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Review: Age of Empires 4

Age of Empires ist neben Command & Conquer und Starcraft & Warcraft wohl die bedeutendste Echtzeitstrategie-Serie, und das obwohl, der letzte neue Teil 2005 bereits erschienen ist. Der immer noch sehr viel gespielte zweite Teil hat bereits sage und schreibe 22 Jahre auf dem Buckel, wurde aber als Definitive Edition weiter entwickelt. Micorsoft hat schon vor Jahren das Interesse an dem Genre verloren und die Auflösung des ursprünglichen Entwicklers, die Ensemble Studios, noch vor Fertigstellung von Halo Wars, beschlossen. So wurde Halo Wars 2 Jahre später auch von der SEGA Tochter Creative Assembly (Total War) entwickelt, auch für die Wiedergeburt von Age of Empires holt man sich die Hilfe bei einem Sega Studio. Das vierte Age of Empires wird von Relic Entertainment (Warhammer 40,000: Dawn of War) entwickelt und vom neu gegründeten Studio World’s Edge unterstützt. Und so hat sich Age of Empires 4 selbst eine unglaublich schwierige Aufgabe gestellt, nachdem die Fortsetzung des legendären Age of Empires II die Spieler nicht zu fesseln vermochte, sodass der Vorgänger in Sachen Popularität immer noch weit vor Teil 3 liegt. Ein Unterfangen, das wegen der extrem hohen Erwartungen zum garantierten Scheitern verurteilt ist?

Dieser Gefahr war man sich natürlich auch bei Microsoft und Relic bewusst und hat deshalb eine auf ganzer Linie kluge Entscheidung getroffen. Anstatt einen weiteren Nachfolger zu entwickeln und mit Age of Empires 4 ein späteres Zeitalter zu erforschen, hat man sich kurzerhand dazu entschlossen, einfach einen zeitgemäßen und direkten Nachfolger zu Age of Empires 2 zu entwickeln. Ein Strategiespiel, das alles beibehält, was am bliebtesten Teil immer noch Bestand hat, während es die Kanten glättet, moderne Gameplay-Mechaniken hinzufügt und die veraltete, aber charmante visuelle Präsentation auffrischt.

Während Age of Empires 2 seit über 20 Jahren gereift und erweitert wurde, so ist Age of Empires 4, zumindest jetzt zum Start noch recht überschaubar. Um in dem Echtzeitstrategiespiel den Sieg zu erringen, müsst ihr ein bestimmtes Bauwerk errichten, bestimmte Teile der Karte kontrollieren oder das Reich Eures Gegners zerstören. Während die Siegbedingungen fast immer in diese drei Richtungen fallen, ist es die abwechslungsreiche Reise zu diesen Ergebnissen, die das Spiel so befriedigend macht.

In der Anfangsphase des Spiels geht es fast friedlich zu, wenn man einen stetigen Strom von Dorfbewohnern hat, die sich um das schnell wachsende Ackerland kümmern, wenn man das Klirren der Spitzhacken hört, während sie die günstig gelegene Goldader in der Nähe des Stadtplatzes abbauen. Und dann wird dieser Frieden ebenso plötzlich durch das Kampfgeschrei der Feinde unterbrochen, die die geschwächten südlichen Mauern eurer Burg durchbrechen und all eure harte Arbeit in eine Reihe von Freudenfeuern verwandeln. Wenn man so sehr damit beschäftigt ist, eine extrem effiziente Wirtschaft für den bevorstehenden Aufstieg ins nächste Zeitalter zu errichten, dass man vergisst, dass selbst der einfachste Speerträger die kurzen Leben unserer Dorfbewohner ziemlich leicht beenden kann, egal wie viel Zeit man mit dem Bau der imposanten Universität verbracht hat. Es sind diese Momente, in denen Age of Empires 4 uns eine harte Lektionen erteilt, wo man zuerst feststellt, dass es sich um ein Age of Empires 2-Remake handelt. Schon im ersten, dunklen Zeitalter habt ihr nun deutlich mehr Möglichkeiten euer eigenes Spiel zu gestalten und an euch und eure Feinde anzupassen. Es gab kein einziges Spiel, auch nicht gewonnene Partien, in dem es nichts für die nächsten Partien zu lernen gegeben hätte.

Die Kampagne, in der die Spieler Momente der Geschichte durchspielen, ist eine großartige Möglichkeit, die Grundlagen zu erlernen. Ihr werdet mit kleinen Szenarien konfrontiert und erhaltet ziemlich klare Anweisungen. Die meisten Missionen dauern rund 30 Minuten und bieten kurzweilige Unterhaltung. Relic kennt scheinbar sein Publikum ganz gut, ein Zeichen dafür ist, dass jede abgeschlossene Mission zusätzliche historisches Material freischaltet. Da gibt es zum Beispiel 4K-Minidokumentationen, die alle hervorragend produziert sind, wie zum Beispiel über eine Gruppe von Menschen, die mit antiken Techniken eine Burg in der heutigen Zeit bauen oder über den Ort der Schlacht von Hastings.

Aber natürlich ist das Herz des Spiels der Multiplayer mit und gegen andere Spieler beziehungsweise die ordentliche KI des Spiels. Schnell merkt man, dass die Entwickler einiges entschlackt und über Board geworfen haben um das Gameplay vielfältiger und taktischer zu gestalten. Aufbau und Instandhaltung von Bauernhöfen ist nun einfacher, obwohl die Dorfbewohner – anders als in Age of Empires 3 – ihre Ressourcen wieder an einem bestimmten Gebäude abliefern müssen.

Dank eines neuen Einfluss-Systems, können Gebäude nun nicht mehr an zufälligen Orten platziert werden, möchte man ihr volles Potenzial entfalten. So kann eine Mühle die von Bauernhöfen umgeben ist, eine höhere Produktion erzielen als eine endlose Reihe von Bauernhöfen. Dies fügt eine Ebene der Stadtplanung hinzu, die eine interessante Ergänzung darstellt, insbesondere wenn man die Kämpfe im späten Spiel berücksichtigt, bei denen die eigene Armee von einer Seite der Stadt zur anderen rennen muss.

Die Benutzeroberfläche ist sehr übersichtlich und gut skalierbar. Wir mussten uns nie anstrengen, um herauszufinden, was genau passiert oder um die aktuellen Infos einer Einheit oder eines Gebäudes zu erfahren. Gelegentlich gibt es noch ein paar kleine Probleme bei der Auswahl einzelner Einheiten, vor allem im späteren Spiel, wenn die Bevölkerung in die Hunderte gehen kann. Die neuen Animationen für Gebäude sind großartig, Dorfbewohnern, die Gerüste aufstellen und ihre epischen Bauwerke Stück für Stück errichten, anstatt einfach nur auf die Erde zu klopfen, bis der Palast von Versailles aus ihr herausschießt.

Age of Empires 4 ist ein wirklich gutes Strategiespiel, das im Schatten seines berühmten Vorgängers auf Nummer sicher geht, aber einfach an allen Ecken und Enden Verbesserungen und Modernisierungen mit sich bringt. Gerade die Anfangsphase des Spiels hat sich noch nie so flüssig angefühlt, die Änderungen an der Benutzeroberfläche und den Animationen sind gelungen. Die Anzahl der Modi und Siegbedingungen sind zwar aktuell überschaubar, die möglichen Wege diese zu erreichen oder kläglich zu scheitern aber äußerst umfangreich. Grafisch ist das Spiel nicht aufregend, die verbesserte „Dawn of War 3“-Engine erfüllt, ihr zwecks und sorgt dafür, dass Age 4 nicht nur hübsch anzusehen ist, sondern auch auf etwas älteren Rechner ohne Probleme flüssig läuft. Herausragend ist dafür das Sounddesign, gerade in den Schlachten aber auch in Friedenszeiten ziehen euch die Stimmen und Soundeffekte regelrecht in das Geschehen. Es bleibt zu hoffen, dass Age of Empires 4 ein langes Leben beschieden ist und wir genauso Erweiterungen und Verbesserungen zu spielen bekommen wie beim großen Klassiker zuvor.

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Ich hab  in den letzten Jahren sicher in keinem anderen Spiel so viel Zeit verbracht wie in Age of Empires 2 (HD/Definitive Edition). Über zwanzig Jahre später lastet auf Age of Empires 4 die enorme Last, nicht nur die Age of Empires-Serie zurück ins Leben zu bringen, im Grunde geht es darum, dass gesamte Echtzeitstrategiegenre wiederzubeleben. Und so geht man bei den Entwicklern oftmals auf Nummer sicher und serviert an einigen Stellen fast schon ein Remake des Klassikers. Aber vor allem das nun deutlich variantenreichere Gameplay, die ausgedehnten Kampagnen und ausgefallenen Fraktionen wie die Mongolen und die Rus sind absolute Highlights. So kann ich auch über fehlende Modi sowie eine relativ unscheinbare Grafik für ein Spiel im Jahr 2021 hinwegsehen. Zum Einen haben die Entwickler versprochen hier in den nächsten Monaten ordentlich nachzuliefern, zum Anderen ist das Gameplay schon jetzt ausgefeilt und bringt nicht nur eingefleischten Genre-Fans jede Menge Spielspaß!

Genre: Echtzeit-Strategiespiel
Entwickler: Relic Entertainment, World’s Edge
System: PC
Erscheint: 28. Oktober 2021
Preis: ca.  60 Euro/Game Pass

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