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Review: Cuphead

In seinen besten Momenten bezaubert Cuphead mit handanimierten Charakteren, Aquarell-Hintergründen, jazziger Musikuntermalung und responsiver Steuerung. Im krassen Gegensatz dazu stehen die weniger schönen Momente, in denen man den Controller zerschmettern will, weil ein nicht vorhersehbares Hindernis den jüngsten einer langen Reihe von Bildschirmtoden herbeigeführt hat. Cuphead ist ein Spiel der Gegensätze – im Guten wie im Schlechten.

Cuphead

Eines der hübschesten Spiele 2017

Die Entwicklung von Cuphead begann im Jahr 2010, die Enthüllung erfolgte im Rahmen von Microsofts E3-Pressekonferenz 2014. Der erste Titel des Indie-Entwicklers StudioMDHR hätte ursprünglich bereits im selben Jahr erscheinen sollen, doch die liebevolle Optik und die später hinzugefügten Run-and-Gun-Levels verschlungen viel Zeit. Ursprünglich waren lediglich acht Bosskämpfe geplant, doch nach und nach gesellten sich ausgewachsene Levels, eine Weltkarte und mehr Bosse hinzu. Von einem audiovisuellen Standpunkt hat sich die Wartezeit gelohnt. Jedes Frame der Charakteranimationen wurde handgezeichnet, getuscht und schließlich im Computer koloriert. Alle Hintergründe sind Aquarellzeichnungen, die ebenso mit viel Liebe zum Detail ausgestattet sind.

Der durchgeknallte Animationsstil mitsamt seinen deformierten Charakterdesigns ist stark von amerikanischen Cartoons der 30er Jahre geprägt, Betty Boop und Steamboat Willie lassen grüßen. Die Hauptcharaktere Cuphead und Mugman treten auf ihrer Mission, die eigenen Seelen vor dem Teufel zu retten, gegen eine riesige Zigarre, eine Karotte mit psychischen Fähigkeiten, eine fiese Sonnenblume und viele weitere durchgeknallte Kreaturen an. Trotz der oft verspielten Designs ist mit diesen Gegnern nicht zu spaßen. Der Tod ist ein ständiger Begleiter.

Cuphead

Eines der härtesten Spiele 2017

Die Ladezeiten zwischen dem Tod und dem Neustart des Levels sind in Cuphead sehr kurz. Das ist auch bitter nötig, denn das Spiel ist unerbittlich. Die zahlreichen Bosse in den vier Welten verfügen über mehrere Phasen, die den Schwierigkeitsgrad stetig nach oben treiben. Darüber hinaus spielt auch der Zufall eine Rolle, da die Phasen teilweise anders angeordnet sind oder durch andere ausgetauscht werden. Dadurch werden die vielen Versuche nicht langweilig, doch es ergeben sich manchmal Situationen, in denen das Spiel beinahe unfair wirkt.

Neben den harten Bosskämpfen warten klassische Sidescrolling-Levels darauf, das Spielgeschehen aufzulockern. Doch „auflockern“ ist wohl zu viel gesagt, denn auch hier gibt es keine Verschnaufpausen. Stillstand bedeutet oft den Tod, weil Gegner in vordefinierten Intervallen erscheinen. Also müssen die Feinde in klassischer Run-and-Gun-Manier ausgeschaltet werden, während man zügig versucht, Plattformen zu überwinden und das Ende der Stage zu erreichen. Zu allem Überfluss kann es vorkommen, dass plötzlich ein großer Feind erscheint, den man niemals hätte vorhersehen können. Wenn solche Überraschungen zu einem Ableben (und damit einem Neustart des Levels) führen, fühlt sich Cuphead mehr unfair als herausfordernd an.

Cuphead

Frust oder Motivation?

Cuphead balanciert allgemein recht gut auf dem schmalen Grat zwischen Herausforderung und Frust. Die Bosskämpfe sind nur knapp zwei Minuten lang, die Steuerung präzise und gibt in den meisten Fällen das Gefühl, dass man selbst für den Bildschirmtod verantwortlich war. Doch manchmal kann der Frust überhand nehmen. Die atemberaubende Optik hat den Nachteil, dass manche Attacken sich zu wenig vom Hintergrund abheben. Ein einfacher Spielmodus ist zwar vorhanden und kann für die einzelnen Bosskämpfe gezielt ausgewählt werden, blockiert aber zu einem gewissen Grad den Spielfortschritt. Der Endboss kann nur freigeschaltet werden, wenn alle Begegnungen auf dem normalen Schwierigkeitsgrad gemeistert wurden.

Cuphead

Seinen ganzen Zauber entfaltet Cuphead erst im lokalen Koop-Modus. Der zweite Spieler schlüpft in die Rolle von Mugman und sorgt für eine neue Dynamik. Einerseits geht die Übersicht teilweise flöten, wenn mehrere Projektile über den Bildschirm blitzen, andererseits können sich zwei Spieler gegenseitig wiederbeleben, wenn der Geist des Partners rechtzeitig erreicht wird.

Um vor allem in den späteren Stages eine Chance zu haben, lohnt sich ein Besuch im Item-Shop. Ein schnauzbärtiges Schwein mit Augenklappe bietet hier eine Reihe nützlicher Verbesserungen an. Das geht von alternativen Feuermodi (etwa ein Streuschuss mit geringer Reichweite) über Spezialattacken bis hin zu passiven Fähigkeiten (das Ausweichmanöver wird zu einem Teleport).

Review Overview

Wertung - 8

8

Cuphead ist ein audiovisuelles Meisterwerk, das künstlerisch aus allen Zylindern feuert. Die Charakterdesigns und Animationen sind eine Augenweide, die von einem herrlich blechern klingenden Jazz-Soundtrack und angenehmer Filmkörnung abgerundet wird. Es ist nur schade, dass einige Spieler diese Brillanz nie in ihrer Gesamtheit erleben werden. Cuphead verlangt schnelle Reflexe und Durchhaltevermögen, spaltet aber die Geister. Je nach Spielertyp greift entweder der Drang, sich zu verbeißen und mit jedem Versuch ein bisschen besser zu werden, oder aber der Reflex, Cuphead aufgrund des hohen Frustfaktors nie wieder anzufassen.

Genre: Run-and-Gun
System: Xbox One, PC
Entwickler: StudioMDHR
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 20 Euro

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