die wieder sehr schön gestalteten Pokémon zu fangen, muss man sie wie jeher durch einen Kampf schwächen, die sinnvolle Neuerung aus Pokémon-Legenden: Arceus, bei der man sich an Pokémon anschleichen und direkt fangen konnte wurde leider gestrichen. Stattdessen kann man nun sein Pokémon automatisch losschicken um zu kämpfen, was zwar auch Erfahrungspunkte bringt, jedoch weniger als im direkten Kampf. Trotzdem eine gute Möglichkeit schnell und einfach seine Taschenmonster aufzuleveln.

Open World PlayStation 2 Style, gar nicht mal so schön.

Um ein bisschen flotter durch die Open-World zu kommen, steht euch dieses mal kein Fahrrad, sondern eines der beiden legendären Pokémon Koraidon oder Miraidon zur Verfügung. Diese schauen nicht nur cool aus, auch können ihre Fähigkeiten im Laufe des Spiels verbessert werden, wodurch sie schneller werden und mit anderen Hindernissen der großen, weiten Welt klar kommen.

Bei den Kämpfen hat sich wenig geändert, wiederum wurde ein sehr spannendes Feature aus Pokémon-Legenden: Arceus gestrichen, bei dem man die Initiative sowie die Stärke der eigenen Pokémon beeinflussen konnte. Neu hingegen ist die Terakristalisierung, die neueste Form der Verwandlungen im Sinne der Gigadynamaximierung oder Mega-Entwicklungen diverser Vorgänger. Dabei werden die verwandelten Pokémon nicht nur stärker, sie können auch ihren Typ ändern, was in bestimmten Situationen sehr hilfreich sein kann. Rein optisch kann man natürlich diskutieren, mir persönlich gefielen andere Spezial-Entwicklungen besser, sind diverse Aufbauten in Terakristall-Form manchmal doch ein wenig sehr präsent.

Team Swarovksi im Einsatz

In den ersten Trailern zu Pokémon Karmesin und Purpur lag auch ein Fokus am gemeinsamen Erleben des Abenteuers. Hierbei ist es erstmals möglich, gemeinsam die Open-World zu erkunden, wobei sich das vorerst zwar nett anhört, in der Praxis aber leider wenig bis kaum Spaß macht. Es ist zwar möglich gemeinsam durch die Welt zu laufen, man kann dabei weder interagieren, noch gemeinsam kämpfen. Viel mehr ist es sogar nur möglich dem Host beim kämpfen zuzusehen, die anderen Spieler stehen für andere nur in der Gegend herum, während sie gegen andere Pokémon antreten. Ein kleiner Vorteil ist, dass man so auch Pokémon der anderen Editionen fangen könnte, was jedoch nur in unmittelbarer Nähe des Mitspielers möglich ist, sollte eines bei ihm spawnen. Koop sieht für mich zumindest anders aus. Sogar in Pokémon: Let’s Go konnte man Kämpfe zusammen bestreiten.

Im Koop sieht man nur die Kämpfe des Host, umgekehrt sieht man nichts.

Das Antreten gegen andere Kämpfer per Link oder über’s Netz ist natürlich wieder möglich und macht Spaß wie eh und je. Auch das Tauschen mit anderen Trainern ist möglich und vor allem nötig, möchte man seinen Pokédex vollständig füllen, sind doch viele Pokémon wieder nur in jeweils einer der beiden Editionen Karmesin oder Purpur verfügbar.

Link-Kämpfe spaßig wie eh und je.

So sehr Pokémon Karmesin und Purpur auch Spaß machen und einige Neuerungen das Spiel bereichern, so sehr hat man in viele Bereichen das Gefühl, dass der Titel unfertig veröffentlicht wurde.

Da wäre zum einen die teilweise unterirdische Performance, die sich in Framerate-Einbrüchen und ständigen Pop-Ups zeigt. Da gibt es zum anderen häufig Glitches, Bugs, Clipping-Fehler und mehr, die man im Playtesting unmöglich übersehen konnte. Dass die Open-World ziemlich fad aussieht wäre ja noch zu verschmerzen, dass in den Städten Häuser nicht mehr betreten werden können ist auch nicht so wichtig, das sinnvolle Neuerungen aus vorherigen Spielen gestrichen wurden wird seine Gründe haben, in Summe bleibt jedoch ein schaler Beigeschmack. Der Vorwurf, dass man sich beim Entwickler gedacht hat, man verkaufe so und so mehrere Millionen Exemplare, egal wie das Spiel aussieht, da die Franchise stark genug sei, lässt sich nur schwer von der Hand weisen.

Nur einer von vielen Fehlern.

Zweite Meinung der SHOCK2 Kids (Felix+Paul)

Nachdem wir uns schon seit Monaten auf Pokémon Karmesin und Purpur gefreut hatten, hatte uns sofort wieder das Sammelfieber gepackt. Der Beginn, bis wir endlich loslegen konnten, dauerte zwar gefühlt eine Ewigkeit, nachdem die Schatzsuche aber begonnen hatte, waren wir wieder in unserem Element. Vor allem, dass wir die Welt komplett frei erkunden und uns für die verschiedenen Pfade entscheiden konnten, hat uns sehr gefallen. Da einen Orden holen, dort ein Herrscher Pokémon besiegen, dann wieder vor viel zu starken Pokémon fliehen, das ist immer noch sehr cool.

Bevor uns Papa gezeigt hat, dass das Spiel nicht ganz rund lief und ab und zu lustige Dinge passieren, wär uns das gar nicht aufgefallen, wobei es dann auch wieder Spaß gemacht hat Fehler zu finden. Am wichtigsten dabei ist aber, dass die Bugs uns nie beim eigentlichen Spielen gestört oder uns den Spaß verdorben haben.

Pros

+ Hauptfeature, sammeln und kämpfen motiviert sehr
+ kleine sinnvolle Neuerungen (Pokécenter, Auto-Battle)
+ Nicht-lineares Spiel macht Spaß

Cons

– technisch sehr unsauber, ruckelt
– Bugs und Glitches am laufenden Band
– streichen toller Features aus Arceus unverständlich
– Open World leer und fad, Städte unnötig
– Koop bietet keinen Mehrwert

Fazit

Wertung - 7

7

Bugs, Glitches, schlechte Performance, wenige Neuerungen, eine langweilige Open-World die mehr an PS2-Zeiten erinnert und nicht sehr spannende Storys, sind die Punkte, die eine Seite von Pokémon Karmesin und Purpur ausmachen - etwas das man von wichtigen Nintendo Spielen nicht gewohnt ist und deshalb ziemlich enttäuschen kann. Die überwiegende Seite ist jedoch immer noch, dass das Gameplay wunderbar funktioniert, Spaß macht, fesselt und sich nicht nur Hardcore-Fans dabei schnell von den Schwachstellen ablenken lassen. Was mich mehr besorgt ist, dass sich Entwickler und/oder Publisher dessen sicher bewusst sind, was nichts gutes für die Zukunft bedeutet. Hier kann eigentlich nur die Kundschaft mit der Geldbörse entscheiden, was zumindest in den ersten drei Tagen nicht passiert ist. Als jemand, der aber sofort zum Release die zweite Edition neben dem Testmuster blind und trotz durchwachsener Reviews kaufte, ist das natürlich etwas scheinheilig. Zusätzlich höre ich auch oft, dass es sich bei Pokémon um ein Kinderspiel handelt, wobei der Zielgruppe die kritisierten Punkte nicht so wichtig seien, was aus eigener Erfahrung auch absolut stimmt. Jedoch sind viele Fans der ersten Generationen älter geworden, haben sich weiterentwickelt und erwarten sich nun zurecht eine gewisse Entwicklung bei Pokémon-Spielen, zumindest aber ein überwiegend bug-freies Spielerlebnis. Ich werde weiterhin Pokémon in Paldea sammeln und bekämpfen, hoffe jedoch, dass man für den nächsten Titel, oder besser noch für umfangreiche Patches in den nächsten Wochen, auf das Feedback der Spielerschaft hört.

Genre: Adventure, RPG
Entwickler: GAME FREAK, Nintendo
System: Nintendo Switch
Erscheint: erhältlich
Preis: ab 50 Euro

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