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Review: Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksals – Definitive Edition

Darf's ein bisschen mehr sein?

Vor einem Jahr kam Dragon Quest XI: Streiter des Schicksals erstmals in den Westen und heimste sowohl hohe Wertungen als auch jede Menge Lob von den Fans ein. Dennoch entschlossen sich damals einige interessierte Käufer zu warten: Immerhin war damals schon eine „Definitive Edition“ angekündigt, die exklusiv für die Switch erscheinen und einige besondere Upgrades mit sich bringen sollte. Der Wermutstropfen? Eine längere Wartezeit. Diese ist nun vorbei und das Spiel mit dem etwas sperrigen Titel Dragon Quest XI S: Streiter des Schicksals – Definitive Edition kommt in den Handel. Hat sich das Warten ausgezahlt?

Bisher bei Dragon Quest

Beginnen wir mit dem offensichtlichen: Dragon Quest XI bleibt auch in dieser Fassung Dragon Quest XI. Wir erleben also auch hier die Geschichte unseres Protagonisten, der als Wiedergeburt des legendären Lichtbringers eigentlich die Welt retten soll, aber vom König von Heliodor für eine große Gefahr gehalten wird, der durch seine Anwesenheit das Böse erst erscheinen lässt. Nur knapp gelingt es uns, seinen Schergen zu entkommen und uns in das große Abenteuer aufzumachen, Eorzea vor dem Bösen zu retten. Auf unserer Reise werden wir viele Aufgaben lösen, etliche Verbündete gewinnen und auch einige überraschende Wendungen erleben – sogar nachdem die Credits schon gelaufen sind, ist das Spiel noch lange nicht vorbei. Auch Präsentation und das Gameplay decken sich in weiten Teilen mit jener Version, die letztes Jahr erschienen ist – aus diesem Grund möchten wir für die Details zum Grundspiel auf das Review der PS4-Fassung verweisen. Wir werden uns im Folgenden auf die Unterschiede zwischen dieser und der neuen Definitiven Edition konzentrieren.

Aug und Ohr

Beginnen wir mit einer eher technischen Kategorie: Die Definitive Edition erscheint auf der Switch, die natürlich der PS4 und auch aktueller PC-Hardware in Sachen Leistung unterlegen ist. Dennoch kann die Optik im 3D-Modus mithalten – mit ein paar Abstrichen. Natürlich merkt man vor allem im direkten Vergleich, dass die Auflösung geringer ist, Details unschärfer sind, die Fernsicht kürzer ist und Pop-Ups öfter auftreten. Aber lässt man den direkten Vergleich weg, ist die Optik noch immer sehr ansehnlich und vermittelt gekonnt die große Freiheit der Welt von Eorzea, die zum Erkunden einlädt. Hier profitiert das Spiel natürlich von der etwas comichaften Optik, die auch auf der schwächeren Hardware eine gute Figur macht. Dennoch wird in diesem Bereich deutlich, dass man als Dragon Quest-Spieler einen Kompromiss eingehen muss – die beste Optik bekommt man nicht in der Definitiven Edition, sondern in den anderen Fassungen.

Dafür hat man auf der Switch aber andere Vorteile, von denen wir gleich hier zwei nennen wollen, die ebenfalls mit der Präsentation zu tun haben. Erstens gibt es nun neben der englischen auch eine japanische Sprachausgabe. Zweitens hat man einen großen Minuspunkt an der Klangkulisse des Originals ausgemerzt: Auf der PS4 bekam man hier nämlich nur Synthesizer-Musik zu hören, die wegen ihres wenig zeitgemäßen Herumgedudels in der Kritik stand. Diese gibt es zwar auch in der Definitiven Edition, aber nun kann man auf die mit einem Orchester eingespielte Version wechseln – ein definitiver Pluspunkt für diese Fassung, denn hier gibt es wunderbare Klänge mit viel mehr Druck und Emotion auf die Ohren, auch wenn man noch immer sagen muss, dass die Musik nicht immer perfekt zur aktuellen Stimmung passt.

Flach wie eine Retro-Flunder

„Nehmen wir die moderne Präsentation weg, hätten wir dasselbe Spiel schon vor Jahren spielen können“, schrieb ich vor einem Jahr in meinem Review zur Original-Version. Wie das aussehen hätte können, zeigt ein interessantes Feature der Definitiven Edition: der 2D-Modus. Dieser wurde ursprünglich für die hierzulande nicht erschienene 3DS-Fassung des Spiels entwickelt und ist nun zum ersten Mal im Westen verfügbar. Er sorgt dafür, dass das Spiel nicht nur nach Pixeloptik der alten SNES-Teile aussieht, sondern sich auch so spielt wie damals. Man erkundet also in klassischer Top-Down-Manier Welt, Städte und Dungeons und bekommt es auch mit Zufallskämpfen zu tun, die noch dazu in der für alte Dragon Quest-Teile üblichen reduzierten Optik präsentiert werden. Deshalb ist dieser Modus wohl vor allem etwas für 16-Bit-JRPG-Nostalgiker oder für jene, die Dragon Quest XI nochmals auf andere Art durchspielen wollen. Für alle anderen muss aber dazu sagen, dass der 3D-Modus gesamt doch ein wenig zugänglicher für den „normalen“ Gamer ist.

Leider ist es auch nicht so, dass man „einfach mal kurz“ in den 2D-Modus schalten und sich je nach Situation die passende Perspektive herauspicken kann. Da die Spielwelten zwar grundsätzlich ähnlich sind, sich im Detail aber dann doch deutlich unterscheiden (die 2D-Welt ist wesentlich kompakter angelegt), kann man nicht einfach jederzeit nach Lust und Laune zwischen den Perspektiven wechseln. Stattdessen muss man erst in einer Kirche den Priester darum bitten. Und selbst dann handelt es sich nicht um einen schnellen Wechsel, bei dem man das Spiel einfach dort fortsetzt, wo man aufgehört hat. Stattdessen bietet Dragon Quest XI hierfür fix festgelegte Punkte innerhalb der bereits erlebten Story, an die man mit dem Wechsel zurückkehren kann (also kann man z.B. auch gegen Ende des Spiels nochmals einen viel früheren Punkt anspringen). Dabei nimmt man zwar Erfahrung, Fähigkeiten und die meisten Items mit, trotzdem hätte man hier eine komfortablere Lösung finden können, vor allem, weil diese erwähnten Story-Punkte zum Teil weiter auseinanderliegen, als man zunächst glauben möchte. Gerade zu Beginn, wenn man vielleicht noch überlegt, welche Perspektive einem mehr Spaß macht, ist das ein wenig lästig. Auf lange Sicht fällt dieses Manko allerdings weniger ins Gewicht – die meisten von euch werden sich wohl recht rasch für eine Perspektive entscheiden und diese durchziehen.

Für die Fans

Damit kommen wir schon zum letzten größeren Punkt: Dragon Quest XI schlägt nicht nur in der ursprünglichen Story eine Verbindung zur frühen Geschichte der Reihe, sondern bietet in der Definitiven Edition auch gleich in zweierlei Hinsicht Fanservice. Erstens für all jene, die Fans der Charaktere von Dragon Quest XI waren – diese bekommen nun eigene Quests und dürfen dadurch mehr Tiefgang gewinnen; zweitens den Serienfans, denn nun gibt es eigene Abenteuer, die in den Welten der Vorgängerspiele spielen. Zwar haltet ihr euch dort nicht endlos lange auf (zumindest nicht, wenn man bedenkt, dass das Spiel schon so gewaltigen Umfang bietet und euch um die 100 Stunden beschäftigen könnte), dennoch gibt es für all jene, die die Klassiker kennen, einen großen Wiedererkennungswert – der übrigens auch dadurch gewonnen wird, dass man diese Abschnitte auf jeden Fall in 2D spielen muss. Zugegebenermaßen ist das vor allem für all jene ein großer Spaß, die die entsprechenden Spiele kennen; trotzdem ist es vielleicht für einige von euch auch umgekehrt Motivation genug, im Anschluss an DQ XI einige Klassiker nachzuholen. Ein netter Bonus ist es auf jeden Fall.

Fazit

Wertung - 9

9

Das beste Dragon Quest, noch besser

Dragon Quest XI war mein Spiel des Jahres 2018 – und die Definitive Edition zeigt, dass es diesen Titel zurecht tragen darf. Die Abenteuer unseres Helden und seiner bunten Truppe sind genauso unterhaltsam wie zuvor, das Gameplay und auch die Story-Formel klassisch, aber in ihrer Ausführung durchpoliert. Hier kann ich also nur erneut auf das Original-Review bzw. das dortige Fazit verweisen und mich hier den zwei wichtigsten Fragen zuwenden: Ist die Definitive Edition nun wirklich die definitive Art, das Spiel zu erleben? Und: Wie sieht es mit all jenen aus, die DQ XI bereits gespielt haben – zahlt sich ein Neukauf aus? Beginnen wir mit der ersten, wo mir die Antwort leichter fällt: Ja, wenn man mit leichten Abstrichen in der Grafik leben kann, würde ich die Switch-Version der PS4-Fassung vorziehen – hier bekommt man einfach doch deutlich mehr geboten (nämlich neben den schon erwähnten großen Verbesserungen auch noch viele weitere Kleinigkeiten), auch wenn man vielleicht nicht alle Möglichkeiten nutzen wird. Doch – und damit sind wir bei der zweiten Frage – sollte man DQ XI S kaufen, wenn man das Spiel bereits besitzt? Hier wird es weniger eindeutig, denn das muss jeder für sich individuell beantworten. Wir sprechen hier doch von grundsätzlich derselben Geschichte in derselben Grafik (zumindest im 3D-Modus), erwartet euch also keine großen Überraschungen. Andererseits wären da die zusätzlichen Episoden mit den bestehenden Charakteren – ein wunderbarer Bonus für all jene, die die Protagonisten lieb gewonnen haben; der Orchester-Soundtrack, der die Musik merklich aufwertet; die Retro-Episoden, die nicht nur Bonus-Content sind, sondern auch gut gemachter Fan-Service; und nicht zuletzt die Möglichkeit, das gesamte Spiel mit einem Umfang von rund 100 Stunden nochmals in 2D und damit auf völlig andere Art zu spielen. Gerade letzteres ist allerdings ganz klar Geschmackssache – eine gewisse Nostalgie für 16-Bit-RPGs und ihre Eigenheiten sind fast notwendig, sonst werdet ihr euch in diesem Modus wohl nicht zuhause fühlen. Deshalb bleibt nur ein Fazit zu ziehen: Habt ihr Dragon Quest XI noch nicht gespielt und eine Switch zuhause, ist die definitive Version sicherlich die richtige Wahl für euch. Habt ihr die PS4-Fassung bereits zuhause, solltet ihr vor dem Kauf Vor- und Nachteile gründlich abwägen und euren Spielgeschmack prüfen.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Square Enix
System: Switch
Erscheint: 27.09.2019
Preis: ca. 60 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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