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Review: Lethal VR

„Ein Virtual Reality Game von Team17, na wenn das kein Potenzial hat“, waren meine Gedanken als ich zum ersten Mal von Lethal VR gehört habe. Gemeinsam mit dem relativ frischen Entwickler-Studio Three Fields Entertaiment hätte hier wirklich etwas Interessantes entstehen können. Leider handelt es sich bei dem Titel aber nicht um einen spaßigen Worms-Teil in VR oder etwas ähnlich fantasievolles, sondern um eine knochentrockene, humorlose Schießstand-Simulation.

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Doch dann erklärten uns die Pappkameraden den Krieg und alles änderte sich
Ja, ihr habt richtig gelesen, bei Lethal VR wird nicht etwa in den Krieg gezogen, oder irgendeine Form von realen oder surrealen Gegner der Garaus gemacht. Lethal VR ist eine Schießstand-Simulation. Das heißt eure Gegner sind zu jedem Zeitpunkt Pappfiguren oder Zielscheiben und das Zielen an sich ist prinzipiell alles worum es in diesem Spiel geht. Der einzige Faktor mit dem sich Lethal VR ein wenig von einem realen Schießstand absetzt, ist das ihr in einer Art futuristischem Raum steht, der Wände um euch aufbauen kann und Ziele im 360-Grad-Winkel um euch bewegt.


Ich bin eine Baller-ina!
Gerade dieser 360-Grad-Winkel ist dabei aber bereits das erste Probleme des Titels. Oft besteht nämlich eure Aufgabe darin, möglichst schnell in verschiedenen Situationen die richtige Pappfigur zum Abschießen zu erkennen. Diese taucht dann meist zu irgendeinem Zeitpunkt an irgendeiner Stelle rund um euch auf. Eine der größten Freuden die man daher mit Lethal VR haben kann ist es, den eigenen Freunden dabei zuzusehen, wie sie sich – eine Pirouette nach der anderen drehend – immer mehr in den dicken Kabelstrang des Headsets verwickeln.

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Dieses Problem zieht sich dabei sogar bis in das Menü, das ebenfalls in 360 Grad rund um euch angeordnet ist. Natürlich ist eine Drehung im Raum vollziehen zu können ein essentieller Teil der VR-Erfahrung, aber nach ein bis zwei Drehungen sollte dann die Richtung wieder stimmen, sonst werden beim Spieler Drehwürmer oder Schlimmeres provoziert und genau das macht der Titel leider.

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Hahaha Hüte…..
Aber auch abgesehen von dieser anstrengenden, aber theoretisch verzeihbaren Designentscheidung lässt Lethal VR mehr als nur einmal die Frage aufkommen, warum man eigentlich weiterspielen sollte. So wird Aufgabe für Aufgabe erledigt und dabei durchaus ein interessantes Arsenal an Schießeisen und sogar Hüte verwendet. Jedoch immer nur um dann die nächste Aufgabe freizuschalten, die dann wieder mehr Anstrengung als Spielspaß mit sich bringt. Essentielle Fanlieblinge wie Schrotflinten und Gewehre sowie dazu passende Scharfschützen-Aufgaben werden ebenfalls vergeblich gesucht.

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Durch diese neue Technologie können wir euch sogar einen langweiligen Raum versetzen! Heureka!
Grafisch bewegt sich der Titel auf einem stabilen Niveau und technisch ist er akzeptable umgesetzt. Leider versetzt einen das Spiel jedoch durch seine sterile, geradezu fade Szenerie kaum ins Staunen. Dies ist in diesem Fall schon nahezu beeindruckend, kommen die offenen Münder doch de facto mit VR-Headsets in der Packung mitgeliefert. Die Entwickler hätten diesen lieblosen Raum wohl lieber gegen einen hübschen Freiluft-Schießstand getauscht. Dann hätte man sich nämlich auch nicht mit Gratis-Titeln wie The Lab vergleichen müssen, die optisch ähnliche Szenarien um Welten beeindruckender umgesetzt haben und gegen die der Raum in Lethal VR nahezu wie ein billiger Abklatsch wirkt.

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Wir haben extra unsere unkreativsten Leute an den Fall gesetzt
Das größte Argument, welches das Spiel in die positive Waagschale zu legen vermag, ist die Schussmechanik selbst, die wohl zu den realistischsten des bisherigen VR-Line-Ups zählt und tatsächlich eine ruhige Hand und äußerst präzises Zielen verlangt. Möglicherweise beantwortet dies auch die Frage was Lethal VR eigentlich sein soll: Eine Tech-Demo, die eine toll entwickelte Schusswaffen-Engine demonstrieren soll. Wenn dem so ist: Hut ab und nun baut sie bitte in einen Titel, der auch Spaß macht.

Lethal VR selbst jedoch bietet abgesehen davon kaum tatsächliche Reize. So lassen sich besonders motivierte Spieler möglicherweise zu einer Highscore-Jagd hinreißen, aber auch hierfür gibt es Titel, die wohl weit mehr Spaß machen oder zumindest optisch mehr zu bieten haben.

Review Overview

Wertung: - 5.5

5.5

Tutorial ohne Spiel

Lethal VR ließ bei mir dauerhaft eine Menge Fragen offen. Warum? Wer wollte so etwas? Was ist mit Team17 passiert? Wieso bekomme ich buchstäblich nichts von der angeteaserten Story zu sehen? Letztendlich ist die Schussmechanik gut und für 15 Euro schießt der Titel zum Glück nicht nur kein Loch in eure Geldbörse, sondern dürfte wohl tatsächlich zu den billigsten VR-Titeln zählen, welche die „Halte eine realistische Waffe in deiner Hand“-Mechanik umsetzen,. Dennoch würde ich mir mein Geld lieber für ein reizvolleres, wenn auch vielleicht etwas teureres Spiel sparen und all jene die den Titel wegen der Involvierung von Team17 im Auge behalten haben, sollten in jedem Fall einen großen Bogen darum machen.

Genre: Shooter
System:
 HTC Vive, Playstation VR (Dezember)
Entwickler: Team17 / Three Field Entertainment
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 15 Euro

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