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Review: Cyberpunk 2077 – Ehrenwort

Ein neuer Comic vom Autor von Cyberpunk: Edgerunners!

Dass die Welt von Cyberpunk 2077 noch viele spannende Geschichten zu bieten hat, wissen wir nicht erst seit der Ankündigung der DLC Erweiterung Cyberpunk 2077: Phantom Liberty und der Netflix Serie: Cyberpunk: Edgerunners. Im Panini Verlag ist nun bereits der zweite Comic-Band erschienen, der eine eigenständige Geschichte im Universums des Videospiels erzählt.

Das neue Cyberpunk 2077-Comic von Bartosz Sztybor ist deutlich unauffälliger als das (kritisch bemängelte, aber inzwischen großartige) Hauptspiel oder die grandiose, erschütternde Studio Trigger-Anime-Serie Edgerunners (für übrigens, die Sztybor die Originalgeschichte schrieb). Während sich 2077 und Edgerunners auf Menschen konzentrieren, die über die Fähigkeiten und Verbündeten verfügen, um es mit den großen Machthabern von Night City aufzunehmen, geht es in den Comics um vergleichsweise alltägliche Menschen – zum Beispiel um einen Braindance-Techniker.

Der Band Ehrenwort, illustriert von Jesús Hérvas, bewegt sich auf einem Mittelweg zwischen dem weitgehend überdrehten Protagonisten der letzten Comics und den Rockstar-Edgerunners von 2077 und, nun ja, Edgerunners bei Netflix. Eine der Hauptprotagonistin ist etwa Teresa, sie war einst eine unübertroffene Killerin, die von ihren Gangsterkollegen bei den Valentinos respektiert und von ihren Feinden gefürchtet wurde. Das ist Jahrzehnte her, und obwohl Teresa immer noch tödlich ist, ist Night City seit ihrer Zeit nur noch schärfer, härter und hungriger geworden. Sie ist gekommen, um Antworten zu finden und Rache zu üben, und sie wird dafür ihre ganze Tödlichkeit einsetzen.

Hérvas zeichnet wunderbare, wandlungsfähige Gesichter. Das gilt vor allem für Teresa, die zu Beginn des Buches mit ihrem Leben zufrieden ist und sich anmutig in ihr Alter eingelebt hat, obwohl sie nicht bereit ist, nackte Grausamkeiten, um ihrer selbst willen hinzunehmen.


Nachdem Teresa sich auf ihren Rachefeldzug begeben hat, führt Hérvas eine Schärfe in ihre Gesichtszüge und eine Präzision in ihren Bewegungen ein, die ihre absolute Tödlichkeit gekonnt zur Geltung bringt (oder besser gesagt wieder einführt, da Teresas früheres Ich zuerst auf einem Wandgemälde zu sehen ist, bevor sie richtig vorgestellt wird).

Hérvas‘ Blick auf Night City ist ebenfalls sehr stark. In seinen Zeichnungen ist es ein düsterer, verzweifelter Ort (vor allem im Vergleich zum kinetischen Bombast der Edgerunners – immer noch düster, aber auch romantisch), der unterstreicht, wie selten und wichtig Momente des Friedens und der Verbundenheit in Mike Pondsmiths dunkler Zukunft sind.

Während Sztybors Charakterarbeit wie immer solide ist, leidet „Ehrenwort“ ein wenig unter einem Missverhältnis zwischen seinem erzählerischen Umfang und seinem Erzählstil. Es ist eher eine Geschichte, die nur eine weitere Nacht in der Stadt erzählt. Das kollidiert mit dem Einfluss, den Teresa in ihrer Jugend auf Night City hatte, mit ihren immer noch bestehenden Verbindungen zu den Valentinos – eine der mächtigeren Fraktionen im Setting im Allgemeinen und eine mit direkter Verbindung zur Hauptgeschichte von 2077 – und mit dem vergleichsweise großen Umfang der Ereignisse und Akteure in dieser ursprünglich in vier US-Heften erzählten Geschichte. Der Höhepunkt macht auf dem Papier Sinn, aber in der Praxis liest sich das Ende abrupt, und eine Wendung in letzter Minute ist unangenehm, da sie sich gegen eine Figur richtet, die für Teresa wichtig ist, aber einen großen Teil des Comics außerhalb der Seiten verbringt.

Fazit:

Cyberpunk 2077 – Ehrenwort ist insgesamt solide geschrieben, und die Illustrationen von Hérvas sind hervorragend, aber für einen Comic, der einen der unzähligen Kämpfe der Bewohner von Night City in der Hoffnung auf ihre Rettung darstellt, hätte man noch mehr herausholen können. Zu hoffen bleibt auch, dass Panini auch den Vorgängerband „Blackout“ in deutscher Sprache herausbringen wird, die ebenfalls von Bartosz Sztybor konnte uns im letzten Jahr auf Englisch überzeugen.

Infos:

Autor: Bartosz Sztybor
Zeichnerin: Jesús Hervás
Verlag: Panini Verlag (Original: Dark Horse)
Seiten: 108
Preis: ca. 15 Euro

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