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Review: Horizon Call of the Mountain (PlayStation VR2)

Horizon Call of the Mountain, das von Guerrilla Games gemeinsam mit Firesprite (The Persistence) entwickelt  wurde, ist ohne Zweifel der große Vorzeigetitel zum Start der PlayStation VR2. Auch wenn es kein perfektes Spiel ist und die VR-Erfahrung in Bezug auf die Immersion noch ein wenig schwanken kann, ist Call of the Mountain eine hervorragende Grundlage, auf der Sony seine PSVR 2-Bibliothek aufbauen kann.

Sonys Horizon Franchise schafft mit dem neuen Ableger, Call of the Mountain, nun den Sprung in die virtuelle Realität. Das Spiel erscheint nicht ohne Grund direkt zum Start der neuen PlayStation VR2 und dieses Mal schlüpfen Spieler nicht in die Haut der Serienheldin Aloy, sondern übernehmen im bis zu zehn Stunden langen Abenteuer die Rolle des Schatten-Carjas Ryas. Der ehemalige Soldat fiel vor den Geschehnissen des Titels in Ungnade und findet sich zum Start des Spiels in einer miserablen Lage wieder. An Bord eines Kajaks wird er von zwei feindlichen Kämpfern gefangen genommen – die Maschinen-Dinos pfuschen aber einmal mehr dazwischen und lassen unseren Helden um sein Leben kämpfen.

Mehr möchten wir zur Handlung auch gar nicht verraten, denn das Highlight des Spiels ist sie sowieso nicht. Einerseits muss sich unser Protagonist durch angreifende Maschinen-Saurier sowie gefährliche Klettereinlagen und nicht so knifflige Rätsel kämpfen, andererseits seine Kriegerehre wiederherstellen und seinen gesamten Stamm vor einer neuen Bedrohung retten. Auf Aloy müssen Fans der Reihe aber dennoch nicht verzichten, sie gibt, wie weitere bekannte Figuren, einen Gast-Auftritt im Abenteuer. Der Spielablauf in Call of the Mountain ist aber im Gegensatz zu den Open-World-Teilen für PlayStation 4 und PlayStation 5 komplett linear, was allerdings den hervorragenden Eindruck vom Game wenig beeinflusst.

Gleich zu Beginn zündet das Game ein Feuerwerk an fantastischen Eindrücken. Da wäre einerseits der grafische Sprung nach vorn. Das liegt zum einen an der modernen Technik der PlayStation VR2, das neue Headset misst sich optisch mit den besten Virtual-Reality-Brillen am Markt. In Horizon Call of the Mountain ist keinerlei Flimmern und Ruckeln in der VR-Welt erkennbar, die Figuren, Maschinen und Landschaften erscheinen gestochen, scharf und Umgebungen wie Wasseroberflächen beinahe fotorealistisch. Statt auf die hauseigene Decima Engine von Guerrilla Game zu setzen, sie kam zuletzt bei Horizon Forbidden West zum Einsatz, kommt übrigens diesmal die Unreal Engine 5 zum Einsatz. Außerdem leistet das Eye-Tracking der PSVR2 hervorragende Arbeit, das den Bereich, auf den man gerade blickt, besonders scharf und mit noch mehr Details hervorhebt. Die so gesparte Rechenleistung ermöglicht flüssiges Gameplay.

Der geheime Star der PlayStation VR2 und des Games ist aber das überragende Feedback, das vollkommen neue Spiele-Welten eröffnet. Zu Beginn von Horizon Call of the Mountain durchquert man einen Fluss an Bord eines Bootes. Greift man dabei beim Durchqueren eines Torbogens nach herunter gewachsenen Pflanzen, merkt man plötzlich Erstaunliches: Nicht nur schieben sich die Pflanzen bei unserer Berührung im Spiel beiseite (was zum Fortkommen im Game gar nicht notwendig wäre), auch spüren wir die Berührung tatsächlich an unseren Händen. Hier spielt das Vibrationsfeedback der neuen Sense-Controller seine vollen Stärken aus, es fühlt sich in der Realität so an, als würden wir wirklich etwas zur Seite schieben.

Ihr werdet viel klettern, richtig viel klettern!

Es sind neben der eindrucksvollen Grafik diese vielen kleinen Details, die Call of the Mountain zu einem atemberaubenden Erlebnis machen. Kurze Zeit später fallen uns weitere Highlights auf: Unsere im Spiel eingeblendete Hände reagieren dank der Infrarot-Erkennung der Sense-Controller auf die Bewegung jedes einzelnen Fingers. Springen dann aus dem Dickicht Maschinenwesen über unser Boot hinweg, vibriert auch das Headset selbst dank Motoren im Kopfband leicht, als ob etwas ganz knapp an unserem Kopf vorbeisausen würde. Der erste Schreck weicht schnell, Begeisterung über die Effekte setzt ein. Kein Geheimnis: Das Boot verlassen wir schnell unfreiwillig und stellen uns überraschend ausgiebigen Kletter-Passagen.

Geklettert wird nämlich gefühlt alle paar Minuten im Game, und das über längere Zeiträume. In Verbindung mit der kristallklaren Grafik und einem 4K-OLED Bild, wie man es sonst nur von modernen Fernsehgeräten kennt, kann das auch schnell zu Höhenangst führen – denn durch die VR2-Brille darf man sich natürlich jederzeit rundum umsehen, auch in gefühlten 50 Metern Höhe. Das Klettern selbst fühlt sich toll an: Mit den Sense-Controllern, die die Hände im Spiel nachbilden, darf man nach mit weißer Farbe markierten Kanten und Wurzeln greifen, zupacken und sich wie in der Realität nach oben ziehen oder über einen Abgrund hangeln. Wer will, kann dabei verschiedene Komfortfunktionen wie eine Absturzsicherung anschalten.

Die VR-Welt hat eigene Gesetze

Generell versucht das Spiel, Anfänger wie Experten ins Boot zu holen. Profis dürfen den Titel per Eye-Tracking und Gesten steuern, Anfänger können aber auch einfach die Spielwelt in VR erleben und das Abenteuer ganz klassisch mit Sticks und Knöpfen steuern. Dabei gibt es noch zahlreiche Zwischenstufen, sodass für alle etwas dabei sein sollte. Etwas ungewohnt fällt übrigens das „Gehen“ in Call of the Mountain aus, das nicht ganz so natürlich wie das Klettern umgesetzt wurde. Um vorwärtszukommen, muss ein Button an beiden Sense-Controllern gehalten werden – bewegt man dann die Arme vorn und zurück, läuft man im Spiel nach vorne. Auch Ausweich- und Rückwärtsbewegungen funktionieren nach diesem Prinzip. Später darf man dann beispielsweise auch einen Bogen spannen und dank der adaptiven Trigger-Tasten spüren, wie der Pfeil aus der Sehne rauscht oder sich mit einem Greifhaken über schwindelerregende Abgründe schwingen. Wir geben es zu: Einige Passagen sind körperlich etwas fordernd, die Betätigung macht aber riesigen Spaß. Auch die Kameraführung kann überzeugen, außer man läuft durch sehr verwinkelte Passagen. Dann nämlich muss man entweder mit dem Stick am rechten Sense-Controller die Kamera für die Laufrichtung immer wieder „nachdrehen“ oder aber die Funktionstaste der Brille kurz halten, um das Headset neu auszurichten. Das unterbricht immer wieder den sonst so immersiven Spielfluss etwas.

In der – wir können es nicht oft genug erwähnen – grafisch grandios aussehenden Spielwelt, kommt es am Weg von Missionspunkt zu Missionspunkt auch immer wieder zu kleineren oder größeren Kämpfen, von einfachen Rotaugenwächtern bis hin zu gigantischen Donnerkiefern. Nahkampfangriffe bleiben uns dabei verwehrt, unsere Waffe der Wahl ist der Bogen. Für den sammeln wir im Spielverlauf aber immerhin neben den Standard-Pfeilen auch verschiedene Pfeile mit Feuer- oder Schockeffekten ein. Eine Auswahl an Fallen, Waffen und Pfeilen wie in den anderen Horizon-Abenteuern darf man sich aber nicht erwarten, es bleibt bei diesem Mini-Arsenal. Und auch die Kämpfe bieten nicht die vielen Freiheiten der bisherigen Titel. Spaß machen sie aber allemal. Zwischen Erzähl-, Kletter- und Erkundungspassagen steht auch immer wieder ein Kampf in einer Art Mini-Arena an. Im natürlich abgegrenzten Areal müssen wir einerseits mit unseren Pfeilen die Schwachpunkte der jeweiligen Maschinen treffen und andererseits ihren Angriffen ausweichen. Anfangs reicht es, einfach zu schießen und zur Seite zu hüpfen, wenn uns ein Wächter an den Kragen will, später müssen schon kleinere Kombos gegen trickreichere Maschinen durchgeführt werden. Cool: Durch die Pfeile lassen sich auch hier Status-Effekte auf die Feinde legen – sie befallen aber auch uns. Frost-Grauhabichte etwa nehmen uns mit Eis-Angriffen die Sicht, den Frost müssen wir wegwischen.

Kein großes drittes Horizon-Spiel, aber richtig cool

Im Vergleich zu den teils längeren Kämpfen der anderen Horizon-Games, fallen hier aber auch die größten Maschinen-Monster recht schnell, wenn man auf ihre Schwachpunkte zielt. Körperliche Anstrengung braucht es aber dennoch, denn bei Nahkampf Angriffen muss man per Sense-Controller-Schwenk zur Seite springen, sich immer wieder nach dem Feind umdrehen und auch zur Seite lehnen, wenn die Maschine eine Fernkampf-Attacke auf uns loslässt. Bei den Rätseln wiederum geht es recht simpel auf dem Niveau „Schlüssel finden, um Türen zu öffnen“ zu. Anfangs umständlich: Es gibt ein aufrufbares Inventar-System, in das die gefundenen Items manuell abgelegt und von dort zur Verwendung ausgewählt werden müssen.

Neben den anfangs erwähnten Pflanzen und Lianen, die man zur Seite schieben kann, verfügt das Spiel noch über jede Menge interaktiver Spielwelt-Elemente. So dürfen wir Obst aufsammeln und davon abbeißen, mit Farben Malereien auf die Wände kritzeln oder auf Trommeln musizieren. Wer sich noch mehr mit der VR-Steuerung vertraut machen kann, darf auch Bogenschieß-und Kletter-Kurse absolvieren, Freunde von spektakulären Inszenierungen werden dagegen eine Kajak-Tour lieben, die uns alle Maschinen-Wesen des Spiels vorstellt. Von einer starren VR-Welt also keine Spur. Untermalt wird das alles von einer hervorragenden Soundeffekt- und Musikkulisse, wie man sie aus großen AAA-Spieleproduktionen kennt.

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Horizon Call of the Mountain revolutioniert zwar nicht die Erkundung, den Kampf und die Erzählung in der virtuellen Realität, aber es ist eine der schönsten Umsetzungen all dessen, was VR-Spiele in den letzten Jahren hervorgebracht haben. Die Kämpfe sind präzise und anspruchsvoll, die Kletterpartien sind gut gemacht und die Grafikqualität ist für ein Erlebnis auf diesem Medium verrückt: Was will man mehr? Einzig der Vollpreis ist, sofern man sich nicht für das Bundle mit der VR2-Hardware entschieden hat, gefühlt doch etwas zu hoch. Andererseits ist Call the Mountain auch jenes Spiel, das im Moment am besten die Fähigkeiten der neuen Hardware eindrucksvoll demonstriert. Wer also schon jetzt ein PlayStation VR2 Headset kaufen möchte, wird auch an diesem Spiel nicht vorbeikommen.

Genre: Action
Entwickler: Guerrilla Games, Firesprite
System: PlayStation VR2
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 70 Euro

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