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Review: Far Cry 5

Country roads, take me home...

Willkommen in Hope County mit seinen weiten und fruchtbaren Feldern, schimmernden Flüssen und tiefgrünen Wäldern. Ein Land geschaffen für Pioniere, für Mutige, für diejenigen, die nicht zweifeln. Willkommen im Land der Gemeinde Eden’s Gate.

Ich bin euer Vater und ihr seid meine Kinder

Nach Reisezielen wie Mikronesien, Afrika oder dem Himalaja schickt uns Ubisoft mit Far Cry 5 in das fiktive Hope County im malerischen US-Bundesstaat Montana. Die abgeschiedene Region an den Vorläufern der Rocky Mountains wäre der perfekte Ort, um für eine Weile das ruhige Landleben zu genießen und einfach die Seele baumeln zu lassen.

Doch daraus wird leider nichts, denn statt dem wohlverdienten Urlaub ruft euch die Pflicht nach Hope County. Als frischgebackener Deputy befindet ihr euch gemeinsam mit dem örtlichen Sheriff und einigen US-Marshals auf dem Weg zum Anwesen von Joseph Seed, dem geistigen Oberhaupt der “Project at Eden’s Gate“-Sekte, um diesen dingfest zu machen. Wie zu erwarten scheitert dieser erste Versuch kläglich und ihr entkommt, anders als eure Kollegen, nur knapp einer Hetzjagd.

Anders als in den Vorgängern könnt ihr dieses Mal Geschlecht und Aussehen eures Alter Egos selbst bestimmen.

Seit den Tagen von Far Cry 3 und 4 hat sich einiges geändert. Ubisoft hat sich die Kritik über die berühmt-berüchtigte „Ubisoft-Formel“ zu Herzen genommen und diese überarbeitet. Das heißt, ihr müsst nun nicht mehr auf unzählige Türme klettern, um die weitläufige Karte aufzudecken und neue Missionsziele zu erhalten. In Far Cry 5 entdeckt ihr alles durch einfaches Erkunden. Neue Missionsziele schaltet ihr frei, indem ihr euch mit den Einwohnern von Hope County unterhaltet. Manche davon verraten euch auch die Position eines nahe gelegenen Außenpostens der Sekte oder die Koordinaten eines Prepper-Verstecks. Diese „Schutzbunker“ erreicht ihr oft nur nach Absolvierung eines Umgebungsrätsels und sie sind stets gut gefüllt mit Vorräten, Waffen und Bargeld.

Überarbeitet wurde auch die 3D-Karte des Spiels. Diese ist nun weitaus übersichtlicher und detaillierter, sodass ihr nun wichtige Orientierungspunkte und Orte deutlich erkennen könnt.

Und ich will dir eine große Aufgabe übertragen

Um Hope County aus den Fängen der „Seed-Familie“ zu befreien, müsst ihr die in drei große Gebiete aufgeteilte Spielwelt zurückerobern. In den drei Gebieten herrscht jeweils eines von Joseph Seeds selbsternannten „Kindern“ John, Faith und Jacob Seed. Um die Vormachtstellung der Sekte zu schwächen gilt es, den wachsenden Widerstand aus der Bevölkerung zu stärken und tatkräftig unter die Arme zu greifen. Damit der Einfluss des Widerstandes wächst, müsst ihr eine bestimmte Anzahl an Missionen absolvieren. Eine Handvoll Far Cry-typischer Aufgaben, wie die Eroberung von Außenposten, die Zerstörung von Sekten-Schreinen oder die Befreiung von Geiseln sind zwar in jedem Gebiet gleich, doch gerade die zahlreichen Nebenmissionen hat Ubisoft sehr abwechslungsreich gestaltet.

Das Repertoire der rund 150 Missionen reicht von kleinen Aufgaben wie die Jagd nach ein paar mit Drogen vollgepumpten Schwarzbären über die Zerstörung von Satellitenschüsseln in schwindelerregender Höhe auf einem Sendeturm, bis hin zu der Aufgabe, eine Herde Rinder zur Fortpflanzung zu animieren, um so ein eine wahre Delikatesse für ein Hope County-Festessen zu besorgen: Stierhoden. Dabei folgt jede Nebenmission ihrer eigenen kleinen Story. Für die Serie typisch erlauben euch selbst die repetitiven Missionsziele ein unterschiedliches Vorgehen. Ob ihr nun in Rambo-Manier einen Außenposten stürmt, das Gelände aus der Luft bombardiert oder lieber ein behutsames und leises Vorgehen bevorzugt, das Spiel lässt euch sämtliche Möglichkeiten offen.

Auch spannende Dogfights gehören zu den Aufgaben in Far Cry 5.

Natürlich könnt ihr nicht vom Startbweg auf den vollen Umfang an Möglichkeiten zurückgreifen. Um mehr Skills zu erlangen, benötigt ihr Vorteilspunkte, mit denen ihr nach und nach die wichtigsten Perks freischalten könnt. Die Perks selbst sind in fünf Kategorien aufgeteilt: Überlebenskünstler, Rebell, Attentäter, Prepper und Anführer. Hier könnt ihr eure Fähigkeiten nicht nur eurer Spielweise entsprechend anpassen, sondern schaltet auch weitere Inventarplätze für Waffen frei, erhöht eure Gesundheit oder erlernt Fähigkeiten wie Schlossknacken oder das Hantieren mit dem Schweißbrenner. Besonders Letzterer eignet sich nicht nur zur Reparatur von Fahrzeugen, sondern auch als “Türöffner” und zum Öffnen von Tresoren.

Ob an Land, zu Wasser oder hoch in den Wolken, für abwechslungsreiche Fortbewegungsarten haben die Entwickler gesorgt.

Du sollst nicht begehren deines nächsten Gut

In den Tresoren findet ihr neben einigen US-Dollar gelegentlich auch eine Handvoll Silberbarren, die optionale und auch mit Echtgeld erhältliche Zweitwährung des Spiels. Somit bietet auch Far Cry 5 die Möglichkeit, durch Mikrotransaktionen Spielgegenstände zu erwerben. Allerdings hat sich Ubisoft hier sehr zurückgehalten, denn sämtliche Gegenstände lassen sich auch mit Ingame-Währung erstehen. Zwar bietet Far Cry 5 im Vergleich zum Vorgänger einen weniger starken Geldfluss, Möglichkeiten an Geld zu gelangen, gibt es aber zur genüge. Geld findet ihr nicht nur in Prepper-Verstecken und Tresoren, sondern könnt es auch erarbeiten. Hierfür müsst ihr nach Jagdgebieten oder Fischgründen Ausschau halten, entsprechende Schilder am Straßenrand weisen auf die entsprechenden Gebiete hin. Alternativ findet ihr die Positionen auch in auffindbaren Jagd-Zeitschriften oder ihr bekommt einen Tipp aus der Bevölkerung.

Crafting ist in Far Cry 5 nicht mehr nötig, Felle oder Fisch könnt ihr nun direkt verkaufen. Im Waffenshop bekommt ihr alles was ihr benötigt.

Um Hope County von der Sekte zu befreien, seid ihr nicht auf euch allein gestellt. Zahlreiche Bewohner von Hope County haben die Schnauze gestrichen voll und führen ihren eigenen kleinen Guerilla-Krieg gegen die Sekte. Manche diese Widerstandskämpfer lassen sich auch für eure Vorhaben rekrutieren. Im Spiel werdet ihr auch auf einige Spezialisten treffen, die immer über besondere Fähigkeiten verfügen und in den einzelnen Regionen von Hope County auffindbar sind. Aber auch tierische Helfer wie „Cheeseburger“ der Grizzlybär, „Boomer“ der Hund oder „Peaches“ der Puma lassen sich als Gefährten gewinnen und gegen die Sektenmitglieder einsetzen. So kann Boomer beispielsweise Feinde markieren, während Agrarpilot und Fliegerass Nick Rye für Luftunterstützung sorgt.

Wem Fischen oder Jagen als Freizeitbeschäftigung auf Dauer zu eintönig sind, kann auch einer etwas nervenaufreibenderen Form der Zerstreuung fröhnen: Stunts. Ubisofts Hope County beheimatete nämlich Amerikas größten Stuntman, den fiktiven Clutch Nixon. Auf wahnwitzigen und über die Spielwelt verteilten Stuntstrecken gilt es mit verschiedensten Vehikeln, wie Quadbikes, Muscle Cars, Jetskis oder per Wingsuit auf Rekordjagd zu gehen. Generell bietet die Welt von Far Cry 5 eine große Menge an unterschiedlichen Fahrzeugen, welche wahlweise von euch selbst oder einem KI-Kollegen gesteuert werden können. Hierfür müsst ihr nur das Ziel auf der Karte markieren und auf den Beifahrersitz Platz nehmen. Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut.

Ihr seid meine Herde

Die KI von Far Cry 5 ist nicht perfekt. Zwar verrichten eure KI-Kollegen meist brav ihren Dienst, gelegentlich schwankt diese doch recht stark. Gleiches gilt für die KI der Gegner. Oft scheint es, als wären die Anhänger der Sekte mit Adleraugen ausgestattet, dann wieder kommt es vor, dass euch ein Gegner mal nicht sieht, obwohl ihr unmittelbar neben ihm steht. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Seeds ihre Anhänger unter anderem mit Drogen gefügig machen, wer weiß das schon so genau. Im Großen und Ganzen ist das Gegnerverhalten aber durchaus vergleichbar mit anderen Open-World-Shootern.

Das Herzstück eines jeden Shooters sind natürlich die Waffen und Far Cry 5 bietet die für die Serie typischen Vertreter. Angefangen von Schaufeln oder Baseballschläger über diverse Handfeuerwaffen, Gewehren, Pfeil und Bogen, Bazooka, Flammenwerfer, Wurfmesser, die Liste ist wie gewohnt sehr lang. Möglichkeiten euch eurer Haut zu erwehren gibt es also zur genüge und natürlich könnt ihr eure Lieblingswaffen auch wieder Aufrüsten und mit nützlichen Erweiterungen wie verschiedenen Zielvisieren, größeren Magazinen oder Schalldämpfern ausstatten. Diese Upgrades sind nicht nur schick anzusehen, sondern verbessern das durchwegs gelungene Waffen-Handling noch mal merklich.

Die Erlösung ist nah! Mit oder ohne Einverständnis.

Und der Herr sah, dass es gut war

Was die Story betrifft, hat Ubisoft einiges an Potenzial verschenkt, denn viele Aspekte der spannenden Sekten-Thematik werden einfach links liegen gelassen. Die zahlreichen Storysequenzen sind, einige davon vor allem künstlerisch, durchwegs gut gemacht, wecken aber den Wunsch, noch mehr über die Hintergründe der Sekte und die einzelnen Mitglieder der Seed-Familie zu erfahren. Dieses Dilemma, sofern man es so betrachten will, liegt zum einen mit Sicherheit am Openworld-Konzept des Spiels und zum anderen an dem Umstand, dass es sich bei Far Cry 5 schlichtweg um einen Blockbuster-Shooter handelt, nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn die Terror-, Patriotismus- und Sekten-Thematik nur gestreift wird, gibt es doch zahlreiche Seitenhiebe auf das ländliche Amerika, seine Bewohner oder sogar dem amtierenden US-Präsidenten. Einige Dinge konnten sich die Entwickler also dennoch nicht verkneifen und brachten uns so des Öfteren zum Schmunzeln. Allzu ernst nehmen sollte man das stark überzeichnete Abenteuer dann doch nicht.

In puncto Technik gibt es nichts zu meckern. Das fiktive Hope County wirkt zwar weitaus vertrauter, als die zerklüfteten Bergregionen des Himalaya, besticht vor allem auf der PS4 Pro durch wunderschön designte Landschaften, einen sehr hohen Detailreichtum und kräftige Farben. Doch auch auf der Standard-PS4 sieht die offene Welt von Far Cry 5 wirklich schön aus. Bis auf ein paar ganz wenige und sehr kurzen Einbruch der Bildrate, vermutlich, wenn ein neuer Bereich nachgeladen wurde, lief der Test schön rund. Der Soundtrack wurde sehr gut gewählt, passt hervorragend zum Setting und sorgt öfter für den ein oder anderen Ohrwurm. Qualitativ ebenbürtig ist auch das Sounddesign des Spiels. Ob nun das rasseln einer Klapperschlange im Unterholz, das rattern eines Propellerflugzeug beim Start oder die zahlreichen Waffen und Explosions-Effekte, hier hat Ubisoft alles richtig gemacht.

Glückselig bist du, und glückselig sind deine Gefährten

In Far Cry 5 dürft ihr eure KI-Kollegen gegen einen Freund austauschen und ihr könnt sogar das gesamte Spiel im Koop spielen. Einziger Wermutstropfen: Der Spielfortschritt wird nur dem Host angerechnet, euer Freund muss um alle Belohnungen zu erhalten die gemeinsam erledigten Missionen noch einmal spielen. Es sei denn, ihr entscheidet euch tatsächlich das gesamte Spiel gemeinsam durchzuspielen, dann werden sämtliche Fortschritte inklusive Perk-Punkte und erbeutetes Bargeld bei beiden Spielern gesichert. Um den Koop starten zu können, müsst ihr das Startgebiet abgeschlossen haben.

Noch mehr Multiplayer-Möglichkeiten bietet der sogenannte Arcade-Modus. Hier findet ihr neben weiteren Koop-Challenges, mit denen sich zusätzliche Perk-Punkte verdienen lassen, auch einen PvP-Multiplayer für 12 Mitspieler. In diesem könnt ihr in einem umfangreichen Editor eigene Maps erstellen und euch im Anschluss mit euren Freunden und anderen Spielern darauf messen. Für jede gespielte Arcade-Map bekommt ihr Geld, schaltet Perk-Punkte frei, welche ihr natürlich auch im Hauptspiel einsetzen könnt, und steigt im Level auf.

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Mit Far Cry 5 hat Ubisoft einige Dinge an der berühmt-berüchtigten Openworld-Formel geändert und einen vor allem technisch sehr eindrucksvollen Shooter kreiert. Die Neuerungen im Spieldesign und das Setting im ländlichen Amerika haben mir ebenfalls sehr gut gefallen, auch wenn die Story hinter ihren Möglichkeiten bleibt. Abzüge gibt es auch für die nicht ganz rund laufende KI. Das abwechslungsreiche Missionsdesign macht Spaß und die zahlreichen Möglichkeiten zur Fähigkeitsentwicklung lassen viel Raum zu Experimentieren. Mit dem gelungenen und spaßige Multiplayer rundet Ubisoft das Spielerlebnis ab, dass zugegeben nicht perfekt ist, aber trotzdem viel Spaß macht.

Genre: Action
Entwickler: Ubisoft
System: PS4, Xbox One, PC
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro

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