ArtikelHighlightNewsVideogame-ReviewVideogames

Review: Heroes of the Storm

Blizzard ist in gewisser Weise wie Apple. Das Entwicklerstudio erfindet keine neuen Genres oder Spielmechaniken, sondern perfektioniert bereits bestehende Konzepte und macht sie zugänglicher und einsteigerfreundlicher. Während Sammelkartenspiele wie Magic: The Gathering ob ihrer Komplexität einschüchternd wirken, wurde der Free2Play-Titel Hearthstone mit vereinfachten Regeln und ausgefeiltem Spieldesign zu einer Goldgrube. Dasselbe Phänomen zeichnet sich auch mit Overwatch ab, bei dem der Arena-Shooter á la Team Fortress 2 einen neuen Anstrich verpasst bekommt. Heroes of the Storm nimmt sich eines der schwierigsten und einsteigerfeindlichsten Genres der gesamten Videospiellandschaft vor: Das MOBA (Multiplayer Online Battle Arena)

Heroes-of-the-Storm-1

Einsteigerfreundlich
MOBAs wie League of Legends oder DotA 2 erfordern eine lange Eingewöhnungsphase und eine noch längere Lernphase, in der massenhaft abstrakte Konzepte wie „Last-Hitting“, „Zonen“, „Farmen“, „Jungeln“ und mehr verstanden und korrekt erlernt werden müssen. Einen Großteil dieses Ballasts wirft Heroes of the Storm kurzerhand über Bord und konzentriert sich auf die grundlegenden und letztendlich spaßigen Mechaniken des Genres. Die Grundzüge bleiben erhalten: Zwei Teams zu je fünf Personen treten auf einem Schlachtfeld gegeneinander an und müssen das gegnerische Hauptgebäude zerstören. Zur Verteidigung wird jede Basis von Türmen und computergesteuerten Minions beschützt. Jeder Spieler übernimmt einen Helden aus den Blizzard-Universen StarCraft, WarCraft, Diablo… oder die Lost Vikings. Von da an ist das Spielgeschehen sehr vereinfacht. Das klingt zwar negativ, bringt aber durchaus frischen Wind ins teilweise elitär wirkende MOBA-Genre

Heroes-of-the-Storm-2

Reduzierte Charakterentwicklung
Normalerweise sammelt jeder Charakter für sich Erfahrungspunkte, um im Level aufzusteigen und neue Fähigkeiten freizuschalten. Nicht so in Heroes of the Storm. Hier trägt jedes Teammitglied mit seinen Leistungen zum Teamlevel bei, wodurch auch schwächere Spieler nicht zurückfallen. Auch ist es nicht nötig, Gegenstände zu kaufen, denn einen Shop für bessere Schwerter und Rüstungen gibt es ebenfalls nicht. Als Ausgleich dienen mit steigenden Levels verdiente Talente, die neue passive Fähigkeiten freischalten und bestehende verändern. So besitzt jeder Held gleich zwei ultimative Fähigkeiten, zwischen denen entschieden werden muss. Dadurch kann sich derselbe Charakter auf mehrere verschiedene Weisen spielen, je nachdem wie der Fokus bei den Fähigkeiten gelegt wird. Diese Straffungen sorgen dafür, dass eine Partie selten länger als 20 Minuten dauert. Eine Verbesserung wenn man bedenkt, dass man in League of Legends auch über eine Stunde in einem einzigen Spiel festhängen kann. Im Gegenzug bedeutet das allerdings auch, dass Heroes of the Storm auch weniger Spieltiefe als die Genrekollegen besitzt. Das sprichwörtliche Haar in der Suppe ist das Matchmaking. Statt die Helden aufeinander abstimmen zu können, wird der eigene Charakter vor dem Eintritt in die Warteschlange ausgewählt. Dadurch werden die Teams nach dem Zufallsprinzip zusammengewürfelt, was zu Problemen führen kann. Glücklicherweise sind die Helden in Heroes of the Storm nicht besonders stark an eine bestimmte Rolle gebunden, wodurch die zufälligen Teamkonstellationen ein wenig gemildert werden.

Abwechlungsreiche Maps
Doch statt lediglich Streichungen und Vereinfachungen vorzunehmen, hat sich das Entwicklerteam von Heroes of the Storm auch des abwechslungsärmsten Aspekts in MOBAs angenommen: Den Spielfeldern. Normalerweise wird immer auf derselben Map gespielt, HotS bietet schon zum Start sieben Schlachtfelder, jeweils mit interessanten Zusatzzielen, die sich als spielentscheidend erweisen können. In der Schwarzherzbucht müssen Goldmünzen für einen Geisterpiraten (LeChuck lässt grüßen) gesammelt werden, der bei ausreichender Bezahlung Kanonenfeuer auf das Gegnerteam eröffnet. Ähnlich funktionieren andere Karten, auf denen mit Totenschädeln ein Golem erweckt oder eine Spinnenkönigin mit Edelsteinen besänftigt werden müssen. Auch wenn sich diese Aufgaben manchmal darauf beschränken, Schreine einzunehmen oder kleine Aufgaben zu lösen, sorgen sie dennoch für Abwechslung im Spielgeschehen. Ein netter Nebeneffekt der zahlreichen Karten ist auch die optische Vielfalt, die von Wüsten über Schlossgärten bis zu verfluchten Wäldern reicht.

Heroes-of-the-Storm-3

Free2Play-Problematik
Der wohl größte Kritikpunkt an HotS ist die aggressive Preisgestaltung. Während das Spiel an sich kostenlos spielbar ist und wöchentlich sieben Charaktere gratis zur Verfügung stehen, muss zur permanenten Freischaltung je nach Held 4 bis 10 Euro bezahlt werden. Sie sind zwar auch mit Ingame-Gold erwerbbar, das allerdings nach einer anfänglichen Belohnungsflut für Levelanstiege des Spieleraccounts immer langsamer aufs digitale Konto tröpfelt. Preislich ist das Spiel also höher als League of Legends angesiedelt, von DotA 2, wo alle Helden kostenlos verfügbar sind, ganz zu schweigen. Allerdings können mit Echtgeld keine Gegenstände erworben werden, die einen Vorteil im Spiel selbst verschaffen. Wie üblich stehen eine große Zahl an rein kosmetischen Boni wie alternative Aussehen für die Helden oder ihre Reittiere im Shop bereit. Für knapp 20 Euro gibt es noch ein Starterset, das die Helden Zagara, Sonya, Li Li, Jaina & Zeratul, den Skin Zeratul der Ronin und den Goldenen Tiger als Reittier enthält.

Heroes-of-the-Storm-4

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

(Relativ) unkomplizierter MOBA-Spaß

Blizzard hat es geschafft, die komplizierte MOBA-Formel zugänglicher und für angehende Spieler unterhaltsamer zu machen. LoL- oder DotA-Veteranen könnten sich an den Änderungen und der dadurch resultierenden „Einfachheit“ des Spiels stoßen, für die breite Masse ist es aber das ideale MOBA auf dem Markt. Denn obwohl HotS Einbußen was die Spieltiefe angeht hinnehmen muss, wurden alle spaßigen Aspekte des Spielprinzips beibehalten und die Formel um einige neue Elemente wie die abwechslungsreichen Schlachtfelder erweitert. Ein Vor- und Nachteil zugleich ist das Free2Play-Geschäftsmodell, das zwar salzige Preise für Helden bringt, aber die Einstiegshürde ungemein mindert und damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich mehr Menschen an MOBAs wagen, denen LoL und DotA 2 bisher zu abschreckend erschien.

Genre: MOBAHeroes of the Storm: Starterpaket - [PC]
System: PC, Mac
Entwickler: Blizzard Entertainment
Erscheint: bereits erhältlich
Preis: Free2Play, Starterpaket um ca. 20 Euro
[amazonjs asin=“B00WGES7QC“ locale=“DE“ tmpl=“Small“ title=“Heroes of the Storm: Starterpaket – PC“]

Ähnliche Artikel

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"