HighlightVideogame-ReviewVideogames

Review: Fitness Boxing

Na, was machen die guten Vorsätze fürs neue Jahr? Jedes Mal zu Silvester nimmt man sich ja immer so viel vor. Eine neue Sprache lernen, besser mit dem Geld umgehen oder immer sehr beliebt: fit werden. Fitness Games wurden mit Wii Fit und dem Balance Board zum heißen Trend, der mit dem Abgang der Wii mehr oder weniger ebenfalls verschwand. Microsoft versuchte es noch mit Xbox Fitness, aber auch das wurde schon lange eingestellt. Aber keine Panik, es gibt was Neues, mit dem die Pfunde spielerisch purzeln sollen: Fitness Boxing.

Boxend zur Traumfigur

Wie es der Titel schon verrät, sollen hier die Fettpölsterchen durchs Boxen dahinschmelzen. Dafür nehmen Sportwillige je einen Joy-Con in die Hand und folgen den Anweisungen wahlweise auf dem Fernseher oder dem kleinen Bildschirm der Switch. Letzteres ist zwar prinzipiell möglich und auf Reisen im Hotel sicherlich besser als gar kein Workout, wirklich optimal ist es aber nicht. Denn Fitness Boxing funktioniert wie ein Musik-Rhythmus-Spiel. Im Takt eines Liedes wandern Symbole auf einen Trefferbereich zu. Wer nun im richtigen Moment einen Knopf drückt, im Falle von Fitness Boxing die Faust schwingt, trifft und fährt Punkte ein.

Jabs, Straight, Hooks, Body Jabs, Body Straights und mehr. Fitness Boxing verlangt einige Box-Bewegungen ab und besteht darauf, dass man die ganze Zeit steht und mit der Musik nach vorne und hinten wippt. Das mag nicht sonderlich anstrengend klingen, doch summiert sich die ganze Hampelei über die Zeit: wer es richtig macht, wird am Ende schwitzen. Fitness Boxing kann also problemlos das Cardio im Workout-Plan ersetzen, falls man keine Lust auf eine ellenlange Strampelei auf dem Crosstrainer hat. Nur sollte man sich keinen richtigen Coach für Boxtechniken erwarten.

Wer sich selbst belügt, verliert

Am Anfang schnell Körpergröße, Gewicht und Alter eingeben, sowie ein Trainingsziel wählen. Fertig. Die meiste Zeit dürften angehende Boxer mit dem täglichen Training verbringen, das zwischen zehn bis satten 45 Minuten lang sein kann. Eine ungefähre Angabe der verbrannten Kalorien gibt es auch, diese sollte man aber nicht zu ernst nehmen. Ein Videospiel kann diesen Wert nicht adäquat anzeigen.

Ohnehin ist das mit den verbrannten Kalorien so eine Sache, denn eigentlich könnte man Fitness Boxing auch sitzend auf der Couch oder sogar liegend im Bett spielen. Es werden nur die Schwünge der Joy-Con registriert. Wenn man also keine große Lust auf einen Unterhaken hat, könnte man genausogut einen schnelleren Jab hinlegen. Solange das Timing stimmt, freut sich auf der virtuelle Trainer. Nach einigen Trainingstagen führt das Spiel auch Schritte nach vorne und zur Seite ein. Das regelt zwar die Kalorienverbrennung merklich an, kann die Bewegungssteuerung aber gerne überfordern, was zu Frust führt.

Nun kommt Fitness Boxing natürlich nicht mit einer Kamera daher, um alle Bewegungen einzufangen und sicherzustellen, dass man die Workouts auch wirklich ausführt. Und natürlich wäre es schon sehr ironisch, sich ein Fitness Game zu kaufen, nur um sich selbst zu beschummeln. Wer die Übungen richtig durchführt, wird definitiv Resultate merken. Allen voran den eigenen komplett verschwitzten Körper.

Wii Fit ohne Charme

Beim Spielen von Fitness Boxing kommt man also richtig ins Schwitzen. Das muss man betonen, denn beim Genre-König Wii Fit war das oft nicht der Fall. Nintendo setzte auf eine betont ruhige Präsentation, riet zu häufigen Pausen und man kam nie das Gefühl, wirklich bis an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit getrieben zu werden. Fitness Boxing ist das anders, im Guten wie im Schlechten.

Das Gute zuerst: die Ladezeiten. Es gibt kaum welche. Sobald das Training beginnt, kann man so gut wie durchgehend Boxen. Ohne unerwünscht lange Pausen zwischendurch. Das tut dem Trainingfluss merklich gut. Bei Wii Fit konnten Ladezeiten zwischen den Übungen nerven.

Nun zum Schlechten: es fehlt der Charme. Fitness Boxing wurde nicht von Nintendo entwickelt. Und das merkt man überall. Der KI-Trainer, oder die KI-Trainerin, wirken wie leblose Roboter aus einem Text-to-Speech-Programm. Vom grotesken Charme der Wii Fit-Trainerin, die es ja sogar in Smash geschafft hat, fehlt hier jede Spur. Dafür lassen sich jedoch neue Kleidungsstücke für die Trainer freispielen. Mit der Zoomfunktion und den besonders knappen neuen Shots nimmt das Ganze aber merkwürdige Züge an.

Wo bleibt die Musik?

Moment, wenn es eine Art Musik-Spiel ist, welche Lieder sind enthalten? Gute Frage. Leider lautet die Antwort:

  • Avril Lavigne – Girlfriend
  • LMFAO – Party Rock Anthem
  • The Buggles – Video Killed the Radio Star
  • Pitbull ft. Ke$ha – Timber
  • Owl City and Carly Rae Jepsen – Good Time
  • T.Rex – 20th Century boy
  • Carly Rae Jepsen – Call Me Maybe
  • One Direction – Live While We’re Young
  • Meghan Trainor – All About That Bass
  • Maroon 5 – Sugar
  • Aqua – Cartoon Heroes
  • Kelly Clarkson – Stronger
  • Maroon 5 ft. Christina Aguilera – Moves Like Jagger
  • Lady Gaga – Born This Way
  • WALK THE MOON – Shut Up and Dance
  • 5 Seconds of Summer – She Looks So Perfect
  • Justin Bieber ft. Ludacris – Baby
  • The Nolans – I’m in the mood for dancing
  • Lady Gaga – Bad Romance
  • Lipps, Inc. – Funky Town

Das ist nun wirklich keine berauschende Liste für ein 50€-Spiel. Zusätzlich muss gesagt werden, dass es sich bei den Liedern um eigene Versionen ohne Lyrics handelt. Nun gut, wenn man ganz ehrlich sein möchte, sind die Lieder auch nicht so ausschlaggebend. Ich habe nach einigen Tagen Workouts sogar mit kabellosen Kopfhörern und einer Spotify-Playlist gespielt. Auch das geht, solange man den Bildschirm im Auge behält und sich mit den Schlägen gut auskennt.Trotzdem, irgendwann kann man einige der Lieder einfach nicht mehr hören und die 12 Minuten, die eine Übung dauert, kann sich wie 12 Stunden anfühlen.

  • Immerhin gibt es auch Multiplayer-Modi. Hier können zwei Spieler parallel zueinander trainieren (Sicherheitsabstand bitte einhalten!) oder “gegeneinander” boxen. Letzteres ist aber eher als eine nette Dreingabe zu verstehen.
  • Fazit

    Wertung - 7

    7

    Kommt man mit Fitness Boxing spielerisch ins Schwitzen? Ja. Das kann man so unterschreiben. Wer wenig Lust auf das Laufband hat, kann stattdessen eine halbe Stunde lang mit zwei Joy-Con in der Hand Videospiel-Boxen. Gekoppelt mit der richtigen Ernährung können besonders Couch Potatoes hier sicherlich gute erste Erfolge auf ihrer Reise zu einer besseren Fitness einfahren. Auf der anderen Seite stören die begrenzte Anzahl an Tracks, die lieblose Präsentation und die Steuerungsprobleme in den fortgeschrittenen Trainingseinheiten. Am Ende muss sich aber jeder selbst fragen, ob man hier lange am Ball bleiben kann. Ich persönlich habe nun schon seit knapp 15 Stunden Fitness Boxing gespielt, viele Kalorien dadurch verbrannt und kann es durchaus empfehlen, um Sport und Videospiele miteinander zu kombinieren. Auch wenn es seine Schwächen hat. Übrigens steht im eShop eine kostenlose Demo zum Download bereit. So lässt es sich leichter einschätzen, ob Fitness Boxing zum festen Bestandteil der eigenen Reise zur besseren Fitness werden kann.

     
  • Genre: Musik/Fitness
    Entwickler: Imagineer
    System: Nintendo Switch
    Erscheint: erhältlich
    Preis: ca.  Euro

    Bei Amazon kaufen und SHOCK2 direkt unterstützen:

    [amazonjs asin=“B07JZZP9MK“ locale=“DE“ title=“Fitness Boxing – Nintendo Switch“]

 

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"