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Review: Persona 4 Arena Ultimax

I am thou, thou art I

Wenn ihr dachtet, dass die Abenteuer von Yu Narukami und seinen Freunden mit seiner Abreise aus Inaba beendet waren und der Midnight Channel für immer Sendepause hat, liegt ihr falsch: Als der Schüler anlässlich der Golden Week zu seinen Freunden zurückkehrt, ist auch das mysteriöse Fernsehprogramm, das nur zu Mitternacht einer Regennacht empfangsbar ist, wieder auf Sendung – und zeigt ein mysteriöses Kampfevent. Als dann auch noch einige Freunde von Yu verschwinden, ist klar: Etwas Seltsames geht in der TV-Welt vor sich …

Drei Sequels in einem …

Falls ihr bei dieser Einleitung kein Wort verstanden habt, liegt das wohl daran, dass ihr Persona 4 nicht gespielt habt; dieses Rollenspiel drehte sich um das Jahr, das Yu in Inaba verbracht hatte, eine mysteriöse Mordreihe und die seltsame TV-Welt. Persona 4 Arena Ultimax erzählt diese Geschichte weiter; das freut Fans des Rollenspiels, wird aber Quereinsteiger eher ratlos zurücklassen (und so nebenbei auch noch die Story des Originals spoilern, falls ihr doch auf den Geschmack kommt). Mehr noch: In diesem Spiel wird nicht nur die Handlung von Persona 4 weitergeführt, sondern auch die Charaktere aus Persona 3 bekommen einen Auftritt und eine eigene Storyline, die drei Jahre nach dem Ende ihres Persona-Teils spielt; auch hier geht es nicht ohne Spoiler ab und Vorkenntnisse sind empfehlenswert. Und als wäre das noch nicht kompliziert genug, ist Persona 4 Arena Ultimax in gleich noch einer Hinblick ein Sequel: Es ist nämlich die Fortsetzung von Persona 4 Arena und erzählt dessen Story weiter. Dieser Umstand ist allerdings noch am Leichtesten zu verkraften, denn Persona 4 Arena Ultimax inkludiert die Handlung von Persona 4 Arena als separate Storyline. Man sollte nur darauf achten, die richtige Geschichte zuerst zu starten.

… mit völlig anderem Gameplay

Wir haben nun bereits klar etabliert, dass Persona 4 Arena Ultimax das Sequel nicht eines, sondern gleich zweier großartiger Rollenspiele ist – aber was für ein Spiel erwartet euch? Die überraschende Antwort: definitiv kein Rollenspiel! Arena Ultimax ist ein waschechtes 2D-Fighting Game mit zahlreichen Charakteren in Pixeloptik, Arenen, die an bekannte Locations aus den Spielen erinnern, und einem Gameplay, das leicht zu erlernen ist, aber gleichzeitig einiges an Tiefgang bietet. Garant für die Qualität sind Arc System Works, die mit Spielen wie Blaz Blue einiges an Erfahrung in diesem Genre mitbringen. Mit schwachen und starken Attacken, Grabs, Throws und Spezialangriffen (und natürlich Personas, die eine Rolle im Kampf einnehmen) gibt es einiges zu meistern, auch wenn die Einstiegshürde zum Glück nicht gerade hoch ist. Anfängern helfen auch diverse Trainingseinheiten über die ersten Schwierigkeiten hinweg.

Jede Menge Modi

Generell hat Persona 4 Arena Ultimax etliche Game-Modi für jeden Geschmack. Das beginnt bei den diversen schon erwähnten Storylines, die zwischen den Kämpfen die Handlung in einem Visual-Novel-Format weiterführen – hier müsst ihr damit rechnen, dass zwischen den einzelnen Fights mehrere Minuten für das Lesen von Dialogen „draufgehen“ werden. Gerade für Fans der Originalspiele ist das Wiedersehen mit den bekannten Charakteren natürlich ein emotionaler Moment, aber die Handlung von Arena Ultimax ist leider nicht die Stärke des Spiels. Der Titel verliert sich stattdessen in Details und lässt das Tempo in der Story vermissen – was nicht besser wird, wenn man die Handlung danach noch einmal aus anderen Blickwinkeln erlebt, um wirklich alles gesehen zu haben. Wer weniger Handlung (und dafür mehr Zeit im Ring) möchte, kann sich im Arcade-Modus versuchen, in Score Attack auf Highscore-Jagd gehen, sich in Versus mit Konkurrenten messen oder im Golden Arena-Modus sogar ein bisschen Rollenspiel-Flair aufkommen zu lassen – hier kämpft ihr euch über 100 Stockwerke in diversen Dungeons Gegner für Gegner nach oben, könnt aber euren Charakter aufleveln und dadurch an euren Spielstil anpassen. Falls ihr hingegen vor allem wegen der Story hier seid und so gar nicht mit Brawlern könnt, kann euch übrigens auch geholfen werden: Die Storylines haben einen Auto-Modus, mit dem ihr euch voll und ganz auf die Handlung konzentrieren könnt.

Die liebe Technik

Falls ihr euch denkt „Das klingt ja gut, aber ich habe das Gefühl, ich kenne das Spiel bereits“ – das kann gut sein. Persona 4 Arena erschien 2013 bzw. Arena Ultimax 2014 für PS3 und Xbox 360. Die Neuauflage erhält nun alle DLCs und erscheint auf PS4, Xbox One, PC und Switch; gleichzeitig bringt man so auch einige Anpassungen, die nur in Japan veröffentlicht wurden, zum ersten Mal in den Westen. Solltet ihr den Vorgänger bereits besitzen, erwartet euch allerdings keinen großen technischen Sprung. Das macht allerdings nichts, denn die gezeichnete Optik kann noch immer überzeugen und die Musik darf die bekannten Persona-Themen mit aufgepepptem Remix-Sound aus den Boxen erschallen lassen. Eine größere Verbesserung soll es dann aber doch geben, lässt allerdings noch auf sich warten: Der Netcode wird voraussichtlich im Sommer auf einen Rollback-Code ausgetauscht, der mittels Voraussage, welche Taste ihr wohl als nächstes drückt und im Notfall im Nachhinein korrigiert, wesentlich weniger Lag haben soll. Dieses Update soll laut erster Ankündigung allerdings nicht für alle Plattformen erscheinen – bislang wurde nur von PS4 und Steam gesprochen.

Fazit

Wertung - 8

8

gutes Spiel, kleine Zielgruppe

Persona 4 Arena Ultimax erschien für mich gerade zur rechten Zeit (immerhin habe ich jetzt endlich Persona 4 Golden fast durchgespielt), ließ mich aber ein wenig ratlos zurück: Und zwar nicht, weil wir es mit einem schlechten Spiel zu tun haben, sondern weil mir die Zielgruppe nicht ganz klar ist. Optimaler Weise wird der Titel nämlich von jenen gekauft, die Persona 3 und 4 durchgespielt haben (also definitiv Rollenspiel-Affin sind), gutes Brawler-Gameplay zu schätzen wissen und kein Problem mit Visual Novel-Storytelling haben. Ich behaupte, dass diese Gruppe nicht ganz so groß ist, wie erhofft – und im Fall des Rereleases wird der Fall dadurch verschärft, dass Persona 4 nur auf einer aktuellen Plattform (PC) und Persona 3 gar nicht auf einem modernen Spielgerät zu spielen sind (die aktuellste Konsolenplattform, auf der beides zu spielen wäre, wäre wohl eine PlayStation Vita), was die Möglichkeit, das nötige Vorwissen für die Story zu erlangen, weiter einschränkt. Das ist schade, denn die Story ist zwar nicht auf dem Niveau der Originalspiele und langsam erzählt, aber nicht uninteressant. Das Brawler-Gameplay an sich gut ist aber genug, dass selbst reine Fighting-Game-Fans ohne Persona-Vorwissen ihren Spaß haben werden. Nur vom Story-Modus sollten letztere die Finger lassen, denn ohne Vorwissen bleiben hier definitiv nur Fragezeichen …

Genre: Fighting Game
Entwickler: Arc System Works
System: Switch, PC, PS4, Xbox One
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 30 Euro

 

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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