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Review: Hexen hexen (Sky)

Hexen hexen wäre, passend zu seinem Kinostart kurz vor Halloween, das ideale Feel-Good-Gruselkino für das jüngere Publikum gewesen. Durch die erneute Schließung der Kinos aufgrund von Covid-19 wurde der Film jedoch schon jetzt auf Sky Cinema platziert und kann dort beispielsweise in Form eines Heimkino-Abends genossen werden. Aber macht sich die investierte (Lebens-)Zeit auch bezahlt?

Von Süßigkeiten, Hexen und Mäusen

Wir befinden uns in den USA der 1960er Jahre: Der namenlose Erzähler verliert bei einem Autounfall seine Eltern und lebt von nun an bei seiner Großmutter in einem verschlafenen Städtchen in Alabama. Trotz Traurigkeit über den Verlust führen die beiden ein schönes Leben. Eines Tages kommt jedoch eine seltsame Dame auf den Jungen zu und bietet ihm eine Süßigkeit an. Als der Junge seiner Großmutter davon erzählt, ist ihr sofort klar, dass es sich dabei nur um eine Hexe handeln kann. Die beiden flüchten in ein Hotel an die Küste, ohne jedoch zu wissen, dass der dort stattfindende Kongress zur Rettung der Kinder eigentlich ein Hexenkongress ist – inklusive der Hoch-Großmeisterhexe, die den teuflischen Plan verfolgt, alle Kinder auf der Erde in Mäuse zu verwandeln…

Octavia Spencer liefert eine durchschnittliche Performance ab | © Warner Bros.

Es zieht sich…

Beginnt der Film gleich mit dem tragischen Autounfall (ohne dabei effekthascherisch zu sein), wird er doch in einem sehr ruhigen Tempo weitererzählt. Gerade in der ersten Hälfte, in der der Junge zu seiner Großmutter zieht, schreitet die Handlung nicht voran, dafür wird der Bewältigung von Trauer viel Zeit gegeben und vor allem mit Bildern und wenig Worten erzählt. Als die erste Hexe auf der Bildfläche erscheint, kommt dann Bewegung in die Geschichte hinein.

Hier ist kritisch anzumerken, dass die Figur der Großmutter viel erklärt, was stattdessen auch nur gezeigt werden könnte. „Show, don’t tell!“ wäre hier wohl besser gewesen. Immerhin führt dieses narrative Motiv hier zu teilweise langatmigen Szenen, die im Medium Film durchaus besser umgesetzt werden könnten und hier diesen unnötig in die Länge gezogen haben. Die Handlung ist vorhersehbar, wer mit Roald Dahl-Stoffen vertraut ist, wird auch die aus der Norm fallenden Handlungselemente vorhersagen können.

Zufrieden blickt die Hexe in ihr menschliches Antlitz | © Warner Bros.

Schön, aber nicht frei von Kritik

Bild-technisch ist Hexen hexen dafür eine wahre Freude! Insbesondere Fans der Bildsprache von Wes Anderson werden hier wohl voll auf ihre Kosten kommen.
Auch die Umsetzung der Hexen ist gut gelungen – wobei hier kritisch anzumerken ist, dass gerade bei der Darstellung ihrer Hände über die Buchvorlage hinausgeschossen wurde. Dies wurde auch vielfach von Behindertenverbänden und Aktivisten kritisiert, nachdem die Darstellung als verletzend empfunden wurde. Hierfür haben sich Warner Bros. und auch Schauspielerin Anne Hathaway mittlerweile öffentlich entschuldigt.

Aufgrund der räumlichen und zeitlichen Verortung des Films ist natürlich auch Rassismus ein Thema – ein Sujet, das subtil, aber doch ersichtlich versucht wird, darzustellen. Ob jedoch eine schwarze Frau in einem noblen Seebadhotel so mir nichts, dir nichts ein besseres Zimmer bekommen hätte und das nur, weil ein Verwandter dort angestellt war, bleibt zu bezweifeln (die Rolle des Hoteldirektors schien hiermit auch seine Probleme zu haben). Das Sehvergnügen wird hierdurch aber nicht getrübt.

Die Mäuse sind die eigentlichen Hauptcharaktere | © Warner Bros.

Die Stars dieses Films sind – neben den Mäusen – eindeutig Anne Hathaway und Octavia Spencer. Während Anne Hathaway jedoch voll in Ihrer Rolle aufzugehen scheint und sich an Roald Dahls Vorlage der Hexe austobt (inklusive unzuordenbarem Akzent), bleibt Oscarpreisträgerin Octavia Spencer in ihrer Rolle etwas blass. Als Südstaaten-Großmutter erfüllt sie zwar ihren Job, ohne jedoch zu brillieren. Dies ist schade, nachdem wir wissen, über wie viel Talent und schauspielerisches Potenzial sie verfügt, was aufgrund des Drehbuchs hier leider zu kurz kommt.

Fazit

Wertung - 7

7

Hexen hexen ist ein Feel-Good-Movie für die ganze Familie, aber vor allem für das jüngere Publikum. Anne Hathaway besticht in ihrer Rolle der durchgeknallten Hexe in einem Film, der gut aussieht, aber nicht frei von Längen ist. Alle Sky-Abonnenten können ruhigen Gewissens einen Blick riskieren.

Kurzinformationen
Filmstart: 29. Oktober 2020; aktuell auch auf Sky Cinema
Filmlänge: 105 Minuten
Land, Jahr: USA, 2020
Genre: Buch-Verfilmung, Komödie
Regie: Robert Zemeckis

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