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Review: Life is Strange – Episode 1

Kaum trete ich aus dem Klassenzimmer umfängt mich der typische Schullärm. Das Stimmengewirr meiner Mitschüler, die Rufe der Lehrer … ich lehne mich gegen die Spinde und nehme meinen MP3-Player aus der Tasche. Sobald ich die Kopfhörer aufhabe, verschwindet der Lärm und übrig bleibt nur angenehme Stille. Ich schließe die Augen und drücke auf Play. „To All Of You“ von Syd Matters – wie ich diesen Song liebe. Langsam schlendere ich den Gang entlang, vorbei an achtlos auf die Wände geklebten Werbeplakaten, alten Getränkeautomaten und dem überquellenden Schwarzen Brett. Ich sehe auch die Vermisstenplakate mit dem Bild dieses verschwundenen Mädchens. Naja, sie sind auch am ganzen Campus verteilt, wie könnte man sie da übersehen. Ich frage mich, was mit ihr passiert ist…

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So beginnt die Introsequenz von Life is Strange, dem neuen Spiel von Dontnod Entertainment, dem französische Entwicklerstudio, das auch für den Actiontitel (und Kritikerliebling) Remember Me verantwortlich war. Mit Life is Stange gehen die Entwickler jedoch einen etwas anderen Weg und bringen das Spiel im Episodenformat auf den digitalen Markt, wobei ein Abstand von ca. sechs Wochen zwischen den einzelnen Episoden geplant ist.

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Als Spieler schlüpft man in die Haut von Max, einem 18-jährigen Mädchen, das nach fünf Jahren in seine alte Heimatstadt zurückkehrt, um an der hiesigen Blackwall Academy Fotografie zu studieren. Als Max Zeugin eines tragischen Ereignisses wird, entdeckt sie plötzlich, dass sie die Fähigkeit besitzt, die Zeit zurückzudrehen. Eine Fähigkeit, die im Laufe des Spiels auf verschiedene Arten einsetzt werde muss. Ein in diesem Zusammenhang oft genanntes Beispiel ist jene Szene, in der Max von einem Mädchen gefragt wird, wie sie denn heiße und man als Spieler vier Antwortmöglichkeiten hat. Man kann nun Glück haben und sofort richtig liegen oder man gibt die falsche Antwort, worauf das Mädchen wütend wird und sagt, sie heiße übrigens soundso. Nun kann man die Zeit zurückdrehen und mit dem neu gewonnenen Wissen das Gespräch in eine positive Richtung leiten.

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Trotz dieser recht außergewöhnlichen Fähigkeit kann man die erste Episode sehr gut mit „Slice of Life“ umschreiben. Einen Großteil der Spielzeit verbringt man auf dem Campus der Schule, spricht mit seinen Mitschülern, geht alltäglichen Aufgaben nach und ärgert sich über die „rich kids“. Während die beiden Hauptcharaktere Max und ihre beste Freundin aus Kindheitstagen Chloe überzeugend geschrieben sind, wirken die übrigen Charaktere sehr klischeehaft und flach. So gibt es etwa den „besten Kumpel“, das „hübsche reiche Mädchen“ und den „muskulösen Footballspieler“, die man alle aus diversen amerikanischen Highschool-Filmen kennt.

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Bei dem Wort „Episodenspiel“ denken die meisten sofort an Telltale Games, die mit diesem Format große Erfolge feiern (zurzeit mit Game of Thrones und Tales from the Borderlands). Ein Vergleich mit diesen Spielen liegt also auf der Hand und ist kaum zu vermeiden. Anders als bei den Telltale-Spielen, die auf einer bestehenden Lizenz aufbauen und den Spieler daher direkt ins Geschehen werfen können, wird bei Life is Strange in der ersten Episode viel Wert darauf gelegt, ein Gefühl für die Protagonisten und die Spielwelt zu schaffen. Dies wird unter anderem dadurch erreicht, dass man, im Gegensatz etwa zu The Walking Dead, niemals unter Zeitdruck steht und in aller Ruhe die verschiedenen Areale erkunden kann. Ein ausgeprägter Erkundungstrieb wird auch immer belohnt, da Max mit sehr vielen Objekten interagieren kann und man dabei immer ihre (oftmals sehr witzigen) Gedanken zum jeweiligen Gegenstand hört. Der Nachteil an dieser Freiheit ist aber, dass die eigentliche Story in der ersten Episode zu kurz kommt. Es werden zwar einige interessante Fragen aufgeworfen und Entscheidungen gefällt, aber im Großen und Ganzen kann man noch nicht wirklich erahnen, wohin sich die Geschichte entwickeln wird.

Sobald man das Spiel startet, merkt man wie viel Arbeit Dontnod Entertainment in die grafische Gestaltung von Life is Strange investiert hat. Das Spiel hat einen sehr malerischen Stil, der ausgiebig mit Herbstfarben arbeitet und eine unglaublich stimmige Atmosphäre schafft. Unterstrichen wird diese noch von der Musik, die mit Titeln wie dem oben angesprochenen „To All Of You“ von Syd Matters die leicht melancholische, gleichzeitig aber auch sehr lebendige Stimmung perfekt einfängt.

Review Overview

Wertung - 8

8

Ein atmosphärischer Start

Es ist sehr schwierig, ein Episodenspiel nach dem ersten Teil zu bewerten und bei Life is Strange ist dies sogar noch schwieriger, da es nicht auf einer bestehende Lizenz aufbaut. Die erste Episode selbst ist recht gemächlich und kommt nicht wirklich in Fahrt. Gleichzeitig wird man aber von der genialen Atmosphäre regelrecht in das Spiel hineingezogen und möchte einfach nur Zeit mit den liebenswerten Charakteren verbringen. Bevor man also eine Empfehlung aussprechen kann, sollte wohl die nächste Episode abgewartet werden. (Richard Hiebl)

Genre: AdventureLife is Strange Complete Season (Episodes 1-5)
System: PS3, PS4, Xbox 360, Xbox One, PC
Entwickler: Dontnod
Erscheint: bereits erhältlich
Preis: ca. 5 Euro

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