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Review: Onrush

Overwatch trifft Motorstorm

Als sich Sony 2016 entschloss, bei den Evolution Studios (Motorstorm)endgültig den Stecker zu ziehen, traf es viele Fans des aracadigen Rallye-Geplänkels hart. Colin McRae Rally-Entwickler Codemasters sah hier sogleich eine Chance, sein Team mit Neuzugängen zu erweitern und gab einem Großteil der ehemaligen Evolution-Mitarbeiter eine neue Anstellung. Unter diesen entstand nun mit Onrush ein innovativer Mix aus Overwatch und Motorstorm, der jedoch leider ein wenig an einer Identitätskrise zu leiden scheint.

Der Weg ist das Ziel

Doch wie kann man sich so einen abstrakten Genre-Mix überhaupt vorstellen? In erster Linie geht es in Onrush trotz des Rennspiel-Settings nicht darum ein Rennen zu fahren. So gibt es in den vier Spielmodi des Titels nicht einmal eine Ziellinie. Stattdessen werden andere Aufgaben für das Gewinnen eines Matches vorgegeben. In sämtlichen Modi treten nämlich nicht einzelne Fahrer, sondern jeweils zwei Teams zu je sechs Spielern gegeneinander an.

Switch-Modus ohne Switch

In dem darauffolgenden Duellen geht es dann darum, als Team in der kürzesten Zeit den meisten Boost zu verbrennen, am schnellsten mit dem gesamten Team durch Tore zu fahren oder mitsamt allen Kollegen in einem sich fortbewegenden Areal zu bleiben. Am ausgefeiltesten stellt sich dann noch der sogenannte Switch-Modus dar, indem es darum geht möglichst allen Mitgliedern des gegnerischen Teams um deren drei Leben zu erleichtern. Dabei sind diese jedoch, im Vergleich zu den anderen Modi, nach jedem Ableben gezwungen, ihre Fahrzeugklasse zu wechseln. In den anderen Modi ist dies eine freiwillige Option.

You got Boost Power!

Insgesamt gibt es acht dieser besagten Fahrzeugklassen und sie alle weisen eine gut durchdachte Balance zwischen Vor- und Nachteilen auf. Während die beiden Motorräder in der Luft Tricks performen können, um ihre Boost-Leiste zu befüllen, behalten die massiven Dünen-Buggys bei den meisten Aufeinandertreffen Metall auf Metall die Oberhand. Über mangelnden Boost darf aber ohnehin selten geklagt werden. Onrush sorgt nämlich durch zentrale Respawnpunkte und mittels selbst mit einem Motorrad leicht zu zerstörenden KI-Autos ständig dafür, dass die Boost-Leiste voll und das Fahrerfeld auf den breitgefächerten Strecken nahe zusammen bleibt.

And the Rush is On!

Doch das System geht noch eine Spur tiefer und so gibt es zusätzlich zu der Boost-Leiste auch noch die Onrush-Leiste, die sich jeweils durch klassenspezifische Aktionen aufladen lässt. Diese stellt standardmäßig eine Art Super-Boost dar, bei dem jedoch auch jedes Fahrzeug eine ganz eigene Spezialfähigkeit aktiviert. So ziehen manche Vehikel im Onrush-Modus Tron-artige Feuerwände hinter sich her, während andere Teamkollegen mit Extra-Boost versorgen oder die Gegner im Umkreis verlangsamen.

Gacha ohne Micros

Die per Level-Ups und Ingame-Währung erwerbbaren Lootboxen lassen enthalten eine Vielzahl von Skins für die verschiedenen Boliden. Diese reichen von simplen Paint-Jobs bis hin zu kompletten Body-Kits und sorgen für ordentlich optische Vielfalt auf der Rennstrecke. Neben dem Online-Versus-Modus darf auch ein kooperativer Kampagnen-Modus durchgespielt werden, der aber mehr als Tutorial zu verstehen ist.

(Güter-)Lore-friendly

So durchdacht sich all dies anhört, liegt die Schwachstelle von Onrush jedoch leider nicht in dem Konzept, sondern im Gameplay. So steuern sich sämtliche Fahrzeuge unrealistisch schwerfällig und nahezu wie auf Schienen. Dadurch sind Takedowns, bei denen schlicht auf dem gegnerischen Fahrzeug gelandet wird, deutlich leichter zu vollführen als Ramm-Manöver. Denn mit Boost sind alle Fahrzeuge gleich schnell und ein seitliches Anstoßen ist aus unerfindlichen Gründen völlig ohne Konsequenzen.

I immediately regret this decision!

Möchte also ein gezielte Angriff vorgenommen werden, muss das Fahrzeug schon fast schräg zur Fahrbahn gestellt und dann mit der eigenen Front in die Seite des anderen gedüst werden. Dank der schwerfälligen Steuerung, die ein schnelles Auskorrigieren der Richtung nach so einer Aktion aber fast unmöglich macht, bedeutet eine solche Aktion in dem meisten Fällen auch den eigenen Tod, weil ein Baum gerammt oder die Strecke verlassen wird.

Baum in 2 Kilometern Entfernung? Na dann gute Nacht.

Zusätzlich mangelt es den Strecken ordentlich an Highlights und die zwar im Konzept gut klingenden Spielmodi werden durch ihren immer gleichen Ablauf leider auch schnell ermüdend. Das Gefühl, sich in einer riesigen Karosserie-Stampede fortzubewegen, verliert ebenfalls schnell an Reiz. Auch einen Splitscreen-Modus sucht man vergeblich.

Fazit

Wertung - 7

7

Unrush

Onrush ist ein ambitioniertes Projekt, welches das Konzept der Offroad-Rallye-Spiele mit Ideen aus teambasierten Multiplayer-Titeln zu einem völlig neuen Genre vermischen möchte. Obwohl die Fahrzeugklassen und Modi gut konzipiert sind, scheitert das Ganze an dem wenig intuitiven Crash-System und dem seltsamen Fahrzeugverhalten. Der fehlende Splitscreen-Modus schmerzt zusätzlich. So ist Onrush wohl in erster Linie etwas für Spieler, die sich unbedingt ein Mutliplayer-Team-Battle mit Rallye-Setup gewünscht haben und aus Ermangelung von Alternativen bereit sind, einige Abstriche zu machen.

Genre: Racing
Entwickler: Codemasters
System: PS4, Xbox One
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro

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