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Review: Batman ’89

Während sich die lang erwarteten und bereits abgedrehten Comeback Auftritte von Michael Keaton als Batman langsam aber sicher einer, nach dem anderen in Luft auflösen, gibt es nun zumindest im Comic ein Wiedersehen.

Was wäre wenn…

… es nach Batman (1989) und Batman Returns (1992) den geplanten dritten Batman Film von Tim Burton doch noch gegeben hätte? Rund 30 Jahre nach Batmans Kampf gegen den Pinguin und Catwoman stellt der Comicband Batman ’89 nun diese Frage, ja er versucht sie auch zu beantworten. Mit an Bord ist der Mann der es wissen muss, Sam Hamm, der Drehbuchautor der beiden Filmklassiker, hat auch diesen Comic geschrieben.

Nicht für wenige Menschen ist „Batman“ (1989) einer ihrer Lieblingsfilme. So gab es hohe Erwartungen als diese Comic-Reihe, die passenderweise den Titel „Batman ’89“ trägt, im Jahr 2021 angekündigt wurde. Burtons Vision von Gotham City einzufangen wäre ein schwieriges Unterfangen, wenn es nicht sorgfältig visualisiert würde. Der Zeichner des Comics, Joe Quinones, hatte die Idee ursprünglich 2016 an DC Comics herangetragen, noch bevor Hamm involviert war. Als sie zusammenkamen um die Handlung des Comics zu besprechen, waren sich beide einig, dass Harvey Dent, dargestellt von Billy Dee Williams (Lando Calrissian in Star Wars), als Two-Face im Mittelpunkt stehen sollte. Für Fans war das genau das, was sie sich für die Umsetzung gewünscht haben, war dies doch die logische Fortsetzung von Burtons Vision.

Jahrelang wurde darüber diskutiert, dass es eine verpasste Gelegenheit war, Williams Rolle des kultigen Münzwurf-Bösewichts in einem Live-Action-Film zu sehen. Dieser Harvey Dent ist ständig hin- und hergerissen zwischen seinen Pflichten als Bezirksstaatsanwalt und dem Kampf um Veränderungen, die sein  persönlicher politischer Einsatz in Gotham City bringen würden. Es war eine gute Art und Weise zu zeigen, wie er sich zu den Gesetzen des Zufalls hingezogen fühlt. Immer wieder wurde auch angedeutet, dass die Marlon Wayans-Version von Robin zusammen mit Williams‘ Two-Face in der dritten Burton-Comicverfilmung auftauchen würde. Er nimmt den Namen von Batmans drittem Robin der Geschichte, Drake, an. Ursprünglich war Wayans für die Rolle in „Batman Returns“ vorgesehen, aber weil zu viele Figuren den Fokus von Batman ablenkten, wurde Wayans‘ Robin aus dem Film gestrichen. Lustigerweise erhält er noch heute einen Gehaltsscheck für die Rolle, da darin eine kleine Beteiligung an den Einnahmen enthalten war.

Dass die Figuren von Harvey und Drake beide aus Burnside – der „bösen Seite“ von Gotham – stammen, schien ein logischer Schritt zu sein. Die 90er Jahre waren ein Jahrzehnt der Diskussion über Bandengewalt, Armut in der Nachbarschaft und den Krieg gegen Drogen. Es schien angemessen, diese Konzepte unserer realen Weltgeschichte für die Rollen dieser beiden Figuren ins Spiel zu bringen. Das ist in der Tat der Hauptpunkt der Geschichte, da Harvey versucht, für seine Nachbarschaft zu kämpfen, dabei aber in Konflikt mit dem Selbstjustizler Batman und Commissioner Gordon gerät, der Bruce im Geheimen hilft, wenn er kann. Die Dynamik der drei, die sich gegenseitig zum Kämpfen zwingen, wie sie es in diesem Comic tun, ist perfekt ausgewogen.

Harvey geht sogar so weit, die Nationalgarde zu rufen, um durch die Stadt zu patrouillieren. Zu sehen, wie dieser zusätzliche Druck auf einen älteren, grauhaarigen Batman ausgeübt wird, hat mich förmlich mitgerissen. Es macht durchaus Sinn, dass er sich auf einen Partner verlassen möchte, der sich seinen Reihen als Verbrechensbekämpfer anschließt. Drake hat nur kleinere Einsätze als kostümierter Held absolviert um seine Nachbarschaft zu beschützen, aber er nutzt auch detektivische Arbeit, um herauszufinden, dass Bruce Batman ist. Eine gelungene Formel, um zu glauben, dass diese beiden als Team zusammenkommen könnten.

Ihren ersten Auftrag haben sie eigentlich außerhalb des Kostüms, als sie Harvey aus einem brennenden Gebäude retten. Auf diese Weise wird sein Gesicht vernarbt. Das ist zwar anders als sein Ursprung in anderen Verfilmungen, aber immer noch eng mit der Art und Weise verbunden, wie ein Schurke im Batman-Mythos zum Schurken wird. Jemand wird in die Lage versetzt, das „Richtige“ zu tun, was tragischerweise scheitert und ihn in den Wahnsinn treibt. Es gibt auch kleine Anspielungen auf Max Shrecks Geschäft und die Red Triangle Gang aus „Batman Returns“. Bruce benutzt die Bauchmuskelmaschine, an der er im ersten Film kopfüber hängt, nachdem er eine berauschte Vicki Vale verführt hat. Das sind nette, freundliche Erinnerungen an das, was vor diesem Comic kam. Wären sie in einem vollwertigen Film enthalten gewesen, da sind wir uns nicht so sicher, ob sie so gut funktioniert hätten. Catwoman und ihre Katzen kehren zurück, um uns wissen zu lassen, dass sie noch am Leben ist und ihre und Bruce/Batmans Romanze noch andauert. Das ist großartig, weil es unterstreicht, dass sie tatsächlich die elektrischen Explosionen in Pinguins unterirdischem Wasserversteck im zweiten Film überlebt hat.

Prince, der zusammen mit Danny Elfman den Soundtrack zum Originalfilm beigesteuert hat, taucht sowohl als halb Joker, halb Batman auf, als auch in seiner inzwischen exzentrisch berühmten Batman-Skating-Kleidung für ein Foto. Und das ist noch nicht alles, denn in der Halloween-Nacht tauchen Figuren aus fast allen Filmen von Tim Burton auf. Es gibt also jede Menge Cameo-Nostalgie auf jeder Seite, so viel, wie Quinones eben unterbringen kann.

Apropos Joe Quinones: Seine Zeichnungen leisten hervorragende Arbeit bei dem Versuch der neogotischen Architektur treu zu bleiben, die von den Schwarzweißfilmen „Metropolis“ und „Das Kabinett des Dr. Caligari“ inspiriert wurde. Beide Filme haben Bühnenbilder, die deutsche expressionistische Maltechniken verwenden, die ebenfalls in „Batman“ (1989) verwendet wurden. Man spürt, dass er die Ästhetik studiert hat und sie perfekt auf jedes Panel anwendet, in dem er sie verwenden kann. Als wir durch die Seiten blätterte, waren wir von Nostalgie erfüllt. Dieses Gotham City verströmte denselben Charakter, den wir aus dem Film kannten, so gut, dass man die Arbeit und Mühe, die in dieses Projekt gesteckt wurde, zu schätzen weiß.

Fazit:

Insgesamt habe ich meine Rückkehr nach Gotham 1989 sehr genossen. In der Geschichte gab es keine Zeit zum Ausruhen. Man ist während der gesamten Lektüre in die Erzählung vertieft. Ob es nun die unterschwelligen Botschaften über die Nöte der armen Viertel der 90er Jahre sind, die auch heute noch bestehen, oder die Verantwortung, die die Strafverfolgungsbehörden haben, um für unsere Sicherheit zu sorgen. Was Batman ’89 als sinnvolle Fortsetzung der Burton-Filme auszeichnet und nicht nur als frivoles Nostalgie-Futter, ist die facettenreiche Darstellung der Charaktere – insbesondere im Fall von Harvey Dent. Williams‘ Darstellung der Figur war im Originalfilm von 1989 nur auf eine Handvoll Szenen beschränkt, und Batman ’89 verschwendet keine Zeit damit, sich mit den Feinheiten des Hintergrunds und den Beweggründen der Figur zu befassen. Erst auf den späteren Seiten wird Harveys Kampf mit seiner Identität und seiner Hautfarbe – etwas, das diese besondere Inkarnation von Dent von allen anderen unterscheidet – zu seiner unvermeidlichen Verwandlung in den Schurken Two-Face beitragen kann. Großes Kino für alle Fans der beiden Einsätze von Michael Keaton als dunkler Ritter.

Infos:

Autor: Sam Hamm
Zeichner: Joe Quinones
Verlag: Panini Comics, Original: DC Comics
Seiten: 148
Preis: ca. 20 Euro

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