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Review: Alien Covenant

Ridley Scott und große Teile des Publikums waren bei Prometheus (2012) nicht ganz auf einer Wellenlänge. Fans des Alien-Franchise freuten sich auf die Vorgeschichte der furchteinflößenden und einst vom Schweizer Künstler HR Giger designten Xenomorphs, doch der Starregisseur wollte vielmehr die Ursprünge der Menschheit erforschen. Alien Covenant will beide Schienen bedienen: Den blutigen Horror in dunklen, engen Gängen und philosophische Monologe zur Entstehung und Weiterentwicklung von Leben. Der Spagat gelingt eher mittelmäßig.

Regel Nummer 1
Eine der wichtigsten Regeln, nach denen Horrorfilme funktionieren ist, dass Sex meist unweigerlich zum Tod führt. Die 15-köpfige Besatzung des Kolonisationsschiffes Covenant (alles Pärchen) ist also die letzte Crew, die sich in die Nähe eines Planeten begeben sollte, auf dem es von Gefahren nur so wimmelt. Nach einem Zwischenfall und der mittlerweile für Alien-Filme legendären Missachtung von Vorschriften wird der Kurs geändert und statt 2000 im Kryoschlaf schlummernde Kolonisten zum vorgesehenen Ziel zu bringen, landen die Raumfahrer auf einem scheinbar verlassenen Planeten. Was zunächst ein geeigneter Ort für eine menschliche Kolonie zu sein scheint, entpuppt sich schnell als Todesfalle. Die Mannschaft rund um Ripley-Verschnitt Daniels (Katherine Waterston) muss ums Überleben kämpfen und trifft auch auf den Androiden David (Michael Fassbender), den letzten Überlebenden der zehn Jahre zuvor verschollenen Prometheus-Mission.

Blut, Eingeweide und Philosophie
Ridley Scott findet mit Alien Covenant zu alter Horror-Stärke zurück. Dunkle, klaustrophobische Korridore, klirrende Ketten, Monster und literweise Blut beherrschen den ersten und dritten Akt. Die Verluste der Crewmitglieder wiegen diesmal sogar ein wenig stärker als sonst, da immer ein Ehepartner zur Hand ist, der um das unglückliche Opfer trauern kann. Besonders dreidimensional wird dabei trotzdem kaum jemand, mit Ausnahme von Daniels und Tennessee (Danny McBride). Letzterer trägt allerdings einen Cowboyhut, was alleine für einen gewissen „Space-Trucker“-Vibe sorgt. Im zweiten Akt ist die Prometheus-Fortsetzung versteckt. David trifft auf sein Nachfolgermodell Walter (ebenfalls Fassbender), der in einigen Aspekten deutlich verbessert wurde, allerdings weniger menschlich agiert. Selbst in verringerter Dosis wirken viele Monologe prätentiös und wecken den Wunsch, dass ein Alien dem Treiben bald ein Ende bereitet.

Fragen und Antworten
Im Gegensatz zu Prometheus beantwortet Alien Covenant tatsächlich die Frage, wo die Ursprünge der unheimlichen Wesen aus einer fremden Welt liegen. Die Enthüllung passt zwar in den Kontext des Films und in etwas geringerem Maß auch in den gesamten Alien-Mythos, raubt den perfekten Killern aber ihre mysteriöse Aura. Gleichzeitig wirft Scott neue Fragen auf, denn am Ende sind die Schachfiguren noch nicht einmal annähernd an der richtigen Position, um die Ereignisse des ersten Alien-Films zu erklären.

Review Overview

Wertung - 7

7

Alien Covenant folgt in weiten Teilen der Blaupause des Originals von 1979 und schiebt in der Mitte eine Fortsetzung von Prometheus ein. Scott lässt sowohl seine Stärken (Alien-Horror) als auch seine Schwächen (pseudo-philosophische Monologe) spielen, was zu einem gemischten Gesamtbild führt. Die bewährten Alien-Themen funktionieren so gut wie eh und je, die Actionsequenzen sind temporeich inszeniert und die Xenomorphs machen ihrem Ruf als Killermaschinen alle Ehre. Trotz wundervoller Bilder und Aliens, die dank CGI agiler denn je sind, konnte ein kostümierter Mann mit minimaler Screentime in den dunklen Gängen der Nostromo für mehr Schreckmomente sorgen.

Alien Covenant (2017)
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: John Logan, Dante Harper
Mit: Michael Fassbender, Katherine Waterston, Billy Crudup, Danny McBride
Länge: 122 Minuten
Kinostart: 18.5.2017

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