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Review: Iron Man (1) Eiserne Wut

Wenn Tony Stark zu den Schwertern greift

Der deutsche Sammelband Iron Man 1 – Eiserne Wut vereint die ersten fünf Ausgaben der 2024 gestarteten US‑Reihe. Mit knapp 120 Seiten, Übersetzung aus dem Englischen und einem Paperback‑Einband präsentiert Panini eine moderne Einführung in eine der prägendsten Marvel‑Figuren. Die Storys stammen von Pulitzer‑Preisträger Spencer Ackerman mit Zeichnungen von Julius Ohta, später unterstützt von Jethro Morales und Javier Pina. Ein Starttermin nach dem Hellfire‑Gala‑Epos macht das Buch zu einem perfekten Sprungbrett für Neueinsteiger. Doch Achtung: Ackerman erzählt keinen klassischen Rüstungs‑Rachefeldzug. Stattdessen stehen Firmenkämpfe, Magie und ein wütender Industrieller im Mittelpunkt.

Wenn Hightech auf Magie trifft

Tony Stark glaubt nach dem Sturz des X‑Men‑Feindes Feilong wieder Herr seiner Firma zu sein. Doch schon zu Beginn stürzt Iron Man während eines Routineeinsatzes aus dem Himmel und verbringt Wochen im Krankenhaus. In dieser Zeit planen Roxxon und AIM die feindliche Übernahme von Stark Unlimited, während die Belegschaft über Gewerkschaftsrechte streitet. Als wäre das nicht genug, wird Tony von Sicherheitsleuten attackiert, die sich in hulkartige Oger verwandeln, und eine magische Sabotage lässt seine Rüstungen ausfallen.

Die ersten Hefte zeigen, wie Stark seine hochmoderne Mysterium‑Rüstung in einem unbewachten Lager verliert – gestohlen von der wiederauferstandenen Justine Hammer, die zur neuen Iron Monger wird. Um der drohenden Übernahme zu begegnen, baut Tony improvisierte Steampunk‑Rüstungen und greift auf ein riesiges Energie‑Schwert zurück. Spätere Kapitel führen Scarlet Witch und Ironheart als Verbündete ein, denn nur mit Magie lässt sich das Rüstungs‑Chaos erklären. Chicago wird zu einem kleinen Latveria, in dem Tony, Riri und Melinda May gegen eine cyborgisierte Lucia von Bardas antreten und Gefangene aus einem privaten Gefängnis befreien. Hinter der Action steht immer die Frage: Kann Tony Stark sein Unternehmen vor gierigen Konzernen retten und sich gleichzeitig von der Waffenschmiede zum Problemlöser wandeln?

Figuren und Charakterentwicklung – Tony unter Druck

Ackermans Darstellung von Tony Stark polarisiert. In den ersten Ausgaben lässt er den Milliardär naive Entscheidungen treffen: Tony vertraut den falschen Leuten, lässt seine wertvollste Rüstung unbewacht und schlägt ausgerechnet eine Wett‑App als neues Geschäftsmodell vor. Diese „Fehler“ dienen dem Autor dazu, Stark aus seiner Komfortzone zu reißen. Sein Unfall und die folgende Schwächung zeigen den sonst unbesiegbaren Helden gebrochen und wütend. Später erkennt Tony, dass er seine Firma nicht mit Gewalt, sondern durch Cleverness retten muss; er stürmt die Vorstands­sitzung und überzeugt den Verwaltungsrat mit visionären Ideen.

Die Nebenfiguren sind mehr als Staffage. Ironheart fungiert als moralischer Kompass, Scarlet Witch als Bindeglied zwischen Technologie und Mystik. Board‑Mitglied Melinda May ist gleichzeitig Widersacherin und Verbündete, weil sie glaubt, Roxxon von innen heraus kontrollieren zu können. Alte Gegner wie Lucia von Bardas spiegeln Tonys Sünden der Vergangenheit und werfen ihm vor, dass seine Technologie zu oft missbraucht wurde. Diese Spiegelungen führen dazu, dass Stark seinen Weg neu denken muss – weg vom reinen Rächer, hin zum Erfinder, der Lösungen statt Waffen entwickelt.

Magische Feinde und Wirtschaftskrieg

Der Sammelband mixt Genre‑Elemente. Neben klassischen Konzernintrigen taucht Magie als Bedrohung auf: Unsichtbare Zauber sorgen dafür, dass Tonys Rüstungen versagen, und lassen ihn in den ersten Heften aus dem Himmel stürzen.  Doctor Druid und Dämonenfürst Belasco schüren dunkle Energien im Hintergrund. Gleichzeitig kämpfen Tony und Riri gegen eine Steampunk‑Version von Iron Monger, die durch Mysterium‑Rüstung und Hexenwerk verstärkt ist. Später führt der Erzähler Tony in ein Chicago, das von der „Heat“ – einem paramilitärischen Sicherheitsdienst – kontrolliert wird. Hier wacht Lucia von Bardas über „Little Latveria“ und nutzt gestohlene Stark‑Sentech‑Roboter, um Unterdrückung zu sichern.

All diese Gegner repräsentieren unterschiedliche Facetten von Tonys Vergangenheit: Korruption (Roxxon/AIM), Rüstungssünden (Iron Monger), mystische Schuld (Belasco) und politisch motivierte Terroristen (von Bardas). Ackerman nutzt sie, um zu zeigen, dass man alte Fehler nur durch neue Ideen überwinden kann. Selbst die Kämpfe sind Metaphern: Wenn Tony ein Schwert schwingt und Pym‑Partikel verwendet, setzt er auf Werkzeuge, die nicht aus seiner Rüstung stammen.

Von der Feder bis zum Panel – Kreativteam und Gestaltung

Die Serie startet mit Julius Ohta als Hauptzeichner. Seine Panels sind dynamisch und wechseln zwischen fernen Fabrikhallen, intensiven Prügeleien und düsteren Vorstands­meetings. Farbprofi Alex Sinclair unterstützt die Zeichnungen mit einem dunklen, schmutzigen Farbton, der den „Roxxon vs. Stark“-Krieg visuell unterstreicht. In den Ausgaben vier und fünf übernehmen Javier Pina und Rod Reis das Ruder und bringen spürbar mehr Bewegung in die Panels. Eine spektakuläre Doppel­seite der Scarlet Witch lässt die Grenzen zwischen Magie und Technik verschwimmen.

Viele Leser*innen kritisierten zu Beginn Ackermans holprige Figurenführung und einige fragwürdige Entscheidungen. Doch ab Heft 4 nimmt die Serie Fahrt auf: Die Handlung wird straffer, die Dialoge spritziger und die Figuren zeigen klare Stimmen. Durch die neue Künstler­kombination wirken die Kämpfe frischer, und die magischen Aspekte fügen sich harmonischer ein. Der Höhepunkt ist Heft 5, in dem Pina und Sinclair eine energiegeladene Schlacht gegen Lucia von Bardas inszenieren, bei der jedes Panel leuchtet und man das Surren des Repulswords förmlich hören kann.

Humor, Ton und politische Untertöne

Eiserne Wut überrascht mit einer ungewohnten Mischung aus bitterem Humor und Sozialkritik. Der Auftakt zeigt Stark bei einem unpassenden Versuch, ein Wett‑Portal für Superhelden­kämpfe zu pitchen – ein Seitenhieb auf Tech‑Giganten. Ebenso ironisch ist die Tatsache, dass er ausgerechnet eine Steampunk‑Rüstung baut, um Magie zu bekämpfen. Zwischen den Zeilen kritisiert Ackerman Gewerkschafts­feindlichkeit, Unternehmens­gier und die moralische Verantwortung von Superhelden.

Die Erzählung bleibt dennoch leichtfüßig. Wenn Tony mit einem riesigen Schwert auf einen Magier losgeht oder Ironheart ihn daran erinnert, dass er noch nicht im Mittelalter lebt, sorgt das für Schmunzler. Gleichzeitig gelingt es dem Autor, ernsthafte Fragen zu stellen: Welche Verantwortung trägt jemand wie Stark für Waffen, die unter seinem Namen Unheil anrichten? Kann er sich jemals wirklich vom Waffenhandel loslösen und stattdessen die Welt verbessern?

Fazit – ein wütender Neuanfang mit Steampunk‑Flair

Iron Man 1 – Eiserne Wut ist ein ungewöhnlicher, aber mutiger Neustart für die Figur. Die ersten Ausgaben sind holprig und lassen Tony untypisch handeln, doch das Sammelwerk zeigt, wie die Serie sich von einer chaotischen Wirtschaftssatire zu einem spannenden Mix aus Magie, Technologie und Charakterstudie entwickelt. Die Mischung aus Konzernintrige, Fantasy‑Gefechten und persönlicher Läuterung macht die Geschichte lesenswert.

Positiv hervorzuheben sind die tollen Zeichnungen und der Mut, Scarlet Witch und Ironheart in den Mittelpunkt zu rücken. Ab Heft 4 funktioniert der Ton deutlich besser, und das finale Duell gegen Lucia von Bardas zählt zu den besten Iron‑Man‑Kämpfen der letzten Jahre. Wer sich anfangs durch Tonys fragwürdige Entscheidungen kämpfen kann und offen für Magie in der Welt des Tech‑Genies ist, wird mit einem dynamischen Abenteuer belohnt.

Für wen geeignet?

Dieser Sammelband richtet sich an Fans, die Lust auf eine andere Seite von Tony Stark haben – wütender, verletzlicher und experimentierfreudiger. Neueinsteiger*innen können hier problemlos einsteigen, denn der Band fasst einen abgeschlossenen Handlungsbogen zusammen. Langjährige Iron Man Fans, die vor allem technische Finessen schätzen, müssen sich allerdings auf viel Magie und politische Kommentare einstellen. Wenn das keine Abschreckung ist, kann Eiserne Wut zu einer der überraschendsten Lektüren des Jahres werden.

Info
Seiten:  120 Seiten
Preis: ca. 16 Euro
Zeichner: Javier Pina, Julius Ohta
Autor:
Spencer Ackerman
Verlag: Marvel/Panini

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