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Review: Dragon Ball XenoVerse

Mit unfassbarer Geschwindigkeit weiche ich einer Salve auf mich zuschießender Energiebälle aus und knalle wie ein heranrasender Lkw gegen meinen Gegner. Wie von Sinnen bombardieren wir uns mit Schlägen, welche die Luft regelrecht zu zerreißen scheinen, bis ich letztlich die Oberhand gewinne und meinen Feind Hunderte Meter himmelwärts kicke, ihn im Flug überhole und mit einem weiteren Schlag buchstäblich in den Boden donnere. Da werde ich plötzlich von zwei Pflanzenmännern mitten aus der Luft gerissen und weiß gar nicht, wie mir geschieht als sie mich mit einem wahren Feuerwerk an Schlägen und Tritten zudecken. Kami sei Dank bin ich nicht alleine unterwegs. Wie ein unheilvoller Rachegott baut sich mein Teammitglied hinter diesen neu erschienen Gegnern auf und befördert sie mit einer gigantischen Ki-Explosion in einen Felsen, um ihnen anschließend in einem bombastischen Trommelfeuer aus gelblich strahlenden Energiebällen den Rest zu geben.

Nichts für Couch-Prügler…
Solche Szenen sind keine Seltenheit in Dimps neuem Sprössling aus dem Dragon Ball-Franchise. Das japanische Unternehmen unter Namco Bandai war bereits für einige namhafte Beat’em Up-Umsetzungen des DBZ-Universums zuständig und arbeitete sogar als unterstützendes Entwicklerstudio an Street Fighter IV. Nun könnte man zwar nicht sagen, dass die Entwickler sich hier weit aus ihrem gewohnten Lebensraum entfernt haben, dennoch betreten sie neue und vor allem bisher kaum berührte Pfade. Denn würde man Dragon Ball XenoVerse in ein Genre einordnen, müsste man dieses wohl irgendwo zwischen Beat’em Up und MMORPG ansiedeln. Und um es gleich vorwegzunehmen: Das heißt leider auch, dass der lokale Mehrspielermodus zwar vorhanden, aber weit davon entfernt ist, eine zentrale Säule des Spiels darzustellen. So umfasst dieser nur eine Arena und keinerlei Optionen oder Einstellungsmöglichkeiten. Nicht einmal das fix vorgegebene Zeitlimit von drei Minuten kann deaktiviert werden. Einen lokalen Koop-Modus sucht man dementsprechend überhaupt vergebens. Zumindest kann man alle freigespielten Charaktere auswählen und ein wenig mit den angeeigneten Fertigkeiten prahlen. Wer sich auf ein neues Beat’emUp für nächtelanges Zocken mit Freunden auf der Couch gefreut hat, wird hier doch recht enttäuscht sein. Wer dem Titel aber dennoch eine Chance gibt, könnte positiv überrascht werden.

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Trunks wünscht sich euch herbei, um die Vergangenheit zu retten.

Vorwärts in die Vergangenheit
Das Spiel beginnt, nachdem es in motivierender Weise drei der wohl größten Kämpfe der Dragon Ball-Geschichte nachspielen lässt (Fans werden wissen welche), mit der Erstellung eines neuen Charakters. Dieser ist storytechnisch recht originell eingeflochten, was den Titel alleine schon hier von den meisten anderen Dragon Ball-Spielen abhebt, die großteils die Story der Serie nachspielen. Eine üble Macht, welche anscheinend durch die Zeit reisen kann, ändert die Vergangenheit, indem sie genau den falschen Kämpfern in den falschen Momenten einen Kraftschub verpasst. Also trägt Trunks die sieben Dragon Balls zusammen, um sich von Shenlong einen Mitstreiter zu wünschen, der ihm dabei hilft, durch die Zeit zu reisen und die Veränderungen wieder geradezubiegen. Und eben der seid ihr.

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Der Charakter-Editor zeigt sich erstaunlich facettenreich.

Die Charaktererstellung selbst ist für ein Beat’em Up recht liebevoll gestaltet. Vor allem bei der Auswahl der Rasse werden viele positiv überrascht sein. So kann man nicht nur Menschen und Saiyajins erstellen, sondern sogar Namekianer, Mitglieder des Freezer-Clans sowie männliche und weibliche Majin Buus. Der interessante Punkt daran ist, dass all diese Rassen gänzlich andere Bewegungsmuster haben und sich somit auch anders spielen. Außerdem bietet jede Rasse eigene Boni und Mali passend zu ihren Fähigkeiten in der Serie. Die Sayjins besitzen etwa weniger Leben, aber die größte Angriffsstärke, während Namekianer wiederum den geringsten Basis-Angriff haben, sich aber als einzige Rasse selbst regenerieren können. Des Weiteren kann man dann noch die Größe und die Muskelmasse seines virtuellen Alter Egos anpassen und hat eine mittelmäßig breite Auswahl verschiedener Münder, Nasen, Augen und Ohren zur Verfügung. Die Auswahl der Frisuren ist gerade bei den nicht humanoiden Rassen teilweise sehr kreativ ausgefallen. Nachdem man sich einen Namen und eine Stimme ausgesucht hat, steht man vor der Wahl, ob man als Nahkämpfer, Fernkämpfer oder Allrounder starten will. Dies betrifft aber nur die anfängliche Verteilung der Attributpunkte, welche man auch mit jedem Stufenaufstieg erhält, weswegen diese Entscheidung nur für die Anfangszeit Relevanz trägt.

Tokitoki(DBXV)
Die Stadt ist liebevoll im Capsule-Corp-Stil designed.

Auf nach TOKITOKI!
Der Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist „Toki Toki Stadt“, eine Art Kontrollstation für Raum und Zeit. Genau hier hat sich Trunks mit seinen „Time Corps“ angesiedelt und dank der Capsule Corp eine mittelgroße Stadt errichtet. Diese ist eine Art HUB für alle Aspekte des Spiels. Hier kann man Outfits, Fertigkeiten und Items kaufen, Teams bilden, Gemeinsam zu Quests aufbrechen, sich bekämpfen oder einfach miteinander herumlungern und sich die Statistiken und Outfits der anderen Spieler ansehen. Trunks erklärt zwar einige Dinge, jedoch wird man immer wieder nach einigen Funktionen in der Stadt suchen müssen. Zur Hilfe kann zwar eine Karte begutachtet werden, die Bedeutung der einzelnen Symbole darauf ist aber leider nicht immer zweifelsfrei identifizierbar. Wenn man z.B. den anfangs erwähnten lokalen Mehrspielermodus nutzen möchte, muss man nicht etwa zu dem großen auf der Karte gigantisch mit „VS“ markierten Versus-Haus gehen. Nein, hier kann man sich nämlich nur online mit anderen Spielern oder im „Offline Versus“ mit dem Computer prügeln. Möchte man sich mit einem Freund auf der Couch prügeln, muss man im hinteren Eck eines anderen Stadtteils einen Nachbau der Kampfturnier-Arena (welche gleichzeitig auch die einzige im lokalen Modus auswählbare Arena mimt, gehen) aufsuchen, die der Karte lediglich mit einem japanischen Zeichen beschriftet ist – auch in der deutschen Version. Das hätte Trunks ruhig ein wenig besser erklären können!

Questfest
Hat man sich etwas akklimatisiert, geht es auch schon los auf die ersten Quests, um die Zeitlinie wieder gerade zu rücken. Diese unterteilen sich in die alleine absolvierbaren Story-Quests und die Parallel-Quests, welche man in 3er Teams oder alternativ mit einer KI abschließen kann. Die Questdichte könnte zwar etwas besser sein, die Aufgaben an sich gestalten sich jedoch erstaunlich abwechslungsreich. So fliegt man durch verhältnismäßig große Gebiete und kloppt sich oft gleichzeitig mit Dutzenden Gegner oder muss z.B. Dragon Balls mit dem Dragon Radar finden und dann von A nach B bringen, während sich Kameraden rundherum spektakulär das Ki um die Ohren werfen, um einem den Rücken freizuhalten. Oder man scannt mit dem Scouter in der Egoperspektive seine Umgebung, um versteckte Gegenstände zu finden und seine Gegner zu analysieren. Dazwischen muss man immer wieder Krillin davon abhalten, schon wieder zu sterben oder einen riesigen Weraffen bekämpfen, indem man ihn am Schwanz packt und auf den Rücken wirft. Dimps hat hier so viel Fan-Service wie möglich in das Spiel gepresst und dieses Feuerwerk gemeinsam mit seinen Freunden erleben zu können, treibt den Spaßfaktor natürlich immens in die Höhe. Da fällt es auch leichter, die eher mittelmäßige Grafik und die kaum zerstörbaren Umgebungen zu verschmerzen. Bei zweiteren hat man sich wohl an die ältere Konsolengeneration angepasst, um ein halbwegs einheitliches Spielgefühl zu vermitteln.

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Die Quests gestalten sich abwechslungsreicher als erwartet

Auch bei der Steuerung wurde nicht viel gepatzt. Dank eines intuitiven Lock-on Features behält man sehr gut den Überblick über die teils doch sehr konfusen Kämpfe und wechselt mit etwas Übung fließend zwischen den Gegnern. Das Gameplay an sich erinnert stellenweise stark an die Naruto Ultimate Ninja Storm-Spiele. So sind die Combos sehr simpel gehalten und man setzt eher auf Timing und Taktik. Per Tastendruck teleportiert man sich hinter den Gegner oder wehrt selbst mächtige Attacken ab. Beides verbraucht jedoch Ausdauer und ist Selbige verbraucht, ist man seinem Gegner geradezu hilflos ausgeliefert, bis sie sich wieder aufgeladen hat. Interessant ist, dass die Fähigkeiten des eigenen Charakters eher wie Ausrüstungsgegenstände gehandhabt werden, während die Outfits nur kleine Status-Boni verleihen und sonst eher kosmetischer Natur sind. So erhält man Fertigkeiten teilweise als Questbelohnung oder kauft sie und kann sie nach Belieben ausrüsten. Vier Slots für normale Fertigkeiten, zwei für ultimative und einen für Ausweichmanöver stehen zur freien Verfügung. Viele Fanlieblinge erhält man zum Beispiel, indem man bei einem der aus der Serie bekannten Charaktere in die Lehre geht und seine Questreihe absolviert. Wer also seine Gegner mit einer Höllenspirale durchlöchern möchte, sollte sich in Toki Toki Stadt auf die Suche nach Piccolo machen.

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Schlusswort:
Gewürzt wird das Actionspektakel mit nett gemachten Zwischensequenzen der Storymissionen, die den eigenen Charakter teilweise sehr schön in die Geschichte und das Geschehen einflechten, und vertonten Dialoge welche sogar in den Parallel-Quests aufzufinden sind. Doch auch einige negative Punkte trüben den Spielspaß: Mittelmäßige Anime-Cutscenes oder die Tatsache, dass man in Toki Toki Stadt weder fliegen noch sprinten, sondern nur sehr langsam laufen und springen kann. Kurz gefasst kann man aber sagen, dass Dimps hier alles in allem solide Arbeit geleistet hat, an der sicher viele DBZ-Fans und vielleicht sogar der eine oder andere Neuzugang gefallen finden werden.

Review Overview

Wertung - 8

8

Interessanter Multiplayer-Prügler mit Hit-Potential

Dragon Ball XenoVerse bietet einen interessanten Mix aus Beat'em Up und MMORPG, der jede Menge Potential birgt. Im Gegensatz zu vielen anderen MMOs mit ähnlichem Ansatz überwiegt der Beat'em Up Anteil hier deutlich. Das macht den Titel gepaart mit einer zugänglichen, wenn auch etwas überladenen Steuerung, einem ausreichend detaillierten Charaktereditor, Schlachten gegen mehrere Gegner gleichzeitig und massig Fanservice fast schon zu einem "Must have". Zumindest Dragon Ball-Fans haben bei diesem Titel allen Anlass euphorisch zu werden. Wer mit Onlinespielen gar nichts anfangen kann und XenoVerse nur für lokale Matches auf dem Radar hatte, wird hier zwar genauso enttäuscht werden wie jemand, der eher Gefallen an MMOs im herkömmlichen Sinne findet. Alle, die sich aber schon immer im Dragon Ball-Universum selbst verwirklichen wollten und schon jahrelang davon geträumt haben, Freezer gemeinsam mit Freunden das hämische Lachen aus dem Gesicht zu prügeln, sind hier an der richtigen Adresse.

Genre: Beat’em Up MMORPGDragonball Xenoverse - [PlayStation 4]
Entwickler: Dimps / Namco Bandai
Erscheint: 27. Februar 2015
Preis: ca. 50 Euro
System: PC, Xbox 360, Xbox One, PS4, PS3

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