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Review: Call of Duty Modern Warfare 2 (Die Kampagne)

Fast unglaublich, es ist bereits drei Jahre her, seit Infinity Ward mit Modern Warfare (2019) das beste CoD seit Jahren geschaffen haben, damals war die Welt noch eine andere… Den jährlichen Ablegern der Call of Duty-Serie nachzusagen, dass sie „immer die gleiche Schießbude“ abliefert, wäre mehr als ungerecht. Die diversen Entwicklerteams hinter den Spielen haben es in den letzten Jahren immer wieder geschafft, frischen Wind in das Gameplay und die Story zu bringen und dabei einander hoch zu schaukeln. Wobei die Veröffentlichung des sehr erfolgreichen Call of Duty: Warzone die Spielregeln komplett auf den Kopf gestellt haben. War schon zuvor der Mutiplayerteil der Call of Duty Spiele sehr wichtig, so rückt dieser nun noch mehr in den Vordergrund, nicht nur, weil die Veröffentlichung von Warzone 2.0 am 16. November vor der Tür steht.

Call of Duty: Modern Warfare II bricht bereits jetzt Rekorde

Doch würde ein Vollpreis Call of Duty überhaupt noch gebraucht werden? Es gibt doch mit Call of Duty: Warzone einen hervorragenden Free-to-Play-Battle-Royale-Ableger? Die Antwort ist ja, das Spiel hat innerhalb von drei Tagen die Marke von 800 Millionen Dollar Umsatz geknackt. Das ist das größte Startwochenende in der Geschichte des Franchise! Mehr noch, einmal mehr überrollt die Videospiele Industrie Hollywood: „Top Gun: Maverick“ und „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ können da nicht mithalten!

Für unser Review konzentrieren wir uns komplett auf die an vielen Stellen spektakuläre, siebenstündige Kampagne, die aus jeder Ecke „Wir haben, ein großes AAA-Budget“ trieft. Ãœber die diversen Multiplayer-Modi werden wir jedoch in unseren Podcast Formaten sprechen.

So hat man schnell den Eindruck, es geht es in der Kampagne von Modern Warfare 2 mehr darum, eine Reihe spektakulärer Momente zu erleben, als dem routinierten, geopolitischen Drama zu folgen. Dieses Jahr tauscht Call of Duty eine fiktive Ecke des Nahen Ostens gegen eine fiktive Ecke Mexikos, Las Almas, aus, die von einem Kartell kontrolliert wird. Dieses Kartell beherbergt zufällig den internationalen Terroristen, der im Fadenkreuz von Captain Price steht.

Entwickler Infinity Ward hat die Begeisterung über die Rückkehr von Captain Price und Gaz in Modern Warfare (2019) erkannt und nun auch Soap MacTavish und Ghost wieder in die Handlung integriert. Die Kampagne schwelgt gerne in der Rückkehr des Spec-Ops-Quartetts. Die Eröffnungsmission endet mit einer Wiedereinführung von Ghost, die mit der gleichen epischen Note präsentiert wird, wie Han Solos Rückkehr in Star Wars.

Natürlich werden vor allem Call of Duty Veteranen begeistert sein, wenn Ghost zum ersten Mal auftaucht oder wenn sie Soaps dummen Irokesen wiedersehen (eine Modewahl, die viel mehr auffällt als 2009). Die Bande bringt immer noch so gut wie nichts an Persönlichkeit mit, aber gelegentliche Momente mit Dialogoptionen in den Missionen sind ein bescheidener Versuch, sie als echt eingeschworene  „Bruderschaft“ zu verkaufen.

Weniger ist manchmal mehr

Letztlich sind die 17 Missionen der Kampagne eine gesunde Mischung aus vertrauten Korridor-Shootouts und Abstechern in spielerische Experimente. Mehrere Enden oder Nebenquests im Stil von Treyarch sucht man vergebens, aber es gibt ein paar wirklich denkwürdige Missionen. Zum Beispiel ist „Recon By Fire“ eine Weiterentwicklung der kultigen „All Ghillied Up“-Mission von Call of Duty 4 mit einer sandkastenartigen Variante. Und auch die erste Hälfte von „Prison Break“, die einen FPS kurzzeitig in ein isometrisches Taktikspiel verwandelt, als Soap Ghost durch eine riskante Solo-Infiltration über CCTV-Kameras führt, brachte Abwechslung in das Shooter-Gameplay. Das sind spielerische Momente, die derart gut inszeniert sind, dass wir auch noch zwei Wochen später daran denken, aber diese  Highlights werden auch von einigen echten Downern getrübt. Etwa die aus dem Trailer bekannte Mission, in der man wie ein von der Regierung sanktionierter Nathan Drake von LKW zu LKW springt? Zu lang, erstaunlich langweilig und verdammt hakelig. Generell sind einige coole Missionen oftmals zu kurz und andere wirken künstlich in die Länge gezogen. Noch schlimmer sind einige Missionen, die sich fast 1:1 im Laufe des Spiels wiederholen, das ist schade bei der generell hohen Qualität.

Modern Warfare 2 schlägt allgemein einen etwas leichteren Ton an, als Modern Warfare 2019, aber es ist ein Jammer, dass Infinity Ward es nicht schafft, eine Kampagne ohne eine Handvoll Momente zu machen, die sich unangenehm  anfühlen, wenn es um die moralisch schwarze Welt der Spezialoperationen geht. Das Team Price ist der Held der Geschichte, und doch geht es in einer Mission darum, eine mexikanische Kleinstadt von einem AC-130 aus in die Luft zu jagen. Ich erwarte keine Reflexion über den Krieg auf dem Niveau von Spec Ops: The Line, aber man sollte meinen, dass zumindest einer dieser rechtschaffenen Freiheitskämpfer anerkennen würde, dass die Mission ein totales Desaster war, während sie von einem Trümmerhaufen wegfahren. Das bewegt sich insgesamt zum Glück nicht mehr auf dem Niveau des Spiels von 2019, aber hinterlässt noch immer einen fragwürdigen Eindruck. Diese Momente untergraben die Beziehungen zwischen den Trupps, die Infinity Ward in den ruhigen Momenten aufzubauen versucht. Es ist schwer, ein Gefühl der Kameradschaft zu entwickeln, wenn ich zum Beispiel mit einer Waffe auf Zivilisten ziele, um sie zu „deeskalieren“.

Es ist gar nicht so einfach, Call of Duty Modern Warfare 2 grafisch einzuordnen. Da gibt es Abschnitte, wie die Amsterdam-Mission die zu den beeindruckendsten gehört, dass wir bis heute auf der PlayStation 5 gesehen haben. Andere Abschnitte, hat man auf der PS4 schon deutlich besser gesehen. Insgesamt ist das Spiel jedoch auf einem hohen, aber eben nicht konstanten Niveau angesiedelt.

Akustisch wird leider keine Bestleistung abgeliefert, das fängt bei der deutschen Synchronisation, an, die höchstens Seriendurchschnitt ist und natürlich muss sich das Modern Warfare 2 von 2022 auch beim Soundtrack den Vergleich mit dem Modern Warfare 2 von 2009 gefallen lassen. Der Score wurde damals von niemand anderem als Hans Zimmer produziert, der auch die Hauptthemen selbst schrieb. Der aktuelle Soundtrack wirkt eher unscheinbar. Dabei war mit Sarah Schaner eine erfahrene Hollywood- und Videogame-Komponistin an Board, die zuletzt etwa mit dem Soundtrack zu Prey glänzt. Auf Twitter zeigte sie sich einige Tage nach Release über den Einsatz der Musik von ihr und einiger ebenfalls beteiligter anderer Komponisten schwer enttäuscht und kündigte an, sich von Call of Duty: Modern Warfare 2 und Call of Duty: Warzone ab sofort zurückzuziehen.

Fazit

Wertung - 8

8

Kampagne

Die Kampagne von Call of Duty Modern Warfare 2 ist ein zweischneidiges Schwert. Sie macht Spaß und ist teilweise sogar großartig und mit 7-8 Stunden Spielzeit auch in einem zu erwarteten Bereich. Vor allem da das Gebotene sehr abwechslungsreich serviert wird und regelmäßig aus der 08/15 Schießbude ausbricht. Umso mehr ist es schade, dass die Entwickler sich anscheinend gezwungen gesehen haben, einige Missionen künstlich zu strecken. Insgesamt sorgt die Vielfalt der Schauplätze von Mission zu Mission dafür, dass es nie langweilig wurde. Die Zeit, die wir mit der Task Force 141 verbracht haben, war ein Riesenspaß, und wirkte oftmals wie eine Art Greatest Hits-Liste der Serie. Ob man sich das Spiel nur für die Kampagne kauft, muss jeder, wie eigentlich bei jedem der letzten Teile der Serie, für sich entscheiden. Ist sie doch nur ein Teil in einem großen Gesamtpaket.

Genre: Action Shooter
Entwickler:Infinity Ward
System: PlayStation 5, Xbox Series, Xbox One, PlayStation 4, PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 70 Euro

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