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Review: Klimaangst Und Wandelmut

"Wenn es richtig schlimm wäre, dann würden die Erwachsenen auch was machen"

Wer in den letzten Jahren beim Hinausgehen immer wieder das Gefühl bekommen hat, das etwas nicht stimmt, ist nicht allein. Weiße Weihnachten kennt man eigentlich nur noch aus Filmen, und oft kann man schon ohne Jacke spazieren gehen. Das sind alles offensichtliche Anzeichen für die Krise, die uns alle beschäftigt – aber auch lähmt. Was können wir schon dagegen tun? Vor allem, wenn jede:r von uns ein ganzes Leben nebenher zu führen hat? Liegt die Verantwortung nicht bei den Mächtigen? Ist die Schuldzuweisung auf uns kleines Volk nicht nur ein Marketing-Gag von BP & Co.?

Lena Hällmayers Klimaangst und Wandelmut ist nicht nur ein Buch, sondern eine Reihe an Kunstwerken, die sich mit der Klimakrise aus einem persönlichen Blickwinkel auseinandersetzen. Die Autorin, Illustratorin und Kunstpädagogin verbindet ihre eigenen Erfahrungen mit der Klimakrise mit beeindruckenden Illustrationen und schafft so eine visuell eindringliche Auseinandersetzung mit Angst, Trauer und Hoffnung.

Hällmayer erzählt aus ihrem Alltag und wie dieser bereits täglich von der Klimakrise verändert wird. Das Moos im Schwarzwald vertrocknet, eine Freundin muss ihre Kühe verkaufen – im Urlaub in Italien entzünden sich spontan Büsche. Und während die ganze Welt sich immer schneller zu verändern scheint, wirkt Lenas persönliches Umfeld, als wolle es nichts davon wissen – oder zumindest so, als läge die Verantwortung nicht bei uns allen. Ihre Freunde wollen auf Urlaub fahren und die Eltern in ihrer Arbeit wollen nicht dass sie die Klima Krise mit den Kindern bespricht. Bei all den Stimmen um sie herum die ihr sagen dass es hoffnungslos ist den Planeten retten zu wollen weiß Lena selber nicht mehr woran sie glauben soll.

Im ICE beobachtet Lena einen jungen Aktivisten, der in Sansibar drei Wochen lang „den Leuten vor Ort Mülltrennung beigebracht“ hat. Dies erzählt er stolz einer Familie, die gemeinsam mit ihm einen Berg an Plastikmüll produziert und auf dem Weg zum Flughafen ist – um in ein Dschungel-Resort zu fliegen. Unsere Welt ist gefüllt mit absurden Kontrasten, mit Möglichkeiten, sie zu zerstören, ohne sich schuldig zu fühlen. Und gleichzeitig sollten wir doch alle einfach unser Leben führen dürfen, oder etwa nicht? Wieso darf die „Industrie“ täglich unsagbar große Teile unseres Planeten ruinieren, aber gleichzeitig sollen wir uns für einen kurzen Flug schuldig fühlen? Die Klimakrise verursacht in uns allen komplizierte Gefühle und Zweifel.

In Tagebucheinträgen, kombiniert mit kunstvollen Illustrationen, schafft Hällmayer eine intime und berührende Auseinandersetzung mit der Thematik. Dabei ist ihr bewusst, dass bloße Informationsvermittlung schon lange zu nichts mehr führt. Wir wissen, die Krise ist angekommen. Hällmayer vermittelt hier einen künstlerischen Ausdruck der Verzweiflung, der Ohnmacht, aber auch der Suche nach Hoffnung und Lösungen.

Klimaangst und Wandelmut bricht mit der oft rein rationalen und wissenschaftlichen Betrachtung des Themas und rückt die emotionalen Aspekte in den Mittelpunkt. „Mama, geht wirklich demnächst die Welt unter?“ fragt ihr Kind. „Werde ich das alles noch erleben?“ Wie soll man so etwas beantworten? Die Autorin versucht, die eigenen Ängste und Gefühle anzuerkennen und zu verarbeiten, um konstruktiv mit der Krise umzugehen. Somit zeigt sie auch den Leser:innen, dass dies der erste Schritt in Richtung Handlung ist.

Das Buch ermutigt Leser:innen, eigene Wege zu finden, mit der Klimakrise umzugehen. Für Hällmayer liegt dieser in der Gemeinschaft. In ihrem Wohnhaus fängt sie an, Lebensmittel zu retten und zu verteilen, Plastikmüll in Alltagsgegenstände umzuwandeln und baut sich so mit ihren Nachbar:innen ein gemeinschaftliches Geflecht auf, welches sie fortan weiterwebt und an welchem sie sich auch festhält. Hällmayer betont die Bedeutung von kollektivem Handeln, zeigt, dass auch kleine, alltägliche Veränderungen einen Unterschied machen können und dass Hoffnung und Mut in der Gemeinschaft gefunden werden können. Im Endeffekt bleibt Lena Optimismus und der Mut und sie lädt uns dazu, ein diese auch in uns selbst zu finden.

Meinung:

Klimaangst und Wandelmut ist ein intimes Werk und zugleich eines, das uns dazu bringt, in uns selbst zu blicken. Immerzu wichtig ist für die Authorin dabei, uns nicht mit Fakten zu überschlagen. Jede:r von uns hat eigene Gedanken und Gefühle zur Klimakrise, und Hällmayer zeigt uns vor allem eines: Wir sind nicht allein damit. Es ist ein Buch, das auf über 170 Seiten immer kurzweilig bleibt, aber noch lange nach dem Lesen zum Nachdenken und Reflektieren anregt.

Genre: Tagebuch
Authorin: Lena Hällmayer
Preis: ca. 27€

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Daniel Dorner

CEO & Game Designer bei 12B3 Games - Entwickler von EndCycle VS. ___ What plan Dutch? What goddam plan? ... Tahiti?
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