Review: Dungeons of Hinterberg
Wenn Zelda auf Die Piefke-Saga trifft
Das neu gegründete Wiener Entwicklerstudio Microbird Games sorgte im letzten Jahr mit ihrem Trailer zu Dungeons of Hinterberg weltweit für einiges Aufsehen. Doch warum? Die Mischung aus Hack ’n‘ Slash-Action-RPG-Gameplay mit Social-Sim-Elementen ist nicht komplett ungewöhnlich, genauso Vorbilder wie Zelda und Persona. Der gewählte europäische Comic-Stil wirkt dann schon eher exotischer. Das Szenario, das in einem recht authentischen Urlaubsort in den österreichischen Alpen angesiedelt ist, setzt dem Ganzen dann noch den Tirolerhut auf.
In Dungeons of Hinterberg schlüpft ihr in die Rolle von Luisa Dorfer, einer etwas desillusionierten und müden Anwältin in der Ausbildung, die in den Ferien dem Alltag der Großstadt entfliehen möchte. Also entscheidet sie sich für einen Urlaub im titelgebenden Hinterberg, einem sehr von den österreichischen Alpen und Tirol inspirierten Touristenziel, das auch eine Brutstätte für magische Ereignisse ist. Doch was macht man in Tirol in einer Zeit, in der durch den Klimawandel der einträgliche Wintersport mehr und mehr ins Hintertreffen gerät. Man setzt voll auf die Vermarktung der mit Monster gefühlten Dungeons!
„Alles richtig gemacht!“
Anstatt in Panik zu fliehen, sind die Bewohner sogar so weit gegangen, es zu einem festen Bestandteil ihrer Tourismusindustrie zu machen. Das Jagen der Monster wird zum neuen Ferien-Hype, der Slayer aus aller Welt anlockt. Aus dem Skilehrer von gestern wurde der ortskundige Begleiter, der euch durch den ersten einfachen Dungeon helfen soll.
Luisa hat im Hotel gleich für einen ganzen Monat eingecheckt und Gesetze und Aktenordner gegen ein Schwert und magische Sprüche getauscht. In diesem Monat erkundet und meistert ihr 20 Dungeons, lernt die Bevölkerung besser durch viele Gespräche kennen und verbessert allmählich eure Ausrüstung, eure Fähigkeiten und in gewisser Weise auch den Blick auf Luisa selbst.
Neben dem Kämpfen steht ähnlich wie in Persona das Socializing im Mittelpunkt. Jeder Tag von Luisas Urlaub im Spiel beginnt mit der Auswahl eines von fünf Biomen, die schrittweise freigeschaltet werden und Zugang zu mehr und mehr Dungeons gewähren. Das Abschließen eines Dungeons oder einer Aktivität in diesem Biom schickt die Spielenden zurück in die Stadt, in der man den Rest des Abends damit verbringen kann, an sozialen Aktivitäten mit den verschiedenen Charakteren im Spiel teilzunehmen, zu denen sowohl Einwohner von Hinterberg, als auch andere questsuchende Touristen gehören.
Durch den Aufbau von Beziehungen und den Abschluss von Nebenquests werden nach und nach neue Fähigkeiten für den Spieler freigeschaltet, die er beim Durchstreifen der Dungeons nutzen kann, wie z. B. die Fähigkeit, beschädigte oder verdorbene Ausrüstungsgegenstände zu reinigen, wodurch die Werte der Ausrüstung erheblich verbessert werden, oder sogar neue Slots für Fähigkeiten freizuschalten, die Luisa bei der Erkundung all dessen, was Hinterberg zu bieten hat, weiter stärken.
Was das Gameplay angeht, wenn man sich in einem Dungeon oder Biom befindet, fühlt sich Dungeons of Hinterberg wie eine modernisierte Version der 3D-Zeldas aus der N64-Ära an, vor allem was die Herangehensweise an Rätsel und die automatische Sprungmechanik angeht. Glücklicherweise bietet Dungeons of Hinterberg im Gegensatz zu den unzähligen Zelda-Klonen, die im Laufe der Jahre erschienen sind, einige wirklich gelungene Rätsel, die uns viel Freude bereitet haben. Oft werden bekannte Konzepte aufgegriffen, aber auf eine frische Art und Weise dem Spieler serviert, sodass sie sich originell und vor allem auch fesselnd anfühlen.
Wie oben bereits erwähnt, führt ihr im Kampf euer Schwert, könnt aber auch erlernte Magiesprüche zu Hilfe nehmen. Diese ersetzen oftmals die Fernwaffen. Es gibt aber auch Sprüche, die ihr primär beim Lösen von Puzzles im Laufe des Abenteuers verwenden werdet. Außerdem können spezielle Angriffs- und Verstärkungsfähigkeiten gefunden und ausgerüstet werden, die im Gegensatz zu den magischen Fähigkeiten, die MP verbrauchen, an eine Abklingzeit gebunden sind und Luisa mächtige Angriffe, wie eine wirbelnde Klinge gewähren.
Beim Spielen mussten wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, dass es sich bei Dungeons of Hinterberg immer noch um ein Indie-Spiel handelt und um keine große AAA Produktion. So hätten wir uns gerade bei der Rahmenhandlung ruhig ein wenig mehr Sozialkritik gewünscht und auch das Leveldesign und die Steuerung kommt nicht ohne ein paar Ecken und Kanten aus. Umso erstaunlicher ist, was Microbird Games hier abgeliefert hat. Das Spiel macht von vorn bis hinten Spaß, überrascht immer wieder mit witzigen und gutgeschrieben Dialogen und den authentischen Tirol-Urlaubsflair, das ganz wunderbar mit den beschriebenen Fantasy-Elementen angereichert wurde. Und bisher haben wir gar nicht über den exzellenten Comic-Stil gesprochen.
Podcast Special: Einmal Dungeons of Hinterberg und zurück
Fazit
Wertung - 8
8
Dungeons of Hinterberg ist wie ein kleiner Urlaub in den Alpen nur mit abwechslungsreicher Monsterhatz! Für 30 Euro bekommt ihr hier eine echte Indieperle, die es absolut verdient hat, dass Microsoft ein wenig den Scheinwerfer darauf gerichtet hat und das Ganze zur Sommer-Überraschung im Game Pass gemacht hat. Das Spiel ist aber auf jeden Fall auch seine 30 Euro wert. Also spielt und kauft Dungeons of Hinterberg, ich kann nämlich nicht erwarten, was Microbird Games als Nächstes abliefern wird! PS.: Dungeons of Hinterberg läuft nicht nur am PC und der Xbox ganz wunderbar, sondern fühlt sich auch am Steam Deck wie Zuhause bzw. wie im Urlaub.
Entwickler: Microbird Games
System: PC, Xbox, Game Pass
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 30 Euro