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Review: Hellboy: Call of Darkness

Viele Fans hätten sich einen Abschluss der Hellboy-(Film-)Trilogie von Guillermo del Toro mit Ron Perlman in der Hauptrolle gewünscht. Tja … Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Denn aus dem Abschluss der beliebten Trilogie wurde plötzlich eine Art Reboot mit neuen Schauspielern und einem gänzlich anderen Regisseur.

Neil Marshall (Game of Thrones, Westworld) übernahm das Ruder und kündigte an, eine der beliebtesten Hellboy-Geschichten schlechthin zu verfilmen. Was kann da schon schief gehen?

Die Wilde Jagd

Die neue Hellboy-Verfilmung basiert nicht auf dem ersten Band der Hauptgeschichte. Es ist demnach auch keine Origin-Geschichte im klassischen Sinne. Vielmehr nahm man sich mit dem Story-Arc „The Wild Hunt“ den vielleicht besten narrativen Erzählstrang der Serie zur Brust. Klingt gut? Das könnte es auch sein. An der Umsetzung hapert es aber leider gewaltig. Aber alles der Reihe nach … worum geht es eigentlich?

Vor vielen, vielen Jahren verbreitete die böse, blutrünstige Hexe Nimue im alten England mit der Pest Angst und Schrecken. Ihr Ziel ist es, die menschliche Spezies auszulöschen, sodass Dämonen und Monster alleine über die Erde herrschen und nicht mehr ihr Dasein in der Dunkelheit fristen müssen. In aller letzter Not konnte sie jedoch noch von König Arthur mit Excalibur gestoppt werden. Die Blutkönigin wurde daraufhin in fünf Teile geteilt und in sakrale Kisten gelegt, die nur durch die Worte von gottesfürchtigen Personen geöffnet werden können. Anschließend wurden diese an verschiedenen Stellen Englands versteckt, sodass sie niemals zurückkehren möge.

Hier kommt Grunagach, eine Mischung aus Mensch und Schwein, ins Spiel. Dieser möchte an Hellboy für eine in der Vergangenheit erlittene Schmach Rache nehmen und benötigt hierfür Nimues magische Hilfe. Wird Hellboy ihn daran hindern und die Welt vor dem Untergang bewahren können?

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Fanservice ohne „Service“

Wie bereits erwähnt, wagt sich der Film an eine sehr beliebte Vorlage. Diese besteht aus insgesamt drei Tradepaperbacks: „Darkness Calls“, „The Wild Hunt“ und „The Storm & the Fury“. An dem Versuch diese drei in einen Film zu packen, hat man sich aber leider gewaltig verhoben. Substantielles wird ausgelassen, abgeändert oder Verwirrendes hinzugefügt, wodurch schließlich kein kohärentes, in sich stimmiges Produkt entsteht.

Vielmehr fühlt sich der Film wie ein unzusammenhängender Flickenteppich an. Es fehlt schlicht und ergreifend die nötige Fokussierung. Man bedient sich aus allen drei Comics ein wenig, die in sich jeweils abgeschlossene Geschichten erzählen, und verpasst leider dadurch, sich rechtzeitig auf ein Narrativ zu einigen.

Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie Fanservice nicht gemacht werden sollte. Denn im Wort „Fanservice“ steckt immerhin noch der Begriff „Service“, der hier vernachlässigt wurde. Ist doch die Hauptaufgabe eines Films eine gute Geschichte zu erzählen. Dies ist äußerst schade und zudem sehr verwunderlich, hat doch Mike Mignola selbst, der Schöpfer der Hellboy-Comics, am Drehbuch mitgeschrieben.

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Zu schnell, zu viel

Wie dem auch sei, resultieren aus diesem „zu schnell, zu viel“ große Pacing-Probleme. Das bedeutet, dass der Film an manchen Stellen gehetzt und übereilt wirkt. Schließlich muss zuerst einmal eine Bedrohung kreiert, die Hauptfiguren eingeführt, eine Behörde zur Bekämpfung übernatürlicher Bedrohungen („B.U.A.P.) etabliert werden und so weiter und so fort. Gleichzeitig schafft es der Film bei all seiner Geschwindigkeit auch Längen, auf die man gut und gerne verzichten könnte, zu haben.

Einige positive Dinge gibt es dann aber doch: Eine Hellboy-Geschichte kommt normalerweise nicht ohne ein Team aus. Hellboy ist im Film, anders als in den Comics zu diesem Zeitpunkt, Mitglied der B.U.A.P. und als solches kein Einzelkämpfer. Ihm werden in Call of Darkness Alice Monaghan (Sasha Lane) und Ben Daimio (Daniel Dae Kim) zur Seite gestellt. Diese Crew aus Schauspielern macht ihre Sache ordentlich und es ist auch etwas Chemie zwischen den einzelnen Charakteren zu spüren.

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Auch David Harbour macht seine Sache ganz gut. Er versucht eine andere Facette von Hellboy zu zeigen, die doch einigermaßen gut funktioniert. Die Vater-Sohn-Dynamik wirkt hingegen deplatziert.
Der Film spielt eindeutig in der Gegenwart. Darauf deuten aktuelle Smartphones, die zu sehen sind, hin. Das bedeutet, dass Hellboy zu diesem Zeitpunkt in etwa 75 Jahre alt sein und etliche Missionen für die B.U.A.P. hinter sich haben müsste. Dies zeigt er auch mit einigen (rar gesäten) One-Linern und coolen Aktionen. Dass er in diesem Alter und nach alldem, was er bislang erlebt haben müsste, eine trotzige, infantile Vater-Sohn-Beziehung zu Prof. Trevor „Broom“ Bruttenholm hat, wirkt aufgesetzt. Es wird nämlich verabsäumt, den Zusehern zu zeigen, warum Hellboy gegen seinen Vater einen derart großen Groll hegt – hier fehlt schlicht und ergreifend der narrative Unterbau.

Nebst alldem sind leider auch die Dialoge desaströs ausgefallen. Dies könnte jedoch auch an der deutschen Synchronisation liegen, haben wir den Film doch bislang nur mit deutscher Sprachfassung gesehen. Hierzu zählt auch der mangelnde Humor. Hellboy besticht in den Comics durch markante, humorvolle Sprüche – diese fehlen hier leider (fast) zur Gänze.

Wertung

Fazit - 6

6

Hellboy: Call of Darkness ist eine Enttäuschung - und dies liegt nicht daran, dass David Harbour etwa ein schlechter Hellboy-Darsteller ist oder dass Neil Marshall Guillermo del Toro nicht das Wasser reichen könnte. Vielmehr ist der fehlende narrative Fokus sowie das schlechte Drehbuch zu bemängeln. Zum Glück gibt es immer noch die Comics, auf die man sich freuen kann.

Kurzinformationen
Österreichischer Filmstart: 11. April 2019
Land, Jahr: USA, 2019
Genre: Action, Superhelden, Fantasy
Regie: Neil Marshall

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