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Review: Death Stranding – Director’s Cut

Nach einem langen Unternehmensstreit zwischen Konami und Hideo Kojima kam es zu einer Trennung der beiden langjährigen Partner. Daraus resultierte Kojima Productions, ein unabhängiges Entwicklerstudio unter der Leitung von Hideo Kojima, eine erste Kooperation mit PlayStation und als Produkt Death Stranding – soweit so bekannt.

Da Kojima bei der Entwicklung „seines“ Spiels alle kreative Freiheiten gehabt zu haben scheint und über sehr hohe finanzielle Ressourcen (durch Sony) verfügen konnte, kam die Ankündigung eines „Director’s Cuts“ des Spiels doch sehr überraschend. Der Star-Entwickler konnte doch scheinbar tun und lassen, was er wollte – was soll sich hier schon ändern?

Lasst uns über die Geschichte reden…

Am narrativen Kern des Spiels hat sich wenig verändert. Ihr spielt Sam Porter Bridges (Norman Reedus), einen Boten, in einer apokalyptischen Zukunftsdystopie. Vor einigen Jahren hat ein schreckliches Ereignis große Teile der Menschheit ausgelöscht und scheinbar die Welt der Lebenden und der Toten miteinander verbunden.

Der „Gestrandete Tod“, wie das Ereignis genannt wird, hat hierbei auch Wetterphänomene wie den Zeitregen – ein Regen, der die Zeit von Organismen bei Aufprall beschleunigt, wodurch diese rasant altern – hervorgebracht, aber auch sogenannte GDs („Gestrandete Dinge“) in diese Dystopie befördert. GDs entstehen, wenn Menschen nach ihrem Tod „nekrotisieren“. Sie sind in einer Art Zwischenwelt gefangen und drohen das Leben aller auszulöschen. Nebst GDs und Zeitregen existiert auch in dieser Welt Terror und dessen Anhänger. Dem nicht genug, gibt es noch sogenannte M.U.L.E.S, die es stets auf eure Fracht abgesehen haben. Diese seien ein Gruppe an Leuten, die „süchtig“ nach Paketen und Lieferungen geworden sind und deshalb Boten überfallen und ausrauben.

Ihr sollt in die dystopische Welt von Death Stranding im Director’s Cut zurückkehren

Noch nicht abgedreht genug? Kein Problem, denn die amtierende Präsidentin Amerikas oder was davon noch übrig geblieben ist, Brigitte Strand (Lindsay Wagner) liegt im Sterben und beauftragt euch, die United Cities of America (UCA) zu gründen, indem ihr Paketlieferungen zu den jeweiligen Stadtknoten liefert und diese mittels eines Gadgets ins sogenannte Chirale Netzwerk holt. Auf diese Weise können die Verbindungsknoten wieder miteinander kommunizieren und ihr Wissen sowie ihre Ressourcen teilen. Nachdem Brigitte Strand ihrer Krankheit erliegt, wird kurzerhand ihre Tochter Amelie Strand (ebenfalls Lindsay Wagner) zur neuen Präsidentin ernannt – wäre da nicht ein Haken: Sie befindet sich in Gefangenschaft des Terroristen Higgs (Troy Baker). Also macht ihr euch auf den langen und beschwerlichen Weg Amelie zu retten, der Welt wichtige Ressourcen zu bringen, die Wegposten miteinander zu verbinden und dabei mehr über den Gestrandeten Tod herauszufinden.

„Warum ausgerechnet ich?“

Warum ausgerechnet Sam?

Sam steht in irgendeiner Art und Weise, dies wird zunächst nicht erklärt, in einem familiären Verhältnis zur Familie Strand. Er scheint auch früher selbst Strand geheißen zu haben. Zudem verfügt er über die Gabe DOOMS der zweiten Stufe. Das bedeutet, er kann die Anwesenheit von GDs spüren, sie aber nicht sehen. Hier kommt schließlich das sogenannte Bridge Baby, BB-28, ins Spiel. Dieses ist ebenfalls wie die GDs in einer Art Zwischenwelt gefangen. Verbinden sich nun Menschen mit DOOMS mit diesem – etwas, das vor Sam kaum noch jemand versucht hat – sind die GDs zu erkennen. Dadurch können Spieler:innen diesen ausweichen oder sie im Verlauf des Spiels sogar angreifen. Nebst DOOMS verfügt Sam aber noch über eine andere Fähigkeit: Er ist ein Wiederkehrer. Das bedeutet, dass er grundsätzlich nicht sterben kann. Einen bedeutenden Haken hat die Sache dann aber doch. Denn immer, wenn Sam das Zeitliche segnet, hinterlässt er einen gewaltigen Leeresturz – eine Explosion, die einen Riesenkrater hinterlässt und alles in seinem Umkreis vernichtet.

So sieht das Gameplay auch weiterhin hauptsächlich aus

Lasst uns über das Gameplay reden…

Als das Spiel im Jahr 2019 exklusiv für PlayStation 4 erschienen ist, schieden sich bereits die Geister daran – ultrakomplexe und sehr dichte Handlung auf der einen Seite und zuweilen (vermeintlich) seichtes Gameplay auf der anderen Seite. Als Sam Porter Bridges tut ihr nämlich vor allem eines: Gehen. Ihr geht in einer weiten und zum Teil leeren Welt mit einer beschwerlichen Ladung an Paketen auf dem Rücken (sowie Schultern, Armen und Beinen) geschnallt zum nächsten, angestrebten Punkt auf der Landkarte, um diese á la Ubisoft-Turmsystem zu erweitern.

Dies hat ohne Zweifel seine Reize. So ist zum Beispiel das richtige Fracht-Management entscheidend und verlangt strategisches Geschick von Spieler:innen. Was nehme ich mit und was nicht? Je nachdem über welche Botenstufe Sam verfügt, könnt ihr nämlich mehr oder weniger Gepäck tragen. Ist Sam nämlich zu schwer beladen, geht er deutlich langsamer und ihr müsst ihn mittels der gedrückten L2- und R2-Taste von beiden Seiten durchgehend stabilisieren, damit er nicht das Gleichgewicht verliert. Dies kann auf geraden, ebenen Strecken gut gehen, aber bestimmt nicht durch GD-, MULE- oder bergigen Gebiet.

Das führt uns zum Punkt Routen-Management: Geht ihr durch GD-Gebiet (gefährlich und zudem könnten Waffen hilfreich sein) oder doch über Flüsse und Berge (also wären Leitern und Kletterseile wichtig)? Wirklich ausschließen könnt ihr GD-Gebiet aber ohnehin nicht. Das bedeutet, dass Waffen und Reparaturspray für eure Fracht (diese wird nämlich durch Erschütterung und Zeitregen beschädigt) ohnehin immer nützlich sind.

GDs sind im Anflug…

Wie gerade ausgeführt, kann all dies sogar zu einem dichten und strategisch interessanten Gameplay-Loop führen, gleichzeitig wird dies – wie wir befürchten – viele aber erneut abschrecken. Sam ist nun einmal ein Bote und kein Kämpfer. Zwar finden Kämpfe statt, diese sind aber kräftezerrend und anstrengend, weil doch nichts von der Fracht gestohlen oder beschädigt werden soll. Zudem können Leerestürze wirklich zu verheerenden Auswirkungen auf der Landkarte führen. Das bedeutet, dass erfahrene Spieler:innen wohl eine gute Route planen und Kämpfe großteils vermeiden werden. Um hier eine Art von Progression zu fühlen, kann Sam verschiedene Dinge bauen. Diese erstrecken sich von Briefkästen, wo gefundene Fracht abgegeben werden kann über Generatoren, um beispielsweise die Batterien von Motorrädern aufzuladen bis hin zu ganzen Straßen, die über das Gebiet der Landkarte gebaut und so das Abliefern der geforderten Pakete deutlich vereinfachen können. Wäre da nicht der Zeitregen, der auch vor euren Bauten nicht Halt macht und diese langsam aber doch zersetzt. Ärgerlich. Wird doch auf diese Art und Weise das Progressionsgefühl gestört, wie wir finden.

Der Fotomodus macht auch weiterhin Spaß

Dem kann aber zumindest etwas Abhilfe geschafft werden, indem man Death Stranding – Director’s Cut online spielt. Hierdurch kommen Spieler:innen in den Genuss eines sogenannten asynchronen Multiplayers. Das bedeutet, dass euch andere Spieler:innen Leitern oder Kletterseile da lassen oder Warnschilder aufstellen können, um euch zu warnen. Zudem könnt ihr so beispielsweise gemeinsam an einer großen Straße bauen und diese stets reparieren.

Einige Online-Features, die neu im Director’s Cut hinzugekommen sind, konnten wir vor Release leider noch nicht testen. Dies wird in den kommenden Tagen in der Review ergänzt.

Wo sind die Unterschiede?

Die Unterschiede zum Release aus dem Jahr 2019, sind leider, wie von uns befürchtet, nicht besonders groß ausgefallen. Natürlich spielt sich Death Stranding – Director’s Cut nun in 4K und HDR auf der PlayStation 5. Hierfür können Spieler:innen aus zwei Pfaden wählen:

  • Performance Modus mit skaliertem 4K und (bis zu) 60 Bilder pro Sekunde (FPS).
  • Fidelity Modus mit nativem 4K.

Beide Modi spielen sich flüssig und sehen wirklich wunderbar aus. Ohnehin muss festgehalten werden, dass Death Stranding ein wirklich schönes Spiel ist – und das nicht erst seit der PlayStation 5-Fassung. Die hauseigene Decima-Engine scheint sehr performant zu sein. Neben dem optischen Effekten wurden auch Verbesserungen der Audio-Qualität versprochen: Hier ist vor allem die Implementierung von 3D Audio zu nennen, das mit dem Sony Pulse 3D Headset wirklich gut zur Geltung kommt und sich großartig anhört. Dies war zuletzt schon bei Ratchet & Clank: Rift Apart auffällig und setzt sich hier fort. Bezüglich DualSense-Controller-Einbindung (haptisches Feedback) ist uns leider nur wenig aufgefallen. Einmal aber doch: Wenn Sam zu sehr mit Paketen beladen ist, wankt er von einer Seite zur anderen. In diesem Fall verlagert sich die Vibration von der linken hinteren Schulter-Taste zur rechten und umgekehrt.

Was es wohl mit BB-28 auf sich hat?

Ansonsten sollte klar sein, dass sich das Spiel nun – dank eingebauter SSD-Festplatte – schneller laden lässt, es demnach kaum noch Ladezeiten gibt. Neben diesen netten Nice to Have-Features fällt hin und wieder auf, dass sich die Geschichte stringenter und geradliniger erzählt. Einige Dinge werden schneller in die Haupthandlung eingeführt, manche später. Im Großen und Ganzen bleibt es aber Death Stranding.

Alle, die bereits eine PS4-Fassung des Spiels besitzen, können sich den Director’s Cut quasi als Upgrade für 10 Euro kaufen. Eine Gratis-Update ist aktuell seitens Sony nicht vorgesehen.

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Fazit

Wertung - 8

8

Der Director's Cut von Death Stranding fügt viele kleine, nette Features zum Original hinzu. Das Spiel hat dank 4K, 60 FPS und HDR noch nie besser ausgesehen. Zudem erzählt sich die Geschichte nun etwas gestraffter und gebündelter, wodurch so manch Hänger aus dem Original aufgefangen wurde. Trotzdem kann auch der Director's Cut nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ultrakomplexe, zum Teil absurde Handlung wohl besser in einem Film zum Tragen gekommen wäre als in einem Spiel. Hierfür ist das Gameplay-Konzept einfach zu wenig abwechslungsreich, um ein großes Publikum zu fesseln. Kojima-Fans dürften nun aber keine Ausreden mehr haben.

Genre: Action
Entwickler: Kojima Productions
System: PlayStation 5
Erscheint: 24. September 2021
Preis: rund 50 Euro (oder 10 Euro als Upgrade)

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