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Review: Blood Bowl 3

Ewig schad' drum!

Durch das Erscheinen von Blood Bowl: Edition Zweite Spielzeit, einer neuen Starterbox mit angepassten Regeln im Jahre 2020, rief die Spielerschaft nach einer Überarbeitung des Regelwerks des im Jahre 2015 erschienenen Blood Bowl 2, was laut den Entwicklern nicht möglich war. Im Jahre 2018 begannen dann die Entwicklungsarbeiten zum Nachfolger, dieses Mal mit der Unreal-Engine, wobei das neuere Regelwerk des nunmehr überarbeiteten Tabletop-Spiels noch in den Entwicklungsprozess eingearbeitet werden konnte. Acht Jahre nach dem zweiten Teil liegt nun Blood Bowl 3, nach zwei Jahren der Verschiebungen, in den Regalen und auf den Servern für die gewillten Spieler*innen bereit, wobei wir uns im Test darauf konzentrierten, ob und warum man aktuell überhaupt von Teil 2 auf 3 wechseln sollte. Ernüchternde Antwort: es gibt nicht einen wirklichen Grund, aber lest selbst.

Am Spiel selbst, dass an American Football oder Rugby angelehnt ist, hat sich relativ wenig geändert. Durch blocken, passen und laufen versucht eine Mannschaft bestehend aus verschiedenen Völkern einer alternativen Warhammer-Welt einen Touchdown zu erzielen, die andere versucht dies zu verhindern, das alles findet rundenbasiert statt. Zusätzlich können Spieler im Laufe der Zeit verbessert, Teams erweitert und diverse Boni durch hoffentlich steigendes Budget zugekauft werden.

Das Spiel selbst macht immer noch Spaß.

Bisher alles wie gehabt, wirkliche Änderungen gibt es wie erwähnt nur bei den Regeln: So konnten zum Beispiel bisher schlechte Würfelwürfe nur einmal pro Zug wiederholt werden, nun ist das mehrfach möglich, Spieler verfügen nun über einen Passen-Wert, der statt dem Agility-Wert zum Passen herangezogen wird und am Boden liegende Spieler können nun übersprungen werden.

Bei den Modi bietet Blood Bowl 3 einerseits eine Singleplayer-Kampagne inklusive eines nun verkürzten Tutorials, wobei der Fortschritt im Test nur bis zu einer gewissen Schmerzgrenze getestet werden konnte. Diese Grenze stellte für mich die „KI“ dar, die leider alles ist, nur nicht intelligent. Schon in Blood Bowl 2 war die KI nicht unbedingt schnell, aber es tat sich was am Feld, mit dem Wechsel auf die Xbox Series X flutschte die Berechnung des gegnerischen Zugs nur so dahin und eine Partie war schnell gespielt. In Blood Bowl 3 geschieht, sobald die KI übernimmt, erstmal 1-2min gar nichts, bevor dann irgendwann irgendwas passiert und die KI ihren Zug macht, der dann meistens alles ist, nur nicht sinnvoll. Ich hab es mehrfach versucht, aber meiner Xbox beim Nichtstun zusehen, kann ich auch wenn sie ausgeschaltet ist. Natürlich kann man offline auch einfach ein Freundschaftsspiel gegen menschliche Gegner spielen.

Ohne Anpassungen geht die Übersicht flöten.

Hat man dann irgendwann genug gewartet, kann man mit selbst erstellten Teams online diverse Turniere und Events spielen, die dank der nicht sehr benutzerfreundlichen und für Rookies nichtssagenden Menüs, die teilweise nicht fertig oder einfach furchtbar schlecht übersetzt sind, erstellt werden können. Sind die Server online, was nicht immer der Fall ist, funktionieren die Online-Partien gut und machen auch Spaß, den selbst der schlechteste Spieler da draußen ist besser als die KI.

Ein offener Brief vieler Blood Bowl Liga Manager bekrittelten für Online-Partien das Fehlen vieler wichtiger Managementfunktionen für Ligen, die aber laut Cyanide schon in Arbeit seien und in den nächsten Wochen veröffentlicht werden sollen.

Man hat noch viel vor.

Vom Umfang her präsentiert sich Blood Bowl 3 auf absoluter Sparflamme. Auch wenn es unter anderen mit den Black Orcs ein für mich sehr interessantes neues Team gibt, ist die Auswahl doch wesentlich geringer als noch im Vorgänger. Der ist mittlerweile um 5 Euro zu bekommen, steht Teil 3 um nichts nach und hat einen immensen Umfang.

Das eigene Team darf zu Beginn nur minimal verändert werden, ohne Aufpreis kann nur Name, Logo und Farbe verändert werden. Nachdem auch die Spielfiguren der einzelnen Positionen alle komplett gleich aussehen, kommt schnell der Wunsch auf seine Minis zu individualisieren, was leider so gut wie gar nicht möglich ist, außer man ist bereit dafür zu bezahlen. Allein schon der Mangel an Übersicht auf dem Spielfeld führt dazu, dass man sein Team so schnell wie möglich verändern möchte.

Einziges fertiges Feature, der Shop.

Wirklich gut bestückt ist nämlich vor allem der Shop, in dem man für jede Position und jeweils 6 Körperteile Ausrüstungsgegenstände kaufen kann, wobei die Teile immer nur für eine Position passen. Möchte man somit jede seiner Figuren individuell ausrüsten, ergibt das mit den billigsten Teilen und einem Team bestehend aus 15 Figuren nicht weniger als 67,5 Euro pro Team. Die interne Währung kann zwar in-game verdient werden, was aber mehr als mühsam und an den kostenpflichtigen Blood Pass gekoppelt ist.

Cyanide hat in einem Posting auf Steam bereits auf die umfangreiche Kritik der Spielerschaft reagiert und Besserung versprochen, wobei man immer noch davon überzeugt sei, dass das aktuell System gut sei und seine Berechtigung habe. Eine echte Entschuldigung für einen mehr als holprigen Start klingt anders.

Irgendwie muss man ja was verdienen, durch Verkäufe wird nicht viel reinkommen.

Viele andere Features haben es ebenfalls noch nicht ins Spiel geschafft. So sollen in den ersten Seasons noch Funktionen wie dem Wiedereinstieg in ein abgebrochene Spiel, ein Zuschauermodus oder gar Star-Spieler eigefügt werden.

Auf den ersten Blick hat sich trotz Unreal-Engine nur wenig getan, viel besser als der Vorgänger sieht das Spiel nicht gerade aus, wobei man beim herauszoomen schon bemerkt, dass die Auflösung etwas höher ist. Ja, die Stadien wirken etwas belebter und generell sind die Modelle etwas detaillierter, der große Sprung ist das jedoch nicht, zweckmässig wäre wohl der richtige Ausdruck. Die Kamera dreht und zoomt flüssiger, was leider immer noch zu wenig ist.

Pros and Cons

+ angepasstes Regelwerk
+ Spiel an sich macht immer noch Spaß

– Spiel wirkt durch und durch unfertig
– KI im Singleplayer ist absolut unterirdisch
– Mikrotransaktionen sind eine einzige Frechheit
– Umfang wesentlich geringer als beim Vorgänger
– Aufteilung zwischen On- und Offline Account unsinnig
– so gut wie keine Neuerungen gegenüber dem Vorgänger
– Menüs sind nicht gerade einladend oder logisch

Fazit

Wertung - 5

5

(Noch) nicht kaufen!

Im aktuellen Zustand ist Blood Bowl 3 eine einzige unfertige Baustelle, die im Kern aber ein gutes Spiel enthalten würde, die man in einzelnen Partien auch genießen kann, das aufgrund der vielen Mängel aber nicht sehr zugänglich ist. Die mangelnde KI, die Mikrotransaktionen, Bugs, nicht laufende Server, geringer Umfang, Funktionen und Features, nichts was ich mir von einem Nachfolger erwarte. Bis auf einige Regeländerungen bietet Blood Bowl 2 bereits zu einem mehr als fairen Preis und tollem Umfang alles, was man sich von Teil 3 erwarten dürfte, jetzt umzusteigen macht absolut keinen Sinn, derzeit gibt es aus meiner Sicht kein Argument für Teil 3, was sich aber natürlich noch ändern kann.

Genre: Sport Rundenstrategie
Entwickler: Cyanide Studio/Nacon
System: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S
Erscheint: bereits erschienen
Preis: ab 29,99

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