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Review: Ghostbusters Legacy (spoilerfrei)

Who ya gonna call?

Endlich, nach mehr als einem Jahr der Verzögerung kommt Ghostbusters: Legacy in die Kinos. Der neueste Film der Geisterjäger Franchise ist eine direkte Fortsetzung von Ghostbusters 2, der vor mehr als 30 Jahren in die Kinos kam. Regisseur ist Jason Reitman, Sohn von Ivan Reitman, der bei den beiden ersten Ghostbusters-Filmen Regie führte. Die Zeichen standen also gut, dass wir endlich eine würdige Fortsetzung bekommen würden. War doch schon Ghostbusters 3 ewig geplant und wurde immer wieder verworfen, Teile des Drehbuchs des Films wurden dann von Dan Aykroyd für Ghostbusters: The Videogame (2009) überarbeitet und verwendet. Doch Ghostbusters Legacy ist nicht Ghostbusters 3 und das möchte dieser Film auch nicht sein!

Ghostbusters: Legacy folgt Callie (Carrie Coon aus The Leftovers) und ihren Kindern Trevor (Finn Wolfhard aus Stranger Things) und Phoebe (Mckenna Grace), als sie von ihrem Leben in der Stadt in ein heruntergekommenes Bauernhaus mitten im Nirgendwo ziehen, das Callies entfremdetem Vater gehörte und in dem er auch starb. Wie sich herausstellt, war ihr Vater niemand anderer als Egon Spengler, der ehemalige Geisterjäger, der ursprünglich von Harold Ramis gespielt wurde. Der Film ist eine rührende Hommage an Ramis, den Co-Autor und Co-Star der Originalfilme, der leider bereits 2014 verstarb. 

Im Inneren des Hauses hat Egon scheinbar Hunderte von Werkzeugen, Gadgets und Geisterjäger-Utensilien hinterlassen, die Phoebe und Trevor entdecken und über die sich langjährige Fans freuen können. Diese nostalgischen Momente findet man im ganzen Film vor, die Anspielungen sind dabei meist harmloser Fanservice. Hier könnte man bemängeln, dass es sich gelegentlich so anfühlt, als würde die Kamera zu lange auf ein oder zwei Requisiten aus dem Originalfilm verweilen. Stattdesen empfehlen wir einfach allen, sich vor dem Kinobesuch ruhig noch einmal die ersten beiden Ghostbusters Filme anzusehen, ihr entdeckt so garantiert noch mehr kleine verstecke Dinge im Film.

Im Gegensatz zu anderen, in letzter Zeit lange hinausgezögerten Fortsetzungen wie z.B. Star Wars: The Force Awakens, umgeht Ghostbusters: Legacy die schlimmsten Nostalgie-Fallen, indem er Kinder überraschend authentisch zu seinen Hauptfiguren macht. Trevor und Phoebe vergöttern die Ghostbusters nicht – sie haben noch nicht einmal von ihnen gehört. Der ganze Enthusiasmus wird also den Fans im Kino überlassen und das war eine sehr gute Entscheidung. Der lobenswerteste Teil von Legacy ist vielleicht seine Struktur und wie wenig er dem Original Ghostbusters ähnelt, obwohl die Geschichten der beiden Filme absichtlich mehr als nur ein paar Ähnlichkeiten aufweisen. Es wird nicht versucht, ein neues Ghostbusters-Team zu bilden oder die Magie und Chemie der Originalstars wiederzuerlangen. Stattdessen konzentriert sich Reitman darauf, starke Charaktere zu entwickeln – etwas, das er bereits in seinen früheren Filmen wie Up in the Air und Juno hervorragend beherrschte – und sie in die Welt von Ghostbusters zu bringen. Legacy ist keine reine Neuerfindung, sondern fühlt sich eher wie eine Erweiterung des Universums und der Grenzen dessen an, was ein Ghostbusters-Film sein kann. Dieser Film zeigt, dass es in einer Ghostbusters-Geschichte um Kinder gehen kann, die herausfinden, wo sie in der Welt hingehören, genauso wie es darum gehen konnte, dass Bill Murray mit Sigourney Weaver flirtet, nachdem sie sich in den Boten eines sumerischen Gottes verwandelt hat.

Ghostbusters ist keine witzige Einzeiler-Komödie wie die ersten beiden Filme: Legacy wirkt eher wie ein Film von Steven Spielberg in den 1980er/90er Jahren, voller jugendlicher Abenteuer und ein paar Gags am Rande. Es gibt mitreißende Szenen, in denen die Kinder in Schwierigkeiten geraten oder neue Freunde kennen lernen. Erwachsene wie Paul Rudd, der einen Wissenschaftslehrer namens Gary Gruberson spielt, tauchen auf, um den Kindern zu helfen oder zumindest einige witzige Momente beizusteuern.

Dabei ist die schauspielerische Leistung durch die Bank überzeugend, aber die beiden herausragenden Figuren sind Mckenna Graces Phoebe und ihr allererster Freund, der sich Podcast nennt, weil er einen moderiert. Podcast wird vom Newcomer Logan Kim gespielt, der witzig und charmant den anderen oft die Schau stiehlt. Aber während Kim die meisten Gags des Films beisteuert, ist Grace für so ziemlich alles andere zuständig. Wenn dieser Film auf den Schultern einer Figur ruht, dann ist es Phoebe, die sozial unbeholfen, ein wenig schräg aber ungeheuer klug ist – genau das, was Ghostbusters-Fans von Egons Enkelin erwarten würden. Grace ist herausragend in der Rolle, und eifert so Ramis nach, ohne ihn jemals zu imitieren und macht so die Figur zu ihrer ganz eigenen. Sie muss sich sogar mit Carrie Coon in den dramatischsten Szenen des Films und mit Rudd in den komödiantischen Szenen messen und ist dabei in beiden Fällen hervorragend.

Auch bei der Bildsprache des Films werden sich Ghostbusters Fans sofort heimisch fühlen. Zwar spielt der Film nicht in New York, sondern in einem ländlichen Nest, und man hat heute ganz andere Spezialeffekte zur Verfügung als damals, die teilweise extra für den Film entwickelt wurden, doch konnte man der Versuchung widerstehen alles auf elf zu drehen. Stattdessen erwarten euch Effekte, die zwar besser aussehen, aber dennoch das gleiche Gefühl vermitteln. Auch der Soundtrack schafft es im wahrsten Sinne des Wortes, mit der perfekten Mischung aus Grusel und leichten, fröhlichen Klängen, exakt den richtigen Ton einzufangen.

Ghostbusters: Legacy startet am Mittwoch, 19. November 2021 in den heimischen Kinos!

Wertung - 90%

90%

Natürlich könnte man das eine oder andere Haar in dieser Geistersuppe finden, aber dazu hat mir der Film von Jason Reitman einfach viel zu gut gefallen. Dieser schafft es nämlich einen Film abzuliefern, der zwar voll gespickt ist mit zahllosen Anspielungen und Hommagen an die Original Ghostbusters Filme aus den 1980ern, schafft es aber auch ein verdammt guter, witziger und leicht gruseliger Familienfilm zu sein, der so viel Herz und Authentizität mit sich bringt, dass auch der Redakteur dieser Zeilen im letzten Viertel des Films das eine oder andere Taschentuch benötigte. Das ist DER Film für die Kinder der 80er Jahre, die damals mit den Ghostbusters im Kino und TV aufgewachsenen sind, aber noch mehr ist es auch der ideale Film für genau diese Generation, um sich den Film mit ihren Kindern anzusehen und die Ghostbusters so neu zu entdecken!

Kurzinformationen
Filmlänge: 124 Minuten
Land, Jahr: USA, 2021
Genre: Fantasy/Komödie
Regie: Jason Reitman

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