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Review: Evolve

Mit dem Versprechen wie Spielern werde mit Evolve durch asymmetrisches Gameplay, brutalen und unheimlichen Umgebungen sowie einem differenzierten Klassensystem eine einzigartige Erfahrung geboten, lehnten sich die Entwickler von Turtle Rock Studios weit aus dem Fenster. Trotz einer gewaltigen Reputation, die man sich mit Left4Dead wirklich verdient hat, hören sich asymmetrische Spielideen am Reißbrett meistens vielversprechend an, sind durch ihre Dynamik aber meistens schwer umzusetzen.

Vier gegen Einen

Als die Menschen in einer fernen Zukunft Fuß auf den erdähnlichen Planeten Shear setzen und Kolonien gründen, wissen sie noch nicht, dass sie kurz darauf von Monstern attackiert werden. Um die Kolonien zu schützen, werden spezielle Eingreiftrupps nach Shear geschickt, um den Monstern Einhalt zu gebieten und das Überleben der Kolonien zu sichern. In Evolve übernimmt man die Rollen von vier unterschiedlichen Jäger-Klassen und versucht gemeinsam, die Monster aufzuspüren, einzukesseln und zu eliminieren.

Assault: Wer Assault spielt, sollte keine Angst vor Nähe zu den Monstern haben. Diese Klasse hat die schwerste Bewaffnung und ist für eine kurzen Zeitraum durch ein Schutzschild komplett von Monsterangriffen geschützt. Euer Ziel ist es, maximalen Schaden am Monster anzurichten.

Medic: Ausgerüstet mit einer Medgun, die auf weite Distanzen Teamkollegen heilen kann, wird schnell klar, was die Hauptaufgabe für euch ist. Haltet euch eher im Hintergrund und habt stets ein Auge auf euer Team. Die Kombination aus Betäubungsgewehr, die die Bewegungen der Monster verlangsamt und einem Sniper-Rifle, das Schwachstellen an den Untieren offenbart, machen euch zu einem unersetzbaren Teammitglied.

Support: Zu Beginn ausgerüstet mit einem Plasma-Cutter und einem Luftangriff kann der Support-Jäger auch massiven Schaden anrichten. Zusätzlich besitzt er die Fähigkeit, mit seinem Schild-Generator in der Nähe befindliche Jäger vorübergehend vor Schaden zu schützen und sich und seine Gefährten für kurze Zeit sogar unsichtbar machen.

Trapper: Dem Trapper wird in Evolve die wichtigste Bedeutung beigemessen. Er ist es, der immer vorausgehen sollte und die Gruppe in Richtung des Monsters führt. Ein Alien-Spürhund Namens Daisy oder in der Wildnis aufgestellte Sound-Detektoren helfen euch dabei, das Monster schneller aufzustöbern. Kommt es zu einer Konfrontation mit dem Biest, habt ihr die Möglichkeit dieses mit Widerhaken an der Flucht zu hindern. Das wichtigste Tool des Trappers ist ohne Zweifel die mobile Arena, die eine Kuppel rund um das Einsatzgebiet stülpt und kein Lebewesen mehr hinein- oder hinauslässt.

Das Zusammenwirken der verschiedenen Klassen und Spezialfähigkeiten ist essentiell in Evolve. Wer auf eigene Faust loszieht, findet sich bald in einer der vielen Fallen der Natur. Menschenfressende Pflanzen, giftige Sporen und feindlich gesinnte Lebewesen mahnen zur Vorsicht und bedürfen im Fall der letzteren Teamarbeit. Die Monster reichen von einer gigantischen, feuerspuckenden Kreatur namens Goliath zu Kraken, einem möglichen Abkömmling des großen Cthulhu persönlich, der Elektroshocks verteilen kann. Es bedarf einiger Übung, um als Monster nicht nach wenigen Minuten von den Jägern in die Enge gedrängt und getötet zu werden.

Die Jagd kann beginnen
Im Hunt-Mode versuchen vier Jäger ein Monster aufzuspüren, bevor sich dieses weiterentwickeln kann und immer stärker wird. Der Spieler, der in die Rolle des Monsters schlüpft, muss zu Beginn vorsichtig agieren, um nicht zu viele Spuren zu hinterlassen oder andere Tiere aufzuscheuchen. Tut er dies, merken das die Jäger sofort und machen sich auf in Richtung der Spur. Das Monster versucht am Anfang, unauffällig so viel kleine Kreaturen wie möglich zu erbeuten und zu fressen. Hat es eine gewisse Anzahl erreicht, sucht er sich einen sicheren Ort um sich weiterzuentwickeln. Das macht das Monster nicht nur optisch größer, sondern verstärkt auch seine vier Standard-Attacken erheblich. Hat ein Monster Stufe 3 erreicht, startet ein Countdown und das Monster muss innerhalb der Zeit einen Generator der Kolonie zerstören.

maggie
Maggie und ihr Alien-Spürhund Daisy

Soweit so gut – Aber…
Laut Plan gleicht daher keine Runde der anderen: Monster agieren je nach Stärke und Fähigkeiten anders, Jäger, deren Gruppe dezimiert wurde, bewegen sich vorsichtiger und bleiben näher zusammen. Leider sind die meisten Runden jedoch alles andere als abwechslungsreich und individuelle Storys wie bei Left4Dead entfalten sich nur selten. Die meiste Zeit verbringt man in Evolve damit, das Monster aufzuspüren, seinen Fußabdrücken zu folgen und dem Spürhund Daisy hinterherzulaufen. Die wenig abwechslungsreichen Landschaften und Terrains vermitteln zwar schnell das Gefühl, verloren auf einem wilden Planeten zu sein, machen die teils langwierige Suche nach dem Monster aber mehr als monoton. Man hetzt also mit Jetpack am Rücken von Spur zu Spur, stellt womöglich Fallen auf Detektoren auf und hofft, das Monster bald zu finden. Dieser Prozess kann und wird sich bei einigen Partien bis zur letzten Evolve-Stufe des Monsters ziehen. Hat man den Aggressor einmal gefunden, versuchen alle, wie wild auf das Biest einzuschießen und es im Virtual Dome zu fangen. Flieht das Monster, beginnt das Spiel von neuem. Face-to-Face-Kämpfe mit den Monstern verlaufen bei Evolve ziemlich chaotisch. Während man verzweifelt versucht, seine Fähigkeiten und Gadgets richtig einzusetzen, wird man oft durch Attacken des Monsters in der Luft herumgewirbelt und von einem Feueratem verschlungen. Der träge Jetpack hilft nur in den seltensten Fällen, um sich kurzzeitig aus der Gefahrenzone zu bringen. Gelingt es, das Monster durch geschicktes Teamwork doch irgendwie zu töten, ist das Spiel zu Ende. Übersteht es aber die Angriffe der Jäger, bis die Virtual Arena ausläuft, flieht es in 90% aller Fälle und die Jäger begeben sich abermals auf eine monotone Wanderschaft. Hat das Monster einmal die letzte Entwicklungsstufe erreicht, finden sich alle Jäger bei den Generatoren ein und lauern auf einen Angriff, der früher oder später und ohne großen Überraschungseffekt stattfinden muss.

5 Tage auf Shear – Eine Evakuierung
Spannender ist da schon der Evacuation-Mode, bei dem Spieler eine gemeinsame Story durchleben und andere Spielmodi zu Tage treten. Ganze fünf Tage müssen die Hunter an unterschiedlichen Orten auf dem Planeten verbringen, um Monster-Nester zu zerstören, Überlebende zu evakuieren oder Generatoren zu schützen. Je nach Erfolg oder Misserfolg der Mission ändern sich die Voraussetzungen für die nächste Runde. Schafft das Monster es, seine Brut am Leben zu halten, bekommen es die Jäger in der nächsten Mission mit einem juvenilen Goliath zu tun. Wird das Kraftwerk erfolgreich gegen die Angriffe der Monster verteidigt, gibt es in der nächsten Runde automatische Geschütze zur Unterstützung der Jäger.

Evolution ≠ Revolution
So sehr man sich anderes gewünscht hätte, leider gelingt es Evolve zu selten, epische Geschichten zu entfalten, wie das bei Left4Dead definitiv der Fall war. Trotz furchteinflößender Monster, innovativer Klassen, Gadgets und eines unbarmherzigen Planeten inklusive Flora, Fauna und Wettersimulation, entstehen kaum beängstigende oder einzigartige Situationen, die durch den asymmetrischen Ansatz den Hauptreiz des Spiels ausmachen sollten. Zu berechenbar sind die Monster, zu eindimensional die Möglichkeiten, die die Jäger auf ihrer Hatz nach ihnen haben. Meistens verpufft die spannende Atmosphäre, die immer wieder aufblitzt, durch langweilige und ereignislose Reisen durchs Dickicht oder durch einen unfähigen Mitspieler.

Review Overview

Wertung - 6.5

6.5

Monotone Monsterjagd

Was am Papier nach einer spannenden und ambitionierten Idee klingt, entpuppt sich schon nach wenigen Partien als relativ monotone Monsterjagd in der Wildnis von Shear. Das asymmetrische Gameplay kann im Gegensatz zu Left4Dead sein Potential nur selten entfalten, einzigartige Spielrunden, die sich wie gelungene Geschichten erzählen, findet man zu selten, um längerfristig Zeit in das Spiel investieren zu wollen. Abgesehen von der DLC-Politik, die schon vor dem Release große Wellen geschlagen hat, bleibt Evolve ein etwas überdurchschnittlicher Koop-Shooter mit vielen neuen und frischen Elementen, der seine potentiellen Stärken leider in einer Welt zwischen Monotonie und Chaos etwas verschenkt. Dem Spiel fehlt ein wichtiger Bestandteil, mit dem es sich sogar selbst bewirbt: Abwechslung.

Genre: Koop-ShooterEvolve - [PlayStation 4]
Entwickler:
 Turtle Rock Studios
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro
System: Xbox One, PS4, PC

Gameplay der Open-Beta: Catching The Kraken:

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