Review: Guacamelee! 2

Als der kanadische Indie-Entwickler DrinkBox Studios mit Tales from Space: About a Blob ihr Erstlingswerk ablieferten, bewiesen sie bereits ihre Fähigkeit charmante 2D-Sidescroller mit einzigartigem Setting und jeder Menge Humor zu produzieren. Der Durchbruch gelang dem Studio aber dann 2013, als sie mit Guacamelee! ein derart souveränes Metroidvania ablieferten, dass es außer der etwas kurzen Spielzeit wirklich kaum etwas zu bekritteln gab. Nun erhörten die Entwickler auch diesen Wunsch und liefern mit Guacamelee! 2 einfach mehr Guacamelee! ohne dabei größere Risiken einzugehen.

Aller Anfang ist bekannt

Dies äußert sich in nahezu in allen Bereichen des abgedrehten 2D-Plattformers. So startet der Titel buchstäblich mit dem Ende des ersten Teils und lässt Spieler sogar dessen finalen Kampf erneut durchspielen. Neulingen wird so der Story-Einstieg besonders leicht gemacht, während Veteranen etwaige Gedächtnislücken schließen können. Nachdem Luchadore Juan das Mexiverse also vor Carlos Calaca gerettet und anschließend die Tochter von El Presidente geehelicht hat, führt er sieben Jahre später ein entspanntes Leben als Familienvater.

Guacamole des Verderbens

Doch wie das Helden-Leben nunmal so läuft, ist dieser Friede nicht von Dauer und ein neuer Bösewicht erscheint auf der Bildfläche. Dieser möchte die heilige Guacamole herstellen um damit unbeschreibliche Kraft zu erlangen, bringt bei diesem Prozess aber das ganze Raum-Zeit-Gefüge durcheinander. Als offensichtlich einziger Juan aller Zeitlinien der die Ereignisse des ersten Teiles überstanden hat, ist es nun an euch in die dunkelste aller Zeitlinien zu reisen und dem neuen Übeltäter mitsamt seiner komplett verrückten Lieutenants das Handwerk zu legen.

Wibble Wobbly Texy-Mexy

Solche Dimensionssprünge gehen, dem Humor der Entwickler entsprechend natürlich nicht ohne eine Vielzahl von Anspielungen auf Genre-Kollegen wie Limbo, Metroid oder Double Dragon vonstatten, was Fans nicht selten zu lautem Auflachen motivieren dürfte. Auch das Wechseln in die Welt der Toten ist wieder ein viel genutztes Gameplay-Element, dass nun aber über weite Teile des Spiels nicht mehr einfach so kontrolliert werden kann.

Lets do the Time-Wrap again

Stattdessen werden hierfür Dimensions-Interferenzen verwendet, die stellenweise als Löcher aber auch als sich durch das ganze Bild ziehende Balken auftreten können. Nur wer diese dynamisch zu nützen lernt, wird die Vielzahl an kleinen Rätseln und kniffligen Plattformer-Einlagen von Guacamelee! 2 bestehen können.

Hart wie ein Stein-Tortilla

Auch in den Kämpfen müssen diese immer wieder gekonnte eingesetzt werden. Denn manche Gegner sind nur in einer der Dimensionen zu besiegen, aber dennoch in der Lage euch jederzeit Schaden zuzufügen. Dadurch zieht der Schwierigkeitsgard des Titels im Vergleich zum Vorgänger ordentlich an. Denn das altbewerte Kampfsystem aus Ausdauer-verbrauchenden Spezial-Attacken, schnellen normalen Attacken und zielbaren Würfen bleibt größtenteils unverändert, erfordert aber nun besonders gezielte Planung und Umsetzung um über die vielfältigen Gegnertypen Herr werden zu können.

Hit me Nacho one more time

Im späteren Verlauf dürfen Spieler dann allerdings per längeren Schlag-Combos verdiente Münzen in ein neues Upgrade-System investieren. Dieses bietet nach dem vorherigen Auffinden gewisser (stellenweise bekannter und durchwegs komplett verrückter) Lehrmeister eine Vielzahl an Möglichkeiten Juans Fähigkeiten auf den ganz persönlichen Spielstil anzupassen. Während es also durchaus zu bewerkstelligen ist, das Spiel in einem Zug durch zu spielen, kann mit ein wenig Grinden der Schwierigkeitsgrad auch dynamisch selbst reguliert werden.

El Pollo Loco

Auch Juans Fähigkeit sich in ein Hühnchen zu verwandeln feiert ein glorreiches Comeback. So haben die Entwicklern die überaus positive Kritik an diesem Feature sogleich umgesetzt und dieses in ein völlig neues Gameplay-Element verwandelt. In gefiederter Form darf Juan nämlich diesmal nicht nur enge Gänge passieren, sondern auch Gegner verprügelt und allgemein auf ein komplett neues Set an Angriffen und Fähigkeiten zurückgegriffen werden.

Fiesta!

Auch die viel gelobte Möglichkeit die gesamte Kampagne von Guacamelee! kooperativ durchspielen zu können, wurde konsequent weitergeführt. Zwar fehlt nach wie vor eine Online-Koop-Variante, dafür können sich diesmal sogar bis zu vier Spieler gemeinsam mit je einem von 10 freispielbaren Charakteren per Couch-Koop in das Mexiverse stürzen. Das hilft der Übersichtlichkeit des Geschehens zwar nicht gerade, macht aber jede Menge Spaß und verschafft der diesmal etwas länger ausgefallenen Kampagne auch ordentlich an Wiederspielwert.