Review: Doctor Who Staffel 2 – Die Revolution der Roboter
Staffel 2 liefert buntes Sci-Fi Vergnügen
In der zweiten Staffel eines Doktors ist es üblich, neue Seiten des Charakters zu präsentieren. Tennants Doktor trauerte seinerzeit einem Companion nach, während Capaldis Doktor sich in seiner zweiten Staffel entspannte und in Pyjamahosen durch Zeit und Raum reiste. Gatwas Doktor wird in „Die Revolution der Roboter“ mit einer Person konfrontiert, die ihn dazu zwingt, sein typisches Verhalten grundlegend zu überdenken: Belinda Chandra. Sie ist eine Krankenschwester und scheint die perfekte Companion zu sein – clever, witzig und neugierig. Das einzige Problem? Belinda hat keinerlei Interesse daran, mit dem Doktor zu reisen.
Wie es überhaupt dazu kommt, ist die zentrale Prämisse von „Die Revolution der Roboter“. Die erste Folge der mittlerweile 15. Staffel des Doctor Who Revivals steht laut Berichten vor der schwierigen Aufgabe, die Zukunft der Show zu sichern. Eine weitere Staffel ist noch nicht bestätigt, und das 20-jährige Jubiläum des Doctor Who Reboots verlief spürbar leise. Ncuti Gatwa, ein charismatischer und talentierter Schauspieler, soll angeblich den Sog von Hollywood spüren und bereits mit einem Fuß im Ausgang stehen. Nachdem Staffel 14 die Erwartungen von Fans und Exekutive nicht erfüllen konnte, muss nun ein regelrechtes Feuerwerk her. Zum Glück macht uns die erste Folge Hoffnung dass uns hier eine ganz besondere Staffel Fernsehen bevorsteht.
Kennt ihr diese Websites, die euch dubiose und schwer definierbare Waren verkaufen wollen? Zum Beispiel einen Titel, der euch in Schottland offiziell zum Adel macht, das Recht, ein offizielles Wappen für eure Familie eintragen zu lassen, oder sogar einen ganzen Planeten nach euch zu benennen? Belinda Chandras Ex-Freund ist auf solchen Kitsch hereingefallen. Er hat tatsächlich einen Stern für sie „gekauft“, der fortan „Ms. Belinda Chandra“ heißen soll. Eine eingerahmte Urkunde macht dies „offiziell“. Natürlich hat das keinerlei echte Bedeutung und taugt höchstens als uninspiriertes Last-Minute-Geburtstagsgeschenk. Doch durch einen Fehler in Raum und Zeit (wir sprechen hier immerhin von einer Doctor Who Folge) wird diese Urkunde zum Auslöser dafür, dass ein Planet tatsächlich fortan „Ms. Belinda Chandra“ heißt. Durch weitere Fehler wird Belinda Chandra schließlich als Königin dieses Planeten anerkannt und von dessen Bewohnern (die weit in der Zukunft leben) entführt. Der Planet befindet sich mitten in einem Bürgerkrieg und einer Revolution, und ein KI-Generator kontrolliert alles. Wenn diese Storyline kompliziert klingt – sie ist es.
„Die Revolution der Roboter“ wird keine Preise für den stimmigsten Plot oder die originellsten Science-Fiction-Ideen gewinnen. Aber daran scheint Showrunner und Drehbuchautor Russell T. Davies auch nicht interessiert zu sein. Vielmehr möchte er uns möglichst schnell und effektiv ein Verständnis für die neueste Bewohnerin der TARDIS vermitteln. Dies ist zu 100 % Belindas Folge, und der Doktor stößt erst nach knapp zehn Minuten dazu. Varada Sethu bekommt viele Momente, um als neue Companion zu glänzen, und es ist lange her, dass wir eine so vielversprechende Begleiterin an Bord hatten. Ruby Sunday (so charmant Millie Gibson auch war) ist schnell vergessen, wenn Belinda beim Anblick von verletzten Aliens sofort handelt und einfühlsam versucht, deren Körper zu verstehen, um ihnen bestmöglich zu helfen. Sie wartet nicht auf den Doktor, sie ist nicht seine Assistentin – Belinda ist eindeutig die Protagonistin dieser Folge und holt den magischen Time-Lord, der sonst nur Bewunderung erfährt, schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Das bedeutet nicht, dass Belinda unsympathisch ist, den Doktor schlecht darstellen lässt oder dass die beiden kein Team sind. Doctor Who muss nicht aus einem Doktor und Companions bestehen, die ihm bis in den Tod folgen. Belinda scheint sich vielmehr an Audio-Begleiterinnen aus jüngster Vergangenheit zu orientieren, die bereits gefestigt im Leben stehen und sich mit dem Doktor auf Augenhöhe ins Abenteuer stürzen. Dadurch kann Gatwa auch ganz neue Winkel seines Charakters erkunden und diese sonst so selbstbewusste Inkarnation des Doktors darf sich weiterentwickeln.
Fazit: Endlich wieder Sci-Fi für die ganze Familie
Die überladene Geschichte von „Die Revolution der Roboter“ wirkt wie Doctor Who wärend Tom Baker oder McCoy und wird vielleicht nicht allen gefallen, bietet aber familienfreundliche Science-Fiction, wie sie aktuell kaum woanders zu finden ist. Die Witze sind gelungen, das Set-Design ist farbenfroh und kreativ – besonders die Roboter mögen bitte bald als Figuren erwerbbar sein – und wenn am Ende alle Ideen der Folge mit dem einen oder anderen Twist zusammen kommen, ist der Fernsehabend beinahe perfekt. Sogar die eine oder ander Gesellschaftskritik landet effektiv und wird mit jedem Rewatch köstlicher. Da können wir auch die für Russell T. Davies typischen Set-ups verschiedener Mystery-Boxen verzeihen.
Die Szene ist typisch für Doctor Who: Die neue Companion betritt zum ersten Mal die TARDIS und ist verzaubert. Der Doktor bietet ihr jeden Moment in Raum und Zeit an und fragt, wo sie anfangen sollen. Doch am Ende der Folge möchte Belinda nur noch heim und ihre nächste Schicht im Krankenhaus antreten. Sie ist keine Abenteurerin – sie ist einfach verdammt gut darin. Und auch wenn sie und der Doktor ein tolles Team sind, hat Belinda ein Leben, zu dem sie zurückkehren will. Ob ihr das gelingt, sei hier nicht verraten. Aber wir freuen uns jedenfalls darauf, sie und den Doktor diesen Samstag in dem vielversprechenden „Lux“ wiederzusehen.
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