Tower Defense und Bogenschießen in VR? Dazu noch ein Wikinger-Setting, nordische Götter und natürlich Ragnarök? Ja, Rusty Pipes Games haben sich bei der Ideenfindung für Ashen Arrows auf recht vertraute Bahnen begeben. Aber gelingt es ihnen dennoch, aus der Masse herauszustechen? Wir haben unseren Bogen gespannt, unser Dorf verteidigt und die Wikinger-Saga getestet.
Wo ein Rabe ist, ist Odin nicht weit
Es hätte so einfach sein können: Unser Wikinger ist eigentlich nur auf der Jagd, als alles den Bach runtergeht. Einem Raben nachfolgend begegnen wir allerhand Gegnern mit roten Augen und seltsamen Tatoos, denen wir uns (mit etwas Übung) gerade noch mit unserem Bogen von (relativ) sicheren Plattformen aus erwehren können. Doch das sind allesamt nur Vorboten eines viel größeren Übels, dem wir zunächst noch nicht gewachsen sind. Aber vielleicht beim nächsten Mal? Richtig: Ashen Arrows setzt neben den schon genannten Faktoren auf ein Rogue-Like-Prinzip, bei dem innerhalb einer Partie durch das Besiegen von Gegenerwellen nach und nach neue Skills freigeschaltet werden. So fliegt euer Pfeil plötzlich schneller (und geradliniger), auf den Mauern erscheinen befreundete Bogenschützen oder die Götter selbst greifen ein (wenn es ihnen gerade ins Konzept passt). Doch egal, wie viele Skills ihr freischaltet, eines bleibt euch nicht erspart: Gekonnt mit Pfeil und Bogen umzugehen und die Gegner auszuschalten, bevor sie in eure Basis gelangen. Zum Glück ist das im Gameplay gut abgebildet und die Physik nachvollziehbar – im Normalfall weiß man, warum der Schuss schiefgegangen ist …
Low-Poly-Wikingerland
Auffallend – und wohl Geschmackssache – ist der Grafikstil des Spiels: Die Optik setzt auf eine Low-Poly-Stil, der im ersten Augenblick etwas billig wirkt, aber im Laufe des Spiels doch auch seinen Charme auspackt und es uns leicht macht, Gegner zu entdecken. Deutlich über jeden Zweifel erhaben ist hingegen das (englische) Voice-Acting: Odins Stimme führt nicht nur die Story weiter, sondern kommentiert auch unsere Schüsse bewundernd oder kritisch. Gerade hier fällt aber auch auf, dass Ashen Arrows nicht ganz sicher ist, welchen Tonfall es treffen soll: Die Story hat das Potential für eine epische Saga, dazwischen treffen wir aber auf eine sprechende, etwas nervige Skill-Kiste (die man mit einem Pfeil stumm schalten kann) und anachronistische Kommentare, die die Ernsthaftigkeit der Story eher untergraben.
Singt meine Saga!
Apropos Story. Ashen Arrows bietet drei Modi: In Saga wird die eigentliche Storyline erzählt, während ihr euch durch die winterliche Landschaft bewegt (wahlweise mit freier Bewegung oder Teleport, was das Spiel auch für Spieler:innen mit Motion Sickness erträglich macht) und Gegner abschießt, ständig begleitet von einem Raben/Odin, der euch so manchen Kommentar über eure Leistung hinterlässt. Es ist dieser Modus, der uns am meisten Spaß gemacht hat, weil er kompakt geschrieben ist und mit der weiterlaufenden Story für Motivation sorgt. Leider sind die einzelnen Kapiteln der Saga allerdings nur freizuschalten, indem ihr den Bastion-Modus spielt, in dem ihr Forts gegen Wellen von Gegnern verteidigt – der eigentliche Haupt-Modus, der aufgrund des Zufallsgenerators (Welche Gegner? Welche Skills? Wo bin ich diesmal unterwegs?) durchaus Spaß macht – sofern man immer wieder mal eine einzelne Runde spielt und keine Langzeitmotivation erwartet, denn dafür gibt es dann doch zu wenig Abwechslung. Bleibt zu guter Letzt noch der Co-Op-Modus, in dem man zu dritt auf Monsterhatz gehen kann. Hier helfen auch Customization-Features, damit man die einzelnen Helden unterscheiden kann.
Fazit:
Wertung: - 7
7
In Maßen spaßig
Ashen Arrows mag nicht das erste (und sicher nicht das letzte) Tower-Defense-Spiel mit Pfeil-und-Bogen-Gameplay in VR sein – aber es macht trotzdem Spaß. Immer wieder haben wir uns ertappt, die Quest für eine neue schnelle Runde aufzusetzen. Dann war es allerdings auch wieder genug, denn auf Dauer fehlt es ein wenig an der Abwechslung: Ja, unterschiedliche Skills und Maps sorgen dafür, dass ihr eure Herangehensweise ändern müsst – aber das ist auch nicht genug, um stundenlang in die Wikinger-Welt einzutauchen. Das Potenzial dafür hätte vielleicht noch der Saga-Modus gehabt, der aber einerseits Bastion-Ausflüge benötigt, um das nächste Kapitel freizuschalten, und andererseits dann auch viel zu kurz ist. So bleibt ein kurzweiliges, auf Dauer aber nicht genug motivierendes Rogue-Like-Tower-Defense-Spiel in VR, das Lust auf Mehr macht, hier aber (noch?) nicht genug Inhalt hat, um diese Lust auch tatsächlich auf Dauer zu stillen. Für eine schnelle Partie zwischendurch macht es allerdings immer wieder Spaß.
Entwickler: Rusty Pipes Games
Erscheint: erhältlich
System: Quest 3, PC (Steam)
Preis: ca. 20 €