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Review: Percy Pickwick (25) Der letzte der Pickwicks

Ein Comic zum Lesen um fünf Uhr, begleitet von einem Earl-Grey-Tee...

Mit „Der letzte der Pickwicks“ hat eine meiner absoluten Lieblings-Comic-Reihen endlich ihren wohlverdienten 25. Band bekommen. Schon als Kind in den 1980er Jahren habe ich jede Woche dem Erscheinen des YPS Heftes entgegengefiebert, wurden darin doch immer wieder die Abenteuer des berühmten, pensionierten Geheimagenten des MI-5, des Geheimdienstes Ihrer Majestät, als Fortsetzungsgeschichte abgedruckt.

Ein Fall für Percy Pickwick

Percy Pickwick (Original: Clifton) wurde 1959 von Raymond Macherot für das ebenfalls legendäre Le Journal de Tintin erfunden, bevor er seinen Amateurdetektiv bald aufgab, um sich anderen Schöpfungen zu widmen. Nach zwei Abenteuern mit dem belgischen Karikaturisten Greg als Autor übernahmen Bob De Groot und Turk (Robin Ausdemwald) die Fackel. Und das sollte nicht der letzte Wechsel bleiben, obwohl Turk seit 2016 erneut als Zeichner wieder mit an Bord ist und mit Autor Zidrou nun bereits das dritte große Abenteuer (es gibt noch eine weitere, bisher leider nicht auf Deutsch veröffentlichte Kurzgeschichten) abgeliefert hat.

Irgendwo in Afrika wird Lord Davy Buffalo Cunningham Pickwick, ein großer Jagdliebhaber, vor allem wenn es darum geht, den letzten Vertreter einer Tierart zu töten, von einer jungen Frau erschossen. Kurz darauf wird in Puddington auf Edward Fergus Gordon Horatio Pickwicks, den Vater des uns wohlbekannten Ex-Colonel, geschossen. Dieser tut alles Notwendige, um den Notarzt zu rufen und nimmt sogar das Lenkrad des Krankenwagens selbst in die Hand. Es folgt ein ebenso gefährliches wie skurriles Rennen in der Stadt, das er mit blumigen Beleidigungen und seinem rostfreien Zynismus untermalt. Die Fäden dieser Familienattentate werden von François-Louis Ramolino alias Napoleon Onze gezogen. Es ist ein gewisser „Shamewood-Schwur“ aus dem Jahr 1807, der den rachsüchtigen Franzosen dazu bringt, das Geschlecht der Pickwicks nun endgültig auszulöschen. Es dauert nicht lange, bis der ehemalige, erfahrene MI5 Agent Percy H. W. Pickwick, sein Dienstmädchen Miss Partridge und der Londoner Notar Teardrops aktiv werden….

Während die Geschichte und vor allem auch die Dialoge von Zidrou (in der deutschen Übersetzung durch Max Murmel) uns eine wunderbare Mischung aus etwas verstaubten Charme, pointierter Raffinesse und einer deftigen Portion Spannung servieren, bleiben sich Turks Zeichnungen treu: einfach, klar, altmodisch, aber auch umhüllend, beruhigend und detailreich.

Meinung: Ein großer Lesespaß!

Das Album setzt die Kontinuität der vorherigen Episoden fort, d. h. eine Mischung aus einfacher Kriminalgeschichte, Humor und charmanter Fantasie. Dazu kommen eine Prise politische Kritik, ein wenig Frauenfeindlichkeit zweiten Grades und eine Prise der ewigen englisch-französischen Rivalität. Das Ergebnis ist ein dynamisches, witziges Abenteuer, dessen Seiten voller Mini-Gags und dessen Kästen voller Augenzwinkern und anderer komischer Elemente sind. Im November 2023 ist mit Bob De Groot einer der ganz großen frankobelgischen Zeichner verstorben, er hat Percy Pickwick zusammen mit Turk zwischen 1971 und 1983 und danach auch immer wieder bis 2006 mitgeprägt. „Der letzte der Pickwicks“ trägt an einigen Stellen Spuren seiner Handschrift und es ist schön, dass diese Serie auch heute noch so wunderbar weitergeführt wird. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht wieder sechs oder mehr Jahre auf ein neues Abenteuer warten müssen.

Infos:

Autor: Zidrou
Zeichner: Turk
Verlag: toonfish/Splitter Verlag
Seiten: 48 Seiten (Hardcover)
Preis: ca. 15 Euro

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