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Review: Forspoken

Katastrophe oder zu Unrecht verurteilt?

Man nehme einen Titel eines großen Studios wie Square Enix und bauscht diesen bereits Jahre vor Release als einen Vorzeige-Titel einer neuen Konsolen-Generation auf. Anschließend werfe man eine Pandemie, diverse Verschiebungen, verdächtig spät verschickte Review-Muster und einen ungut langsamen Spielstart in dem Mix und voilà, hat man einen stark polarisierenden Aufreger-Titel. Auch unser Muster kam sehr spät. Dennoch haben wir uns die Zeit genommen, Square Enix Forspoken ausreichend durch zu Testen und können euch hier unsere ehrliche Meinung wiedergeben.

Armreif statt Tornado

Doch eines nach dem anderen. In Forspoken übernimmt der Spieler die Rolle der New Yorker Vollwaise Alfre Holland (oder kurz: Frey), die nach dem ein oder anderen Gesetzesbruch über einen magischen Armreif stolpert, durch den sie in das altertümliche Land Athia teleportiert wird. Dieses befindet sich Dank eines ominösen Nebels in einer Art Postapokalypse, da selbiger sämtliche Lebewesen, mit denen er in Kontakt kommt, kurzer Hand zombifiziert.

Immer tiefer in den Zombie-Bau

Besagter Armreif, den Frey fortlaufend höhnisch Cuff (Manschette) nennt, stellt sich als ein dauerquasselnder Begleiter heraus, mit dem sie, oft mehr schlecht als Recht sarkastische Kommentare austauscht. Als sie anschließend einigen Zombie-Tierchen begegnet, entdeckt sie außerdem, dass sie plötzlich über magische Fertigkeiten verfügt. Dank diesen ist sie in der Lage Steine diverser Größe zu schleudern, sowie Pflanzen zu  kontrollieren.

Zwar kein Smaragd, aber hey!

Durch eine Verstrickung von Ereignissen geraten die beiden letztlich zu der letzten Bastion der Menschheit, die Stadt Cipal. In ihren sicheren Mauer präsentieren sich die letzten lebenden Menschen Athias in einem Zustand fanatischer Angst. Uneinig darüber, ob Frey den endgültigen Untergang oder die Rettung Athias einleiten wird, erzählen ihr die Bewohner der Stadt, wie es zu der aktuellen Situation gekommen ist.

Keine Hexen, aber Tanten

So war Athia einst beschützt von vier mächtigen Matriarchinnen (hier Tanta genannt), die mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten unglaubliches vollbringen konnten. Mit der Zeit jedoch verfielen sie nach und nach dem Wahnsinn, woraufhin sich der unheilvolle Nebel ungebremst ausbreiten konnte. Frey will vorerst von alle dem gar nichts wissen, wird aber auf ihrer Suche nach einem Weg nach Hause immer wieder (und oft etwas plump) mit den aktuellen Ereignissen verstrickt.

Der verrückte Witz-Macher

Das von Kult-Autorin Amy Hennig (Legacy of Kain, Uncharted) mitentwickelte Weltkonzept präsentiert sich letztlich stimmig und spendiert immer wieder interessante moralische Dilemmas, die es durchaus verstehen einen mitzureißen. In allen anderen Teilbereichen bleiben aber leider viele Story-Details auf der Strecke, während unpassende Konversationen immer wieder die Immersion zerstören und Witze etwa so zuverlässig zünden wie illegale Feuerwerkskörper.

Wie ein Kaninchen

Nach der langen Einleitung darf Frey endlich in die weitreichende Welt vor Athia aufbrechen und kombiniert dafür kurzerhand ihre athletischen Fertigkeiten mit ihren neu-entdeckten Fähigkeiten zu einer Art magischen Parkour. Dieser versteht es im Normalfall spielend leicht seine spektakulären Animationen zu einer fließenden Fortbewegung aneinanderzureihen und zwingt einem eigentlich nur Grenzen auf, wenn Wände wirklich nicht erklommen werden sollen. Ein auf der Map gesetzter Marker mitsamt leuchtendem Wegweiser hilft hier jedoch schnell, alle möglichen Wege zum Ziel zu finden.

Eine Landschaft mit Herz,

Athia teilt sich in die vier Herrschafts-Zonen der Tanta. Jede Zone stellt dabei eine Art breiten Schlauch mit einem Palast am Ende dar und ist meist nur zu Beginn mit den anderen verbunden. Die einzelnen Bereiche unterscheiden sich dafür dank ihrer einzigartigen Farbstimmungen, vielfältigen Landschaften und teils bombastischen Bauwerken massiv und wissen stets zu beeindrucken. Vor allem, wer gerne Bildschirmaufnahmen seiner Abenteuer macht, wird mit dem inkludierten Photo-Modus seine helle Freude haben. Auch wenn Freys schnelle Bewegungen teils gar nicht so leicht einzufangen sind.

…doch ohne Hirn

Zu schwächeln beginnt Athia jedoch, wenn es zu den Neben-Aktivitäten kommt. Die Welt ist zwar bis zum Rand mit Monstern, Arenen und kurioserweise von Beginn an markierten Schatzkisten gefüllt, die wirklich reizvollen darunter bleiben aber überschaubar. Die meisten sind schlichtweg mit einer größeren Anzahl bekannter Gegner gefüllte Ruinen, die für eine leider meist vergessenswerte Belohnung besiegt werden können.

Zumindest gibt es Mut-anten

Interessanter wird es jeweils, wenn etwas Neues geboten wird. Die sogenannten versperrten Labyrinthe bringen Frey beispielsweise jeweils in eine Paralleldimension mit neuen Gegnern, sowie einigen der bombastischten Bosse des Spiels. Außerdem warten an deren Ende merklich reizvollere Belohnungen wie Halsketten und Mäntel, die Frey als eine Art Rüstung dienen. Auch die überall verstreuten Riesen-Mutanten bieten stehts einen spannenden Kampf und stellen jeweils neu-designte, gigantische Versionen bekannten Tier-Gegner dar.

Such die Grinsekatze

Kleine Puzzles beim Öffnen von Truhen sowie das Bezirzen kleiner magischer Katzen bringt ebenfalls immer wieder etwas Abwechslung. Ein notorischer Mangel an mit tatsächlichen Charakteren verbundene Nebenquests führt aber dennoch dazu, dass die Bewohner Cipals größtenteils charakterlose Gesichter bleiben und sich zeitgleich die meisten Tätigkeiten abseits der Hauptquest ziemlich unbedeutsam anfühlen. Ein mit Freys Fähigkeiten direkter verbundenes Belohnungssystem wäre hier reizvoll gewesen.

Fantasie, die beste Waffe im Krieg gegen die Realität

Entsprechend geht und fällt alles damit, wieviel Spaß einem Forspokens Kampfsystem macht. Dieses wird dabei wie eine Art Bewegungs-fokussierter Third-Person Shooter gespielt. Dafür kann Frey dutzende Zauber lernen, die sich jeweils in vier nach und nach erlernbare Element-Klassen sowie aktive und passive Fähigkeiten aufteilen. Darunter befinden sich Beschwörungen, Nahkampf-Attacken, Minen, sowie bildschirmfüllende Flächenangriffe, die sich optisch immer weiter übertreffen, und stets gegen die richtigen Gegner sowie am liebsten in deren Rücken gefeuert werden wollen.

Ich hab mich schon so oft verändert

All dies mitsamt Freys rasanten Bewegung und dem klarerweise überladenen Controller zu managen, während einem unzählige Gegner gleichzeitig ihre eigenen effekt-geladenen Angriffe um die Ohren schießen, kann dann schon mal überfordernd sein. Zum Glück bietet Forspoken eine vorbildliche Anzahl an Optionen, mit denen jeder sein ganz persönliches Gameplay zusammenbasteln kann.

Wir malen die Rosen rot.

In meinem Setup konnte ich so komplett auf die Verwendung von Kreismenüs verzichten, ließ Frey leichten Angriffen automatisch ausweichen, erhöhte dafür den Schaden der Gegner auf das Maximum und belegte nun freigewordene Tasten um. Das Resultat war signifikant anders, als meine erste Spielerfahrung beispielsweise in der Demo, konnte mich aber von Anfang bis Ende bei Laune halten. Forspoken bleibt dabei in jedem Setup mehr Power-Fantasie als Herausforderung. Bei derart vor Effekten pulsierenden Kämpfen ist dies aber auch in Ordnung und war ich mal nicht Aufmerksam genug, wussten die meisten der bombastischen Bosse durchaus, wie sie meinen präpotenten Hintern ganz schnell über den Jordan befördern.

Fazit:

Wertung: - 7.5

7.5

Marvel trifft Final Fantasy mit Maken

Ich war selten so hin- und hergerissen bei einer Wertung wie bei Forspoken. Die Geschichte mitsamt ihrer sarkastischen Hauptcharaktere, ist definitiv seicht und von größtenteils vorhersehbaren Wendungen geprägt. Dennoch ist die Welt von Athia interessant und visuell ansprechend und Freys Fähigkeiten, sowie faktisch jeder einzelne Bossgegner sind schlichtweg spektakulär. Alles Zusammengenommen hat Forspoken dadurch sehr viel mit aktuellen Marvel-Filmen gemeinsam, mit allem positiven als auch negativen was dieser Vergleich beinhaltet. Es ist noch argumentierbar, dass es ein Spiel nicht notwendig haben sollte, dass ein Dutzend Einstellungen verändert werden müssen, damit das Gameplay zündet (wie es bei mir der Fall war). Ich war aber positiv überrascht, dass diese Optionen überhaupt in diesem Ausmaß geboten wurden und hatte in meinem ganz persönlichen Setup letztendlich von Anfang bis Ende Spaß mit dem Titel.

Genre: Action RPG
Entwickler: Square Enix
System: PS5, PC
Erscheint: 26. Jänner 2023
Preis: ca. 70 Euro

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