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Review: Call of Duty: Modern Warfare

Mit Call of Duty: Modern Warfare erfand sich die Shooter-Serie 2007 im Grunde neu und setzte zu einem beinahe ungebrochenen Höhenflug an. Nachdem man im letzten Jahr mit Call of Duty: Black Ops 4 erstmals auf eine klassische Solo-Kampagne verzichtete und lieber in Battle Royale-Gefilde fischte, kehrt man nun mit dem Entwicklerteam Infinity Ward zu Modern Warfare zurück. Doch statt dem 4. Teil erfolgt ein zeitgemäßer Softreboot, der jedoch auf die beliebten Tugenden und Komponenten des Originals setzen möchte.

So bekommt ihr eine knallharte „Gut gegen Böse“-Story vorgesetzt, die sich zwar mit zahlreichen Grauschattierungen schmücken möchte, bei genauerem Hinsehen entpuppen sich diese jedoch bestenfalls als Hollywood-Special-Effects. Ihr schlüpft im Spiel in die Charaktere des CIA-Agenten Alex und des britischen SAS-Manns Kyle Garrick, damit es zumindest eine emotionale Verbindung zu den früheren Modern Warfare-Games gibt wird euch Captain Price, Mitglied der englischen Special Air Service, zu Seite gestellt. Diese schlagkräftige Truppe ist auch notwendig, tretet ihr doch gegen die Terrororganisation Al-Qatala an, die schon zu Beginn des Spiels den Horror eines Anschlags am Piccadilly Circus in London auslöst. Dies ist jedoch nur ein Vorgeschmack, was der Welt brühen könnte, denn Al-Qatala ist bereits im Besitz von gefährlichen chemischen Waffen. Im Mittelpunkt des Konflikt steht der fiktive Nahost-Staat Urzikstan, in dem der brutale abtrünnige Russen-General Barkov mit seinen Schergen die Bevölkerung unterdrückt. So steht euch auch Farah Karim, Kommandantin der urzikischen Freiheitskämpfer zur Seite. Vorbild ist hier klar der noch immer aktuelle Krieg in Syrien, bei dem es auch eine Vielzahl an Interessen und Konfliktparteien gibt. Doch erwartet euch nicht zu viel von der Handlung, im Kern bekommt ihr das, was euch der Name des Spiels verspricht, eine bombastische Action-Achterbahn mit abwechslungsreichen Szenarien, Aufgabenstellungen und einigen zusätzlichen Überraschungen, die praktisch nie Langeweile aufkommen lassen. Da dürfen Sniper-Missionen genauso wenig fehlen wie Rückblenden, in denen ihr andere Charaktere spielt und dadurch Hintergründe erfahrt, Nacht-Missionen mit stark eingeschränkter Sicht, oder auch das Steuern von mit Sprengstoff beladenen Drohnen.

Sankt Petersburg ist hier genauso Schauplatz wie England, ein moderner Flughafen, eine geheime Waffenfabrik oder die zerstörte Hauptstadt von Urzikstan. Dabei setzen die Entwickler nicht nur auf die typische Ego-Action gegen eine Vielzahl an KI-Gegnern, sondern versuchen auch immer wieder das Ganze durch entweder sehr drastische oder emotionale Momente zu unterbrechen, in den sich die gespielten Charaktere auch schon mal Fragen, ob sie noch auf der richtigen Seite stehen. Dies gelingt bis zu einem gewissen Grad recht gut, doch schnell durchblickt ihr die wiederholenden erzählerischen Tricks und merkt, dass hier die Substanz eines echten Statements praktisch komplett fehlt. Der Unterhaltungsaspekt hat zu jeder Zeit klar Vorrang, auch wenn es immer wieder Szenen gibt, für die ihr auch mal einen stärkeren Magen braucht als beim üblichen 08/15-Ballerspiel.

Vor allem auch die Geger-KI fällt positiv gegenüber den Vorgängern auf, so laufen diese nicht mehr ziellos in euer Feuer und verhalten sich generell mehr so, als würden sie wirklich überleben wollen. Da stört schon eher, dass bei höheren Schwierigkeitsgraden deren Trefferquote so gut ist, dass ihr ohne „Trial & Error“ wohl kaum ans Ziel kommen werdet. Dem kommt natürlich das neue Feature zu Gute, das ihr nun deutlich besser jede Ecke, jeder Vorsprung und jede Kante im Spiel ausnutzen könnt, indem ihr euch abstützt und vorsichtig nach vorne blickt. Zusammen mit der präzisen Steuerung und dem schlagkräftigen Waffenfeedback macht da auch schon mal der dritte oder gar vierte Anlauf immer noch Spaß.

Haben wir uns in diesem Review vor allem auf die Solo-Kampagne des Spiels konzentriert, so ist diese für viele Spieler nur nettes Beiwerk, wenn sie nicht überhaupt übersprungen wird. Doch auch hier hat man nach den letzten Jahren zumindest auf den ersten Blick stark reduziert und geht einige Schritte zurück, um etwas entschleunigt die Modern Warfare-Atmosphäre erneut einzufangen. Mit weniger Tempo und Hektik wird euer Skill im Spiel deutlich mehr in den Vordergrund gestellt. Die niedrigere Geschwindigkeit soll zwar den Einstieg erleichtern, in der Realität ist das „neue“ System jedoch mit einer ordentlichen Lernkurve versehen. Dabei könnt ihr eure Waffe mit einer Vielzahl an Modifikationen an euren persönlichen Spielstil anpassen. Einmal freigespielt gibt es etwa größere Magazine, einen Schalldämpfer oder eine besseres Zielerfassung. Dabei hat jede auch nur so kleine Veränderung oder Anpassung auch direkte Auswirkung im Gefecht. Für Abwechslung sorgen bereits zum Start zehn Maps, mit dabei auch der eine oder andere Klassiker. Schnell fällt auf, dass sich die Entwicklung vom typischen 3-Wege-Schema der Serie gelöst hat, dies sorgte schon nach kurzer Zeit für deutlich abwechslungsreichere Scharmützel. Auch die Modi-Auswahl kann sich bereits sehen lassen und bietet neben Klassikern wie „Team Deathmatch“ auch einige Neuerungen, auch wenn ein Battle Royale fehlt. Dafür dürft ihr im zumeist etwas chaotischen „Bodenkrieg“ mit jeweils 32 Spielern auf jeder Seite gegeneinander antreten. Für Zwischendurch oder vielleicht auch den Esport-Einsatz eignet sich dafür das „Feuergefecht“. Hier treten 2er-Teams auf überschaubaren Karten an und müssen sich gegenseitig ausschalten bzw. eine Flagge erkämpfen. Vorbildlich ist auch der Umstand, dass ihr viele der Modi auch offline über Lan oder sogar Solo gegen KI-Bots spielen könnt.

Die neue Grafik-Engine hebt Call of Duty auf eine deutlich höhere technische Stufe und zeigt auch auf der Xbox One X und der PlayStation 4 Pro, dass man deren Hardware auszunutzen weiß. Aber auch auf den regulären Konsolen sowie einem Standard Spiele-PC sehen die flüssigen Charakteranimationen sowie die oftmals spektakulären Lichteffekte hervorragend aus. Hier bereitet sich die Serie bereits klar für die kommende Generation vor. Extra Lob gibt es diesmal auch für die deutsche Sprachausgabe, die zu dem Besten gehört, das man in den letzten Jahren gehört hat und zusammen mit dem stimmigen Soundtrack und den wuchtigen Sounds der Waffen ein atemberaubendes Klangerlebnis bilden.

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Modern Warfare ist zurück! Infinity Ward serviert uns einen modernen Shooter, der in vielen Belangen zurück zu den Wurzeln der Serie kehrt, jedoch auch genug Modernisierungen mit an Bord hat. So ist auch die Kampagne wieder knackig kurz und gibt sich keinerlei Längen hin. Stattdessen ist man so nahe am Zeitgeschehen wie noch nie und kaum ein Level kommt ohne drastische Bilder und Momente aus, in denen man die Gräuel des Krieges drastisch vor Augen geführt bekommt. Solche „Aufreger“ gab es auch schon in der Vergangenheit, diesmal trifft man sie jedoch deutlich öfters. Leider bleibt es bei der Provokation, ohne diese auch ordentlich aufzugreifen und so vergibt man die Chance, die Serie hier auf die nächste Stufe zu heben und bleibt bei der Schießbude Marke Michael Bay Hollywood. Dies gelingt dafür mit einem furiosen audiovisuellen Feuerwerk und zusammen mit dem Mehrspieler-Teil des Spiels bekommt ihr ein mehr als ordentliches Shooter-Paket, das sich wohl auch noch in den nächsten Monaten entwickeln wird.

Genre: Action
Entwickler: Infinity Ward
System: PC, PS4, Xbox One
Erscheint: erhältlich
Preis: ca.  70 Euro

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