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Review: Monster Hunter Wilds

Tagebuch eines Jägers

Mit Monster Hunter World gelang es Capcom mit ihrem Franchise einen nahezu perfekten Generationssprung hinzulegen, weswegen sich der Titel in diesem Bezug problemlos neben Größen wie Zelda: Breath of the Wild oder God of War einreihen darf. Auf so einem Erfolg aufzubauen ist schwer, weswegen Capcom mit MH:Rise mehr ein Spinoff produzierte und auch das neue Monster Hunter Wilds ist wohl nicht die direkte Fortsetzung, die sich manche erwarten mögen. Warum Fans sich den Titel trotzdem auf keinen Fall entgehen lassen sollten, lest ihr im folgenden Jagdtagebuch.

Jagdtagebuch Tag 1: Jetzt sag ich auch mal was

War ich früher eher ein stiller Jäger, habe ich mich entschlossen, dass ich für meine neue Mission auch mal den Mund aufmache. Das kommt auch überraschend gut an und mir wird oft gesagt, dass meine stoisch gewählten Worte die Gravitas von Situationen untermauern, ohne zu pathetisch zu wirken. Ich denke, ich werde das also auch zukünftig beibehalten.

Jagdtagebuch Tag 3: Der Sand ist überall

Sie haben mich für meine Mission in das verbotene Land geschickt. Die Einheimischen hier sind freundlich, aber haben keine eigenen Jäger und ein Ökosystem, das komplett außer Rand und Band ist. Zuerst dröge, farbentsättigte Wüsten werden nach apokalyptischen Sandstürmen geradezu wiederbelebt, während dunstige Wälder zuerst völlig überflutet werden und anschließend voller Farbenpracht aufblühen.

Jagdtagebuch Tag 5: Aller Wandel ist schwer

Hier ist wirklich alles im ständigen Wandel. Kaum sieht man mal kurz weg, beginnt sofort etwas einzufrieren, aufzublühen, zu explodieren oder wie heute zu brennen. Allerdings muss ich sagen, auch wenn Gebiete wie das heute in Flammen aufgegangene Ölquellbecken mit seinen metallischen Strukturen durchaus interessant sind, habe ich irgendwie das Gefühl, dass dieser ständige Wechsel die Umgebungen etwas “blankgeschliffen” hat. Da hat mir die unglaubliche Farbenpracht und Pflanzenvielfalt des Korallenhochlands oder des Uralten Waldes aus meinen vorherigen Abenteuern dann doch besser gefallen.

Jagdtagebuch Tag 7: Am Rande der Zivilisation

Wir haben mittlerweile einige Siedlungen gefunden. Allerdings sind diese eher minimalistisch gehalten und nichts hier könnte mit dem fantastisch erdachten Design von z.B. Astera mithalten. Dafür sind die Bewohner sehr viel gesprächiger und haben echt tiefgreifende Probleme, die mich schon auch mal emotional mitnehmen. Sie sind außerdem alle recht sympathisch und haben interessante Kulturen aufgebaut, die durch die ständigen Katastrophen gebeutelt wirklich filigran wirken. Das weckt natürlich meinen Beschützerinstinkt, auch wenn ich hier nicht wirklich wohnhaft bleiben möchte und daher weder ein eigenes Zimmer noch einen Ort habe, meine mit dem Fangnetz gefangenen Endemiten(Kleintiere) auszustellen.

Jagdtagebuch Tag 9: Viel zu tun

Wirklich entspannt geht es hier auch nicht zu. Kleine Aufträge wie einen Farmer, der ein paar Pilze für sein Ragout gesammelt braucht, interessieren irgendwie keinen. Dafür hätte ich auch keine Zeit, denn hier „jagt“ im Grunde ständig eine Katastrophe die nächste. Die Dörfer haben nämlich keine richtigen Mauern oder Tore, stehen also wirklich direkt im Jagdgebiet und so kommt es schon mal vor, dass sie von ganzen Monsterhorden überrannt werden, denen ich dann wiederum auch ohne weitere Verzögerungen hinterherjage. Mein Adrenalinspiegel ist also auf einem Dauerhoch, während ich es zeitgleich echt spannend finde herauszufinden, was genau das Wetter und die Monster hier eigentlich so instabil macht. Die Theorien, die unsere Forscher aufgestellt haben, haben mich wirklich überrascht.

Jagdtagebuch Tag 11: Ich hab einen Vogel

Ich muss an diesem Punkt mal meinen neuen Freund erwähnen. Die Einheimischen hier reiten nämlich auf Seikret genannten Vogel-Sauriern und haben mir netterweise auch einen zur Verfügung gestellt. Die sind wirklich extrem schlau, laufen völlig selbständig hinter Monstern her und springen über Stock und Stein und können sogar gleiten, während ich entspannt meine Waffen schleife oder mit meinen Greifhaken links und rechts Materialien aus der Welt pflücke. Mein Seikret lässt mich sogar seine Federn bemalen und ihm unterschiedliche Sattel umhängen. In seinen Satteltaschen kann ich außerdem endlich eine zweite Waffe auf die Jagd mitnehmen und dadurch völlig neue dynamische Taktiken ausprobieren. Sogar mein Bogengewehr lässt er mich von seinem Rücken aus schießen!

Jagtagebuch Tag 13: Finden ohne Suche

Heute hat mich mein Seikret mal wieder aus der Bredouille gerettet. Es ist einfach Gold wert jemanden zu haben, der einen in brenzligen Situationen aus der Gefahrenzone trägt, damit ich mich kurz verarzten kann. Etwas schade finde ich aber, dass er gar so perfekt im Finden der Monster ist. Irgendwie vermisse ich es, meine Umgebung zu erforschen und Spuren zu suchen, bevor ich mich langsam an meiner Beute anpirsche. Mit dem Seikret ist das alles unnötig geworden und irgendwie haben unseren Jagden dadurch auch gar keine Ruhephasen mehr.

Jagtagebuch Tag 17: Die bessere Schmiedin

Ich bin mittlerweile fast darüber hinweg, dass mir die Jägergilde leider wieder keine neuen Waffen-Gattungen mitgegeben hat. Muss ich halt auf die 14 Schwerter, Pistolenlanzen, Insektenglaiven, Bogengewehre usw. zurückgreifen, die ich schon kenne. Außerdem sind die neuen Waffen und Rüstungen, die mir die sympathische Schmiedin Gemma aus meinen gebrachten Monster-Teilen schmiedet, echt großartig und sehen auch alle sehr unterschiedlich aus. Auch gibt sie mir immer Tipps, welche Waffe oder Rüstung für mich als nächstes gut geeignet wäre und auch ihr Katalog ist sehr gut verständlich gehalten. Da kann sich der Schmied aus Astera wirklich noch eine Scheibe abschneiden.

Jagtagebuch Tag 19: Ich bin eine Naturgewalt

Die Gilde hat mich übrigens nicht direkt mit leeren Händen hergeschickt. Statt neuen Waffen-Gattungen haben sie mir nämlich ein paar neue Techniken mitgegeben und ich kann freudig bestätigen: Die funktionieren! So reiße ich nun mit fokussierten Angriffen im Dauerlauf neue Wunden in die Monster und nutze die so entstandenen Schwachstellen, um ihnen immer härter zuzusetzen. Ein bisschen Akrobatik darf dabei natürlich auch nicht fehlen, aber ich will ja nicht angeben. Nachdem ich die diversen Kreaturen dann etwas bearbeitet habe, wissen die oft gar nicht mehr, wie ihnen geschieht und sie können sich teils minutenlang kaum mehr auf den Beinen halten. Kommt mir zwar schon fast etwas unfair vor, aber ich habe mich zeitgleich auch noch nie so mächtig gefühlt!

Jagtagebuch Tag 23: Kein Katzen-Koch

Ich habe mich langsam daran gewöhnt, dass ich mich selbst bekochen muss. Ich vermisse die lustige und kompetente Katzenküche von früher zwar immer noch ein wenig, aber dafür packe ich mir nun einfach jederzeit und überall meinen Grill aus und mache mir ein saftiges Steak mit diversen Beilagen für Zwischendurch. Auch finde ich es schön, dass ich nicht mehr ewig warten muss, bis mich für schwerere Jagden, Jäger aus fernen Ländern unterstützt kommen. Die Gilde hat mir hier nämlich eine fähige Gruppe von charamenten Jagd-Kumpanen an die Seite gestellt, von denen mir 1-3 jederzeit auf Anfrage zur Hilfe eilen. Ich brauchte sie zwar bisher nicht so wirklich, aber es ist trotzdem schön, dass sie da sind und auf Wunsch einen so guten Job machen.

Jagtagebuch Tag 29: Nicht so eine Bombenstimmung

Auch mit meinen neuen Angriffen und der kompetenten Jagd-Unterstützung, bin ich weiterhin nicht komplett unterfordert. Die vielfältigen Monster hier halten mich schon auf Trab und die meisten von ihnen sehe ich tatsächlich zum ersten Mal. Diese Oktopus-Monster mit ihren acht Armen sind eine echte Herausforderung und als letztens dieser Schienengewehr-Drache so heftig neben mir in den Sand geballert hat, dass dieser direkt zu einem bizarren Glasgebilden geschmolzen ist, habe ich mir schon ein bisschen in die Hose gemacht. Trotzdem habe ich mittlerweile alle Apex-Monster der jeweiligen Gebiete erlegt und kein einziges Mal bin ich ohnmächtig geworden. Manchmal denke ich an den Nervenkitzel zurück den ich hatte, wenn mich z.B. ein plötzlicher Bazelgeuse- oder Deviljho-Angriff dynamisch vom Jäger zum Gejagten degradiert hat und vermisse diese Zeit ein wenig. Aber das Land ist ja im ständigen Wandel, also vielleicht kommt so etwas ja noch.

Fazit:

Wertung: - 8.5

8.5

Monster Hunter Rise World

Monster Hunter Wilds ist nicht wirklich Monster Hunter Worlds 2, sondern mehr ein Hybrid aus Rise und World mit einigen neuen Ideen geworden. Die 5 riesigen Areale sind nicht ganz so brach wie in Rise und bieten Dank den glaubwürdig wuchtigen Wetterereignissen auch viel Dynamik und Abwechslung von einer Jagd zur nächsten. Sie sind aber trotzdem leider nicht ganz so gefüllt mit Details wie die kleinlichst durchdesignten Gebiete von World und präsentieren sich je nach Zustand auch teils wie mit einem zu aggressiven eingestellten Farbfilter. Der nun sogar noch weiter getrimmte Gameplay-Loop geht wiederum echt rasant und sogar noch schneller als in Rise vonstatten und lässt kaum Verschnaufpausen oder Grund für diese. Selbst im Multiplayer wird nun ohne Unterbrechung von einer Jagd in die nächste gerauscht und die Monster müssen weder gesucht noch ihnen dank Seikret wirklich aktiv hinterhergejagt werden. Versteckte Geheimnisse gibt es in den Arealen auch nicht mehr wirklich und eine detaillierte 3D Karte zeigt alles, was es zu sehen gibt auf einen Blick. Die Kämpfe haben mit den neuen Fokus-Angriffen wiederum eine ordentliche Portion Extra-Wumms bekommen und sämtliche Waffen fühlen sich nun mächtiger denn je an. Auch die neuen Monster sind wieder sehr abwechslungsreich und liebevoll designt und die neuen Oktopoden fügen sich wirklich perfekt als neue Monster-Gattung zu den bekannten Reptilien- und Säugetier-Arten ein. Trotz deren effekt-geladenen Angriffe schafft es allerdings leider quer durch die ebenfalls sehr stromlinienförmige, etwa 15 stündige Hauptkampagne kein einziges von ihnen wirklich Angst und Schrecken zu vermitteln. Das wird im darauffolgenden High-Rank zwar etwas besser, bleibt aber stets weit hinter zum Beispiel einer ersten Begegnung mit einem Ajanath oder einem Bazelgeuse zurück. Dafür sind Story und Worldbuilding in Wilds wirklich besser denn je, die Charaktere sind glaubwürdig, der erstmalig sprechende eigene Charakter episch und es gibt auch mal etwas dramatischere Ereignisse, die einen wirklich mitnehmen können. Der Monster Hunter-typische, positiv optimistische Tonfall ist trotzdem dauerpresent. Alles in allem ist Monster Hunter Wilds ein fantastisches Spiel und das mit Abstand einsteigerfreundlichste Monster Hunter bisher. Ob Fans einige der abgeschliffenen Ecken dann vielleicht doch zu rund sind, muss allerdings, ähnlich wie bei Mh:World damals, jeder für sich selbst entscheiden.

Genre: Action RPG
Entwickler: Capcom
Erscheint: 28.02.
System: PS5, Xbox Series S/X, PC
Preis: ca. 70€

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