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Review: Final Fantasy XV: Pocket Edition HD

Großes Spiel ganz klein

Prinz Noctis soll nach Altissa reisen, wo seine Verlobte Lunafreya auf ihn wartet. Dabei ist für den Prinzen zunächst der Weg das Ziel: Mit seinen Freunden Gladiolus, Prompto und Ignis geht es in einer Luxuskarosse auf einen Roadtrip quer durch das Land. Noch ahnt niemand, dass es schon bald zur Katastrophe kommen wird: Noctis Heimatland Lucis wird von Imperium von Niflheim angegriffen und eingenommen, der König getötet, und der Prinz ist plötzlich die einzige Hoffnung für die Welt …

Deja vu, Super-deformed

Die Story kommt euch bekannt vor? Kein Wunder. Final Fantasy XV erschien immerhin schon vor zwei Jahren und erzählte (wenn auch auf seine ganz eigene, zunächst etwas lückenhafte Art, die erst nach und nach mit Patches und DLC aufgefüllt wurde und wird) dieselbe Geschichte. Doch könnte man die Saga von Noctics und seinen Freunden auch in einem anderen Format erzählen? Genau dieses Experiment wagt die sogenannte Pocket Edition, die zunächst für Handys erschien und nun in einer HD-Variante auch für Konsolen erhältlich ist.

So wie die Handlung eines Buches für die Umsetzung als Film oder Serie einige Veränderungen durchmacht, haben sich auch die Entwickler der Pocket Edition überlegt, wie man Final Fantasy XV für mobile Plattformen und ein etwas anderes Zielpublikum erzählen könnte. Das Resultat ist eine Reduktion. Litt die Geschichte des Originals manchmal ein wenig daran, dass man durch das Open World-Design in der ersten Hälfte des Spiels oft Stunden zwischen den Story-Beats mit anderen Dingen verbrachte, ist die Handlung hier ganz klar in einzelne Episoden aufgeteilt, die linear abgearbeitet werden. Ja, natürlich gibt es nach wie vor Sidequests, aber auch diese müssen nun erledigt werden, bevor wir den momentanen Schauplatz verlassen, da sie ansonsten nicht mehr gelöst werden können. Endloses Hin- und Hercruisen zwischen diversen alten Locations gehört damit der Vergangenheit an. Diese Designänderung nimmt dem Spieler natürlich die Freiheit, die Reihenfolge der Quests selbst zu bestimmen. Andererseits sorgt es dafür, dass es in der Handlung konsequent vorangeht, was das Storytelling deutlich flüssiger macht.

Zu Fuß

„Linearer“ scheint sowieso ein Schlagwort in der Entwicklung des Spiels gewesen zu sein, denn auch der Skilltree gibt sich nun deutlich geradliniger, wenn auch etwas nervig zu bedienen, da die Entwickler die Menüs ausschließlich mit dem Analogstick steuern lassen. Und selbst die Wege, die wir zu Fuß im Rahmen unserer Quests einschlagen, bieten nur wenige – und selbst dann nur kurze – Abzweigungen. Damit man sich auch sicher nicht verirrt, zeigt darüber hinaus noch ein Pfeil zu den Füßen unseres Helden in Richtung des Ziels der aktuellen Ausgabe. Im Zuge unserer Abenteuer gibt es natürlich allerhand Feindbegegnungen, was uns zum Kampfsystem führt. Dieses wirkt auf den ersten Blick angenehm komplex, was auch daran liegt, dass man eigentlich alle wichtigen Elemente des Originals übernommen hat und sie nur aus neuer (und dadurch mangels gröberer Kameraprobleme übersichtlicherer) fixer Perspektive präsentiert. Es wird also noch immer im Action-RPG-Stil auf Gegner eingeschlagen, ausgewichen und auf Gegenangriffe gesetzt. Auch kann Noctis sich weiterhin teleportieren und seine automatisch kämpfenden Freunde stehen ihm mit nützlichen Skills zur Seite. Was allerdings fehlt, ist der Schwierigkeitsgrad, der uns (fast) nie vor gröbere Probleme stellt. Das nimmt den Kämpfen die Spannung und bestätigt irgendwie den gesamten Tonfall von FF XV Pocket HD: Nur nicht zu schwer machen.

Schrumpfkörper

Was wohl jedem sofort auffällt, der das Spiel startet (oder zumindest einen Screenshot/Trailer gesehen hat), ist die Grafik. Statt realistischer Proportionen wie im Original bekommen wir diesmal Charaktere im kindlichen und polygonarmen Chibi-Stil zu sehen, auch Landschaften und Locations haben grafisch deutlich abgespeckt. Dieses simplere Design spart ebenso wie die vereinfachten Hintergründe natürlich Grafikpower und Speicherplatz, lässt aber klar erkennen, dass dieses Spiel ursprünglich für Mobile-Plattformen mit eingeschränkten technischen Möglichkeiten designed wurde. Darüber hinaus hat man ab und an sogar zu sehr gespart: Gerade die Cutscenes verlieren deutlich an Wirkung, weil sich die Gesichter so gar nicht bewegen – ein bisschen mehr Mühe für die HD-Fassung hätte der Stimmung gut getan. Passend hingegen die Sound-Abteilung: Aus den Lautsprechern kommen nämlich die bekannten Sprecher samt der Originalmusik – und beides ist gelungen.

Fazit

Wertung - 7.5

7.5

FF, chibifiziert

Beim Test von Final Fantasy XV Pocket Edition HD kam sehr schnell eine Frage bei mir auf: Für wen ist dieses Spiel gedacht? Zum Preis von momentan rund 30 Euro, den ich für die Pocket Edition zahle, bekomme ich auch die wesentlich umfangreichere Royal Edition des Originalspiels und habe die volle Experience statt eine vereinfachte, weniger eindrucksvolle Variante. Im Endeffekt bleiben so für mich drei potenzielle Käufergruppen: Komplettisten, die sowieso alles von Final Fantasy XV haben müssen; jene, die die Handlung von FF XV lieber ohne offene Welt, kompakt und linear erzählt bekommen; oder natürlich Switch-Spieler, die keine Alternative haben. Das soll nicht heißen, dass die Pocket Edition ein Reinfall wäre. Gerade in Sachen Storytelling profitiert das Spiel teilweise sogar von der lineareren Erzählweise. Trotz einiger Schönheitsfehler und kaum vorhandenem Schwierigkeitsgrad macht die Reise von Noctis und Co. durchaus Spaß. Wer nicht in die genannten drei Gruppen gehört und FF XV noch nachholen will, sollte allerdings dennoch eher zur Royal Edition greifen, die einfach mehr fürs Geld bietet.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Square Enix
System: PS4, Xbox One, Nintendo Switch
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 30 Euro

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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