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Review: Crackdown 3

Nicht weniger als eine Revolution des Open-World-Genres wurde versprochen, als Microsoft 2014 den ersten Trailer zu Crackdown 3 präsentierte. Per Cloud-Computing wollten nie geahnte Zerstörungsorgien geboten werden, ganze Städte sollten physikalisch korrekt in Schutt und Asche zerlegt werden. In den fünf Jahren seitdem ist viel passiert. Crackdown 3 ist 2019 vor allem eines: nichts Besonderes.

Wolkenloser Himmel

Die Cloud-Experten von Cloudgine wechselten bereits Anfang 2018 zu Epic Games. Das wäre an sich nicht schlimm. Ihre Arbeit bei Crackdown hätte zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen sein können. Wer aber zum ersten Mal in die Welt von Crackdown 3 springt und gegen eine Wand schießt, wird wohl eher das Gefühl haben, dass diese schlicht nicht mehr existent ist. Denn die traurige Wahrheit ist: In der Kampagne lässt sich so gut wie gar nichts zerstören.

Terry cruised schnell davon

Bis auf ein paar Kisten oder die sehr liebevoll designten Fahrzeuge im Tron-Look ist die Welt von Crackdown 3 nämlich in etwa so veränderungsfreudig wie ein Republikaner. Egal welche der 24 futuristischen Kanonen ihr entfesselt, ihre Wirkung bleibt dieselbe – nämlich keine. Als sich dann „Brooklyn Nine-Nine“-Star Terry Crews nach einer witzigen Intro-Sequenz in einen austauschbaren Skin ohne jeden Charakter verwandelt, hatte ich beinahe mit Crackdown 3 abgeschlossen.

Grinding mit Happy-End

Letztlich lassen sich die positiven Aspekte des Spiels an einer Hand abzählen. So lässt euch die belanglose Story über einen korrupten Mega-Konzern, der Schritt für Schritt aufgehalten werden soll, viel Freiheit bei der Wahl der nächsten Ziele. Diese präsentieren sich in Form von hierarchisch angeordneten Kommandanten, denen man nach relativ generischen Missionen (gehe dorthin, zerstöre dies, ballere auf das) in bombastischen Bosskämpfen gegenübersteht.

Wer hat schon Zeit selbst zu steuern

Da euer Agent sich durch das Töten der zahlreichen Gegner selbst heilt, sind diese Endbosse auch die einzigen Gegner, die tatsächlich durchdachtes Vorgehen statt simpler Rambo-Taktiken verlangen. Das Zielen übernimmt das Spiel nämlich fast komplett selbst. Ist ein Gegner einmal anvisiert, verliert ihr ihn nicht mehr aus den Augen und habt nur noch die Option, nach einem kurzen Scan auf seinen Kopf zu ballern.

Super Crackdown World

Je nachdem ob ihr den Gegnern per Explosionen, Kugeln, im Nahkampf oder mit futuristischen Tötungsgeräten an den Kragen geht, erhaltet ihr Skillpunkte, die den ausgeteilten Schaden erhöhen und neue Fähigkeiten freischalten. Am meisten Spaß macht das Sammeln der Bewegungs-Skillpunkte, die Doppelsprünge und Luft-Dashes ermöglichen.

Zombie-Tron

Prinzipiell ist die Welt von Crackdown kreativ designt und gerade Cyberpunk- und Neonlicht-Fans werden mit einem passenden HDR-Bildschirm auf ihre Kosten kommen. Leider wirkt alles aber auch sehr steril und unbelebt. Große Abschnitte der Welt erinnern im besten Fall als eine Cyberpunk-Fabrik, statt eine rettenswerte Stadt. Zumindest darf diese im Online-Koop mit bis zu vier Mitspielern erkundet werden, was auch den Spielspaß ein wenig aufpoliert.

Versus-Multiplayer

Ein kurzer Abstecher in den Wrecking Zone genannten Multiplayer-Modus gibt zumindest eine vage Vorstellung davon, was ursprünglich mit Crackdown 3 geplant war. Hier lässt sich auf drei Deathmatch-Karten nämlich tatsächlich alles zerstören, was in die Schussbahn gerät. Zwar wird für die Berechnung besagter Zerstörungen, laut mittlerweile alleinigem Entwickler Sumo Digital, tatsächlich die vereinte Power der Konsolen aller zehn Spieler verwendet, das Resultat bleibt aber eher ernüchternd. So brecht ihr durch sämtliche Wände als wären diese aus Karton, alles zerbröselt in etwa gleich große Stückchen und von physikalischer Korrektheit kann nicht die Rede sein. Da herabstürzende Trümmer auch keinen Schaden anrichten, hält sich der taktische Nutzen ebenfalls in Grenzen. Wrecking Zone verebbt schnell zu einer generischen Erfahrung.

Fazit

Wertung: - 5.5

5.5

Mental Crackdown

Wer Crackdown 3 mit nüchternen Augen ohne jeden Vergangenheitsbezug betrachtet, bekommt ein arcadiges Open-World-Spektakel im Tron-Stil, das etwa zwölf Stunden zum Hirn abschalten und Drauflosballern einlädt. Angesichts der Entwicklungsgeschichte drängt sich aber die Frage auf, was zur Hölle hier schief gelaufen ist. Denn Crackdown 3 reiht sich grafisch und technisch weit hinter allen größeren Open-World-Titeln des letzten Jahres ein. Der Humor bleibt bereits in den ersten Minuten auf der Strecke und Terry Crews ist ebenfalls kaum im Spiel. Wer sich eine Zerstörungsorgie wünscht, ist mit Just Cause 4 oder Red Faction: Guerrilla Remastered besser bedient. Arcade-Fans, denen der Tron-Stil ganz besonders gut gefällt, warten zumindest auf einen Preissturz oder sind sowieso Game-Pass-Abonnenten.

Genre: Open-World-Action
Entwickler: Sumo Digital
System: Xbox One, PC (Play Anywhere)
Erscheint: 15. Februar
Preis: ca. 60 Euro

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