Review: Europa

Schon seit seiner ersten Vorstellung sorgte der Indie-Titel mit seiner Mischung aus The Legend of Zelda und Studio Ghibli-Ästätik für einiges an Aufsehen. Nun ist der Titel für PC und Nintendo Switch erschienen.

Europa ist ein einfaches Spiel, das sich auf eine entspannende Erfahrung konzentriert. Daher gibt es nur wenig Gewalt und nur eine Handvoll Rätsel zu lösen. Man könnte meinen, das wäre langweilig, ist es aber nicht. Die entspannte Atmosphäre und die wunderbare Ästhetik machen das Spiel von Anfang bis Ende zu einem Vergnügen. Außerdem schaltet ihr im Laufe des Spiels eine besondere Fähigkeit frei, die euch durch den strahlend blauen Himmel gleiten und schweben lässt.

Dieser ruhige Abenteuertitel wurde von Helder Pinto, Chozabu und Nova Dust Entertainment entwickelt und von Future Friends Games veröffentlicht. Es ist ein 3D-Semi-Open-World-Einzelspieler-Erlebnis und jedes kleine Gebiet ist eine Freude zu erkunden. Die farbenfrohen Pflanzen und die seltsamen Plattformelemente sind schön anzusehen und machen Spaß. Europa glänzt jedoch durch sein langsames Tempo und seine sehr immersive Erzählung. An dieser Stelle müssen wir erwähnen, dass sämtliche Texte im Spiel auf Deutsch übersetzt wurden.

Der Mensch neigt dazu alles zu zerstören, was sich ihm in den Weg stellt. Egal, wie gut wir es haben, wir wollen immer noch mehr. Und wenn wir uns bedroht fühlen, handeln wir zuerst und denken erst später! Leider wird die schöne Geschichte von Europa von dieser schrecklichen Botschaft durchkreuzt. So wird eine ruhige und heitere Geschichte durch die bekannte Habgier eines jeden Menschen ruiniert.

Die Geschichte spielt auf einer terraformierten Version des Mondes Europa. Dieser spektakuläre Schauplatz liegt im Schatten des Jupiters, aber die Fauna und die Umgebung glänzen trotzdem. Ihr steuert Zee, einen Androiden, der das Geheimnis des letzten überlebenden Menschen lüften will. Diese Reise ist eine Reise der Entdeckung, der Freiheit und der wunderbaren Erzählung. Während der Protagonist neue Gebiete erschließt, werdet ihr Zeuge der Ruinen einer einst spektakulären Zivilisation. Darüber hinaus öffnen Ihnen Auszüge aus dem Tagebuch des letzten Menschen die Augen für den Untergang dieser Kolonie.

Europa entwickelt sich langsam. Das ist jedoch keine schlechte Sache. Stattdessen kann man sich in diesem mäandernden Tempo mit seiner Umgebung und der Aufgabe vertraut machen, die vor einem liegt. Der Held beherrscht einige grundlegende Parkour-Moves. Sobald er jedoch die Fähigkeiten seines Zephyr-Jetpacks freischaltet, steht ihm die Welt offen. Mit diesem speziellen Werkzeug kann er über dem Boden schweben und gleiten. Außerdem könnt ihr mit speziellen Booster-Kugeln ihren Tank auffüllen, um länger in der Luft zu bleiben. Dieses Gefühl des Fliegens ist aufregend. Aber es gibt auch Gefahren, die sich im Verborgenen abspielen. Wachgeschütze schießen aus der Luft auf euch und Kreaturen absorbieren eure Zephyr-Kraft. Ihr müsst also planen, wenn ihr länger in der Luft bleiben wollt. Außerdem gibt es Rätsel zu lösen und viele Sammelobjekte zu finden. Einstürzende Türme verbergen Smaragde und Seiten aus dem Tagebuch des letzten Mannes. Letztere müsst ihr unbedingt finden, wenn ihr  eure Existenz verstehen wollt. Die Smaragde sind jedoch nur nett zu finden und werden nur für Komplettierer interessant sein.

Egal, ob ihr lauft, rutscht, fliegt oder gleitet, ihr werdet das visuelle Erlebnis lieben. Die kühle Farbpalette ist wunderschön anzuschauen. Außerdem sind die seltsamen außerirdischen Kreaturen interessant zu beobachten. Es gibt ein Gefühl von Tiefe, das erforscht werden will. Es macht einfach Spaß, sich in die Lüfte zu schwingen und einen Weg zu planen. Wenn jedoch etwas schief geht oder man nicht weiterkommt, kann das frustrierend sein. Sie müssen also geduldig sein, wenn Sie die höchsten und spektakulärsten Orte erreichen wollen. Der Ton ist phänomenal! Die Musik ist heiter und magisch. Außerdem ist die Erzählung reichhaltig und fesselnd. Alles, was ihr seht und tut, hat eine wunderschöne, emotionale Note. Leider waren die Soundeffekte nicht so gut. Obwohl ich das Rauschen der Luft und die Geräusche der Aliens mochte, waren sie nicht so besonders wie die Musik und das Schauspiel.

Es ist ein erstaunliches Gefühl der Freiheit, wenn man die abwechslungsreichen Abschnitte der Welt erkundet. Es hat Spaß gemacht, mit hohem Tempo durch jedes Gebiet zu gleiten. Die Steuerung ist flüssig, jedoch gerade in der ersten Stunde auch noch gewöhnungsbedürftig. Erst mit Erlangung neuer Fähigkeiten und Verbesserungen geht das ganze dann wirklich in Fleisch und Blut über. So war es vor allem die Flugmechanik, die durchweg glänzte. Die Möglichkeit, sich sofort zu drehen und zu wenden, war großartig. Zudem hatte man das Gefühl, dass man überall hingehen konnte, wo man wollte. Daher wirkt die offene Welt riesig, obwohl jedes Gebiet relativ kompakt ist.

Europa ist jedoch auch ein recht kurzes Spiel. Gerade als man in Schwung kommt, ist die Geschichte zu Ende. Wir haben für unseren ersten Durchlauf etwa 5 Stunden gebraucht, um die Geschichte abzuschließen. Das war nicht enttäuschend, da wir schon vorher von diesem Umfang wussten und wir begrüßen auch die Entscheidung der Entwickler, sich hier auf ein intensives Erlebnis, das vor allem durch die Geschichte lebendig gemacht wird, zu konzentrieren. Wer alle Sammelobjekte  finden möchte, kann sicher auch deutlich mehr Spielzeit auf Europa herausholen.