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Review: Elden Ring

Hört sich ein geführter Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff wie der ideale Weg für dich an, die Welt zu bereisen? Gehst du gerne durch die Furchen deines Vorgängers und liebst es genau gesagt zu bekommen, was du als nächstes zu tun hast? Tendierst du dazu Fehler lieber bei anderen zu suchen, anstatt an den eigenen zu wachsen? Hättest du Angst vor dem Tod, selbst wenn du jederzeit in Sekunden-schnelle wieder auferstehen könntest? Dann ist From Softwares neuester Epos Elden Ring ganz bestimmt nicht das richtige Spiel für dich.

Papa Miyazaki weiß was gut für dich ist

Denn hier lädt Kult-Designer Hidetaka Miyazaki wieder ein, die Fesseln des gemütlichen Lebens abzulegen und den Verlockungen einer düsteren Fantasiewelt zu erliegen, die ihre Geheimnisse nur denen Preis gibt, die auch bereit sind wirklich dafür zu kämpfen. Als alter Souls-Veteran weiterhin hinterfragend, ob diese brutalen aber doch so befriedigenden Spiele wirklich unvergleichliche Meisterwerke sind, oder ob da bei mir nicht schon eine Art Stockholm-Syndrom eingesetzt hat, sind alle Zweifel schnell vergessen und die Neugierde übernimmt sobald Elden Ring startet, denn hier liegt kein Stein mehr auf dem anderen.

Breath of the Ring

Ähnlich wie Nintendo bei The Legend of Zelda: Breath of the Wild 2017, schlägt auch From Software völlig neue Wege ein und bricht die teils weitläufigen aber doch stets klar beschränkten Areale der früheren Soulsborne-Teile zu einer nahezu grenzenlosen, offenen Spielwelt auf. Sämtliche Gameplay-Systeme wurden dafür neu abgestimmt und dutzende neue Möglichkeiten den Spieler zu belohnen eingeführt. Quality of Life-Verbesserungen finden sich an allen Ecken und Enden und in vielen Bezügen wurde ein völlig neues, noch nie dagewesenes Gameplay geschaffen, dass jedoch zeitgleich nichts vom Charm und den Reizen seiner geistigen Vorgänger verloren hat.

Eldénmon

So ist der Spieler nun in der Lage nach belieben über Hindernisse zu springen, sich sogar mitten im Kampf ein schnelles und sogar noch Sprung-freudigeres Reittier herbei zu rufen, aus einer Masse an Materialien diverse hilfreiche Gegenstände herzustellen und sogar an extra in der Nähe von härteren Gegnern positionierten Orten nach dem Ableben wieder einzusteigen, um den Frust von zu langen Anreisezeiten zu minimieren. Auch lassen sich nun die Aschen von über 60(!) verschiedenen Gegnertypen finden um diese anschließend in vordefinierten Arealen als Geisterform zur Unterstützung beschwören.

Feuerschwert des heiligen Gift-Schadens

Zusätzlich können dann noch über 70 Aschen des Krieges gefunden werden. Diese lassen dem Spieler erstmalig die Option, die Spezial-Attacken von Waffen nach belieben auszutauschen und geben auch Spielern, die lieber auf Nicht-magische Werte leveln, eine Vielzahl von sowohl optisch imposanten als auch taktisch sehr diversen Attacken. Ohne etwaigen Mehrkosten darf so auch der Schaden einer Waffe dynamisch von z.B. Feuer auf Frost gewechselt werden, um auf die jeweiligen Schwächen der aktuellen Gegner zu reagieren.

Shadow of the Ring

Diese nun also nahezu ins grenzenlose erweiterte Freiheit, bietet dem Spieler entsprechend auch die Möglichkeit, sein eigenes Tempo für das Spiel zu finden. Die weitläufigen und extrem abwechslungsreich gestalteten Gebiete laden zum entspannten durchreiten ein und bieten mehr als genügend Anlass zum Sightseeing. Zusätzlich wurde die gesamte Spielwelt mit diversen Tieren belebt und mit unzähligen sammelbaren Gegenständen sowie einer Vielzahl interessanter NPCs gespickt, die durchwegs diverse Interaktions-Möglichkeiten bieten und daher niemals nur „Hintergrundrauschen“ darstellen.

Seeding Ring

Torrent, euer treues Geisterpferd, ist zudem rasend schnell und bietet einem so die Möglichkeit, an fast jedem Gegner einfach vorbei zu rauschen und nebenbei alles was nicht niet- und nagelfest ist ohne Verzögerung aufzuklauben. Dadurch können zwischen den Adrenalin-geladenen Kämpfen auch ganz nach belieben kleine Entspannungs-Phasen eingelegt werden, die sich dennoch nach stetigem Fortschritt anfühlen.

Dungeon Ring

Natürlich verstecken sich die reizvollsten Belohnungen wieder hinter proportional passend schweren Herausforderungen und diese gestalten sich nun abwechslungsreicher denn je. So bieten eine Unmenge an kleinen und teils gut versteckten Dungeons oft weit mehr als reine Reflex-Tests und harte Kämpfe. Stattdessen wurden eine Vielzahl an abwechslungsreichen Gegnertypen zusammen mit durchwegs kreativen Szenarien zu einer spannenden Komposition gepaart, die ein stetes Umdenken der eigenen Taktiken unumgänglich machen und quer durch den Spielverlauf mit neuen Herausforderungen zu begeistern wissen.

Elden Joust

Eines der besten Reit-Kampfsysteme der Videospielgeschichte, das sowohl absolut präzise als auch übersichtlich bleibt und den Spieler zeitgleich motiviert mehr einem Tunierkampf entsprechend zu agieren, als einfach herum zu fuchteln, runden die Open-World Erfahrung ab. Fast schon als Bonus können dann aber natürlich auch 8 mittlel-große und 6 gigantische Dungeons gefunden werden, die kollektiv fast schon alleine als Dark Souls 4 durchgehen könnten und einige der ikonischsten, aber auch härtesten Bosse aller Zeit beherbergen.

Game of Ring

Story-technisch ist zwar die Involvierung von Game of Thrones-Autor George RR. Martin kaum bemerkbar, dafür wird aber typische From Software-Kost geboten. Eine ganze Ära lang, sonnte sich das Zwischenland durch die Gnade des Elden Ring in geradezu paradiesischem Wohlstand. Die Runen des Rings definierten dabei die Regeln der ganzen Welt und all jene, die seine Gnade verloren haben, wurden als Befleckte aus dem Zwischenland verbannt. Dann jedoch stahl ein Unbekannter die Rune des Todes und der Elden Ring zerbrach, woraufhin ein großer Krieg ausbrach. Denn wer den Ring wieder zusammensetzen kann, der wird der neue Elden Lord werden. Jedoch gewann keines der Halb-Gott Kinder von Königin Marika die Überhand und das Zwischenland versank immer mehr in Dunkelheit. In der Hoffnung sie würden dort Erfolg tragen, wo die Halb-Götter scheiterten, wurden die Befleckten (zu denen auch der Spielercharakter zählt) aus der Verbannung zurückgeholt und mit der Aufgabe versehen die Runen des Elden Ring wieder zusammen zu sammeln und selbst Elden Lord zu werden.

Challeng(r)ing

Gemeinsam mit Dutzenden NPCs, die alle ihre eigenen Aufgaben und Ziele haben und deren Geschichten sich mehr parallel zu denen des Spielers, anstatt nur um diesen herum entfalten, beginnt man also nach und nach die Regeln der Welt und die Schichten der eigenen Aufgabe zu begreifen und ist dabei zu Beginn genauso verwirrt und hilflos wie der eigene Befleckte selbst. Wer dann jedoch seine Fertigkeiten immer feiner schleift, nicht aufgibt und auch nicht davor zurückschreckt, sich seinen eigenen Pfad durch die zu gleichen Teilen brutale aber auch wunderschönen Welt zu bahnen, der bekommt das Gefühl, ein richtiges Abenteuer zu erleben, indem er selbst und nicht nur sein Charakter Herausforderungen überwindet, die zuerst unmöglich erschienen sind.

Un-haptischer Ring

Trotz allem ist Elden Ring natürlich nicht von aller Kritik befreit und in diesem Fall ist diese eher technischer Natur. Das die PC-Version (leider auch nach dem aktuellen Patch) mit wirklich unguten Rucklern zu kämpfen hat, ist bei einem Spiel wie diesem einfach eine absolute Unverschämtheit. Zusätzlich bietet selbst der FPS-priorisierende Modus auf keiner der Konsolen eine wirklich stabile Framerate. Außerdem ist es einfach enttäuschend, wenn einem auf der PS5 haptisches Feedback versprochen und dann faktisch gar keine Vibration geboten wird. Hier hat Blue Point mit ihrem Demons Souls-Remake bereits ganz klar vorgelebt, wie eine ideale Integration der Dual Sense-Funktionen in einem Soulslike auszusehen hat und es gibt keine Entschuldigung dafür, dass diese nicht von From Software als neuer Standard aufgegriffen wurde.

2. Meinung von Nikolai

Wie die meisten Souls-Fans war ich sehr gespannt, wie ein Open-World-Spiel von Miyazaki und seinem Team aussehen könnte und bin beeindruckt, wie gut es den Entwicklern tatsächlich gelungen ist, die bekannte Formel zu skalieren. Mehr noch – wie schon zuvor Nintendo mit Breath of the Wild rückt FromSoftwares das Erkunden der Welt in den Mittelpunkt und zeigt nicht nur, wie eine offene Spielwelt abseits der bekannten Ubisoft-Formel aussehen kann, sondern schafft es sogar, die Spielwelt selbst durch intelligentes und atemberaubendes Leveldesign zum eigentlichen Star des Spiels hervorzuheben. Wer sich auf Miyazakis neues Werk einlässt, erhält eines der am besten designten Videospiele aller Zeiten, das mich gern über die technischen Schnitzer hinwegsehen und hoffnungsvoll in die Zukunft der Soulslikes und des gesamten Open-World-Genres blicken lässt.

Fazit:

Wertung: - 9.5

9.5

Open World Dark Souls wie es sein soll

Es war wirklich eine beeindruckende Erfahrung, all die kleinen und großen Detail-Veränderungen zu entdecken, mit denen die Souls-DNA hier gekonnt in ein wirklich überwältigendes Open World-Spiel übertragen wurde. Elden Ring ist daher nicht einfach ein aufgeblasenes Souls-Game, sondern eine neue frische Erfahrung, die mehr Freiheit denn je zulässt und jedem Spieler im Grunde die Möglichkeit bietet, sich seine ganze eigene Spielerfahrung zu schaffen. Was hier erreicht wurde ist wirklich nicht mit dem klassischen Open World-Matsch zu Vergleichen und wird sich neben Spielen wie Zelda: Breath of the Wild in die hoffentlich Genre-definierenden Annalen der Spielgeschichte einreihen. Mit einer an sich unzumutbaren PC-Version, Framerate-Problemen auf allen Konsolen und dem defacto fehlenden Dual Sense-Support, kann ich hier zwar keine 10/10 geben, würde es aber wirklich sehr gerne tun.

Genre: Open World Soulslike
Entwickler: From Software
System: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series S/X, PC
Erscheint: 25.02.2022
Preis: ca. 60 Euro

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