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Review: Death Stranding

Death Stranding ging ein langer Unternehmensstreit zwischen Hideo Kojima und Konami voraus, der schließlich dazu führte, dass der Stardirector die Firma verließ und eine Kooperation mit Sony Interactive Entertainment einging. Auf der E3 2016 wurde das Spiel dann erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert – und ließ vermutlich viele mit großen Fragezeichen zurück. Nun, drei Jahre später, können Fragen wie „Was ist Death Stranding überhaupt?“ endlich beantwortet werden.

Kompliziert

Wir steuern Sam Porter Bridges (Norman Reedus), einen Paketlieferanten, in einer fernen, nicht näher benannten Zukunftsdystopie. In dieser mysteriösen Welt ist nichts mehr so, wie es einmal war. Die Erde liegt danieder, fest im Griff des sogenannten „Gestrandeten Todes“. Häufiger Zeitregen – ein Regen, der die Zeit extrem beschleunigt – macht eine normale Fortbewegung denkunmöglich. GDs, also tote Menschen, die in einer Art Zwischenstatus (zwischen Leben und Tod) gefangen sind, drohen die Menschheit auszulöschen. Zu alledem gesellen sich auch noch terroristische Splittergruppen, die nihilistisch agierend nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Und dann noch das: Die amtierende Präsidentin der UCA (United Cities of America) Brigitte Strand (Lindsay Wagner) ist tot und ihre natürliche Nachfolgerin, ihre Tochter Amelie (ebenfalls Lindsay Wagner), wurde von dem Terroristen Higgs (Troy Baker) gefangen genommen.

Es könnte wohl Ärger bevorstehen …

Da Sam und Amelie eine Verbindung zueinander haben, beschließt er sie zu retten. Hierfür ist es aber nötig, alle größeren Städte Amerikas wieder miteinander zu verbinden und ins chirale Netzwerk zu integrieren. Nur dann ist Amerika wieder stark genug, um es mit den GDs und den Terroristen aufzunehmen sowie einen Wiederaufbau der Zivilisation zu starten.

Nur manchmal ist es möglich ohne Unterbrechungen mit dem Motorrad zu fahren

Warum aber ausgerechnet Sam?
Sam Porter Bridges hat, wie einige andere in dieser Welt auch, DOOMS. Diese Gabe ermöglicht es ihm GDs in deren Gegenwart zu spüren. DOOMS hat aber auch seinen Preis. Denn: Sam kann dadurch nicht von Menschen berührt werden, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen. Zusätzlich ist Sam auch ein Wiedergänger. Das bedeutet, dass er wieder ins Leben zurückkehrt, wenn er einmal das Zeitliche gesegnet hat. Jedoch hat die Sache einen großen Haken: Sterben Menschen in Death Stranding, hinterlassen sie einen sogenannten Leeresturz, einen riesigen Krater, der ein Weiterkommen auf der eingeschlagenen Route fast unmöglich macht – so auch Sam.
Diese beiden Gaben kombiniert damit, dass Sam ein ausgezeichneter Paketlieferant ist, lassen ihn wie prädestiniert für den Job erscheinen.

BB-28 ist euer steter Begleiter

Auf seiner Reise wird Sam von BB-28, einem Bridge Baby, begleitet. Diese sind im engeren Sinne GDs – also Menschen, die verstorben sind, aber den Weg auf die andere Seite nicht finden und dadurch ihr Dasein in der Zwischenwelt fristen müssen. Verbindet man sich nun mit einem BB, wird es auf einmal möglich GDs schemenhaft zu erkennen und diese gegebenenfalls sogar zu bekämpfen.

GDs sind gerade zu Beginn fast unbesiegbar

Zusätzlich wird Sam auch von Die-Hard-Man (Tommie Earl Jenkins), dem Assistenten der designierten Präsidentin Strand, Mama und Lockne (jeweils Margaret Qualley) sowie Deadman (Guillermo Del Toro), Fragile (Léa Seydoux) und Heartman (Nicolas Winding Refn) unterstützt.

Was haben Deadman und Sam gerade wohl entdeckt?

Dieser Weg wird kein leichter sein …

Death Stranding bietet eine sehr dichte und ultra-komplexe Geschichte, die bestimmt ihre Anhänger finden wird. Leider verabsäumt das Spiel dem gegenüber ein ebenbürtiges Gameplay-System zu etablieren. Denn: Sam ist bei all der Lore immer noch ein Paketlieferant – und seinem Kerngeschäft geht man auch hauptsächlich nach.

Schwer bepackt geht es zumeist von A nach B

Das bedeutet, dass die meisten Aufträge in etwa wie folgt klingen: „Sam, bitte bring‘ Paket X von Lake Knot City ins Südliche Verteilerzentrum von … und vergiss dabei nicht, dieses an das chirale Netzwerk anzubinden!“ Es folgt ein mal größerer, ein mal kleinerer Weg über Stock und Stein mit einer sehr schweren Fracht auf den Rücken, Armen und Beinen geschnallt, durch eine großteils leere Open World.

Hin und wieder werden diese Botengänge von GDs oder Terroristen unterbrochen. Diese stellen aber entweder überhaupt keine ernsthafte Bedrohung (Terroristen) dar oder sind gerade zu Beginn ob ihrer Unbesiegbarkeit (GDs) energiezehrend. Auch Fahrzeuge sind hier nur bedingt hilfreich. Hierfür müsste man zunächst mit etlichen Materialien, wie Metalle, Keramik und chirale Kristalle, Straßen bauen, um diese effektiv nutzen zu können. Dann macht die Fortbewegung mittels Motorrad oder Truck aber auch viel Spaß, ist dieses doch recht arcadig gehalten.

Wäre da nur nicht der Zeitregen, der auch vor den erbauten Straßen, Türmen, Unterschlüpfen und vielen mehr nicht Halt macht, wodurch ein stetiges Reparieren der gebauten Infrastruktur von Nöten ist.

Higgs möchte Sam aufhalten

Hilfreich zum Zug kommt hier jedoch der asynchrone Multiplayer-Modus des Spiels. Spielt man online, trifft man zwar keine anderen Mitspieler, aber kann von diesen erbaute Straßen, geschickt platzierte Leitern oder Kletterverankerungen nützen, um auf seinem Weg zu einem vereinten Amerika voranzukommen. Spieler können sich hierfür auch mittels integriertem Like-System mit einem „Like“ erkenntlich zeigen. In Gemeinschaftsspinden/-Briefkästen ist es zudem möglich, wichtige Ausrüstung mit anderen Spielern zu teilen – ein Feature, das gerade bei größeren Kämpfen äußerst hilfreich sein kann.

Schnellreisen wäre doch so bequem

Viele werden beim Lesen der oben stehenden Zeilen an das Wort „Schnellreise-System“ denken. Ja, dieses gibt es auch in Death Stranding. Nur wissen wir nicht, wem es beim Abarbeiten der Aufträge behilflich sein soll. Schnellreisen ist nur zu bereits bekannten Orten möglich. Damit fallen alle neuen Gebiete, die beliefert und erschlossen werden wollen, aus. Zudem ist es beim Schnellreisen nicht möglich, Fracht mit sich zu führen. Das heißt, dass auch Aufträge zu bereits bekannten Orten hierfür in 95 Prozent der Fälle ausscheiden.

Interessant ist auch, dass in einer Zeit, in der Turm-Systeme á la Assassin’s Creed oder Far Cry verpöhnt geworden sind, Death Stranding mindestens ein Drittel der Handlung darum aufbaut. Schaltet man doch mittels der Anbindung der Städte/Stützpunkte an das chirale Netzwerk diese auf der Landkarte erst frei.

Ein Spiel, zwei Gesichter

Death Stranding ist ein Spiel mit zwei Gesichtern.

Es bietet eine interessante, wenn auch sehr abgedrehte Geschichte. Diese ist auch in (sehr, sehr) vielen Zwischensequenzen gekonnt und wunderbar in Szene gesetzt worden. Passend dazu merkt man dem illustren Cast – allen voran Norman Reedus, Guillermo Del Toro und Mads Mikkelsen – den Spaß an, den sie wohl bei ihrer Arbeit an dem Prestige-Projekt Sonys hatten. Zu der kreativen Geschichte, den eindrucksvollen Animationen sowie der gekonnten Inszenierung gesellt sich auch ein wunderbarer, melancholischer Soundtrack, der perfekt die Atmosphäre des Spiels einfängt.

Action kommt in Death Stranding über weite Strecken nicht vor

Death Stranding bietet aber auch ein austauschbares und zuweilen (sehr) langweiliges Gameplay mit generischen Missionen. Eine leere Open World, die durch Türme auf der Landkarte freigeschaltet wird und dabei nur äußerst beschwerlich erschlossen werden kann, rundet diese grauenvollen Spielmechaniken ab.

Was bedeutet, das nun aber alles für die Bewertung des Spiels? Es bedeutet wohl, dass Death Stranding kein Spiel für jedermann ist. Vielmehr werden es wohl die einen lieben und die anderen hassen – je nachdem, für welches Gesicht man sich entscheidet oder welchem man mehr Gewicht verleiht.

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SHOCK2.Trivia – Death Stranding / Hideo Kojima

Fazit

Wertung - 8

8

Man möchte Death Stranding gleichzeitig loben und verfluchen. Während die Handlung und Inszenierung des Spiels wirklich gelungen sind, langweilt man sich beim Gameplay oft zu Tode. Aus diesem Grund ist es wichtig für welche Seite man sich bei der Bewertung des Spiels entscheidet. Wir haben uns für die vielen interessanten Ideen und die kreative Geschichte entschieden. Fans eines ausgereiften und tiefen Gameplay-Systems dürfen aber gerne 1,5 Punkte in der Wertung abziehen.

Genre: Action
Entwickler: Kojima Productions
System: PlayStation 4
Erscheint: 8. November
Preis: ca. 70 Euro

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