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Review: Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning

Als Kingdoms of Amalur: Reckoning 2012 erschien, lag nicht nur aufgrund der Beteiligten wie Ken Rolston (The Elder Scrolls), R. A. Salvatore (Die Saga vom Dunkelelf), Todd McFarlane (Spawn), Grant Kirkhope (Goldeneye 007, Banjo-Kazooie) oder Studiochef Curt Schilling große Hoffnung auf dem Titel. Die Reviews waren damals alle recht gut und so erschien acht Jahre später der Titel als Kingdoms of Amalur: Re-Reckoning dezent aufpoliert und inklusive einiger Komfortfeatures zunächst für PS4 und Xbox One und dieser Tage für Nintendo Switch.

Unsere Zauber vernichten ganze Landstriche, unser Schwert fällt Gegner wie Bambusstangen, unsere Dolche sind im ganzen Land gefürchtet – doch manchmal kriegen wir richtig eins auf die Zwölf. Nachdem wir nun schon etliche Stunden – oder besser Tage – in Amalur unterwegs waren, sind wir uns in einem Punkt einig: Dieses Spiel ist uneins. Warum Kingdoms of Amalur: Reckoning gleichzeitig so gut und doch so seltsam wirkt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

In einer Nussschale

Kingdoms of Amalur lässt euch in die Rolle eines/einer selbst erstellten HeldIn schlüpfen, dem/der das Schicksal – ein sehr wichtiges Thema im Spiel – übel mitspielt. Nachdem ihr euch tapfer den dunklen Heerscharen der Tuatha, alte Wesen, deren Seelen immer wiederkehren und ihnen so eine Art Unsterblichkeit verleihen, gestellt habt, findet ihr euch kurze Zeit später tot auf einem Holzkarren wieder. Glücklicherweise ist es diesmal zu eurem Vorteil, posthum als Versuchskaninchen für einen etwas durchgeknallten Gnom herhalten zu müssen, denn dank seines Seelenquell-Experiments kommt ihr wieder in die Welt der Lebenden. Die ganze Sache hat allerdings einen Haken: Ihr seid schicksalslos und im wahrsten Sinne des Wortes ein unbeschriebenes Blatt, das sich nicht nur selbst neu erfinden, sondern auch die Schicksale aller Wesen in Amalur maßgeblich beeinflussen, ja sogar zerstören kann. Nachdem ihr durch einen Aufwärm-Dungeon gescheucht werdet, der euch die Basics, wie Angriff, Zaubern und Schleichen vermittelt, dürft ihr auch schon in die große, weite, manchmal einen Tick zu bunte Welt hinausziehen.

Freiheit?

Und keine Sorge, die Welt ist tatsächlich groß. Riesig sogar, im Vergleich zu vielen anderen Genre-Vertretern, wenn man die Fülle von Story-Elementen berücksichtigt. Doch so richtiges Open-World-Feeling will nicht aufkommen, denn obwohl man sich recht zwanglos bewegen kann, stößt man doch immer wieder auf natürliche Barrieren, welche die Gebiete voneinander trennen – genau betrachtet wandert man also durch einen breiten Schlauch. Das klingt jetzt allerdings schlimmer, als es ist, denn die Entwickler lassen in fast allen Städten oder anderen markanten Gebieten, die auf eurer Map verzeichnet werden und zu denen ihr dann immer wieder per Schnellreisefunktion gelangen könnt, eine Vielzahl an Quests auf euch los, die euch geschickt von diesen Schlauchwegen ablenken und euch tiefer in die gut gestrickte Story hineinziehen. Manch ein Spieler wird sich allerdings das eine oder andere Mal ein wenig erschlagen fühlen, wenn sich eine Nebenquest nach der anderen in der Liste ansammelt. Erledigt ihr diese jedoch gewissenhaft, regnet es Erfahrungspunkte und ihr steigt schnell im Level, was uns auch gleich zum interessantesten Aspekt des Spiels bringt.

Schurkischer Magierkrieger

Nach dem Erreichen einer neuen Stufe dürft ihr erst einmal einen Meilenstein vergeben, der euch Zugang zu besonderen Fähigkeiten, wie Überredungskunst, einen Fluch zu bannen oder zu schleichen, bzw. zu Handwerken wie Schmiedekunst, Alchemie oder Gemmenschleifen gibt. Besonders gut hat uns hierbei die Tatsache gefallen, dass man immer eine Chance hat, gute Items  zu bekommen – egal für welche Tätigkeiten man sich entscheidet. Mit hoher Sinnesschärfe z.B. findet ihr einfach mehr Gegenstände auf euren Reisen, während euch eine hohe Handelsfertigkeit billigere Kaufpreise für tolle Ausrüstungsgegenstände bei den Händlern beschert, wogegen sich ein Schmied seine Ausrüstung einfach selbst zusammenbaut. Ist der Meilenstein vergeben, geht es ans Eingemachte und ihr könnt euch über die drei verschiedenen Talentbäume Macht, Finesse und Magie hermachen. Der Clou dabei ist, dass ihr frei in die einzelnen Bäume investieren könnt und dabei interessante Mischklassen erschafft. Habt ihr genügend Punkte in einen bestimmten Baum investiert, schalten sich neue Schicksalskarten frei, die entweder bestimmte Aspekte eines Baums verstärken oder sogar verändern. So könnt ihr z.B. bei einer Mischung aus Schurke und Magier recht bald auf eine Karte zurückgreifen, welche eure Ausweichrolle durch einen Kurzstreckenteleport ersetzt, der es euch erlaubt, blitzschnell hinter den Rücken der Gegner zu gelangen – praktisch für den etwas fragilen Assassinen. Spielt man sich also ein wenig mit den verschiedenen Talentbäumen, findet man schnell einige kreative Wege, um für Chaos auf dem Schlachtfeld zu sorgen.

Konzeptkonflikt

Klingt doch bis jetzt ganz gut, was also ist seltsam? Nun, der Teufel steckt im Detail und die Konzepte die KoA: Reckoning ins Spiel einbindet, lassen einen in seinen Erwartungen hie und da gegen die Wand laufen. Während das Kampfsystem zu Beginn noch sehr arcade-lastig wirkt, ja fast den Eindruck eines Buttonmashers vermittelt, bekommt man mit der Zeit mehr Fähigkeiten hinzu, die das Gameplay durchaus taktischer gestalten. Allerdings hat man mit einem Magier-Charakter selten ein Problem, weil die Distanz zu den Gegnern euren Energiebalken schont, während wir mit uns mit dem Ritter und dem Schurken doch deutlich schwerer taten. Und werden in vielen Genrevertretern Tränke wie Schätze gehortet, solltet ihr hier – ähnlich wie bei Diablo – regen Gebrauch davon machen, um nicht ein zweites Mal ins Gras zu beißen. Auch die Tatsache, dass Diebstahl kein lustiger Zeitvertreib, sondern – ähnlich wie in Skyrim – ein strafbares Vergehen ist, gefällt, doch warum kann ich dann durch die Stadt ziehen und sämtliche Kisten und Fässer kurz und klein hauen? Ebenso die Story, geschrieben vom Starautor R.A. Salvatore („Die Legende vom Dunkelelf“), mit deren Umfang und Tiefe der Titel eindeutig punkten kann, geht zum Teil in optionalen Gesprächsoptionen unter, die von vielen Spielern vermutlich schlichtweg ignoriert werden, da sie oft nichts mit der eigentlichen Quest zu tun haben. Während viele Aspekte des Spiels frisch wirken und Spaß machen, sind es diese kleinen Details, die das Gesamtbild ein wenig stören, was vielleicht einfach an der Tatsache liegt, dass einfach so viel Material aus verschiedenen guten Spielen in KoA: Reckoning zusammenfließt und sich nicht alles auf homogener Basis verträgt. In einer möglichen Fortsetzung sehen wir in jedem Fall noch mehr Potenzial.

Pros

+ gute Switch Umsetzung
+ große Charaktervielfalt
+ reichhaltige Story …

Cons

– … die oft in den zusätzlichen Gesprächsoptionen verlorengeht
– Kamera lässt einen manchmal im Stich
– auf PS4/Xbox One etwas angestaubt

Fazit

Wertung - 8

8

Trotz der Detailteufelchen macht Re-Reckoning unheimlich viel Spaß. Es gibt sehr viel zu entdecken und zu erledigen, alles im Rahmen einer sehr gut erzählten Geschichte. Vor allem das gute Voice-Acting und die lebendig wirkenden Charaktere tragen einiges zum Flair des Spiels bei und man sollte sich für den Titel wirklich Zeit nehmen, denn neben dem Erleben der Handlung lohnt es, sich ein wenig mit den verschiedenen Möglichkeiten der Talentkombinationen zu spielen und seinem Charakter ein Feintuning zu verpassen. Spieler, die eher auf ein schnelles Vorankommen hoffen, kommen auch hier auf ihre Kosten, sollten sich dann aber der Magierklasse zuwenden, da sich diese nach unserer Erfahrung einfacher als andere Varianten spielt. Ein überraschendes Highlight im Rollenspiel-Genre. Auf PS4 und Xbox One wirkt das Spiel zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, auf der Switch ist es jedoch in guter Gesellschaft. Nicht nur aufgrund der enthaltenen DLCs und dem fairen Preis für ein sehr umfangreiches Spiel kann man diesen Titel Freunden von Action-Rollenspielen nur wärmstens ans Herz legen.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: 38 Studios/Big Huge Games
System: Windows, Xbox One, Series X/S, PS4, PS5, Nintendo Switch
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 40 Euro

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